»Für unsere Klasseninteressen«. - Wer sind überhaupt die RAZ und die RL? Und warum wird deswegen ermittelt?
Die Revolutionären Aktionszellen sind Ende 2009 mit einem nächtlichen Brandanschlag auf eine Arbeitsagentur zum ersten Mal öffentlich in Erscheinung getreten. Sie verstehen sich als klandestin-militante und sozialrevolutionäre Gruppe. Innerhalb von knapp anderthalb Jahren verübten sie Brandanschläge gegen fünf Objekte in Berlin – der letzte liegt schon über zwei Jahre zurück. Es handelte sich dabei um symbolische Aktionen mit einem verhältnismäßig geringen Sachschaden. Die RAZ will mit ihren Aktionen zu Eigeninitiative und Gegenwehr ermuntern, die »nicht dem Diktat der friedfertigen ›demokratischen‹ Konfliktaustragung folgen«.
					
					
	Die Revolutionären Aktionszellen sehen sich an der Seite der 
Lohnabhängigen und jener, »die als ›industrielle Reservearmee‹ in den 
Statistiken geparkt werden«. Dementsprechend nahmen sie Institutionen in
 den Fokus, die, so die RAZ, »sich über unser Existenzrecht hinwegsetzen
 und uns in den sozialen Abgrund stürzen wollen« – zum Beispiel durch 
die Agenda 2010, durch verschärfte Sanktionen bei Zahlung von 
Sozialleistungen, durch Gentrifizierung, steigende Mieten und die 
Vertreibung aus Wohnungen. Texte der RAZ erschienen im Internet und in 
der Zeitschrift »radikal«,
 die seit Sommer 2009 von dem Redaktionskollektiv Revolutionäre Linke 
(RL) konspirativ herausgegeben wird. Insgesamt fünf Ausgaben sind bis 
Winter 2011/2012 erschienen.
	
	Die Bundesanwaltschaft (BAW) hat sich für die Ermittlungen zuständig 
erklärt und führt ein Verfahren nach Paragraf 129 StGB wegen 
Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung gegen derzeit neun 
Personen. Am 22. Mai 2013 fanden in insgesamt 21 Objekten in Berlin, 
Magdeburg und Stuttgart Polizeirazzien statt, darunter Wohnungen der 
Beschuldigten, ihrer Lebensgefährten und Arbeitskollegen, ein Büro der 
Falken in Stuttgart und ein soziales Zentrum in Magdeburg. Einer der 
Betroffenen befand sich im Offenen Vollzug und wurde am 22. Mai in die 
JVA Berlin-Tegel verlegt.
Chronik: Aktionen gegen Agenda 2010, gegen Razzien in Buchläden und Zwangsräumungen
30. Dezember 2009, Agentur für Arbeit, Berlin-Wedding
			
	Im dritten Jahr der Wirtschaftskrise und fünf Jahre nach Einführung von
 Hartz IV verüben die RAZ ihren ersten Anschlag auf ein Jobcenter im 
Stadtteil Wedding. In ihrer Anschlagserklärung wenden sie sich gegen die Agenda 2010 und die angekündigten Verschärfungen durch die Jobcenter.
	
	4. Februar 2010, Haus der Wirtschaft, Berlin-Charlottenburg
	Nur fünf Wochen später folgt der zweite Anschlag zum gleichen Thema. In
 den Tagen zuvor hat der Vorsitzende der fünf Wirtschaftsweisen und 
Berater der Bundesregierung, Professor Wolfgang Franz, den Vorschlag in 
die Debatte gebracht, die Sozialleistungen für Hartz-IV-Bezieher zu 
kürzen, um diese zur Arbeit zu zwingen. Auch der stellvertretende 
Bundesvorsitzende der CDU, Roland Koch, fordert eine Arbeitspflicht für 
Hartz-IV-Empfänger. Die RAZ bezeichnen die staatlichen und behördlichen Pläne als »Klassenkampf von oben«.
	
