(M) Antifaschistische Demo in Obermenzing

Demo in Obermenzing

Am Samstag beteiligten sich etwa 1000 Menschen an einer antifaschistischen Demonstration von München-Pasing nach Obermenzing vor das Nazizentrum in der Carl-Hanser-Str. 42.

 

Vor etwas mehr als einem Jahr hatten sich dort die Neonazis Vanessa Becker, Daniel Thoenessen und Franz Sedlbauer eingemietet. Das Haus wurde von Beginn an nicht nur als Wohnung, sondern auch als Veranstaltungsort und Ausgangspunkt neonazistischer Aktionen genutzt und konnte sich so schnell zu einem Nazizentrum mit überregionaler Bedeutung entwickeln.
Zu den illustren Gästen zählten bislang der im NSU-Prozesse angeklagte André Eminger und „Landser“-Sänger Michael Regener, regelmäßig machen hochrangige Kader des ‚Freien Netz Süd‘ (FNS), der „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ (BIA) und weiterer Naziorganisationen ihre Aufwartung.

Um endlich den politischen Druck zu erhöhen und zu verhindern, dass sich die Nazis im Viertel festsetzen, hatte das „Bündnis gegen Naziterror und Rassismus“, das anlässlich des NSU-Prozesses in München gegründet wurde, eine Demonstration am 1. März initiiert. Die Aufrufe lassen sich hier und hier nachlesen. 

Kurzfristig hatte die BIA für den Tag eine Reihe von Kundgebungen im Münchner Stadtgebiet angemeldet. Dahinter steckte wohl die Hoffnung, ungestört hetzen oder zumindest die Demonstration nach Obermenzing schwächen zu können. 

Dass eine Zersplitterung der antifaschistischen Proteste nicht zu befürchten stand, zeigte am Samstag der Blick auf den gut gefüllten Pasinger Bahnhofsvorplatz.
Von dort aus setzte sich nach einigen Redebeiträgen die Demonstration durch die engen Straßen des nördlichen Pasings in Bewegung Richtung Nazi-Haus.
Es wird sich dabei um die wohl größte Demonstration im Stadtbezirk seit Jahrzehnten gehandelt haben. Von bis zu 1000 Menschen schrieben die lokalen Tageszeitungen und die Pressestelle der Polizei, die Schätzungen der Veranstalter*innen lagen sogar noch leicht darüber. Einen großen Teil der Teilnehmer*innen machte erwartungsgemäß der Antifa-Block aus, doch beteiligten sich offenbar auch viele Menschen aus dem Viertel selbst. Und auch die Anwohner*innen an den Fenstern und in den Gärten machten nicht den Eindruck, als würden sie der Demo die lautstarke Störung der Mittagsruhe allzu krumm nehmen.

Im Vorfeld der Demo waren offensichtlich bereits Antifas im Viertel unterwegs, worauf diverse antifaschistische Transparente, Plakate und Sticker entlang der Route hindeuteten.

Schmuckloser präsentierte sich das Haus der Nazis. Die vergitterten Fenster zusätzlich durch Karton abgedichtet, schien es recht verwaist.
Vor dem Haus standen zwar Polizeigitter und zahlreich USK - selbst in den Gärten hatten sich die Spezialkräfte verteilt -  doch von den Nazis war nichts zu sehen. Über die Gründe für die ausgebliebenen Provokationsversuche kann nur spekuliert werden. Es liegt allerdings die Vermutung nahe, dass BIA-Chef Richter angesichts der anstehenden Kommunalwahl ein Machtwort gesprochen und seine Leute in den Keller geschickt hatte. Auf den gleichzeitig stattfindenden Mini-Kundgebungen der BIA ließen sich jedenfalls keine der aktionsorientierten Nazis blicken.

Nach einer etwa halbstündigen Kundgebung zog die Demonstration weiter in Richtung der S-Bahnstation Obermenzing, zur gemeinsamen Abreise. In Sichtweite des Bahnhofes konnte es die Polizei nicht lassen, durch die Festnahme zweier Menschen am Rand der Demonstration eine Eskalation herbeizuführen und den Antifablock u. a. mit Pfefferspray zu attackieren. Hierbei gab es mehrere Verletzte. Erst nach der Freilassung der Beiden wurden die letzten Meter zum mit Polizeihunden abgesicherten Bahnhof zurückgelegt, von wo aus ein Teil der Leute sich in zur BIA-Kundgebung in der Schleißheimerstraße aufmachte. 

Auch dort ließ die Staatsgewalt noch mal die Muskeln spielen. Nach einer Blockadeaktion griff das USK Antifas an, drei Leute wurden verhaftet. Trotzdem konnten die Nazis ihre Show nicht ungestört über die Bühne bringen, bereits nach kurzer Zeit packten sie ihre Sachen. 

In knapp zwei Wochen ist Kommunalwahl. Dementsprechend ist mit weiteren Aktionen der BIA in den nächsten Tagen zu rechnen. Also haltet die Augen auf!

Die Größe der Demo ist erfreulich, die Medienresonanz beachtlich. Jetzt heißt es nicht lockerlassen! Bislang mussten die Nazis ihre Versuche, in München ein Zentrum zu etablieren, schnell aufgeben. Das Nazizentrum in Obermenzing existiert schon viel zu lange. Machen wir den Laden dicht!

 

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Und morgen nach Deggendorf wo Nazis ebenfalls über einen wichtigen Raum verfügen in dem morgen der "politische Aschermittwoch" der NPD stattfindet!

Zugtreffpunkte, letzte Infos, EA-Nummer etc. findet ihr hier:
https://linksunten.indymedia.org/en/node/107437

Für Donnerstag, den 6.3. und Freitag, den 7.3. plant die neonazistische "Bürgerinitiative Ausländerstop München" erneut Kundgebungstouren durch München. Unter dem Motto "Gegen Asylmissbrauch und Ausländerkriminalität - tut endlich was!" sollen jeweils insgesamt drei Kurzkundgebungen in verschiedenen Stadtteilen abgehalten werden.

Hier der geplante Ablauf, Änderungen sind kurzfristig noch möglich. Bitte auf Aktualisierungen achten.

Donnerstag:
15:30 - 16:00 Uhr Hohenzollernplatz
16:30 - 17:00 Uhr Stachus
17:30 - 18:00 Uhr Rindermarkt

 

Freitag:
15.30 bis 16.00 Uhr Pasing Bahnhof
16.30 bis 17.00 Uhr Münchner Freiheit
17.30 bis 18.00 Uhr Leonrodplatz

Für den aktuellen Stand: http://www.aida-archiv.de