Die extreme Rechte in Düsseldorf vor den Kommunalwahlen

[10] Christian Naujok, Stadtratskandidat der Düsseldorfer "Republikaner"

Am 25. Mai wird nicht nur das eu­ro­päi­sche Par­la­ment neu ge­wählt. Zeit­gleich fin­den in Nord­rhein-​West­fa­len auch die Kom­mu­nal­wah­len statt. Mit Bezug auf die ex­tre­me Rech­te in Düs­sel­dorf the­ma­ti­siert die­ser Text die Wah­len zum Stadt­rat, zu den Be­zirks­ver­tre­tun­gen und zum Ober­bür­ger­meis­ter, bzw. zur Ober­bür­ger­meis­te­rin. In Düs­sel­dorf ste­hen bei den Kom­mu­nal­wah­len zwei Par­tei­en des rech­ten Spek­trums zur Wahl: die “Re­pu­bli­ka­ner“ (REP) und die “Al­ter­na­ti­ve für Deutsch­land“ (AfD).

 

Die “Re­pu­bli­ka­ner“ ver­fol­gen eine ex­trem rech­te Po­li­tik mit ras­sis­ti­schem und deutsch­na­tio­na­lem In­halt. Die AfD wird hier vor allem auf­grund von ein­zel­nen Per­so­na­li­en im lo­ka­len Stadt­ver­band be­han­delt.

Die “Na­tio­nal­de­mo­kra­ti­sche Par­tei Deutsch­lands“ (NPD) ist bei den ak­tu­el­len Kom­mu­nal­wah­len in Düs­sel­dorf nicht ver­tre­ten. Bei den letz­ten Wah­len die­ser Art im Jahre 2009 (vgl. Ex­tre­me Rech­te in Düs­sel­dorf) war die NPD noch an­ge­tre­ten und hatte ein Er­geb­nis von 0,3 % (627 Stim­men) er­zielt. Warum die lo­ka­le NPD dies­mal kei­ner­lei Kan­di­da­t_In­nen auf­stellt, liegt mög­li­cher­wei­se an fol­gen­den Punk­ten: das Er­geb­nis bei den letz­ten Kom­mu­nal­wah­len dürf­te ziem­lich ent­täu­schend für die Neo­na­zis ge­we­sen sein. Zudem wech­sel­ten gleich meh­re­re NPD-​Funk­tio­nä­re des lo­ka­len Kreis­ver­ban­des im ver­gan­ge­nen Jahr zur Par­tei “Die Rech­te“ (vgl. Kreis­ver­band „Die Rech­te Düs­sel­dorf/Mett­mann/So­lin­gen“ ge­grün­det ). Fort­an trat der NPD-​Kreis­ver­band nur noch ver­ein­zelt auf den „Events“ der neo­na­zis­ti­schen Ka­me­rad­schaf­ten in Er­schei­nung. Dar­über hin­aus dürf­ten die üb­ri­gen Mit­glie­der – trotz Auf­stel­lung von Kan­di­da­ten für die Kom­mu­nal­wah­len bei einer Ver­samm­lung im De­zember 2013 – ein­ge­se­hen haben, dass schon die Hürde der zu sam­meln­den Un­ter­stüt­zungs­un­ter­schrif­ten nicht zu be­werk­stel­li­gen ist.

Auch die ex­trem rech­ten Par­tei­en “Bür­ger­be­we­gung pro NRW“ und “Die Rech­te“ wer­den in Düs­sel­dorf nicht auf den Wahl­zet­teln zu den Kom­mu­nal­wah­len ver­tre­ten sein.

 

 

