1. Mai - Nazidemo in Dortmund: Bericht, Auswertung, Bilder

1. Mai Nazidemo in Dortmund

Mehr als 400 Neonazis kamen am 1. Mai zu einer Demonstration der Worch-Partei „Die Rechte“ nach Dortmund – Neonazismus pur.

Als Siegfried Borchardt spricht, kennt die Begeisterung seines Publikums kaum noch Grenzen. Eigentlich beherrschen Neonazis zwei Tonlagen: eine verbal ungeschminkte für die internen Runden; eine – strafrechtlich möglichst nicht angreifbare – für Auftritte unter den Augen und Ohren der Öffentlichkeit. Doch rhetorische Zurückhaltung ist nicht die Sache von „SS-Siggi“ Borchardt, der in den frühen 80er Jahren begann, den Aufbau von Neonazistrukturen im Ruhrgebiet zu betreiben, und seit dem vorigen Herbst als Kreisvorsitzender von Christian Worchs Partei „Die Rechte“ in Dortmund fungiert. Die Partei hat am 1. Mai zum „Aufmarsch“ in die Stadt im Revier gerufen.

 

Mehr als 400 Neonazis sind gekommen. „Ich weiß, ihr hättet natürlich lieber Dr. Robert Ley heute hier gesehen“, ruft Borchardt ihnen zu. Ley, einer der fanatischsten Antisemiten des „Dritten Reiches“ und Leiter der „Deutschen Arbeitsfront“ (DAF) ist aber seit 57 Jahren tot. Also verspricht Borchardt, er selbst werde an diesem Tag sein „Bestes“ geben. Das tut der vielfach vorbestrafte Neonazi dann auch und bettelt quasi um eine weitere Strafanzeige, als er den früheren nordrhein-westfälischen DGB-Chef und jetzigen Sozial- und Integrationsminister Guntram Schneider eine „dreckige, fette Mistsau“ nennt.

 

Ohne taktische Zurückhaltung

Taktische Zurückhaltung ist auch nicht die Sache jener Neonazis, die die Spitze des Demonstrationszuges bilden. „Wir putzen unsre Stiefel mit dem Blut der Antifa“, brüllen sie, „Deutschland den Deutschen – Ausländer raus“, „Für die Rasse in den Tod“ und „Arbeit, Freiheit, Recht und Brot – Nationaler Sozialismus bis zum Tod“. „Die Rechte“-Parteichef Christian Worch schreitet dagegen nicht erkennbar ein, achtet lediglich darauf, dass der unter schwarz-weiß-roten Fahnen laufende braune Tross nicht von seiner Route abweicht, um Gegendemonstranten anzugreifen. Das militante Potenzial ist vorhanden: Beinahe bruchlos hat „Die Rechte“ in der Ruhrgebietsstadt die Nachfolge der verbotenen Neonazi-Organisation „Nationaler Widerstand Dortmund“ angetreten.

„Nazi“ genannt zu werden, werte er nicht als Beschimpfung, versichert der niedersächsische Neonazi Dieter Riefling seinen Zuhörern – den „Deutschen Volksgenossen und Volksgenossinnen“, wie er sie donnernd begrüßt hat. Hitler wird bei ihm zum Chef der „letzten von einem souveränen Volk frei gewählten Regierung“. Wie Borchardt ist Riefling seit den 80er Jahren in der Szene aktiv. Der 1. Mai sei „ein nationaler Feiertag“, „unser Feiertag“, bläut er seinen Zuhörern ein. Die Gewerkschaften seien „Arbeiterverräter“. Was sie in den letzten Jahrzehnten getan haben, fragt er rhetorisch und gibt als Antwort: „Randaliert haben sie am 1. Mai, jahrzehnte- und jahrhundertelang, blutige Opfer haben sie gefordert, jahrzehnte- und jahrhundertelang.“ Die sozialen Errungenschaften seien hingegen den Nazis zu verdanken. Und sie haben, folgt man Rieflings kruder Logik, noch mehr geschafft: „Wer hat denn die KdF-Schiffe damals gebaut und so heutzutage dafür gesorgt, dass zum Beispiel Mallorca zum 17. Bundesland erklärt wurde? Wer hat denn als erstes die Balearen angefahren?“ Riefling fragt sein Publikum: „Das waren die...?“, und er bekommt die Antwort: „Nazis!“

 

