Am Samstag, 03.08.2013, findet in Mayen in der Vulkaneifel (Landkreis Mayen-Koblenz) eine antifaschistische Demonstration statt. Wir, die Antifa Koblenz, nehmen die antifaschistische Demo zum Anlass, einen Blick auf rechte Strukturen und Vorfälle in und um Mayen zu werfen.
Anfang der 1990er waren Teile des Landkreis Mayen-Koblenz eine
Neonazi-Hochburg. Erinnert sei an die Band Störkraft, die aus Andernach
kommt und die damals bekannteste Neonazi-Band war.
In der Region wurden zu dieser Zeit mehrere Menschen von Neonazis umgebracht:
28.12.1990: Der 17-jährige Flüchtling Nihad Yusufoglu wird in Hachenburg von Neonazis erstochen.
31.07.1992: Der Obdachlose Dieter Klaus Klein wird in Bad Breisig von Neonazis gefoltert und totgeprügelt.
24.08.1992: Der Obdachlose und Alternative Frank
Bönisch wird in Koblenz zeitgleich zu den Pogromen in Rostock von einem
Neonazi erschossen.
Neonazis aus Mayen: Widerstand-Radio, Friedhofsschändung und Sexualstraftaten
Für Schlagzeilen sorgte vor der Prozess gegen das „Widerstand-Radio“
vor dem Landgericht in Koblenz. Das „Widerstand-Radio“, ein
Neonazi-Untergrund-Radio, sendete über Server in den USA, bis es 2010
von Behörden zerschlagen wurde. Insgesamt waren über 25 Neonazis aus
ganz Deutschland an dem Radio beteiligt, der Prozess fand 2011 und 2012
statt.
Auch ein Ehepaar aus Mayen musste sich vor Gericht in Koblenz
verantworten, da sie Moderatoren für das „Widerstand-Radio“ gewesen
waren. Eine Schändung des jüdischen Friedhof Mayen wurde ebenfalls
während des Prozess verhandelt. Diese Straftat ging auch auf das Konto
des Ehepaars. Der Ehemann war bereits wegen eines Sexualdelikt an einem
Kind mehrere Jahre inhaftiert und kann als Neonazi-Intensiv-Straftäter
bezeichnet werden.
Aktuell scheint es jedoch auf den ersten Blick scheint es in Mayen kein Problem mit Neonazis zu
geben – der Vorfall mit dem „Widerstand-Radio“ ist schon einige Jahre
her. Die Presse berichtet nicht über rechte Übergriffe, auch im
Verfassungsschutzbericht ist nichts zu finden.
Eine genauere Betrachtung bringt jedoch ein ganz anderes Bild zum Vorschein: In Mayen und der Region gibt es eine Neonazi-Szene mit dementsprechenden Vorfällen:
2001 Mühlheim-Kärlich (20 km von Mayen entfernt): In der Nacht auf den 6. Mai 2001 wird an einer Grillhütte bei Mühlheim-Kährlich ein 28- jähriger Punk von einem Neonazi niedergeschossen. Die Kugel bleibt kurz vor dem Herz stecken, der 28-jährige überlebt schwer verletzt. Vorausgegangen waren antisemitische Sprüche des Neonazis und eine verbale Auseinandersetzung.
2001, Mayen: Am 03.11.2001 findet in Mayen eine antifaschistische Demonstration statt. Anlass waren mehrere Übergriffe von Neonazis. Auch die Demo gerät ins Visier von Neonazis: Etwa 20 Neonazis versuchen die Demo angreifen und die Lautsprecheranlage zu zerstören. Nur durch handfestes Eingreifen können die Neonazis davon abgehalten werden.
2003, Koblenz (30 km von Mayen entfernt): In Koblenz findet die Polizei am 22.02.2003 bei dem damaligen Berufssoldaten Sven Lobeck mehrere scharfe großkalibrige Handfeuerwaffen. Lobeck fliegt daraufhin aus der Bundeswehr. 2005 tritt er in die NPD ein, tritt als Bundestagskandidat an und wird Kreisvorsitzender der NPD Koblenz, wozu auch Mayen gehört.