„Die Re­pu­bli­ka­ner“


Die Düs­sel­dor­fer “Re­pu­bli­ka­ner“ be­strei­ten ihren Wahl­kampf schon seit ei­ni­ger Zeit, vor allem durch Info­stän­de, „Bür­ge­r­a­ben­de“ und Fly­er-​Ver­tei­lun­gen in ver­schie­de­nen Stadt­tei­len.
Flä­chen­de­ckend tritt die Par­tei in allen 41 Wahl­be­zir­ken bei den Stadt­rats­wah­len an, zudem nimmt sie an den Wah­len für die 10 Be­zirks­ver­tre­tun­gen und für die Wahl des Ober­bür­ger­meis­ters/der Ober­bür­ger­meis­te­rin teil. Im Wahl­kampf der “Re­pu­bli­ka­ner“ fin­den sich auf in­halt­li­cher Ebene vor allem ras­sis­ti­sche Ste­reo­ty­pe gegen Flücht­lin­ge sowie Sinti und Roma[1]. Be­dient wird sich dabei einer Bild­spra­che, die schon wäh­rend der ras­sis­ti­schen Po­gro­me der frü­hen 1990er-​Jah­re zur An­wen­dung kam[2] .
Einen wei­te­ren The­men­schwer­punkt set­zen die Düs­sel­dor­fer “Re­pu­bli­ka­ner“ im Bezug auf eine ge­plan­te Be­ra­tungs-​ und The­ra­pie-​Ein­rich­tung am Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Düs­sel­dorf. Men­schen mit pä­do­phi­ler Se­xu­alo­ri­en­tie­rung, die bis­her nicht straf­fäl­lig ge­wor­den sind, sol­len dabei auf frei­wil­li­ger Basis Hilfe an­ge­bo­ten be­kom­men[3]. Da­ge­gen bauen die REPs in rechts­po­pu­lis­ti­scher Ma­nier eine Droh­ku­lis­se auf. Des Wei­te­ren wird von der Par­tei eine pu­ni­ti­ve Law-​and-​Or­der-​Po­li­tik pro­pa­giert.

Der Ju­rist André Ma­nie­ra kan­di­diert für das Amt des Ober­bür­ger­meis­ters und die Be­zirks­ver­tre­tung Flin­gern, Düs­sel­tal. Ma­nie­ra ist Vor­sit­zen­der des NRW-​Lan­des­ver­ban­des der „Re­pu­bli­ka­ner“, zudem stell­ver­tre­ten­der Kreis­vor­sit­zen­der der REP in Düs­sel­dorf.
Der Düs­sel­dor­fer Kreis­vor­sit­zen­de der “Re­pu­bli­ka­ner“ und stell­ver­tre­ten­de Lan­des­vor­sit­zen­de der REP-​NRW, Karl-​Heinz-​Fi­scher, tritt für den Stadt­rat und den Wie­der­ein­zug in die Be­zirks­ver­tre­tung Ga­rath, Hel­ler­hof an. Ge­gen­wär­tig be­klei­det Fi­scher dabei ein Man­dat als Be­zirks­ver­tre­ter. In Fi­schers Face­book-​Pro­fil fin­den sich unter an­de­rem Sei­ten mit an­ti­se­mi­ti­schen[4] und deutsch­na­tio­na­len In­hal­ten[5]. Über­dies zeigt er sich dort auch als Fan der Neo­na­zi-​Ak­ti­vis­tin Ina Groll[6] [7]. Die Über­set­ze­rin Tat­ja­na Bah­ti­ri tritt an im Wahl­kreis Un­ter­rath West und für die Be­zirks­ver­tre­tung Rath, Un­ter­rath, Mör­sen­broich, Lich­ten­broich. Sie ist Bei­sit­ze­rin im REP-​Lan­des­vor­stand NRW und Vor­sit­zen­de des “REP-​Ar­beits­krei­ses der Volks­deut­schen in Düs­sel­dorf"[8]Anmerkung: Der Begriff “volksdeutsch“ stammt aus der Zeit des Nationalsozialismus und umschreibt im rassistischen Sinne deutsche “Volksgruppen“, die im Ausland leben.

Neo­na­zi kan­di­diert für die „Re­pu­bli­ka­ner“
Der Aus­zu­bil­den­de Chris­ti­an Nau­jok aus Düs­sel­dorf-​Ober­bilk kan­di­diert für den Stadt­rat und die Be­zirks­ver­tre­tung im Stadt­be­zirk 9. Auf Nau­joks Face­book-​Pro­fil prä­sen­tiert sich die­ser als Neo­na­zi. Au­ßer­dem schei­nen ihm dort die Par­tei­en NPD und “Die Rech­te“ bes­ser zu ge­fal­len als die „Re­pu­bli­ka­ner“[9]. Er po­siert vor schwarz-​weiß-​ro­ter Fahne[10] und ver­wen­det neo­na­zis­ti­sche Sym­bo­lik. Schon An­fang der 2000er-​Jah­re tauch­te Nau­jok auf di­ver­sen Neo­na­zi-​De­mons­tra­tio­nen auf und ge­hör­te zum Um­feld der neo­na­zis­ti­schen “Ka­me­rad­schaft Düs­sel­dorf“[11] [12].
Ex-​NPD-​Kan­di­dat für die REP
Fer­nan­do Micha­el No­rie­ga Urena, von Beruf Bank­kauf­mann, kan­di­diert für den Stadt­rat und für die Be­zirks­ver­tre­tung im Stadt­be­zirk 3. Bei den Kom­mu­nal­wah­len 2009 trat er noch für die NPD an.

