Blood & Honour feiert in Frankreich Hitlers Geburtstag

Antifaschistische Aktion Dreiländereck

Am Ostersamstag, den 19. April 2014, fand im französischen Dorf Oltingue – rund 15 Fahrminuten vom Euroairport Basel-Mulhouse entfernt – ein von Blood&Honour-Kreisen organisiertes Solidaritätskonzert für die «Nationale Bewegung» statt. Trotz Kenntnis des Events sowie hochkarätigen und einschlägig bekannten Rechtsrockbands, reagierten die französischen Behörden mit Desinteresse und Ignoranz. So konnten mehrere hundert Neonazis aus ganz Europa ungehindert den 125. Geburtstag Adolf Hitlers feiern.

 

Bereits seit rund vier Monaten kursierte ein Flyer im Internet, mit welchem ein grosses Konzert in Mitteleuropa angekündigt wurde. Ganz entgegen der sonstigen Zurückhaltung rechtsextremer Kreise wurde auch bald damit geprahlt, dass das Konzert nicht in Deutschland, dafür aber mit 100%iger Sicherheit stattfinden werde. Als allgemeine Richtungsangabe wurde Süddeutschland genannt, was bald auf die Grenzregion im Dreiländereck schliessen liess. Aufgrund des angekündigten Line-Ups des Anlasses musste mit einem der grössten Neonazi-Konzerte der jüngeren Vergangenheit gerechnet werden – mehrere hundert Neonazis aus Frankreich, Deutschland, Italien, der Schweiz und Tschechien folgten denn auch dem Aufruf.

 

Hochkarätige Bands aus der ganzen Welt

 

Headliner des Abends war die US-amerikanische Band «Blue Eyed Devils» (B.E.D.), obschon nur deren Sänger Drew Logan anreiste. Innerhalb der Szene geniessen B.E.D. einen legendären Ruf – unter anderem, weil sie als Mitbegründer des «White-Power-Hardcores», auch bekannt als «Hatecore» (H8core), gelten. Daneben wurden die Szenegrössen «Kraftschlag» (DE) und «Legion of Thor» (DE), die finnische Blood & Honour- Band (B&H-Band) «Sniper», «Devils Project» aus dem Raum Stuttgart (DE), «Tätervolk» (DE) und eine Überraschungsband angekündigt. Zusätzliche Informationen zu den aufgetretenen Bands finden sich im angehängten Band-Dossier.

 

Strafverfahren und andere Probleme

 

Als Hauptorganisator des Konzertes wurde schon früh Stephan Hinrichs, Mitglied der Band «Heiliger Krieg», von antifaschistischen Kreisen enttarnt. Das Konzert schien in Gefahr zu geraten, als im Zuge des §129a Verfahrens gegen die «Autonomen Nationalisten Göppingen» auch Stephan Hinrichs im März 2014 verhaftet wurde. Dank der äusserst guten Vernetzung der Szene und Hinrichs Kontakten nach Thüringen und in die Schweiz, konnten aber bald Nachfolger_innen für die Organisation des Konzerts gefunden werden: Marcus Russwurm aus der Region Hildesheim (DE) sowie die Sektion Zürich (CH) von B&H.

 

Während der Untersuchungshaft Hinrichs kursierten in der rechtsextremen Szene Gerüchte über dessen mutmassliche Veruntreuung von Szenegeldern und seine angebliche Zusammenarbeit mit dem Bundesverfassungsschutz, was dazu führte, dass in einigen Szeneforen der Boykott des Konzertes gefordert wurde. Die neuen Organisator_innen versuchten deswegen mit allen Mitteln, den Gerüchten den Wind aus den Segeln zu nehmen und der Veranstaltung auch szeneintern ein sauberes Image zu verschaffen: So wurde früh angekündigt, dass der Erlös «nationalen Projekten» zugute kommen soll – in erster Linie natürlich den «Autonomen Nationalisten Göppingen» für die erwarteten Prozesskosten. Weiter wurde das Konzert vom namhaften rechtsextremen «Ansgar Aryan Versand» unterstützt. Als Verbindung zum einschlägig bekannten Versand fungierte der oben genannte Marcus Russwurm. Der tätowierte 29-Jährige posiert als Modell in Ansgar Aryans Produktekatalogen. Im März diesen Jahres nahm er auch am JN-Europakongress teil. Vereinfacht wurde die Organisation der Veranstaltung durch den Umstand, dass Russwurm momentan in der Region Zürich wohnt und arbeitet.

