»Völkermorde anerkennen«

Erstveröffentlicht: 
26.02.2015

Am 26. Februar 1885 endete in Berlin die sogenannte Westafrika-Konferenz mit der Aufteilung Afrikas in Kolonien. Deshalb finden in der Stadt am Samstag der Gedenkmarsch für die afrikanischen Opfer von Versklavung, Kolonialismus und rassistischer Gewalt und eine »Afrika-Konferenz« an der Volksbühne statt. Moctar Kamara ist Mitorganisator und Vorsitzender des Zentralrats der Afrikanischen Gemeinde.

Small Talk von Markus Ströhlein

 

Welche Folgen der Westafrika-Konferenz kann man heutzutage noch beobachten?


Die schlimmste Konsequenz ist der Rassismus gegen schwarze Menschen. In der Kolonialzeit wurden rassistische Ideologien entwickelt, um Schwarze als »Untermenschen« darzustellen. Diese rassischen Klischees sind geblieben. Zudem gibt es in Afrika sehr viele Kriege, deren Ursachen in der damaligen willkürlichen Aufteilung des Kontinents liegen.

 

Ihr Gedenkmarsch soll nicht nur an die Konferenz erinnern. Was sind weitere Anliegen?


Viele Leute wissen nicht, dass Deutschland eine Kolonialmacht war und in Namibia Genozide begangen hat. Wir wollen die Öffentlichkeit deshalb für das Thema sensibilisieren. Und wir erwarten, dass Deutschland diese Völkermorde anerkennt. Wir wollen, dass ein Denkmal für die afrikanischen Widerstandskämpfer und Opfer des Kolonialismus errichtet wird. Wir fordern die Rückgabe aller geraubten Kulturgüter und menschlicher Gebeine. Und sehr wichtig: Wir verlangen, dass die Schulbücher geändert werden. Zum Kolonialismus gibt es immer nur wenige Seiten, zur deutschen Kolonialgeschichte eine Seite – wenn überhaupt.

 

Wie verhält sich die Politik zu diesen Forderungen?

Alle Bundesregierungen haben bisher unsere Anliegen ignoriert. Es gibt aber Bundestagsfraktionen, wie die der Linkspartei und der Grünen, die unsere Forderungen unterstützen. Wir fordern von der Bundesregierung übrigens auch die Einsetzung einer Forschungsgruppe zum Thema »Schwarze Menschen im Nationalsozialismus«, das bislang kaum untersucht wurde.

 

Ihre Konferenz trägt den Untertitel »Einübung ins Verbrechen«. Haben die Deutschen in Afrika vorexerziert, was sie später im Nationalsozialismus perfektioniert haben?


Die ersten Konzentrationslager wurden in Namibia eingerichtet. Und die sogenannte Rassenforschung, die zeigen sollte, dass die Weißen überlegen sind, begann in der Kolonialzeit. Nach der Machtübernahme konnten die Nazis auf diese Grundlagen zurückgreifen und sie noch effizienter machen.

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nur noch bis 26.03.2015
Reparationen für Herero und Nama: online-Petition jetzt unterzeichnen!

http://petitions.moveon.org/sign/sign-and-support-the.fb52?source=s.icn....

 


Berlin hat 32 Millionen Euro für ein „Berliner Schloss – Humboldt-Forum“ !!!

 

Stiftung Preußischer Kulturbesitz ?

Der Titel des Nutzungskonzepts ist „Das Humboldt-Forum: Soviel Welt mit sich verbinden als möglich“.

 

Der größte Teil der über 500.000 wertvollen Exponate aus aller Welt kam im Zusammenhang mit kolonialen Eroberungen nach Berlin.

 

Mehr Infos: http://www.no-humboldt21.de