Landshut
Nach Routinekontrolle eines Asylbewerbers: 33-Jährige erstattet Anzeige
Autor: Sebastian Geiger
Eine Routinekontrolle mit Folgen, so stellt es die Polizei dar. Eine rassistische Entgleisung mehrerer Polizeibeamter, so ist die Aussage einer 33-jährigen Frau, die einen der Bewohner des "Non-Citizen-Camps" am Dreifaltigkeitsplatz von der Polizeiwache abholen wollte (idowa berichtete). Fest steht, bei dem Vorfall, der sich am Montagabend auf der Polizeiinspektion ereignet hat, steht Aussage gegen Aussage.
Es ist 16.15 Uhr, als laut Polizeibericht eine Streife den 23 Jahre 
alten Bewohner des "Non-Citizen-Camps" an der Zweibrückenstraße 
kontrolliert. "Da sich bei der Kontrolle Anhaltspunkte für einen Verstoß
 nach dem Asylverfahrensgesetz ergaben, wurde der 23-Jährige von einer 
Streife der Operativen Ergänzungsdienste Landshut zur weiteren 
Sachbearbeitung in deren Diensträume gebracht", heißt es weiter.
Hier
 setzt auch die Geschichte der 33-jährigen Frau ein, die sich am 
Dienstag bei der Landshuter Zeitung gemeldet hat, um rassistische 
Äußerungen seitens der Polizei gegenüber den protestierenden 
Non-Citizens anzuzeigen. Sie sei mit Freunden auf die Wache gegangen, um
 den 23-jährigen Senegalesen abzuholen, sagt sie. Dort habe sie auf ihn 
gewartet und miterleben müssen, wie zwei Polizisten ihn angeschrien und 
körperlich bedroht hätten.
Der Polizeibericht spricht von fünf 
Personen, die sich gegen 18 Uhr im Vorraum der Wache aufhalten. Diese 
hätten sich provokativ und aggressiv verhalten, also erteilen die 
Beamten ihnen einen Platzverweis. Die 33-Jährige erzählt eine andere 
Version der Geschichte. Ihrer Aussage nach hätten die Polizisten die 
Freunde des Senegalesen aufgefordert, sich hinzusetzen und ihnen Schläge
 angedroht, sofern sie das nicht tun. "Meinen Freund haben sie als Affen
 beschimpft und ihn angeschrien, dass hier nur deutsch geredet wird", 
sagt die Frau. Sie habe daraufhin versucht, den Polizisten zu erklären, 
dass der 23-Jährige kein Deutsch kann. "Das hat sie aber nicht 
interessiert." Für die Vernehmung des Senegalesen haben die Polizisten 
laut Polizeibericht einen Dolmetscher hinzugezogen. Es ist 18.25 Uhr, 
als sie ihn entlassen. Seine Freunde sind immer noch in der Wache, 
obwohl die Polizei sie mehrmals aufgefordert hat, diese zu verlassen.
An
 dieser Stelle eskaliert die Situation. "Daraufhin schoben die Beamten 
die Personen aus dem Vorraum der Wache", heißt es im Bericht. Dabei habe
 sich die 33-Jährige an der Türe festgehalten. Die Polizisten müssen 
ihre Hände lösen. Weiter heißt es, dass die 33-Jährige am Dienstag 
Anzeige wegen Körperverletzung gegen zwei Beamte erstattet und 
Verletzungen geltend gemacht habe.
Aussage gegen Aussage
"Die
 Beamten haben uns gesagt, dass das ihr Haus ist und uns nach draußen 
gedrängt", sagt die 33-Jährige. Aggressiv habe sie sich nicht verhalten,
 sie sei nur "herumgestanden". Auch habe sie sich nicht gewehrt, die 
Beamten hätten sie zur Tür gedrängt und aus der Wache geschubst. Dabei 
habe sie sich den Hinterkopf angeschlagen und eine Gehirnerschütterung 
zugezogen. "So etwas darf eigentlich nicht passieren", sagt sie. "Die 
Polizei sollte eigentlich ein Ort sein, an dem die Bürger sich beschützt
 fühlen sollen."
Ein Nachspiel könnte der Abend für die beiden 
Polizisten haben, gegen die die 33-Jährige ihre Anzeige aufgegeben hat. 
Nach Absprache mit der Staatsanwaltschaft ist der Vorfall mittlerweile 
an die Zentralstelle für interne Ermittlungen beim Bayerischen 
Landeskriminalamt abgegeben worden. "Eine Routinesache", sagt der 
Sprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern, Alexander Schraml. Dafür 
sei die Stelle im vergangenen Jahr geschaffen worden, um interne 
Ermittlungen unabhängig durchführen zu können.

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