 

Weitere Schlüsselfunktionen wurden durch verschiedene B&H Mitglieder aus Zürich übernommen, welche bereits für das «Ian Stuart Donaldson-Memorial» (ISD-Memorial) 2013 in Ebnat-Kappel (CH) erfolgreich mit Hinrichs zusammen arbeiteten. Hinrichs Band «Heiliger Krieg» war es denn auch, welche damals als Überraschungsband in der Schweiz auftrat. Für das Konzert vom 19. April 2014 selber wurde der Veranstaltungsort, die lokale Mehrzweckhalle an der Rue de Fislis 25 in Oltingue (FR), vom 24-jährigen Ramon Mallens vermittelt. Mallens war Mitglied der «Aktionsgruppe Lörrach» und stand kürzlich mit fünf weiteren deutschen Neonazis wegen Landfriedensbruch und gefährlicher Körperverletzung vor Gericht.

 

Konzertparadies Dreiländereck

 

Das Spiel mit den grenznahen Konzertorten entwickelt sich bei den Neonazis langsam zur Tradition und nicht selten wird Frankreich als optimaler Austragungsort gewählt. So fand beispielsweise im Herbst 2012 das europäische Hammerfest im französischen Toul statt, nachdem mehrere andere Veranstaltungsorte kurzfristig abgesagt wurden. Die Mischung aus Grenznähe, relativ milder Gesetzgebung und aktivem Desinteresse der Behörden, machen den französischen Teil des Dreiländereckes für Neonazis als Konzertort ausserordentlich attraktiv. So gab es auch diesmal für die Neonazis keine Probleme; die zuständige Polizeibehörde sah trotz der Grösse des Anlasses und der Tatsache, dass es sich bei den Organisator_innen um Mitglieder eines der grössten (und oft gewaltbereiten) internationalen Neonazinetzwerke handelt, keinen Handlungsbedarf.

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Ältere Flyer zum Konzert und mehr Infos zu Stephan Hinrichs.

Der Typ neben Ramon Mallens ist Ralf Beickler aus Hasel (bei Wehr).
Findet ihr hier: facebook.com/beickler.ralf

Nazikonzerte: Im Oktober letzten Jahres fand in Scheinfeld ein Nazikonzert mit ca. 1000 Nazis statt: https://linksunten.indymedia.org/de/node/97366
Im Mai wird dort das nächste stattfinden: http://www.nordbayern.de/region/neustadt-aisch/scheinfeld-wappnet-sich-g...

Die französischen Antifas von La Horde schreiben das hier:

http://lahorde.samizdat.net/2014/04/21/alsace-concert-neonazi-pour-lanni...

Le lieu du concert, à Oltingue.

Le lieu du concert, à Oltingue.

 

Samedi 19 avril, dans la plus grande discrétion (les appareils photos et les téléphones portables étaient interdits sur le lieu du concert, et le concert abat été présenté comme un « repas »), des néonazis allemands ont fêté à leur manière l’anniversaire de la naissance de leur idole Adolf Hitler, non pas en Allemagne, où le culte du nazisme est sévèrement réprimé, mais en France, à une quinzaine de kilomètres de la frontière avec l’Allemagne, à Oltingue, un petit village du Haut-Rhin, en Alsace.

