Steine im Boden erinnern an Opfer des Nationalsozialismus
Straubing. Fast ein wenig golden schimmert der Stein im grauen Beton des
 Bürgersteigs. Auf dem Stein ist ein Name eingraviert, und darunter 
steht in großen Buchstaben: ERMORDET. Was hat das zu bedeuten? An wen 
erinnert dieser Stein? Wieso wurde dieser Jemand umgebracht?
Antworten
 auf diese Fragen bekommt man von dem Künstler Gunter Demnig. Er steckt 
hinter dem Projekt "Stolpersteine" und hat bereits fast 40 000 solcher 
Steine verlegt - nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen 
anderen Ländern Europas. Mit diesen Gedenktafeln soll an das Schicksal 
der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus 
ermordet, vertrieben oder in den Selbstmord getrieben wurden.
In 
Straubing werden am Mittwoch, 24. April, zehn weitere Stolpersteine 
verlegt. Beginn ist um 9 Uhr in der Wittelsbacherstraße vor der 
Synagoge. Der Termin ist öffentlich, jeder kann also dabei sein.
Zwei
 dieser Steine, die in Straubing in den Boden eingelassen werden, 
erinnern an die Schwestern Lore und Sabina Baumblatt. Sie wurden im 
Alter von 16 und 18 Jahren in ein Konzentrationslager gebracht und dort 
ermordet - zusammen mit ihren Eltern. Mit der traurigen Geschichte der 
Familie Baumblatt haben sich die Schüler der Klasse 9a des 
Johannes-Turmair-Gymnasiums beschäftigt - und dabei interessante Details erfahren.
Insgesamt werden in Straubing zehn Stolpersteine verlegt. Jede dieser 
Gedenktafeln gibt Auskunft über Namen, Lebensdaten und Schicksal des 
einzelnen Menschen. Die Steine kommen dorthin, wo die Kinder, Frauen und
 Männer ihren letzten selbst gewählten Wohnort hatten. Das heißt, wo sie
 gewohnt haben, bevor sie vertrieben oder in Konzentrationslager 
gebracht wurden. "Auf dem Stolperstein bekommt das Opfer seinen Namen 
wieder, jedes Opfer erhält einen eigenen Stein - seine Identität und 
sein Schicksal sind, soweit bekannt, ablesbar. Durch den Gedenkstein vor
 seinem Haus wird die Erinnerung an diesen Menschen in unseren Alltag 
geholt", beschreibt der Künstler Gunter Demnig die Intention, die hinter
 dem Projekt steckt.
Natürlich sind die Steine keine 
Stolpersteine im wörtlichen Sinn. Die Steine werden ebenerdig in den 
Boden versenkt. Vielmehr sollen die Bürger der Stadt auf die Schicksale 
aufmerksam werden, sich Gedanken machen und sozusagen im Kopf stolpern.
Kritik am Projekt
Das
 Projekt hat allerdings nicht nur Befürworter. In manchen Städten - wie 
zum Beispiel in München - dürfen keine Stolpersteine auf öffentlichem 
Grund verlegt werden. Kritiker des Projekts, darunter viele Betroffene, 
finden es empörend, dass Gedenksteine im Boden verlegt und die Opfer 
damit sozusagen mit Füßen getreten werden.
In Straubing ist das 
nicht der Fall. Hier wird das Projekt auch von der jüdischen Gemeinde 
unterstützt. Man stimmt dem Künstler zu: "Ein Mensch ist erst vergessen,
 wenn sein Name vergessen ist."

Mobi Antifa Straubing
Bericht von der Stolpersteinverlegung
"Demokratische" Zustände in Straubing
berichtender Presseartikel
- berichtender Presseartikel: [Niederbayern] Stolpern, um nicht darüber hinwegzusehen