18. November 2010, Bundesinnenministerium, Außenstelle Bundeshaus, Berlin-Wilmersdorf
	Der Berliner Hauptsitz des Bundesverwaltungsamtes, wo die 
Bundesakademie für öffentliche Verwaltung untergebracht ist, ist das 
Ziel des dritten RAZ-Anschlags, der zeitgleich zur 
Innenministerkonferenz stattfindet. Die RAZ wählte diesen Ort aus, weil 
diese Einrichtung des Ministeriums »Teil des institutionellen Geflechts 
der Repressions- und Ideologieapparate« der Bundesrepublik sei. – In den
 Wochen davor war es in Berlin und München wiederholt zu Razzien in 
linken Buchläden gekommen und zu Beschlagnahme linker Zeitschriften und 
Broschüren. Diese Durchsuchungswelle bewegt nicht nur die RAZ. Ein 
Solidaritätsaufruf der Kampagne »unzensiert lesen«, wird in dieser Zeit von über 1400 Personen und Gruppen unterzeichnet.
	
	Im März 2011 verschickt die RAZ 8mm-Patronen an den neuen 
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU), den stellvertretenden 
Generalbundesanwalt Rainer Griesbaum und den Extremismusforscher Uwe 
Backes. In ihrem dazugehörigen Kommuniqué bezeichnet die RAZ diese 
Personen als ausgewählte Protagonisten der staatlichen Repressionswelle 
der vergangenen Monate und Jahre. Sie beziehen sich dabei auf die 
Staatsschutzprozesse gegen deutsche und ausländische Linke, den 
internationale Einsatz von Polizeispitzeln, die Kriminalisierung linker 
Medien, die Räumung von linken Hausprojekten, die Beugehaftandrohung 
gegen ehemalige Mitglieder der RAF im Prozess gegen Verena Becker sowie 
auf tödliche Polizeischüsse und den Mord an Oury Jalloh, der in einer 
Dessauer Polizeizelle verbrannte.
	
27. April 2011, Zentrales Mahngericht Berlin-Brandenburg in 
Berlin-Wedding und Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in Berlin-Mitte
	Wenige Tage vor dem 1. Mai trifft es mit dem Mahngericht – Arbeitsplatz
 von Gerichtsvollziehern – und der kommunalen Einrichtung der 
Stadtumstrukturierung weitere Akteure des »Klassenkampfs von oben«. Die 
Umstrukturierungsprozesse im städtischen Wohngebiet treffen vor allem 
sozial schwache und migrantische Mieter. Auch dieses Thema bewegt viele.
 Etwa ein Jahr später gründet sich in Berlin das Bündnis »Zwangsräumung 
verhindern«.
	
	Die letzte bekannte Wortmeldung
 der RAZ liegt inzwischen zwei Jahre zurück. Im Juni 2011 beteiligte 
sich die RAZ mit einem schriftlichen Diskussionsbeitrag am »Kongress für
 autonome Politik« in Köln. Die Vorbereitungsgruppe hatte unter dem 
Motto »Wir stehen dazu: Militanz« zu einer Debatte über Perspektiven 
militanter Praxen eingeladen. Zu einer lebendigen Diskussion kam es 
jedoch nicht. Autonome aus Rhein-Main zogen ein vernichtendes Resümee: 
»Die Sprachlosigkeit und das Nichtverhalten im Anschluss an den Kongress
 spiegelt die allgemeine Atmosphäre aus Köln ganz gut wieder.« Womöglich
 hat sich die RAZ von dieser Stimmung anstecken lassen.
	
	http://soligruppe.blogsport.eu





Reaktionäre Aktionszelle
nicht dem diktat der "friedfertigen demokratischen" konfliktaustragung folgen - o.k. einverstanden, andere formen der konfliktbewältigung? aber was dann folgt ist das alte prinzip der strafe und rache --- da ist nichts "revolutionäres" dran, allenfalls ne "reaktion" mit ähnlichen mitteln -- ja ja, bla blah, die anderen sind viel böser ....
Interessante Zusammenstellung
Danke an neues deutschland für diese Infos.