In Wien wurde gestern, 04.05.2013, ein brachliegendes Stück Land besetzt. Der Ort: Drygalskiweg 49 (Nähe U1 Station Kagran). SoliLa (Solidarische Landwirtschaft):
Die Idee einer „Solidarischen Landwirtschaft“ ist es, kollektiv eine selbstbestimmte Lebensmittelproduktion zu verwirklichen, bei der ein anderes Verhältnis von Konsumierenden und Produzierenden geschaffen wird. Es wird auf Augenhöhe miteinander gearbeitet und konsumiert. Was bedeutet es, wenn Stadt und Land, sowie Produktion und Konsum, strickt getrennt werden? Wie können wir uns in einer Zeit von „real existierendem Kapitalismus“, Massenproduktion und damit in Zusammenhang stehenden Unterdrückung und Ausbeutung anderer Menschen, Zerstörung von ökologischer Vielfalt, Bodenauslaugung, chemischen Spritz- und Düngemitteln sowie Gentechnik gesund ernähren und gleichzeitig eine sogenannte “globale Gerechtigkeit” praktizieren? Oder ganz einfach: Wie wollen wir miteinander Leben, in was für einer Welt wollen wir leben? Das sind zentrale Fragen, die hinter dem Projekt stehen. Die SoliLa möchte im kleinen eine alternative Produktions- und Lebensweise verwirklichen und so ganz konkret aufzeigen, wie es auch gehen kann. Hier wollen wir uns der Marktlogik entziehen und für das Recht auf kooperative, kollektive, autonome, bedürfnisorientierte, kleinbäuerliche Nahrungsmittelproduktion in Stadt und Land einstehen. Gleichzeitig fordert die SoliLa damit den Stopp der Stadtverdichtung zulasten von Grün- Landwirtschafts- und selbstbestimmten Räumen, sowie Ernährungs- Saatgut- und Landsouveränität.
Am ersten Tag waren über 100 Menschen anwesend, es wurde eifrig Infrastruktur geschaffen, Beete angelegt und sich mit Nachbar_innen vernetzt.
Ein Mensch der sich als Pächter der Fläche bezeichnete (nicht klar inwieweit das stimmt) hat die Polizei informiert, diese war inklusive Verfassungsschutz da, ist aber wieder abgezogen.
Der angebliche Pächter hat allerdings mit einer Räumung Montag Vormittag gedroht.
Heute gibt (und gab) es Nachbar_innencafé, RoR Workshop, Recht auf Stadt Treffen, ein Konzert und natürlich Gartenarbeit.
Weiter Infos auf 17april.blogsport.eu
Presseaussendung vom 05.05.2013
Land denen, die es bewirtschaften (wollen).
Recht auf Stadt - für eine demokratische Stadtgestaltung.
Wien: Studierende, Aktivist_innen und Landlose beginnen mit dem Aufbau einer solidarischen Stadtlandwirtschaft und nehmen Stadtplanung selbst in die Hand.
Seit Samstag, den 4. Mai, besetzen ca. 100 Landlose, Studierende und Aktivist_innen eine Brachfläche im Donaufeld, Wien Floridsdorf, die dem Wohnfonds Wien gehört.
"Hier soll fruchtbares Land, das über Jahrzehnte von kleinen Gärtnereien bewirtschaftet wurde, verbaut werden. Der Aufbau einer lokalen solidarischen Landwirtschaft ist unser Gegenentwurf zur derzeitigen Stadtplanung", so Jana, landlose Gärtnerin.
Die von den Besetzer_innen gegründete Initiative "Solidarisch Landwirtschaften!", kurz SoliLa!, kritisiert, dass es gerade in Zeiten von "peak oil" und "peak soil" absurd ist, fruchtbares Land immer weiter zu verbauen. Die Landwirtschaft in Wien, wie auch in ländlichen Gebieten, ist zunehmend von zwei Tendenzen betroffen: die Versiegelung von landwirtschaftlichen Flächen sowie Höfesterben und Landkonzentration.
Täglich gehen in Österreich 20 Hektar landwirtschaftliche Fläche unwiederbringlich als Bau- und Verkehrsflächen verloren. Für Wien wird das an dem Verlust von 20% der landwirtschaftlichen Flächen zwischen 1999 und 2010 sichtbar.
