[MZ] Spontandemo: Ganz Mainz hasst die Polizei!

Die Polizei abgeschüttelt – Demozug am Rhein
Der heftige, unvermittelte Gewalteinsatz der Polizei im Zuge der Proteste gegen das Bundeswehrgelöbnis am vergangenen Dienstag in Mainz ruft weiterhin Wut und Empörung hervor, von der autonomen Szene bis tief in zivilgesellschaftliche Kreise. Der Grund für die Auflösung der Demo durch die Polizei, nämlich Lautstärkeüberschreitungen auf der mehrere hundert Meter von dem Gelöbnis entfernten Kundgebungsplatz, macht deutlich: die Protestierenden sollten zum Schweigen gebracht werden.

Zum Schweigen lassen wir uns aber nicht bringen. So fand am gestrigen Mittwochabend, gut 24 Stunden nach dem Schlagstock- und Tränengaseinsatz, eine unangemeldete Demonstration gegen die Repressionen statt. Über anderthalb Stunden lang zogen 65 AktivistInnen, darunter auch zahlreiche von der Polizeigewalt unmittelbar Betroffene, durch die Mainzer Innenstadt, vom Hauptbahnhof quer durch die belebte Fußgängerzone einschließlich einer Shopping Mall bis hin zum Rhein und zurück bis zum Höfchen/Ecke Gutenbergplatz.

Ungeachtet der erneut massiven Polizeipräsenz bei der offen über alle Kanäle verbreiteten Demonstration, gelang es, den Protest mit Bannern und roten Fähnchen wirkungsvoll auf die Straße zu bringen. Auch die zeitweise immer wieder abgeschüttelte Polizei gab sich irgendwann in ihr Schicksal. Kräftig wurde „Hoch die internationale Solidarität“, „No nation, no border, stop law and order“ oder auch „BRD Bullenstaat“ skandiert. Auch vereinzelte antikommunistische Bemerkungen von Passant*innen wurden offensiv gekontert. Insgesamt ernteten wir aber eher offene Zustimmung und Sympathie bis hin zu Applaus. Dabei waren spontane Redebeiträge über Megaphon, die den Menschen auf der Straße Anlass unseres Protestes und unsere Perspektive kommunizierten, außerordentlich hilfreich.

Bei den blindwütigen Polizeiausschreitungen am Dienstagnachmittag waren mindestens zehn Demonstrant*innen durch den Einsatz von Faustschlägen, Tritten und Pfefferspray verletzt worden. Ein Mitdemonstrant wurde aus fadenscheinigen Gründen festgenommen, nachdem ein massives Aufgebot der rheinland-pfälzischen Bereitschaftspolizei schon vor Versammlungsbeginn versucht hatte, die Proteste durch Vorkontrollen zu behindern. Der Kursschwenk der jahrelang eher auf Kooperation setzenden Mainzer Behörden war erwartet worden und hatte sich in zunehmenden Nickeligkeiten bereits über Monate hinweg angedeutet. Wir nehmen zur Kenntnis, dass ihre Beschwichtigungsstrategie offensichtlich gescheitert ist.

Durch unsere Spontandemo gelang es derweil deutlich zu machen, dass wir uns von der weder beschwichtigen noch einschüchtern lassen. Auch wenn bestimmte organisatorische Schwachpunkte noch selbstkritisch zu reflektieren sind, dürfte unser starker Auftritt unsere eigene Entschlossenheit weiter gestärkt, bei der Bevölkerung Respekt bis hin zu offener Sympathie gewonnen und ein klares Zeichen gegen die Repressionen der Staatsbehörden gesetzt haben.

Wir bleiben dran!
Für den Kommunismus.
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Schade, das ihr allen Teilnehmern der Sponti unterstellt, kommunistisch zu sein. Kotzt mich an.

Für den Kommunismus? Nein. Ich war dabei und sage: Für eine ECHTE Demokratie und für freie Meinungsäußerung. Für den Frieden und gegen jegliche Waffengewalt.

Ansonsten guter Artikel und tolle Aktion.