Heute und morgen nach Wuppertal! Gegen Naziterror!

Heute und morgen nach Wuppertal! Gegen Naziterror!

Nachdem das Autonome Zentrum Wuppertal schon am letzten Wochenende berichtete, dass der Mordversuch an einem 53-jährigen Antifaschisten vor dem AZ in der Nacht vom 10. auf den 11.April offensichtlich von einem Rechtsradikalen begangen wurde, wurde diese Meldung inzwischen auch in mehreren Presseartikeln bestätigt. Der Täter sitzt in U-Haft, unser Freund befindet sich nach etlichen Messerstichen in den Rücken noch immer auf der Intensivstation. Wir wollen heute bei der Vorabenddemo und morgen beim Autonomen 1.Mai in Wuppertal erstmals seit dem Mordversuch solidarisch auf die Straße gehen. Kommt am 30.4. um 20:00 Uhr  und am 1.5. ab 14:00 Uhr nach Wuppertal!

 

Vorabenddemo Wuppertal (mit Live-Auftritt Happy Horsemen): ab 20:00 Uhr Deweerth'scher Garten, Wuppertal-Elberfeld

Autonomer 1.Mai in Wuppertal: ab 14:00 Uhr am AZ Wuppertal (Gathe), anschließend Schusterplatzfest auf dem Ölberg

 

Letzte Presseartikel zum Mordversuch und zum Tatverdächtigen: Vice Germany, Westdeutsche Zeitung (WZ), WDR

 

Trotz der inzwischen vereinzelt eintrudelnden Berichterstattung der lokalen Presse wird der Nazi-Hintergund des Mordversuchs in Wuppertal nach wie vor in der Öffentlichkeit nicht richtig realisiert. Das wollen wir heute abend und morgen ändern! Helft uns dabei! Nachfolgend veröffentlichen wir einen Text, der bereits Anfang der Woche zur Teilnahme an beiden Demosntrationen aufforderte. ¡No Pasaran!

 

30.April und 1.Mai 2015 – Statt eines Aufrufs

Zur Vorabenddemo 2015 und zum Autonomen 1.Mai in Wuppertal.

 

Savaş dostum! Başaracağiz!


Drei Männer, wahrscheinlich rechte Hogesa-Sympathisanten oder -Aktive kamen vor zwei Wochen am späten Abend zum Autonomen Zentrum in Wuppertal. Sie provo­zierten AZ-Besucher*innen mit «Hogesa»-Sprüchen. Was dann geschah, entzieht sich bis heute unserer genauen Kenntnis. Am Ende jeden­falls lag ein antifasch­si­ti­scher Freund und Gefährte – durch vielfache Messerstiche in den Rücken verletzt – verblutend vor dem AZ. Anzahl und Art der Messerstiche lassen keine andere Möglichkeit zu, als eine Tötungsabsicht zu unterstellen.

 

Die sofort einge­leitete Erste Hilfe durch AZ-Besucher*innen und auch die (aufgrund des eher zwielich­tigen Verhaltens der eintref­fenden Polizist*innen) erst verspätet statt­fin­denden Rettungsmaßnahmen durch Notarzt und Sanitäter kamen gerade noch recht­zeitig, um das Leben unserers Freundes zu retten. Seither befindet er sich auf einer gesund­heit­lichen Berg- und Talfahrt im Krankenhaus. Die meiste Zeit bis heute in ein künst­liches Koma versetzt.

 

Das eigent­liche Ereignis – ein rechts­ra­di­kaler Mordversuch an einem unserer Freunde und Gefährten – geriet vor dem Hintergrund einer furcht­baren, teilweise bewusst falschen Pressemeldung der Wuppertaler Polizei und einer schlimmen Berichterstattung in der lokalen Presse darüber fast aus dem Fokus. Anstatt den offen­kun­digen Mordversuch durch «Hogesa»-Anhänger zu thema­ti­sieren, beschäf­tigte sich die Öffent­lichkeit lieber mit den «bösen Autonomen», die eintref­fende Helfer angegriffen hätten. Bis heute wird der Öffent­lichkeit vorent­halten, dass gewalt­be­reite Rechte einen Antifaschisten ermorden wollten. Stattdessen wird das Märchen von «Auseinandersetzungen zwischen Linken und Rechten» wieder­gekäut, das fast immer rechte Angriffe auf migran­tische und antifa­schis­tische Menschen kaschieren soll.

