"Polizei rettet Mädchen vor Gipsy-Bande" (1) ist in der Bildzeitung zu lesen sowie "Kind (4) in Griechenland aus Roma-Lager befreit" (1). Wurde sie gefangen gehalten? Wurde sie mishandelt? Im Spiegel ist zu lesen " Die Vierjährige wird derzeit medizinisch untersucht: Ersten Ergebnissen zufolge ist sie bei guter Gesundheit." (2). Um solche Kleinigkeiten hat man sich aber nicht zu kümmern wenn es um Roma geht – da weiß doch jeder, dass man ein Kind prinzipiell befreit wenn man es diesen Barbaren entreißt, die in Griechenland zu 80% Analphabeten sind.
Juden trinken das Blut christlicher Kinder und Zigeuner stehlen Kinder – das sind Weisheiten die in Europa schon ziemlich alt sind – neben den großen Wahrheiten, dass die Roma die Nägel für das Kreuz von Jesus gemacht haben und – wer wüsste es nicht? – die Juden ihn dann umgebracht haben. So ist es auch kein Wunder, dass "Das Mädchen mit dem Namen Maria" (1) "bei einer Routinekontrolle in einem Roma-Lager" (2) den Beamten aufgefallen sei, "weil es keinerlei Ähnlichkeit mit der Frau und dem Mann hatte, bei denen es lebte" (2).
Nachdem die Beamten also routinemäßig bei in Lager lebenden Elendsgestalten eine Razzia durchgeführt hatten und dann aufmerksam wurden, weil ein blondes Kind bei Roma der Polizei sowieso suspekt ist, haben diese Eltern sich bei der Befragung auch noch "in Widersprüche" (2) verstrickt. Mehr Hinweise auf eine Kindsentführung, als dass das Kind nicht bei seinen leiblichen Eltern wohnt und wohl falsche Papiere hat, gibt es nicht. Das ist aber mehr als genug, damit die Bild schreibt: "Die griechische Polizei hat ein 4-jähriges Mädchen aus den Fängen einer Roma-Bande befreit." (1)
Dass Elendsgestalten in dieser Welt schon immer ein guter Ort waren, seine ungewollten Kinder loszuwerden, ist indes nichts Neues. Es ist eine moderne Angelegenheit, aus Zigeunern mit Sinti und Roma Volksgruppen machen zu wollen. Kesselflicker, wanderndes Volk und andere waren jahrhundertelang nicht nur entlang ethnischer Linien zu finden, sondern immer eine Melange aus Abenteurern, Hungerleidern, Ausgestoßenen und eben auch Roma, die wiederrum aber nicht alle zum fahrenden Volk gehörten. In diesen gemeinsam lebenden Truppen der Ungewollten war es durchaus üblich, dass verschiedenste Leute gemeinsam reisten – daher der eine der zwei sachlichen Gründe für den Mythos der Kindesentführer Roma. Nicht selten setzen Eltern ihre Bastarde bei den Roma aus – gab es doch nur wenige Gruppen, die fremde Kinder ohne (noch mehr) gesellschaftliche Ächtung hätten aufnehmen können.
So gab es zum Mythos der Kindesentführung durch Roma immer auch die realen Seiten. Die zweite war bereits im 18. Jahrhundert "der Mythos von den Zigeunern, die Kinder stehlen". Doch nicht sie nahmen die Kinder der Einheimischen mit, sondern sie waren genötigt, sich ihre eigenen Kinder zurückzuholen, die ihnen der Staat im Zuge von Zwangsdeportationen weggenommen hatte, denn von 1773 an isolierte man Zigeunerkinder und raubte sie ihren Eltern, um sie gar nicht erst an das "Zigeunerleben" zu gewöhnen." (3)
In diesem Fall zeigt sich einmal mehr die Stigmatisierung von Roma. Die Vorverurteilung, das Kind sei geraubt, ergibt sich für die Journalisten und wohl auch für die Polizei natürlich aus der Tatsache, dass die Eltern Roma sind. Dass Menschen, die in Lagern leben und zu großen Teilen Analphabeten sind, nicht selten keine oder nur eine beschränkte Arbeitserlaubnis haben und keine offizielle Adoption durchgeführt haben, sondern gefälschte Papiere besitzen, ist etwa soviel Hinweis auf eine Kindsentführung, wie ein blondes Kind bei Roma. Sachlich überhaupt keine – in Bild und Spiegel reicht es aber für eine Verurteilung.
Mehr auf www.keinort.noblogs.org
(1) http://www.bild.de/news/ausland/verschleppung/maedchen-aus-roma-dorf-ger...
