Duisburg: PEGIDA und die Nazis

Duisburg: PEGIDA und die Nazis
Erstveröffentlicht: 
03.02.2015

In Duisburg fand am Montag zum dritten Mal eine Demonstration von PEGIDA NRW statt. Nur noch 200 Menschen folgten dem Aufruf. Wie bei den vorherigen Versammlungen befanden sich auch wieder viele Neonazis unter den “Islamisierungsgegnern”. Nachdem Sebastian Nobile bei PEGIDA ausgestiegen ist, leitete am Abend Marco Carta die Versammlung. Und dabei hatte er einige Probleme.

 

Waren die neonazistischen Teilnehmer der PEGIDA-Demonstrationen in den letzten Wochen relativ zurückhaltend, ließen sie heute, auch für den letzten, ihre Maske fallen. Sie riefen Parolen wie “Ali, Mehmet, Mustafa – Geht zurück nach Ankara” oder “Ein Hammer, ein Stein, ins Arbeitslager rein!”. Während der Demonstration konnten die PEGIDA-Organisatoren diese neonazistischen Versuche, die Veranstaltung zu übernehmen, noch durch das gemeinsame Singen der Nationalhymne befrieden.

Die Nationalsozialisten sahen sich offensichtlich genötigt, so zu provozieren, da ein Redner bei der letzten PEGIDA-Demonstration sich gegen Antisemitismus und Israelfeindschaft aussprach. Für die Nazis war damit in der letzten Woche der Bogen überspannt, sodass heute zum Angriff geblasen wurde. Reden der Veranstalter wurden gestört, und während des Aufzuges verhielten sich die Nazis auch ihren Mitdemonstranten gegenüber aggressiv.

Den Organisatoren von PEGIDA kann man die Distanzierung von den Nazis allerdings auch nicht abnehmen. Marco Carta bezeichnete Siegfried “SS-Siggi” Borchardt als einen “netten Kerl”, mit dem man sprechen könne. Ein anderer Redner schwadronierte über den deutschen “Schuldkult”. Die anwesenden Neonazis wurden als Provokateure von der Antifa identifiziert.

Sollte die nächste Demonstration nicht ohne Störungen verlaufen, wird PEGIDA nicht mehr in Duisburg demonstrieren, kündigte einer der Sprecher an. Es ist also gar nicht so unwahrscheinlich, dass Duisburg am kommenden Montag die letzte Demonstration der selbsternannten Bürgerbewegung ertragen muss.

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Bericht zu den Vorfällen zwischen Rechten und Nazi-Rechten von einer rechtsaußen Seite

 

Rechtsradikale stören Pegida-Kundgebung

 

Duisburg: Dortmunder Rechtsradikale störten am Montagabend die dritte Kundgebung von Pegida-NRW, forderten „Solidarität mit Palästina” und beschimpften den abwesenden Sebastian Nobile als „Judenfreund”. Der Aufforderung des Veranstalters, die Rechtsradikalen von der Pegida-Veranstaltung zu verweisen, kam die Polizei nicht nach.

 

Wie blu-News berichtete, versuchten in der vergangenen Woche fünf Hooligans eine israelische Flagge abzufackeln, die zusammen mit verschiedenen Flaggen anderer Nationen auf der wöchentlichen Kundgebung von Pegida-NRW in Duisburg zu sehen war. Nachdem sich die Hooligans später auf dem kurzen Rundgang unter die friedlichen Pegida-Anhänger gemischt hatten, skandierten sie mehrfach „Antifa, Hurensöhne”. Sebastian Nobile, Pressesprecher von Pegida-NRW, wurde von ihnen angepöbelt und beschimpft, nachdem er sie aufgefordert hatte, diese Sprechchöre zu unterlassen. Diese Vorgänge hatten ein Nachspiel; am Freitag teilte der bekennende Christ Nobile mit, dass er Pegida-NRW „aus persönlichen Gründen” verlassen und an der Duisburger Kundgebung nicht mehr teilnehmen werde.

