[Tirol] Hungerstreik gegen institutionellen Rassismus und Naziterror

Alle Rassisten sind Arschlöcher. Überall.

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch gab es einen Naziangriff auf das Flüchtlingsheim in Fieberbrunn/Tirol. Vermutlich 5 Männer stießen Morddrohungen aus, beschossen die Wohnhäuser mit Feuerwerkskörper und schossen mehrmals in die Luft. Als Reaktion darauf und um gegen die schlechten Lebensbedienungen zu protestieren, starteten einige Refugees einen Hungerstreik.

 

Zu den Hintergründen:

 

Fieberbrunn ist ein bekannter Wintertourismus-Ort in Tirol. Die dortigen Berge eignen jedoch nicht nur zum Skifahren, sondern auch zum Absondern von hier scheinbar ungewollten Menschen. Am Bürglkopf wurde Magnesit abgebaut, nachdem der Bergbau aufgegeben wurde, nutzte das Bundesheer die ehemaligen Arbeiterhäuser. 1993 wurde dort ein Flüchtlingsheim vor allem für Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien vom Land Tirol eingerichtet und von der Caritas geführt.

Seit Bestehen des Heimes gibt es (wenn auch keine besonders laute) Kritik wegen der Abgeschiedenheit und der damit verbundenen Isolierung der Refugees. Bis zum nächsten Haus sind es ca. 4km, um in das Ortszentrum von Fieberbrunn zu kommen, müssen 9km und ca 500 Höhenmeter zurückgelegt werden. Im Heim gibt es weder Handyempfang noch Internetzugang.

Refugees berichteten nicht nur von der Isolation sondern auch von schlechten Bedienungen im Heim. So wurden sie,wenn sie am Wochenende dorthin gebracht wurden, nur von Securities empfangen wurden und teilweise inadäquat versorgt wurden.

 

Im Sommer dieses Jahres schien die Kritik endlich auf fruchtbaren Boden zu fallen. Die Heimleiterin ging in Pension und das Heim sollte geschlossen werden. Doch zu dieser Zeit beherrschten Horrormeldungen über wachsenden Flüchtlingsströme und der scheinbaren Überbelegung in Traiskirchen die Politik- und Medienlandschaft in Österreich. Also sprang der Bund ein und übernahm das Heim. Dieses wird nun von der Firma ORS, die sich auf das profitable Geschäft der Rückführung spezialisiert hat und an der es bereits in der Vergangenheit massive Kritik gab, geführt. Mensch kann annehmen, dass dadurch die Lebensbedienungen vor Ort weiter sanken.

 

Doch es gibt genug Österreicher_innen, denen die völlige Isolierung der Entrechteten nicht reicht. In der Vergangenheit protestierte die FPÖ gegen das Heim, weil die Refugees zu hohe Kosten erzeugen. Und nun gab es diesen Angriff. Gerade die Abgeschiedenheit des Ortes und das Benutzen von Waffen deutet darauf hin, dass dies eine geplante Tat war und keiner der vielbeschworenen „Lausbubenstreiche“. Was auf die Tat folgte, ist die typische österreichische Schmierenkomödie. Die Polizei, die mehr als eine Stunde brauchte, um mit einem Streifenwagen vor Ort zu sein, tappt im Dunkeln. Einige, wenige Politiker_innen, die Angst um den Ruf ihres Landes, ihrer Partei haben, die jedoch an der jetzigen Situation Mitverantwortung tragen, lassen salbungsvolle Wörter vom Stapel. In den Medien findet sich die Berichterstattung dazu unter „Ferner liefen“. Eine Solidarisierung findet nicht statt.

 

Den Refugees jedenfalls reicht es. Einige starteten unter dem Slogan „SOS!We are human!“ einen Hungerstreik und fordern ihre sofortige Verlegung! Sie protestieren damit gleichermaßen gegen institutionellen Rassismus wie gegen den Naziterror. Helfen wir mit, die Isolation zu durchbrechen! Zeigen wir den Refugees unsere aktive Solidarität!