(2) http://www.spiegel.de/panorama/justiz/griechenland-polizei-findet-mutmas...
(3) http://www.zigeuner.de/sinti_und_roma_seit_600_jahren.htm
Schön zynisch
Schöner, zynischer Text.
Aber warum die links über Facebook leiten?
Facebook-Links
Ich habe die Links "repariert", war sicher keine Absicht. ;-)
Verbreitung
Mein GMX-Postfach hat mir die Geschichte auch erzählt. Eine der drei Top-Meldungen des Tages.
:(
"Mehr Hinweise auf eine Kindsentführung, als dass das Kind nicht bei seinen leiblichen Eltern wohnt und wohl falsche Papiere hat gibt es nicht." lest ihr das eigentlich vor dem hochladen noch einmal gegen? was soll denn bitte die polizei mit einem kind(!) anderes tun, als es mit zu nehmen, wenn es sich von den eltern stark unterscheidet und diese gefälschte(!) papiere für das kind mitführen? traurig, dass nicht sein kann, was nicht sein darf - 2 und 2 ergeben halt immer noch nicht 5, egal, wie lange das propagiert wird...
Liest du eigentlich die Artikel?
Der Spiegel schreibt: "Das Kind wurde der Polizei zufolge am Donnerstag bei einer Routinekontrolle in einem Roma-Lager im mittelgriechischen Farsala entdeckt. Den Beamten sei das weißblonde Mädchen mit den grünblauen Augen aufgefallen, weil es keinerlei Ähnlichkeit mit der Frau und dem Mann hatte, bei denen es lebte. Bei einer Vernehmung verstrickten sich der 39-Jährige und die 40-Jährige in Widersprüche. Ein DNA-Test ergab keine Übereinstimmung beim Erbgut."
Die Papiere waren also nicht auffällig, auffällig fand es die Polizei, dass da ein blondes Kind ist. Erst NACH dem Mitnehmen wurde alles Kontrolliert, es kam zu den falschen Aussagen und den falschen Papieren. Mal anders herum: Wie oft musstest du schon nachweißen, dass deine Kinder deine Kinder sind?
Doppeldenk: 1984 - George Orwell
Doppeldenk (engl. doublethink; in älteren Übersetzungen: Zwiedenken) ist ein Neusprech-Begriff aus dem dystopischen Roman 1984 von George Orwell und beinhaltet die Fähigkeit, in seinem Denken zwei widersprüchliche Überzeugungen aufrechtzuerhalten und beide zu akzeptieren.
Das schließt mit ein: Absichtlich Lügen zu erzählen und aufrichtig an sie zu glauben; jede beliebige Tatsache zu vergessen, die unbequem geworden ist, und dann, falls es wieder nötig ist, sie aus der Vergessenheit zurückzuholen; so lange wie nötig die Existenz einer objektiven Realität zu leugnen und gleichzeitig die Realität zu akzeptieren, die man verleugnet. Selbst der Gebrauch des Begriffes Doppeldenk macht die Verwendung des Doppeldenkens erforderlich. Denn schon allein indem man diesen Begriff verwendet, räumt man ein, die Realität zu manipulieren. Durch eine erneute Anwendung des Doppeldenkens jedoch löscht man diese Erinnerung aus, womit die Lüge der Wahrheit fortlaufend einen Schritt voraus ist.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Doppeldenk
verstehst du eigentlich?
hier musste niemand nachweisen, dass seine kinder seine kinder sind. als elternteil eines verschwundenen kindes wäre ich froh, wenn die polizei leute kontrolliert, die ein kind dabei haben, dass augenscheinlich nicht von diesen ist. + zu den falschen papieren kam es sicher nicht erst nachder mitnahme des kindes. ich hoffe, der verweis auf "doppeldenk" (danke an den poster!) bleibt stehen.
Doppeldenker
1)
Nein, der Verweis auf Doppeldenk wird gelöscht, weil wir die Gedankenpolizei sind. Außerdem stammt er von einer so subersiven Quelle wie Wikipedia, wenn wir ihn hier also Löschen, wird dieses geheime Wissen für die nächsten Jahrzehnte unzugänglich sein. Zudem ist es so spezifisch zum Thema hier, dass es sowieso jeder lesen sollte.
2.)