Auf NPD nicht gut zu sprechen

„Über 1.500 nationale Sozialisten“ seien an diesem Tag auf der Straße, übertrieb Riefling und meinte die Teilnehmerzahl der nicht von der NPD organisierten Demonstrationen in Dortmund, Würzburg und Erfurt, die tatsächlich bei insgesamt knapp 1.100 gelegen haben dürfte. Die Veranstaltungen der NPD in Berlin und Hessen erwähnt er nicht. Speziell auf deren Vorsitzenden Holger Apfel ist man bei der „Rechten“ und bei „parteifreien“ Neonazis nicht gut zu sprechen. Dennoch sind einzelne NPDler in Dortmund mit dabei: Thorsten Heise etwa, der stellvertretende Landesvorsitzende aus Thüringen, dem die Parteispitze einen Auftritt als Redner untersagt hatte, oder Hans Jochen Voß, Mitglied im NRW-Landesvorstand und Kreisvorsitzender für Unna und Hamm.

Dennis Giemsch, führender „Kopf“ der Rechts-„Autonomen“ in Dortmund und NRW-Landesvorsitzender von „Die Rechte“, bittet derweil unterwegs um Unterstützungsunterschriften für die Bundestagswahl. 2.000 muss die Partei bis Mitte Juli vorlegen, um in Nordrhein-Westfalen mit einer Liste antreten zu können. 820 sind nach Angaben der Partei bisher zusammengekommen. Dass die Neonazi-Partei an dieser Hürde für die Zulassung zur Wahl scheitert, ist nicht ausgeschlossen.

 

Brauner O-Ton, Blick nach Rechts
http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/brauner-o-ton

 

Bilderserien zu den Nazidemos am 30.04. und 01.05. in Dortmund

 

Fotostrecke 30. April
http://lfa.blogsport.de/2013/04/30/naziaufmarsch-in-dortmund-am-30-04-2013/

Fotostrecke 01. Mai

http://lfa.blogsport.de/2013/05/01/naziaufmarsch-in-dortmund-am-01-05-2013/

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Beinahe bruchlos hat „Die Rechte“ in der Ruhrgebietsstadt die Nachfolge der verbotenen Neonazi-Organisation „Nationaler Widerstand Dortmund“ angetreten.

 

"Beinahe" hätte mensch auch weglassen können. Jede/r weiß was in Dortmund läuft. Den NW Dortmund gibt es nach wie vor und unter dem Label "Die Rechte" treten sie noch viel dreister auf.

Am 16.03. skandierten Mitglieder verbotener Kameradschaften bei einer Demo der "Die Rechte" lauthals "Trotz Verbot sind wir nicht tot!" - Die Polizei schritt nicht ein. Am 1. Mai brüllten sie "Hier marschiert der Nationale Widerstand!", wobei es sich einige Teilnehmer nicht nehmen ließen noch ein "Dortmund!" hinterher zu rufen – Die Polizei schritt nicht ein.

DO: Aufmärsche der “Die Rechte” am 30. April und 1. Mai – eine Zusammenfassung

 

DORTMUND – Nur rund 65 Neonazis folgten am 30. April dem Aufruf der Partei „Die Rechte“ (DR) zu einer Demonstration am Vorabend des 1. Mais, um angeblich “für die Ziele der Partei” zu werben und “die Bevölkerung” zu informieren, “gerade im Hinblick auf die bevorstehende Bundestagswahl im September”. Am Tag darauf waren es dann etwa sieben mal so viele, die “gegen Sozialabbau, Überfremdung und Kapitalismus” und “für eine gerechte Zukunft” aufmarschierten.

 

Die Vorabenddemo

Am Dienstagabend  waren es großteils Neonazis aus Dortmund und dem Dortmunder Umland, die vom Sonnenplatz im Kreuzviertel in den Stadtteil Dorstfeld zogen und hierbei Parolen wie „Arbeit, Freiheit, Recht und Brot – Nationaler Sozialismus oder Tod“ und „Ein Hammer, ein Stein – ins Arbeitslager rein“ skandierten. Daniel Grebe forderte in seiner Rede zudem ein Verbot der Gewerkschaften. Unter den TeilnehmerInnen befanden sich trotz der Abgrenzungsbeschlüsse der NPD gegen die DR  auch einige Mitglieder der NPD. Neben dem NPD-Landesvorstandsmitglied Hans Jochen Voß aus Unna, der immer mal wieder offen seine Sympathie  für die Dortmunder Neonaziszene bekundet, war auch der Bochumer  Markus Schumacher erschienen. Schumacher ist stellvertretender Vorsitzender des NPD-Kreisverbands Bochum und Wattenscheid – Vorsitzender ist der NPD-Landeschef Claus Cremer. Außerdem fungiert er als „Referent der NPD im Rat der Stadt Bochum“ und wurde erst kürzlich als NPD-Bundestagskandidat für den Wahlkreis 140 nominiert.