 

Soweit dürfte euch das durch die Pressemitteilungen des AZ (nachzu­lesen hier und hier), bzw. durch eine folgende Stellungnahme (nachzu­lesen hier) die inzwi­schen veröf­fent­licht wurden, bereits bekannt sein. Wir hielten es dennoch für nötig, es nochmals zusam­men­zu­fassen, um zu erklären, warum wir nach reiflicher Überlegung in diesem Jahr keinen der sonst üblichen Aufrufe zu unseren Aktivitäten rund um den 1.Mai in Wuppertal veröf­fent­lichen, sondern euch ganz einfach auffordern möchten, am 30.4. zur Vorabenddemo und am 1.5. zum Autonomen 1.Mai solida­risch nach Wuppertal und mit uns auf die Straße zu kommen. 

 

Jetzt erst Recht: Auf die Straße!

 

Alle zuvor bespro­chenen möglichen Inhalte eines Aufrufes, die wir euch und anderen in diesem Jahr näher bringen wollten – etwa eine Erklärung unserer Einschätzung zu einer Notwendigkeit der Entwicklung neuer Autonomer Perspektiven, lokal herun­ter­ge­bro­chene Aspekte trans­na­tio­naler Solidarität oder eine größere Alltagszugewandtheit in unseren Kiezen – verblassen angesichts des zur Stunde andau­ernden Überle­bens­kampfes unseres Freundes und der sich stellenden Aufgabe, antifa­schis­tische Strukturen gemeinsam mit unseren Nachbar*innen zu erneuern.

 

Das bedeutet selbst­ver­ständlich nicht, dass wir nicht weiter an den zuvor skizzierten Aufgaben arbeiten werden. Im Gegenteil, für uns geht es gerade jetzt darum, alles mit allem zu einer Widerstandsperspektive zu verknüpfen. Mit euch, mit Freund*innen, mit unseren Nachbar*innen. Es gibt täglich genug Gründe, zu kämpfen – um wirksamen antifa­schis­ti­schen Selbstschutz, gegen die mörde­rische EU-Flüchtlingspolitik, gegen das «besorgte Bürger*innen» auf den Straßen eskor­tie­rende Nazipack, oder gegen die Kaperung unserer Städte und unseres Lebens durch Konzerne und Investoren und die Verdrängung unserer Strukturen aus den Kiezen.

 

Diese Kämpfe werden wir annehmen und inten­si­vieren – es bleibt uns gar nichts anderes übrig. Mörderische Nazis und ein ebenso mörde­ri­scher Staat lassen uns keine Wahl. Wir wollen zum 1.Mai in Wuppertal zweimal laut und zornig auf den Straßen zeigen, dass wir da sind und dass wir da sein werden – für unseren Freund, für euch, für uns. Jenseits üblicher «Weiter so!»-Routinen bedeuten die beiden tradi­tio­nellen Demo-Termine rund um den 1.Mai für uns einen Akt der Selbstbehauptung und -ermäch­tigung, gegen Trauer und Verunsicherung und für antifa­schis­tische Solidarität und Entschlossenheit. 

 

Helft uns dabei! Kommt 30.4. und am 1.5. nach Wuppertal!

 

Protest ist, wenn ich sage, das und das passt mir nicht. Widerstand ist, wenn ich dafür sorge, dass das, was mir nicht paßt, nicht länger geschieht.

  

Yaşamak bir ağaç gibi tek ve hür
ve bir orman gibi kardeşçesine,
bu hasret bizim

 

Leben wie ein Baum, einzeln und frei

doch brüderlich wie ein Wald,
das ist unsere Sehnsucht.

 

(Nazım Hikmet)

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Ein weiterer Solidaritäts-Aufruf für Wuppertal:

 

https://linksunten.indymedia.org/en/node/141674