Die Süddeutsche schrieb 2010, dass alleine in Deutschland 1700 (!) Kinder gleichzeit vermisst werden. In den Nachrichten erfahren wir immer von den krassesten Fällen oder den liebreizensten oder was sich eben verkauft. Was meinst du macht diesen Fall am Arsch von Griechenland aus? Dem Kind scheints gut zu gehen und man weiß nicht mal ob es entführt wurde. Glaubst du Doppeldenkkritiker nicht, dass es vielleicht was damit zu tun haben könnte, dass es dieses mal nicht bei einer weißen Mittelschichtsfamilie ist, wo der Verdacht besteht, dass Kind könnte geklaut sein, sondern bei einer Roma Familie? Ist dir klar, was diese Nachricht (selbst wenn sich herausstellen sollte, dass sie nicht stimmt) für Roma bedeutet? In den letzten Jahren gab es massive Pogrome in Ungarn, Tschechien und auch in Griechenland gegen Roma. In Ungarn wurden sogar Roma getötet. Diese Nachricht ist Öl ins Feuer der Rassisten - und das hat auch nichts zu tun mit "Was nicht sein darf, kann nicht sein", sondern mit der schlichten Tatsache, dass solche Dinge in dieser Welt nunmal passieren. Das man in Bild, Spiegel und GMX.de aber auf der Titelseite davon erfährt, dass passiert wirklich nur wenn es die bösen Zigeuner waren.
...
alles klar. dann bleibt ja alles doppelplusgut.
...
Kurz zu 2. wegen der 1700 vermisster Kinder: Meineswissens wird man in dieser Statistik bis zur Volljährigkeit als Kind gezählt. Den Löwenanteil machen dann Jugentliche aus, die "ausgebüxt" sind und sich für einige Wochen bei Freunden, auf der Straße oder auch mal im besetzten Haus aufhalten. Da können sicherlich auch mal blöde Sachen passieren aber trotzdem eine ganz andere Kategorie.
Danke für diesen Beitrag
Es bleibt noch zu kommentieren, wie seitens der Sozialarbeiter betont wird, das Mädchen habe "geweint, bis es eingeschlafen ist". Natürlich weint ein Kind, wenn es aus seiner Umgebung gerissen wird. Im Text von Spiegel u. a. wird aber der Eindruck erweckt, das liege an der Herkunft: "sie habe unter schlechten Umständen gelebt und sei sehr dreckig gewesen."
Die Inobhutnahme dagegen geschieht durch Personen, die sprachlich offensichtlich inkompetent sind: "Das Mädchen spreche nur Roma [...] die Mitarbeiter kommunizieren mit ihr vor allem über Zeichensprache."
Das arme Kind. Es macht den Eindruck, dass ihr seitens der Behörden gerade ein schlimmes Unrecht passiert.
DER SPIEGEL ungleich Spiegel Online
Nachdem du hier in den Kommentaren erneut "Der Spiegel schreibt" schreibst muss ich das jetzt loswerden:
Hast du einen Speziellen Zugang das du den Spiegel der erst morgen Früh online kommen wird schon gelesen hast oder sprichst du von Spiegel Online? Spiegel Online und Der Spiegel sind zwei getrennte Redaktionen, SpOns aushängeschild sind eher das abschreiben, Flüchtigkeitsfehler und die Panorama-Sparte und SpOn erscheint bekanntlich auch nicht gedruckt.
Quellenangabe
Ich arbeite doch was meine Quellen betrifft sehr transparent. Sie stehen ja immer direkt unter dem Text, mit Hinweis was wo zitiert wurde - in diesem Fall aus Spiegel Online. Wären die Quellen nicht direkt angegeben würde ich deiner Kritik folgen und ab jetzt immer darauf achten, dass Online hinzuzufügen. Allerdings ist es jedem Leser und jeder Leserin möglich zu sehen, woher ich meine Informationen habe.
SPIEGEL Kommentarfunktion stark überwacht
Der Artikel im Spiegel hackt stark auf dem Zigeuner Kinderraubs Klischee herum. Der Autor vergisst offenbar, dass die Ursache der offenbar illegalen Adoption eines kleinen Kindes nicht unbedingt Raub war, sondern dass es auch ethnische Griechinnen gibt, die aufgrund von Deklassierung, Verarmung oder psychischen Störungen ihr Kind nicht wollen und dieses Fremden anvertrauen. Leider war es heute nicht möglich, diesen Punkt im Forum anzubringen und ich musste hilflos zusehen, wie empörte Roma-Kritiker sich und andere anstachelten.
Es ist seltsam, dass ausgerechnet im DER SPIEGEL Forum oftmals ignoranten und unwissenden Stimmen ein exklusives Forum geboten wird, in dem sie sich hysterisch gegenseitig aufstacheln. Und gemäßigte, kompetente Stimmen einfach nicht veröffentlichtlichen dürfen.