 

 

Die „Al­ter­na­ti­ve für Deutsch­land“


An­ders als die “Re­pu­bli­ka­ner“ stellt die Par­tei “Al­ter­na­ti­ve für Deutsch­land“ kei­nen Kan­di­da­ten/keine Kan­di­da­tin für das Amt des Ober­bür­ger­meis­ters/der Ober­bür­ger­meis­te­rin auf. Auch bei den Be­zirks­ver­tre­tungs­wah­len gibt es kei­ner­lei Kan­di­da­tur sei­tens der AfD. Für die Wahl des Stadt­ra­tes hat die AfD flä­chen­de­ckend Di­rekt­kan­di­da­t_in­nen in den 41 Wahl­be­zir­ken auf­ge­stellt.
Ins­ge­samt hat die Par­tei nicht un­be­dingt einen leich­ten Stand in Düs­sel­dorf. Dies zeig­te sich bei­spiels­wei­se bei einem ge­schei­ter­ten Par­tei­tags­ver­such im Fe­bru­ar: der ört­li­che Stadt­ver­band der AfD fand zu­nächst keine Räum­lich­kei­ten für die Ver­samm­lung[13]. Ein wahr­nehm­ba­rer Wahl­kampf ist von Sei­ten der AfD bis­her nicht zu ver­zeich­nen ge­we­sen. Am 5. Mai soll im “Schlös­ser Quar­tier Bohème“ auf der Ra­tin­ger Stra­ße 25 die Wahl­kampf-​Er­öff­nungs­ver­an­stal­tung der AfD in Düs­sel­dorf statt­fin­den. Hier soll der Eu­ro­pa­kan­di­dat der Par­tei, Hans-​Olaf Hen­kel auf­tre­ten. Immer wie­der wurde und wird kri­ti­siert, dass die AfD rechts­po­pu­lis­ti­sche und so­zi­al­chau­vi­nis­ti­sche Po­si­tio­nen ver­tritt[14].

Eine Nähe zur ex­tre­men Rech­ten ist dem Düs­sel­dor­fer Stadt­ver­band der “Al­ter­na­ti­ve für Deutsch­land“ im Mo­ment ef­fek­tiv über ein­zel­ne Par­tei­mit­glie­der nach­zu­wei­sen.
Ex-“Re­pu­bli­ka­ner“ ist Spit­zen­kan­di­dat der AfD
So pfleg­te der „Spit­zen­kan­di­dat“ der AfD, Dr. Ul­rich Wle­cke, Kon­tak­te in ex­trem rech­te Krei­se: im Jahre 1990 war Wle­cke stell­ver­tre­ten­der NRW-​Lan­des­vor­sit­zen­der der „Re­pu­bli­ka­ner“. Wei­ter­hin ist er Mit­glied der Bur­schen­schaft “Fran­co­nia Müns­ter“ die im ex­trem rech­ten Dach­ver­band „Deut­sche Bur­schen­schaft“ or­ga­ni­siert ist. In der Ver­gan­gen­heit hielt er zudem mehr­mals Vor­trä­ge für die rechts­po­pu­lis­ti­sche Par­tei FPÖ[15] [16]. Als Schatz­meis­ter ge­hört Wle­cke dem Vor­stand des Düs­sel­dor­fer AfD-​Stadt­ver­bands an. Zuvor war er u.a. für die „Frei­en Wäh­ler“ in Düs­sel­dorf aktiv. Axel Schick, der Stadt­rats­kan­di­dat für die AfD, kan­di­dier­te noch bei den Düs­sel­dor­fer Kom­mu­nal­wah­len im Jahre 2009 für die “Re­pu­bli­ka­ner“. Alex­an­der Heu­mann, eben­falls Stadt­rats­kan­di­dat, schreibt über­dies als Gast­au­tor für die rechts­po­pu­lis­ti­sche und ver­schwö­rungs­theo­re­ti­sche Zeit­schrift “Com­pact-​Ma­ga­zin“.

Me­dien­be­rich­ten zu­fol­ge po­si­tio­niert man sich bei der AfD voll­tö­nend gegen die ex­tre­me Rech­te[17]. Nicht nur wegen der oben ge­nann­ten Tat­sa­chen sind Zwei­fel an der­ar­ti­gen State­ments mehr als an­ge­bracht.

 

Die An­ga­ben der Kan­di­da­tu­ren zu den ak­tu­el­len Kom­mu­nal­wah­len stam­men vom Amt für Sta­tis­tik und Wah­len der Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf.

 

Angaben zu den Quellen gibt es hier.

 

 

Antifaschistisches Informationsportal für Düsseldorf

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