Die Zahl der Bäuer_innenhöfe in Wien verringerte sich zwischen 1995 und 2010 drastisch von rund 1.200 auf etwa 550 Höfe. Bei den geschlossenen Höfen handelt es sich zum großen Teil um kleine und mittlere Betriebe: 68% der Höfe hatte weniger als 5 Hektar Fläche.
Europaweit zeigt sich die gleiche Tendenz. Eine kürzlich veröffentlichte Studie dokumentiert, dass lediglich 3 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe in der EU rund 50% der landwirtschaftlichen Flächen kontrollieren. Diese Landkonzentration wird durch das System der Agrarsubventionen je nach Fläche letztendlich durch staatliche Gelder gefördert und vorangetrieben.
Auch die Wiener Landwirtschaft wird immer weiter Richtung Profitmaximierung gedrängt, in welcher nur noch die wettbewerbsfähigsten Betriebe erhalten werden sollen. Dies wird im agrarstrukturellen Entwicklungsplan festgeschrieben. Während große zusammenhängende landwirtschaftliche Flächen an den Rändern der Stadt für die landwirtschaftliche Nutzung geschützt werden sollen, sind kleinere und nicht zusammenhängende Flächen in zentralerer Lage als Pufferzone für Bauvorhaben vorgesehen. Damit wird letztendlich die Versiegelung von fruchtbaren Böden wie im Donaufeld vorangetrieben. Dieser Entwicklung stellt sich SoliLa! entgegen und zeigt eine Alternative auf ...
WOHNPOLITIK OHNE FRUCHTBARE BÖDEN ZU VERSIEGELN
Die Eigentümerin der Fläche ist der Wohnfonds Wien, ehemals "Flächenbereitstellungsfond". Seine Aufgabe ist es, Flächen anzukaufen um sie für Wohnbauträger bereit zu stellen. Seit 2004 baut die Stadt Wien selbst keine Gemeindewohnungen mehr. Stattdessen wurde zu einer Politik der Subventionierung von Wohnbauträgern übergegangen.
"Die Besetzung richtet sich nicht gegen leistbares Wohnen. Ganz im Gegenteil wollen wir die Frage stellen, wie leistbares Wohnen für alle möglich sein kann ohne dabei fruchtbare Böden zu versiegeln. Der steigende Bedarf an Wohnraum steht einem Leerstand von bis zu 80.000 Wohnungen sowie weiteren tausenden Büros gegenüber", meint Markus, BOKU-Student und Recht auf Stadt-Aktivist.
Parallel zur Spekulation mit Leerstand finden jährlich tausende Delogierungen in Wien statt. Rund 2.600 Haushalte wurden allein im Jahr 2012 zwangsgeräumt. Etwa 1.000 Fälle davon betrafen Gemeindebauwohnungen. "Von einer sozialen Wohnpolitik kann somit nicht mehr gesprochen werden", so eine Aktivistin.
Profitorientierte Wohnungspolitik hat nicht nur erzwungenen Leerstand zur Folge, sondern auch die Versiegelung landwirtschaftlicher Fläche für immer weitere Bauvorhaben. Aus diesem Grund fordert SoliLa! als Teil des Netzwerks "Recht auf Stadt" nicht nur Zugang zu Land für jene die es bewirtschaften (wollen), sondern auch Zugang zu leistbarem Wohnraum für alle.
"Es braucht demokratische Entscheidungsstrukturen über Stadtplanung. Nachbar_innen und Initiativen wurden in die Stadtentwicklungspläne fürs Donaufeld bisher nicht einbezogen", so eine Nachbarin.
Die Initiative SoliLa! möchte das besetzte Land als landwirtschaftliche Fläche erhalten und eine bedürfnisorientierte, kleinstrukturierte, nachhaltige Lebensmittelproduktion umsetzen. Die vielen beteiligten Menschen arbeiten seit dem 4. Mai gemeinsam an der nachhaltigen Kultivierung des Bodens und laden Nachbar_innen und Interessierte herzlich dazu ein, mitzuwirken.
Für Recht auf Stadt und Ernährungssouveränität!
Räumungsbedroht!