 

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Hielt sich das mediale Interesse beim Nazianschlag bereits in Grenzen, so ist es nun beim Hungersteik praktische nicht existent.  Gerademal 2 Artikel lassen sich dazu finden. Als zynisch kann der Bericht gestern in der ZIB 2 im ORF angesehen werden. Zwar ist das Protestplakat der Refugees zu sehen,der  Hungerstreik und der Widerstand der Refugees wird jedoch verschwiegen. Zu Wort kommen sie auch nicht, da sie scheinbar zu verängtigt sind. Die Journis werden sicher sehr behutsam vorgegangen sein... Ganz anders liest sich ein Artikel in der Tiroler Tageszeitung:

 

„Wir haben kein Geschäft, kein Fernsehen und kein Internet“, fasst ein Flüchtling die Probleme zusammen. Das einzige, das die Asylweber aus den Kriegsländern machen könnten, sei essen und schlafen. Sie haben einen Hungerstreik angekündigt, um auf die Zustände aufmerksam zu machen: „Wir haben keine Freiheit, wir fühlen uns wie im Gefängnis.“

Täglich wird auf den Transfer in eine neue Unterkunft gewartet. Ein Flüchtling tut dies seit mehr als 2,5 Monaten. Andere wieder kommen auf den Bürglkopf und sind zwei Tage später wieder weg, wie die Flüchtlinge erzählen. Vermisst wird die Abwechslung, die Alternative, etwas tun zu können. Es gebe keine Beschäftigung. „Man wird blöd im Kopf“, erklärt ein junger Mann resigniert.

Ein Teil der Asylwerber spricht Englisch, wenige ein paar Brocken Deutsch. Die jungen Männer wollen etwas tun. Der Kontakt mit anderen Menschen fehlt, erzählen die dreißig Männern bei einem Gespräch vor Ort. Sie sind aus Syrien, Sierra Leone und dem Irak geflüchtet. Kritisiert wird, dass die Verbindung in den Ort schlecht sei. Obwohl es zwei Autos gibt, wird laut Asylwerbern nur eines verwendet. Die Wartelisten, um mitfahren zu können, sind lang. Zu Fuß dauert es rund zweieinhalb Stunden. Schwierig ist auch der Kontakt mit Verwandten. Nicht jedes Handynetz bietet Empfang, auch das Internet funktioniert eingeschränkt bzw. nicht.

Doch weil die journalistische Neutralität gewahrt bleiben muss, dürfen auch die Betrieber ihren repressiven Müll von sich geben:

 

Er vermutet einen von Wien-Erdberg nach Tirol verlegten Asylwerber als Sprachrohr für den Unmut. „Schon in Wien hat er vermeintliche Missstände angeprangert, die sich als haltlos herausgestellt haben.“ Als er Betreuer tätlich angegriffen habe, sei er nach Fieberbrunn gebracht worden.

SPREAD THE INFORMATION! DURCHBRECHT DAS SCHWEIGEN!

P.S. In Tirol gibt es mehrere ähnlich abgelegne Heime.

 

Links:

Bericht Kurier

Bericht TT

Kritik an den Betreiberfirmen ORS & EHC

Stellenausschreibungen von ORS. Gesucht werden momentan u.a .eine Heimleitung in Fieberbrunn und einE SpezialistIn für Rückkehrberatung.

Parlamentarische Anfrage FPÖ (Parlamentshomepage)

Solidarität gegen Naziangriffe und Lagerregime! - In der Nacht vom 28. auf den 29. Oktober 2014 verübte eine Gruppe von Neonazis einen Angriff auf die Geflüchteten im Lager Fieberbrunn/ Bürgelkopf in den Tiroler Alpen. Von Behörden und Medien wurden die Attacken gegen die in aufgezwungener Isolation lebenden Menschen verharmlost.

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