2009 bis heute, Mendig (7 km von Mayen entfernt): Naziladen: Wenige Kilometer weiter in Mendig betreibt ein Neonazi seit 2009 ein Geschäft mit Internetversand, im Angebot Nazimarken, hart an der Grenze zum Illegalen. Nachdem eine antifaschistische Kampagne dagegen Druck aufgebaut hatte, hat das Geschäft offiziell nur noch Freitags geöffnet – angeblich nur noch zur Abholung von im Internet bestellter Ware. Der Verfassungsschutz Rheinland-Pfalz sieht übrigens nicht in dem Naziladen ein Problem, sondern in der antifaschistischen Kampagne gegen diesen und weitere Läden …
2012 Kaisersesch (15 km von Mayen entfernt): Im Januar 2012 nimmt die Polizei einen jugendlichen Neonazi hoch, der sich mit dem Bau von Bomben beschäftigte.
2012 Kaisersesch (15 km von Mayen entfernt): Ein 20-jähriger hantiert im Juni 2012 mit einer Pistole, schreit Nazi-Parolen, droht Nachbarn die sich beschweren: „Ich bringe euch um.“ Die Polizei stellt dann fest, dass es eine Softair-Pistole war.
2012: fast die komplette NPD Koblenz, zu der auch Mayen gehört, verschwindet in U-Haft. Anlass ist der Prozess gegen die Neonazis vom „Aktionsbüro Mittelrhein“ sowie ihre Unterstützer.
Mayen – Kein Verstecken für Neonazis – Social Networks:
Ein Blick in Social Networks zeigt, wie sich Neonazis aus Mayen und Umgebung präsentieren. Offensichtlich ist es in Mayen für Neonazis nicht notwendig, mit der Meinung hinterm Berg zu halten. Statt dessen wird die Zugehörigkeit zur Neonazi-Szene ganz offen zur Schau gestellt:
Da posiert die Mitarbeiterin eines Geschäfts für Fahrzeuge auf Fotos mit ihren Bekannten vom verbotenen Musiknetzwerk Blood&Honour, mit denen sie europaweit auf Konzerte fährt. Ein anderer Mayener präsentiert stolz Fotos, die er auf Konzerten von RechtsRock-Bands gemacht hat.
Im Stadtbild von Mayen finden sich in den letzten Monaten verstärkt Nazi-Aufkleber und Nazi-Sprühereien.
Anhand dieser Beispiele wird deutlich mit was für einer Selbstverständlichkeit sich Neonazis im Mayener Raum bewegen können. An den neonazistischen Bandshirts und Tattoos die auf den Straßen präsentiert werden, scheinen sich nur wenige zu stören.
Zusammenfassung:
In Mayen und der gesamten Region gibt es Neonazis, die immer wieder zum
Problem werden. Da sie jedoch nicht als „Kameradschaft Mayen“ auftreten,
ist das Problem nicht auf den ersten Blick sichtbar. Auf den zweiten
Blick hingegen ist eine gut vernetzte Szene erkennbar. Wer sich bei
Behörden informiert, bleibt allerdings unwissend.
Wer – wie die Behörden – davon ausgeht, dass es kein Problem und damit auch keinen Handlungsbedarf gibt, kann auch nicht verhindern, dass es Übergriffe gibt.
Wir sind sehr gespannt, wie sich die Polizei verhält, wenn Neonazis anwesend sind: Wird die Polizei in den Neonazis das Problem sehen oder in der antifaschistischen Demonstration, die sich gegen genau diese Neonazis richtet?
Commandanta
Samstag 03.08 in Mayen
Was hatten die, von EifelTV sogenannten "vermeintlichen Nazi´s", (das war ohne Brille deutlich zu erkennen) in der Burg verloren? Gesehen habe ich, dass Sie von BGSlern von der Mauer vertrieben wurden, aber wieso konnten die sich innerhalb der Burg frei bewegen und dort aus den Fenstern schauen zum Fotografieren? Welchen besonderen Schutz hat man Ihnen oberhalb des Mayener Bombenschutzkellers gewährt? Haben Sie Eintritt bezahlt?