 

Des camarades antifascistes allemands ont malgré tout réussi à localiser le lieu du concert, dans une salle polyvalente de la commune (cf. photo), et nous en ont informé. Nous avons lancé une alerte sur Twitter pour informer les gens et tenter quelque chose contre cet événement ; l’Action Antifasciste Alsace a ensuite pris le relais.

D’après les informations que nous ont envoyées des gens sur place, le concert aurait rassemblé environ 200 personnes. L’affiche nous montre qu’il s’agissait bien d’un concert organisé par des Allemands, pour des Allemands : à l’exception de la présence (à confirmer) de Blue Eyed Devils, un groupe de musique néonazi américain (le premier à se revendiquer du « hatecore »), qui s’était séparé en 2004 et se serait reformé pour l’occasion, tous les groupes appartiennent à la scène RAC allemande, et sont peu diffusés en France. Il ne semble pas d’ailleurs que les néonazis allemands aient une grande confiance dans leurs homologues français, puisque ces derniers, c’est vrai assez peu nombreux, ne semblent pas avoir été impliqués dans la programmation du concert.

Il semblerait que quelques Français et Suisses ont également fait le déplacement. En tout cas, les néonazis se frottent les mains et remercient les autorités françaises, qui les laissent faire sans encombre leur petite sauterie NS…

The mayor of a small village in eastern France was forced to explain this week how he ended up giving the green light for a neo-Nazi party commemorating the 125th anniversiary of Hitler’s birth. The mayor said he presumed it was just going to be an ordinary birthday party.

When André Sherrer, the mayor of the tiny village of Oltingue, in the Alsace region of Eastern France, gave the go-ahead for a function in a municipal building he had no idea the outrage it would provoke.

Sherrer, who is in charge of the village of 700 residents thought he was renting the room out for an ordinary birthday party but little did he know that 150 to 200 neo-Nazis would be turning up to commemorate the 125th anniversary of Hitler’s birth on April 20th 1889.

“Two people showed up to book a room. They had all the right papers and insurance. Everything was in order. We had no idea we were being tricked,” said Sherrer.

The party, that was held last Saturday April 19th, was planned months in advance via the internet and saw neo-Nazi sympathizers descend on the village from far and wide, mostly from Germany,  but also some from Italy and France.

Once inside the village hall, locals reported hearing chanting and live music.

When the stunned mayor realized what was going on, he called the local police, who allowed the gathering to continue.

“When we got there the people were already set up inside,” police told local newspaper Les Dernières Nouvelles d’Alsace.

Officers kept a presence around the village and outside the venue, but did not carry out any checks on the neo-Nazis.

“From a legal point of view it would have been complicated to cancel the event. The aim was to maintain calm in the village,” police continued.

Mayor Sherrer himself did not go to the venue with police to confront the organizers, who were believed to be from Germany, fearing it would lead to violence.

“I didn’t go because the police were already there. And when you have 50 to 100 neo-Nazis in a room, you are not going to tell them to get out. If you did it would be you who’d be thrown out,” he said.

Mayor Sherrer was inundated with calls the following day from people wanting to know how a neo-Nazi party could have been held in the tiny village.

“We were tricked and I regret it,” he said.

“It hurts because in the eyes of colleagues we look like idiots,” he told Europe1 radio.

But it wasn't just the mayor who was asked to come up with answers as to how the party went ahead.

The deputy leader of France's main opposition party the UMP wrote to the Prime Minister to demand why the police did not intervene.

"How can 200 neo-Nazis get away with celebrating the birth of Hitler in a municipal building in a French village?" wrote an outraged Roger Karoutchi.

"If German authorities had warned their French counterparts about this meeting then why was it allowed to take place?" he added.

 

Source: http://www.thelocal.fr/20140424/neo-nazi-hitler-party-stuns-french-village

Längerer Recherchetext zu den Hintergründen des "Blood & Honour"-Konzerts in Oltingue:

https://linksunten.indymedia.org/de/node/116875