Anfang Oktober machte eine antifaschistische Bustour im Rahmen der Kampagne “An die Substanz – rechte Infrastruktur aufdecken – Nazis in die Pleite treiben” bei dem im Kreis Plön gelegenen „Eselpark Nessendorf“ Halt. Ziel war es, vor Ort auf die seit Jahren bekannte NPD-Unterstützung durch seinen Gründer, Eckart August, aufmerksam zu machen. Als die Aktivist_innen das Grundstück betraten, suchte der Sohn und jetzige Besitzer Friedrich August vor Ort das Gespräch mit ihnen. Er erklärte, seinen Vater schon seit einigen Jahren als Betreiber des Eselparkes abgelöst zu haben und, entgegen der Historie Eckart Augusts, selbst zu keinem Zeitpunkt Verbindungen mit rechter Politik gehabt zu haben. Eckart August habe nach der Aussage seines Sohnes keine geschäftliche Beziehung mehr zu dem Park.
Um diese Information auf ihre Glaubwürdigkeit zu überprüfen, wurde
Friedrich August aufgefordert, eine Distanzierung von den rechten
Aktivitäten seines Vaters und dem dahinter stehenden Weltbild und
entsprechenden Organisationen auch öffentlich nachvollziehbar zu machen.
Stieß dieser Vorschlag vor Ort auf offene Ohren beim jetzigen Besitzer,
so zeigte sich Friedrich August im Nachgang der Aktion nicht so
kooperativ, wie es zunächst schien.
Wie abgesprochen, wurde seitens der Kampagne ein Mailkontakt zu dem Besitzer des Eselparks aufgebaut, über den die begonnene Diskussion, inwieweit der Betrieb in die rechte Szene verstrickt ist, mit der möglichen Perspektive weitergeführt werden sollte, die antifaschistische Intervention gegen den Eselpark einzustellen. Die Voraussetzung dafür wäre die tatsächliche grundlegende Veränderung der dortigen Begebenheiten und eine glaubhafte und überprüfbare Distanzierung der Geschäftsführung, die öffentlich zugänglich gemacht werde. Weiterhin wurde Hilfe bei der Veröffentlichung einer Distanzierung angeboten. Anbei wurde ein Fragenkatalog geschickt, mittels dessen Fragen zu den Besitzverhältnissen des Eselparks, der politischen Einstellung Friedrich August als auch Informationen über vergangene und aktuelle Tätigkeiten und Verbindungen seines Vaters in die Neonazi-Szene geklärt werden sollten.
Im Laufe des Mailverkehrs stellte Friedrich August heraus, dass er entgegen seines anfänglichen Einlenkens während der Bustour, nunmehr keine Notwendigkeit darin sehe, sich von rechten Bestrebungen im Zusammenhang seines Betriebes und neofaschistischer Ideologie generell zu distanzieren. Diesen Entschluss begründete er damit, dass dies auch kein anderer Betrieb seiner Branche tue. Dabei lässt Friedrich August scheinbar die Tatsache außer Acht, dass der Eselpark mindestens hinsichtlich der politischer Verbindungen seines ehemaligen Betreibers, Eckart August, nicht einfach nur ein normaler Freizeitbetrieb wie viele andere dieser Branche ist. Oft genug wurde von Antifaschist_innen auf die Rolle von Eckart August in der NPD hingewiesen – von der Mitgliedschaft im Kreisvorstand in den 90ern, über seine Rolle als großzügiger Geldgeber für die Partei, bis hin zum Vorwurf als möglicher Gastgeber der NSU-Mörderbande (siehe u.a. Andrea Röpkes Artikel “NSU: Urlaub mit Terrorplanung.”). Sein jahrelanges Engagement in der NPD ist mehrfach belegt.
Vor diesem Hintergrund reicht es nicht, sich in einen Abwehrreflex zu
flüchten und diese Informationen als falsche Recherche abzuweisen. Diese
Umstände machen es natürlich notwendig, dass sich der Eselpark von
rechtem Gedankengut glaubwürdig distanziert und beweist, dass keine der
im Geschäft involvierten Personen Kontakte in die rechte Szene pflegt
oder dafür sorgt, dass solche Personen nicht weiter am Geschäft
beteiligt werden. Wichtig ist hierbei, dass dies in einem Rahmen
geschieht, der einer Öffentlichkeit die Möglichkeit bietet, die
genannten Änderungen nachzuvollziehen und zu überprüfen. Nur so könnte
sich ein bestehender Eindruck gegebenenfalls ändern.
