Tanzdemo "Für mehr Freiräume! Jetzt erst recht!" am 31.01. in Bonn

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Am 31.01. wird in Bonn eine Tanzdemonstration unter dem Titel "Für mehr Freiräume! Jetzt erst Recht!" stattfinden. Die Demo beginnt um 16:00 Uhr am Kaiserplatz Bonn. Im Anschluss wird es eine Kundgebung am Frankenbadplatz geben. Organisiert wird die Demo von der LIZ (Kampagne für ein libertäres Zentrum Bonn) und der ASJ (Anarchistisch Syndikalistische Jugend) Bonn.

 

LIZ Aufruf:
Freiräume sind in Bonn Mangelware. Orte an denen Menschen konsumieren können gibt es reichlich, doch sucht mensch nach Räumen ohne Konsumzwang, Dresscodes oder dumme Sprüche, tut sich in Bonn eine gähnende Leere auf. Die wenigen bestehenden nicht-kommerziellen und niedrigpreisigen Läden werden zunehmend aufgekauft und durch Rentableres ersetzt. Diese Stadtentwicklung geht gegen uns.
Es müssen Alternativen geschaffen werden – Räume in denen sich neues Anderes entwickeln kann, ohne dem Druck und Zwang des gesellschaftlichen Alltags ausgesetzt zu sein. Der Kampf für libertäre Räume ist ein Kampf für ein besseres und freies Leben; einem Leben ohne Hierarchien, Ausgrenzungen und Verletzungen. Es geht dabei nicht (nur) um ein besseres Nachtleben, sondern darum unser Leben in der Stadt selbst in die Hand zu nehmen.
Wenn wir frei leben wollen, müssen wir selbst dafür sorgen, dass Rassismus, Sexismus, Homophobie und alle anderen Formen sozialer Ausgrenzung aus unserem Alltag verbannt und nicht im eigenen Handeln reproduziert werden. Ein libertäres Zentrum, eine autonome Zone ist nichts ohne die Selbstkritik und Solidarität der dort handelnden Individuen. Nur so können wir es schaffen der trostlosen Normalität etwas entgegenzusetzen. Im Kampf für libertäre Räume sind alle involviert, denen ein selbstbestimmtes und solidarisches Leben am Herzen liegt.
Kommt am 31.01. zur Tanzdemo auf die Straßen. Feiern, Tanzen, Lieben für ein besseres Leben!
Für mehr libertäre Freiräume!
Jetzt erst recht!

 

ASJ Aufruf:

Krieg den Hütten, libertäre Zentren für Alle!

 

Tanzdemonstration: "Für mehr Freiräume! Jetzt erst recht!"

31.01.15. 16:00

Bonn, Kaiserplatz

 

Wenn wir als Anarchist*innen zum Krieg gegen die Hütten aufrufen, kann dies natürlich nur eins bedeuten: Wir möchten die Verhältnisse abschaffen, die dafür Sorge tragen, dass Menschen ausgebeutet werden und ausbeuten. Luxus in Freiheit für alle ist und bleibt das proklamierte Ziel, doch das liegt leider in weiter Ferne.

Wir sind uns mit großen Teilen der "linken Szene" einig, dass die Gewohnheiten von Millionen von Menschen, die herrschenden Zustände langfristig fester etablieren, als es alle Kräfte der Exekutive, Judikative und Legislative könnten. Die Macht der Gewohnheit, der Überzeugung am Ende der Geschichte angekommen zu sein, der Überzeugung der Alternativlosigkeit, sitzt tief.