 

Orga-Team diskutierte über israelische Flagge

Auf Nachfrage von blu-News bestätigte Sebastian Nobile am Montag, dass es im Orga-Team von Pegida-NRW Auseinandersetzungen um die israelische Flagge gegeben hat: „Diese doch nicht unerheblichen Einmischungen von Rechtsextremisten und Hooligans sind nicht mein Fall. Ein bisschen kapituliere ich vor diesen Dummheiten: Ich kann nicht fassen, dass große Teile der Menschen in diesem Land diesen Weltverschwörungsunsinn über Juden glauben, so wie damals unter Hitler. Es gab noch eine Diskussion wegen der israelischen Flagge. Man hat gegen mich gestimmt und sie wird heute in Duisburg nicht mehr aufgehängt.” Marco Carta, Chef von Pegida-NRW bestätigte, dass es eine solche Abstimmung gegeben habe. Er selbst sei pro-israelisch, aber es habe Beschwerden von Kundgebungsteilnehmern gegeben, Pegida sei eine europäische Gruppierung, aber Israel kein europäisches Land. Deswegen habe die Mehrheit des Orga-Teams dafür gestimmt, die israelische Flagge nicht mehr zu zeigen. Dass Sebastian Nobile jetzt nicht mehr dabei sei, bedaure er sehr.

Aber obwohl weder die israelische Flagge noch Sebastian Nobile zu sehen waren, gab es auch an diesem Montag auf dem Duisburger Portsmouthplatz wieder Ärger mit Hooligans und Rechtsradikalen: Während das Essener AfD-Mitglied Stefan Keuter, der regelmäßig als Privatperson an Pegida-Veranstaltungen teilnimmt, vor rund 250 Kundgebungsteilnehmern seine Rede hielt, begannen Dortmunder Rechtsradikale „Ausländer raus, Deutschland den Deutschen” zu brüllen. Keuter hatte dafür kein Verständnis: „Hier haben sich wohl einige in der Veranstaltung geirrt.” Er und Carta forderten die Rechtsradikalen auf, die Pegida-Kundgebung wieder zu verlassen. Die aber blieben, einzelne von ihnen riefen „Solidarität mit Palästina” und „Judenfreund Sebastian Nobile.” Pegida-Anhänger beschwerten sich darüber, dass die unerwünschten Gäste Propagandamaterial verteilen würden, darunter eine Zeitung der rechtsextremen Partei „Die Rechte” sowie Flugblätter des „Muslim-Marktes”.

 

Polizei: Parolen der Rechtsradikalen von Meinungsfreiheit gedeckt

Zum nächsten Eklat kam es, als die Pegida-Anhänger zu ihrem kurzen Spaziergang durch die Duisburger Innenstadt aufbrachen. Plötzlich brüllten die Rechtsradikalen: „Ganz NRW hasst die Polizei.” Stefan Keuter und Marco Carta waren mit ihrer Geduld am Ende; Keuter versuchte den Rechtsradikalen klarzumachen, dass ihr Verhalten inakzeptabel sei, Carta forderte die Polizei auf, die unerwünschten Gäste von seiner Kundgebung zu verweisen. Die Polizei aber spielte nicht mit und erklärte dem Chef von Pegida-NRW, dass die Parolen der Rechtsradikalen nicht strafrechtlich relevant und von der Meinungsfreiheit gedeckt seien. Später beschwerte sich ein Pegida-Anhänger darüber, dass Kundgebungsteilnehmer von Rechtsradikalen bedroht wurden, aber kein Polizist zur Hilfe gekommen sei. Im Gegensatz zu den ersten beiden Duisburger Pegida-Kundgebungen war trotz mehrfacher Versuche kein Polizeisprecher zu finden, der zu diesen Vorwürfen hätte Stellung beziehen können. Ein Polizist sagte, er habe während des ganzen Einsatzes noch keinen Pressesprecher der Duisburger Polizei gesehen.

Zumindest von dem immer kleiner werdenden Häuflein linker Gegendemonstranten hatten die Pegida-Freunde am Montag in Duisburg nichts zu befürchten, denn das widmete sich anderen Auseinandersetzungen: Nachdem ein Redner der Linken sich darüber empört hatte, dass eine „Antifaschistin” auf der Südseite des Hauptbahnhofs von der Polizei „festgehalten” werde, zog eine Streitmacht von etwa 20 Linksextremen mit wehenden Antifa-Flaggen sofort zu deren Befreiung dorthin. Mit welchem Erfolg, ist nicht bekannt. Auf der Pegida-Kundgebung machte Marco Carta unterdessen unter dem Beifall seiner Anhänger klar, dass man sich durch die rechtsradikalen Störer nicht beirren lasse: „Nächsten Montag kommen wir wieder!” Gegenüber blu-News kündigte er an, alle Möglichkeiten des Versammlungsrechts auszuschöpfen, damit die Polizei die Störenfriede am nächsten Montag aus der Pegida-Veranstaltung entfernt: „Die Dortmunder Rechtsradikalen wollen wir hier nicht haben.”

Quelle: hxxp://blu-news.org/2015/02/03/rechtsradikale-stoeren-pegida-kundgebung/

Video vom Stress unter den Rechten

 

youtube.com/watch?v=7by68tsaQQg#t=1546