An dieser Stelle sei noch einmal betont, dass es nicht darum geht, den jetzigen Besitzer Friedrich August als Neonazi zu denunzieren. Doch spontane Lippenbekenntnisse sind vor der bestehenden Geschichte der Neonazi-Aktivitäten seines Vaters als ehemaliger Betreiber des Freizeitparks nicht ausreichend. Wir sehen hier bei Friedrich August eine generelle Verantwortung, Vergangenes nicht zu ignorieren, sondern aufzuarbeiten und sich glaubhaft von einem menschenverachtenden rechten Weltbild zu distanzieren. Die Angst vor einem Imageschaden für das Geschäft darf hier kein Hindernis sein.
Dass allerdings auch Friedrich August ziemlich verquere
Geschichtsansichten hat, zeigt sich in Vorwürfen, welche er seinerseits
in einer Mail an die Aktivist_innen der Kampagne „An die Substanz“
richtet. So besitzt er die Unverfrorenheit, sich mit verfolgten Jüdinnen
und Juden im dritten Reich zu vergleichen und Antifa-Aufklebern der
gleichen Bedeutung beizumessen, wie „Gelben Sternen“, die als
Zwangskennzeichnung für Personen dienten, die als Juden galten.
Ein solch respektloser und geschichtsrevisionistischer Vergleich ist –
egal wie sehr Friedrich August aktuell unter Druck stehen mag – in jeder
Hinsicht unangemessen und trägt nicht dazu bei, die Wahrnehmung des
Eselparks und der Familie August im positiven Sinne zu verändern.
Zumindest über die Besitzverhältnisse des Eselparks konnten durch
Recherchen verwertbare Informationen gewonnen werden. Demnach ist Eckart
August als stiller Teilhaber mit 16,5 % an der Eselpark GbR beteiligt,
was ihm einen Teil der Gewinne, die der Betrieb erwirtschaftet,
zusichert.
Eckart August, welcher sich nie von der Neonaziszene distanzierte und
mehrfach als NPD-Geldgeber auffiel, zieht folglich immer noch Geld aus
dem Betrieb und so lange dieser sich nicht glaubwürdig von dem
menschenverachtenden Weltbild von neonazistische Parteien und
Organisationen wie der NPD lossagt, muss davon ausgegangen werden, dass
seine Einnahmen weiterhin rechter Infrastruktur potenziell zugute kommen
können. Da reicht es auch nicht, dass die Geschäftsführung des Eselpark
im Jahr 2007 an Friedrich August abgegeben wurde und dass sein Vater
vor wenigen Wochen aus dem Impressum der Website gestrichen wurde.
So kann festgestellt werden, dass der Eselpark Nessendorf auch in Zukunft von verschiedenen Seiten mit den bekannten Vorwürfen konfrontiert werden wird. Um diesen Konflikt bedarf es einer ernsthaften Auseinandersetzung mit den Aktivitäten Eckart Augusts und dessen Rolle im Eselpark. Es genügt an dieser Stelle nicht, wenn sich der jetzige Besitzer inoffiziell in Gesprächen und E-Mails von rechtem Gedankengut und neonazistischen Aktivitäten distanziert, es genügt nicht, mit wilden Vorwürfen die um Aufklärung bedachten Menschen zu denunzieren und es genügt erst recht nicht, einzelnen Personen direkt zu drohen.
Mal ganz frech:
Ich hoffe die Verfasser haben sich öffentlich, nachlesbar und deutlich von ihren Großeltern distanziert.
Tut mir leid, aber jemandem einen "Fragenkatalog" hinsichtlich privater Besitzverhältnisse, politischer Gesinnung u.Ä. vorzulegen, weil der Vater rechts ist... findet ihr nicht das führt etwas weit?
Das klingt nicht emanzipiert, das klingt wie die Gedankenpolizei.
Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll, aber ich habe beim Lesen dieses Texts (genauso wie beim ersten) ein echt scheußliiches Gefühl und das wird nicht besser, je länger ich darüber nachdenke.
naja
Grundsätzlich richtig, wenn der Vater nur sein Vater wäre. Aber der betreffende Kandidat betreibt auch aktuell zusammen mit einem Nazi, der nun zufällig sein Vater ist, ein Unternehmen und finanziert damit einem Nazi (seinem Vater) ein ruhiges Leben und mutmaßlich auch den einen oder anderen NPD-Kameradschaftsabend.
Für mich klingt falsch verstandene Kuschelpädagogik mit Nazis nicht besonders emanzipatorisch. Wenn ein Nazis in einem Zusammenhang ist, egal ob Unternehmen, Gruppe, Kneipe oder Freundeskreis, muss der bei bekanntwerden ausgeschlossen werden. Egal ob es der eigene Vater ist. Alles andere ist wider jeder emanzipatorischen antifaschistischen Praxis und bedeutet direkt oder indirekt eine Gefahr für alle Menschen, die potentielle Betroffene neonazistischer Gewalt sind. Und der Betroffene Opa kungelte sogar mit dem "NSU". Antifaschistische Aktionen gegen sein Unternehmen klingen für mich nicht nach "Gedankenpolizei", sondern nach aktiver Solidarität.