Und diese Macht galt und gilt es zu brechen. Jedoch nicht durch die Etablierung einer neuen Macht- und Gewaltkultur, sondern durch das Ausprobieren von Möglichkeiten des Zusammenlebens ohne Zwang und Fremdbestimmung. Um Alternativen zu Bürgertum und Kapitalismus zu proben, weiter zu entwickeln und zu leben benötigen wir Freiräume. Selbstbestimmung und emanzipatorisches Verhalten muss geübt und als Norm etabliert werden. Um zu Verhindern, dass sich neue Machtstrukturen bilden, die auf abstrakten Dingen wie Wissenshierarchien, aggressivem Redeverhalten oder unterschiedlichem Durchsetzungspotenzial in allen möglichen Hinsichten beruhen, brauchen wir Übung. Diese bekommen wir nur in einer Umgebung, in der Menschen bereit sind, sich selbst zu Reflektieren und in der einer solche Reflexion Zeit und Raum gegeben wird.

Auch können wir in einem libertären Zentrum vielen Menschen zeigen, dass wir schon jetzt viel selber schaffen. Und - wenn genügend Menschen mitmachen - auch alles.

Ein Respektvoller Umgang mit unseren Mitmenschen ist dabei Pflicht, wir hoffen daher auch schon im "falschem Leben" einen Schutzraum für möglichst viele, von Diskriminierung betroffene, Menschen schaffen zu können.

Auch wenn wir ein LIZ wollen, in dem die ökonomische Situation der Menschen wirklich keine Rolle spielt, werden wir es uns wohl leider nicht leisten können, z.B. Getränke zu verschenken. Wir leben nun mal im Kapitalismus und müssen in diesem unser (Über)Leben sichern. Wir werden uns dennoch bemühen Getränke zum Selbstkostenpreis, oder noch besser, gegen Spende anzubieten. Auch möchten wir in einem LIZ politischen Gruppen einen Raum bieten. Daher ist davon auszugehen, dass wir unregelmäßig Solipartys und ähnliche Veranstaltungen (mit)organisieren.

Doch darf der Kampf für die befreite Gesellschaft nicht beim Schaffen von Schutzräumen und Möglichkeiten des "Feierns für alle" enden, denn:

"Eine Welt muss umgestürzt werden, aber jede Träne, die geflossen ist, obwohl sie abgewischt werden könnte, ist eine Anklage, und ein zu wichtigem Tun eilender Mensch, der aus roher Unachtsamkeit einen Wurm zertritt, begeht ein Verbrechen."

Von daher kann der Kampf um Freiräume nur ein Schritt im Kampf ums Ganze bedeuten.

Im hoffentlich bald existierendem libertären Zentrum Bonn wollen wir leben und zeigen wofür Anarchie steht: Menschen sollen nicht in einem Hierarchiegefälle zu einander stehen, sondern sich als freie Individuen begegnen und Zusammenleben. Strukturen die fordern, dass Menschen sich Eigentum (nicht Besitz!) aneignen, fördern Machtpositionen.

Machtpositionen durch Eigentum sind mit Sicherheit nicht die einzigen, jedoch diejenigen die sich im Kampf für Freiraum und Wohnraum am stärksten bemerkbar machen. Insofern ist die Aneignung von Freiraum wünschenswert, erforderlich, geradezu nötig.

 

Deshalb: Auf die Straße! Für mehr Freiraum! Für libertäre Zentren!

 

 

Refugees Welcome Bonn Aufruf:
--> Bonn platzt aus allen Nähten. Das ist der Eindruck, der unweigerlich alle beschleicht, die sich einmal mit dem Wohnungsmarkt in der beschaulichen Stadt am Rhein auseinandergesetzt haben. Insbesondere an günstigem Wohnraum mangelt es gewaltig So kommt es, dass Menschen, die nicht zu den Vielverdiener*innen zählen, sich häufig wochenlang auf Wohnungssuche begeben müssen – und das nicht immer mit Erfolg. Unter Studierenden gibt es regelrechte WG-Castings, bei denen teilweise über 30 Kandidat*innen um ein freies Zimmer konkurrieren. Aus Sicht von Investor*innen und Vermieter*innen ist die  Beherbergung einkommensschwacher Bevölkerungsgruppen nur mäßig attraktiv. Es verwundert daher nicht, dass Geflüchtete aus administrativer Sicht als eine enorme Bürde für die Stadt dargestellt werden und in teils heruntergekommenen Sammelunterkünften interniert werden, die bisweilen fernab vom Alltagsleben Bonns liegen und nur mangelhaft an den öffentlichen Nahverkehr angebunden sind. Gar an eine eigene Wohnung in Innenstadtlage zu denken, ist für Geflüchtete ohne Unterstützung schlicht utopisch; sozialer Wohnungsbau wird von der Stadt nicht betrieben. Anstelle dessen werden aber wieder und wieder – wie stets besonders betont wird – neue Übergangslösungen geschaffen; eine nachhaltige Verbesserung der Lage ist nicht in Sicht.