Ob das Masche ist? Nach dem Motto Hysterie, Ignoranz, Polemik und Action ziehen mehr Leser an? So eine Art Eskalation durch geförderte Dummheit im Forum über negative Selektion an Forumsstimmen?
hier zeigt sich
hier zeigt sich wahre menschenverachtung. nicht dem opfer dieser ganzen geschichte, und das ist meiner ansicht nach nur das kleine mädchen, gilt hier die solidarität, sondern den beiden roma, weil es eben roma sind. eine, ich muss es in diesem fall leider so schreiben, aufmerksame polizei wird kritisiert und eine rassistische vorgehensweise vorgeworfen. ganz vergessen wird, worum es eigentlich geht - eine illegale kindesadoption, bei der das wohl des kindes eine solch grosse rolle spielt, als ob es sich um einen alltagsgegenstand handelt. egal, ob solche adoptionen gängig sind, sie bleiben illegal und sind auch moralisch und politisch zu verurteilen. wer sein kind, aus welchem grund auch immer irgendwelchen "fremden" (in form von unbekannten) mitgibt, hat nicht mehr alle tassen im schrank, genauso wenig wie fremde, die es mitnehmen, vor dem hintergrund, dem kind auf unabsehbare zeit nur ein flüchtlingslager als perspektive anbieten zu können. aber mit verantwortung für LEBEN haben es ja weite teile der linken eh nicht so.
Opferperspektive?
Schön, dass Du die Opferperspektive ansprichst, nur gehst Du überhaupt nicht drauf ein -- dass jede andere Lösung für dieses Kind besser ist als bei der Familie zu bleiben, in der es aufgewachsen ist, scheint irgendwie für alle ausgemachte Sache zu sein. Mit der Begründung "dem kind auf unabsehbare zeit nur ein flüchtlingslager als perspektive anbieten zu können" könntest Du allen Roma in diesen Elendssiedlungen ihre Kinder wegnehmen, und genau das ist ja in der Vergangenheit oft genug passiert. Jahrzehnte später wird das dann aufgearbeitet, dann ist es erledigt und vergessen und kann wieder von vorne losgehen.
verdrängt?
blond?
Es ist nicht das erste mal das sehr hellblonde Kinder in Romafamilien aufgewachsen sind. Wie auch immer sie da hinkamen, bleibt natürlich die Frage. Habe selbst schon welche gesehen, als ich im Urlaub in Osteuropa war. Ist also im Prinzip nichts Neues.
Wenn die jetzigen Zieheltern nicht die leiblichen sind und nicht nachweisen können wie das kleine Mädchen zu ihnen kam, ist es nicht verkehrt der Sache nachzugehen. Denn vielleicht suchen irgendwo die leiblichen Eltern ihr verschollenes Kind und fragen sich, ob es noch am Leben ist.
Und selbst wenn keine Entführung vorliegt, sondern eine illegale Adpotion, ist das mitunter nicht weniger schlimm.
es geht weiter
Deine Prognose mit dem Öl und dem Feuer scheint richtig zu sein.
In Irland wurden gab es jetzt 2 weitere Fälle, in denen Roma ihre blonden Kinder von der Polizei weggenommen wurden (sie sind inzwischen wieder bei ihrer Familie, da die DNA-Tests die Elternschaft bestätigten).
(Taz, 25.10.2013, S.10, „Roma unter Generalverdacht“)
In Griechenland wurden am Mittwoch 3 Roma festgenommen, die einen 2 ½ Monate alten Jungen „ohne ausreichende Unterlagen“ anmelden wollten. (Taz, 25.10.2013, S.10 „Entführungsverdacht, Roma Festgenommen“)
In Serbien suchen laut Taz rechte Skinheads nach weißen "Entführungsopfern" von Roma. In Novi-Sad wollten sie einem Menschen sein Kind wegnehmen, weil es zu ihrer Ansicht nach zu helle Haut hatte, um das Kind eines Rom zu sein.
http://taz.de/Blonde-Rom-Kinder/!126165/
noch was vergessen
jetzt hab ich noch einen Punkt vergessen, den ich auch noch sagen wollte. Ich mag den Begriff "Elendsgestalten" nicht. Diejenigen, denen du diesen Begriff gibst, sind keine Gestalten, sondern Menschen - und sie definieren sich durch mehr als die ökonomische Situation, in die sie hineingezwungen sind.