Der 1. Mai

Nachdem das vom Dortmunder Polizeipräsidenten ausgesprochene Verbot des 1.-Mai-Aufmarsches erwartungsgemäß sowohl vom Verwaltungsgericht in Gelsenkirchen als auch vom Oberverwaltungsgericht in Münster kassiert worden war, fanden sich südöstlich der Innenstadt um die 450 Neonazis ein, um nach einer Auftaktrede von Dennis Giemsch gegen 13.30 Uhr in den Stadtteil Körne zu ziehen, um nach zwei Zwischenkundgebungen den Aufmarsch um 16.45 Uhr am S-Bahnhof  Körne-West zu beenden. Insbesondere der vordere Teil des Aufmarsches präsentierte sich lautstark und beim Anblick von GegendemonstrantInnen außerordentlich aggressiv und gewaltbereit. Parolen wie „Wir putzen unsere Stiefel mit dem Blut der Antifa“ dürften einer gewünschten Außendarstellung als seriöse Partei  nicht gerade dienlich sein. Während sich der DR-Landesvorsitzende Giemsch, der Parteivorsitzende Christian Worch und ein Neonazi aus Tschechien in ihren Reden etwas zurückhielten, gaben andere mächtig Gas. Der Dortmunder DR-Kreisvorsitzende Siegfried Borchardt, der einen Großteil der Wegstrecke auf dem Beifahrersitz eines Begleitfahrzeuges zubrachte,  gönnte sich großzügig eine zu erwartende Strafanzeige wegen Beleidigung, indem er  den ehemaligen DGB-Landesvorsitzenden und jetzigen NRW-Minister für Arbeit, Integration und Soziales, Guntram Schneider, mehrfach als „dreckige, fette Mistsau“ bezeichnete, und Dieter “Miesling” Riefling feierte offen den Nationalsozialismus ab. Von außerhalb Nordrhein-Westfalens präsentierten sich mit Transparenten, Fahnen und T-Shirt-Aufdrucken unter anderem die “AN Zürich”, die “AG Nordheide”, die “Kameradschaft Northeim”, die “Freien Nationalisten Freiberg” sowie Neonazis aus Magdeburg, Kassel  und den Niederlanden. Aus den Reihen der NPD-Funktionäre waren der von der NPD-Führung mit einem Redeverbot belegte Thorsten Heise (stellvertretender Landesvorsitzender Thüringen) sowie Hans Jochen Voß, Beisitzer im NRW-Landesvorstand, erschienen.

 

http://nrwrex.wordpress.com/2013/05/02/do-aufmarsche-der-die-rechte-am-3...

Alles beim Alten in der Dortmunder Naziszene. Dieselben Personen, die alten Strukturen, neu gelabelt und etikettiert. Der Staat lässt den NW Dortmund am 1. Mai 2013 gewähren und geht brutal gegen Antifaschist_innen vor. Alles beim Alten in Dortmund!

 

Alexander Deptolla (Dortmund)

 

Alexander Deptolla (NW Dortmund, Die Rechte, NPD)

 

Betreiber des Twitter Account der „Die Rechte - Dortmund“. NPD Mitglied im Kreisverband Unna / Hamm. Führender Kopf des NW Dortmund / Die Rechte - Dortmund. Letzteres ohne Parteimitgliedschaft.

 

A. Deptolla (3.v.l.) DR Infostand

 

Alexander Deptolla (NW-Dortmund, Die Rechte, NPD) 3.v.l.

 

Dietrich Surmann (Dortmund)

 

Surmann, Deptolla

 

Dietrich Surmann (NW Dortmund, Die Rechte, NPD)

 

Surmann, Giemsch, Brück

 

Dietrich Surmann (NW-Dortmund, Die Rechte, NPD)

 

NPD Mitglied im Kreisverband Unna / Hamm. Ebenfalls einer der führenden Köpfe des NW Dortmund / Die Rechte – Dortmund, jedoch auch ohne DR Parteiausweis. Surmann ist Eigentümer von Räumlichkeiten in Dortmund - Huckarde, die er für die Dortmunder Nazis kaufte und seit November 2012 der Pseudopartei „Die Rechte“ als Geschäftsstelle zur Verfügung stellt.