Gerade wurde die Besetzung in einer E-Mail vom Fonds dazu aufgefordert die Fläche in den nächsten 24 Stunden zu verlassen. Sollte dies nicht geschehen würde eine Räumung veranlasst.
http://17april.blogsport.eu/2013/05/06/wohnfonds-setzt-ultimatum-von-24-...
KOMMT UM GEGEN DIE RÄUMUNG ZU KÄMPFEN
LANDBESETZUNG DONAUFELD/WIEN AKUT RÄUMUNGSBEDROHT!!!
KOMMT HEUTE ALLE VOR 17Uhr - am besten jetzt um 14Uhr zum Anti-RäumungsTreffen
Öffis: U1 Kagran oder U6 Floridsdorfer Bf + Tram 25@Tokiostraße
Rad: map: http://osm.org/go/0JrJ_XyY--
Programm Di.7.5.2013
14 Uhr - Notfalltreffen bezüglich der Räumung Statt.
ab 19 Uhr - KostNixKino: “The Garden”, diese Dokumentation beschäftigt sich mit den “South Central
Farms” einem Community Garden in Los Angeles und dessen Räumung 2006.
Dazu gibts lecker Gegrilltes!
Kommt alle, bringt eure Freund_innen mit, sowie Schlafsäcke und Popcorn!
Widerstand ist Fruchtbar, sät die Samen!
full article - http://17april.blogsport.eu/2013/05/07/aufruf/#more-874
Die seit vier Tagen bestehende Landbesetzung am Drygalskiweg 49 wird seit´Gestern vom Wohnfonds Wien mit einer Räumung bedroht. Die Besetzer_innen wurden dazu aufgefordert das Grundstück innerhalb von
24 Stunden zu verlassen oder geräumt zu werden, diese Frist verstreicht Heute (Dienstag 07.05.) um 17 Uhr.
Diese Drohung ist ungeheurlich, da der Wohnfond es bisher konsequent
abgelehnt hat sich an angebotenen Verhandlungen zu beteiligen.
Wir fordern daer die Rücknahme der Räumungsdrohung und die Aufnahme
konstruktiver Gespräche!
Wir fordern die Politik auf hier alle nötigen Schritte zu unternehmen um
einen Dialog zu ermöglichen.
Ruft den Wohnfonds und das Büro Vassilakou an und nervt sie mit eurer
Empörung über das Verhindern eines jungen Projekts im Donaufeld, das gegen
Verbauung und für Partizipation in Land- und Stadtgestaltungsprozessen
einsteht.
Wohnfonds: office@wohnfonds.wien.at 01/40359190
Büro Vassilakou (Stadtentwicklung und Bürger_innenbeteiligung)
M. Vassilakou: 01/4000 81 670
Alexandra Rupp-Ebenspanger: 01/4000 81 690
Darüber hinaus laden wir alle solidarischen und interessierten Menschen
Heute um 12 Uhr zum gemeinschaftlichen Gärtnern zum Gartltag ein (mit
Seedswap und VoKü).
Umd 14 Uhr findet ein Notfalltreffen bezüglich der Räumung Statt.
Wir wollen gemeinsam zeigen, dass wir für eine landwirtschaftliche Nutzung
der Fläche sind und gegen eine Versiegelung.
Darüber hinaus wird Heute Abend ab 19 Uhr auch die Dokumentation “The
Garden” gezeigt werden, diese beschäftigt sich mit den “South Central
Farms” einem Community Garden in Los Angeles und dessen Räumung 2006.
Dazu gibts lecker Gegrilltes!
Kommt alle, bringt eure Freund_innen mit, sowie Schlafsäcke und Popcorn!
Widerstand ist Fruchtbar, sät die Samen!
na?
wie schauts aus?
noch nicht geräumt - aber keine gute lage...
Wir sind nicht geräumt worden, Juhuu!
Wir sind mit dem Wohnfonds in Kontakt und die Räumung ist vorläufig bis morgen Mittag aufgeschoben.
Das Filmscreening beginnt gleich und es gibt leckeres Essen. Heute wurde viel pleniert und gewerkelt. Der erste Teil des Folientunnels steht, es wurde an der Presseaussendung (hier auf dem Blog zu finden) und am Programm gebastelt, neue Beete angelegt und eine Waschstation errichtet.
Morgen ist auch wieder allerhand los. Kommt vorbei, seid dabei und bringt euch ein !
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