 

Die Unterbringung der Geflüchteten in Außenbezirken hat System, denn sie sollen in Deutschland von Staatswegen überhaupt nicht in die Gesellschaft integriert werden. Ihr Aufenthalt hier – denn Leben kann man es wohl kaum nennen – soll auch bei Menschen, denen es noch gelang, ihren Anspruch auf Asyl vor deutschen Behörden oder Gerichten geltend zu machen, der kürzest mögliche sein. Neben der dürftigen Unterbringung dient dies auch als Grundlage dafür, dass  Asylsuchenden keine Deutschkurse angeboten werden, kaum Arbeitserlaubnisse erteilt werden ihnen nur das absolute finanzielle Minimum zugestanden und ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird.

 

Das kulturelle Leben in Bonn spielt sich derweil an wenigen ausgewählten Orten in Innen- und Altstadt ab, weit entfernt vom Wohnort der Geflüchteten. Davon abgesehen ist es aber auch nur eine überschaubare Zahl an kulturellen Einrichtungen, die Kulturschaffenden in Bonn die Möglichkeit bieten, sich zu entfalten. Sobald es sich dann um Kultur Abseits des Mainstreams – seien dies nun das nicht öffentlich geförderte Theater, Livemusik, Aktionskunst oder andere Ausdrucksformen   – lassen sich die infrage kommenden Örtlichkeiten an einer Hand abzählen. Dass zusätzlich mehr und mehr Eigentümer*innen und Mieter*innen in sogenannten besseren Wohnlagen Beschwerden über nächtlichen Lärm äußern, trägt zu einer weiteren Verknappung des ohnehin überschaubaren Angebots in der Stadt bei.

 

Insgesamt befindet sich Bonn in einer Situation, in der die Stadt mehr und mehr segregiert wird – die Wohnungspreise und Interessen von Investor*innen machen eine wirklich diverse Bevölkerung in vielen Stadtteilen unmöglich, während unliebsame Formen von Kultur gar ganz verdrängt werden. Im Sinne eines ökonomischen Standortwettbewerbs etabliert sich so ein Klima der Konkurrenz und des Gegeneinanders.

 

Es ist daher dringend geboten, dem etwas entgegenzusetzen! In Bonn gibt es trotz des Narrativs der überfüllten Stadt unzählige leerstehende Gebäude. Allein die Universität besitzt zahlreiche Immobilien, die teils seit Jahren nicht mehr genutzt werden. Was für eine vergebene Chance, um Freiräume fernab des ökonomisch diktierten Wettkampfes zu schaffen! Wir brauchen einen Ort, an dem ein Zusammenleben stattfinden kann, an dem Geflüchtete nicht als Gefahr für unsere Sozialsysteme, sondern wie jede*r andere auch als geschätzte Mitmenschen wahrgenommen werden. Einen Ort, an dem wir das Miteinander anstelle des alltäglichen Gegeneinanders praktizieren. Einen Ort, an dem jede*r sich verwirklichen kann. Einen Ort, an dem deutlich wird, dass sich der Gebrauchswert einer Immobilie nicht in ihrem Tauschwert manifestiert – auf die Nutzung kommt es an! Wenn die vom Tausch weitgehend ausgeschlossenen Gruppen mit in die Rechnung einbezogen werden, können wir mehr für die Stadt tun als jede kommerzielle Einrichtung. Lasst uns zeigen, dass es anders geht!