 

Andreas Kolb (Dortmund)

 

Andreas Kolb (NW Dortmund, Die Rechte, JN)

 

Kolb, Surmann

 

Andreas Kolb (NW-Dortmund, Die Rechte, JN)

 

Mitglied im JN Bundesvorstand (Jugendorganisation der NPD). Im ersten Quartal 2012 von Duisburg nach Dortmund verzogen. Neben seinen Aktivitäten in der JN betätigt sich Kolb im NW Dortmund / Die Rechte – Dortmund, u.a. in Form von Beteiligung an und Organisation von DR Infoständen, wie am 8. Dezember 2012 in Dortmund - Huckarde oder den Renovierungsarbeiten in der dortigen DR Geschäftsstelle.

Auch die Nazis aus dem "Aktionsbündnis 38" aus der Region um Braunschweig, Wolfsburg, Gifhorn waren mit dabei und trugen ein Transparent mit Werbung für den TDDZ am 1. Juni in Wolfsburg (Infos zu den Gegenprotesten: www.no-tddz.org):

 

01

Martin Schüttzpelz aus dem Landkreis Wolfenbüttel (mit "Kill Baby kill"-Shirt)

 

02

Rene Grahn (NPD-Vorsitzender UB Wolfsburg/Gifhorn) und Michele Barkofsky von der "BFZ Wolfsburg"

 

03

Robert Schönfeld (Landkreis Gifhorn)

 

04

Schüttpelz und Grahn

 

05

Tatjana Berner, Braunschweig (mit rötlichen Haaren am Transparent)

 

06

Links: Benjamin Baginski, Landkreis Gifhorn und daneben Pascal Kinzel (mit Hatecore-Shirt) aus Wolfsburg

 

07

Mike Körner, bisher "Burschenschaft Thormania"

 

08

Oliver Kotzian, Osterode (mit Fahne)

 

09

Christoph Laurinat, Landkreis Gifhorn

 

10

Benjamin Baginski

 

11

Michael Berner, Braunschweig (mit blauer Cap)

 

Falls jemand wenn erkannt hat bitte den regionalen Antifa und/oder Recherchestrukturen mitteilen!

Danke für die Fotos, aber ladet die doch bitte das nächste mal direkt auf linksunten hoch: Medienupload.

Wir haben die Korrekturen eingebaut, lassen aber die Kommentare aus Transparenzgründen stehen.

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12

Marlon Richter früher im Südwesten (Kreis Kaiserslautern) aktiv wohnt mittlerweile im Ruhrpott

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daneben Marnie Janice Wachmann aus Mülheim. Adresse: Freiherr-vom-Stein-Straße 120 45473 Mülheim an der Ruhr!

Der Ablauf am 1.5. am Bahnhof hat gezeigt, dass das übliche Konzept (erst Demo/Kundgebung, dann Aktion) kontraproduktiv ist. Während die offizielle Demo von den Bullen bereits am Startplatz Bahnhof mit den üblichen fadenscheinigen "Begründungen" 2 Stunden fixiert wurde, konnten sich die Nazis ungehindert in aller Ruhe sammeln und loslaufen. Für die Bullen eine regelrechte Wunschsituation: alles im Griff, alles unter Kontrolle, alles kann seelenruhig abgefilmt werden. Unübersichtlich wurde es doch für die Bullen erst, als die Demo unerwartet für beendet erklärt wurde und die Teilnehmer in kleinen Gruppen in alle Richtungen sternförmig abzischten. Man erinnere sich an die erfolgreiche die 5-Finger-Taktik 2007 G8 Heiligendamm und auch anderswo. Künftig sollte man sich also Demo/Kundgebung und auch äußerliche Erkennungsmerkmale ganz schenken. Es ist ja nicht verboten, in kleinen Gruppen und Kleinstgruppen völlig unauffällig gekleidet die Stadt zu erkunden, um zu shoppen oder zum verabredeten Grillplatz zu gehen oder die Großmutter zu besuchen. Mit der Methode ist meine Bezugsgruppe schon mehrmals bis direkt an die Nazis herangekommen, um sie dann angemessen zu begrüßen.

Weitere Bilderserie vom Neonaziaufmarsch in Dortmund

http://recherche-nord.com/gallery/2013.05.01.html