 

Daher am 31. Januar auf die Straße für ein Libertäres Zentrum in Bonn!

Die Häuser denen, die sie nutzen!

 

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Techno. Tanzen. Anarchie.

Tanzdemonstration: „Für mehr Freiräume! Jetzt erst recht!“
31.01.15. 16:00
Bonn, Kaiserplatz

Freiraum? Frei-von-was-Raum?
Das Wort Freiraum klingt irgendwie schön. Nach Freiheit, fliegenden Vögeln, Urlaub außerhalb von Mecklenburg Vorpommern und so.
Doch warum braucht Freiheit, ein Wort das eher die Abwesenheit von Grenzen und Zäunen impliziert, eine räumliche Begrenzung?
Jedem*r ist irgendwie klar, dass die persönliche Freiheit da endet wo die des anderen anfängt, aber Freiheit doch bitte schön überall!
Und es sind sich auch alle einig: Der/Die Marktgläubige will den „freien Markt“, der/die Rechtsradikale will die „Freiheit der Nationen und Völker von der EU-Herrschaft“, die/der Sozialdemokrat_in die Freiheit „seiner Stammwählerschaft bei jeder Gelegenheit in den Rücken zu fallen“, die/der Christdemokrat_in die Freiheit „das doch nochmal sagen zu dürfen!“
Um gegen die ganze Kackscheiße mal anzugehen, ein wenig von unserem Freiheitsverständnis:
„Wir wollen die Freiheit lieben zu können wen wir wollen, ohne auf „Toleranz“ hoffen zu müssen, ohne ständige Blicke ertragen zu müssen die sagen: „Du gehörst hier nicht hin! Aber ich bin so nett und sags dir nicht, ich bin ja tolerant.“

Wir wollen die Freiheit uns kleiden zu können wie wir möchten, ohne in die Klischee behafteten Schubladen des geistigen Mittelalters gesteckt zu werden.
Wir wollen nicht in unser Berufs-, Kleidungs-, Partner-, usw-, Wahl von Geschlechterrollen eingeschränkt und bevormundet werden.
Und wir wollen uns nicht ständig von privilegierten Menschen anhören müssen, wie dankbar wir doch sein sollten. „Wo anders verhungern Kindern. Und solche wie ihr werden gejagt, also hört auf zu jammern!“
Achso?

Oh, wenn das so ist sollten wir wohl besser die Diskriminierung, Ausgrenzung und die paar Todesfälle in Folge von rassistischer, homo,trans*feindlicher motivierter Gewalt hinnehmen. Und dankbar sein. Doch bei aller Dankbarkeit stellt sich doch die leise Frage, wie viel Hohn nötig ist, um die täglichen, verbalen Ausfälle gegen Homosexuelle, in allen Gruppen und Schichten der Gesellschaft, mit der „Meinungsfreiheit“ zu begründen. Freiheit lässt keinen Platz für menschenverachtende Propaganda.

Doch das genaue Gegenteil ist gesellschaftliche Realität: Was haben Schwuchteln und Schwulenwitze gemeinsam? Über beide lacht man.
Und da wir diese bittere Realität leider nicht verlassen können, würden wir uns gerne abgrenzen, eine Umgebung des Respektes und der Akzeptanz schaffen. Diese Abgrenzung ermöglicht der Freiraum. In diesem Freiraum möchten wir Feiern ohne Macker gehabe, lieben ohne Rollenzwang, tanzen ohne dumme Sprüche, aktiv werden ohne Gruppenzwang, uns bilden ohne Leistungsdruck, unsere Mitmenschen statt „unsere Heimat“ schätzen, oder kurz: Leben ohne eure Drecksgesellschaft.


Deshalb: Für eine lebendige Gegenkultur! Für die befreite Gesellschaft! Für libertäre Zentren!