Jährlicher Trauermarsch freier Kameradschaften in Dessau. Am 9. März 2013 findet in Dessau wie jedes Jahr ein Aufmarsch freier Kameradschaften anlässlich der Bombardierungs Dessaus 1945 statt. In geschichtsrevisionistischer Manier wird die Täterrolle Nazideutschlands relativiert. Der Aufmarsch reiht sich ein in eine Vielzahl von Veranstaltungen Rechtsextremer Anfang des Jahres (Magdeburg, Chemnitz, Dresden usw.).
Dessau genauso„unschuldig“ wie Dresden
Dessau spielte schon vor der Machtergreifungs Hitlers eine große Rolle als ideologisches und verwaltungstechnisches Zentrum. 1932 stellte die NSDAP mit mehrheitlich Stimmen aus Dessau die erste Landesregierung, im Zuge dessen wurde entgegen Magdeburg Dessau später Gauhauptstadt. Zur verherrlichend genannten Reichspogromnacht wurde in Dessau die Synagoge niedergebrannt. Auch hinsichtlich kriegswichtiger Infrastruktur hatte die Stadt an der Mulde für die Nazis eine besondere Rolle inne. Neben der guten Anbindung zu Wasser, Land und Luft war es vorallem die Rüstungsindustrie in den ehmaligen Junkerswerken. Traurige Berühmheit erlang Dessau durch die Herstellung von Zyklon B, rund 2/3 der Produktion wurde in Auschwitz eingesetzt.
In einem nachfolgenden Text wird diese Thematik ausführlicher behandelt.
Die freien Nationalisten aus Dessau
Der jährliche Aufmarsch in Dessau wird durch Alexander Weinert angemeldet, als Co-Anmelderin fungierte die Ex-NPD´lerin Carola Holz.Im letzten Verfassubngsschutzbericht von 2011 wird das Duo namentlich als Führungspersonnen benannt. Doch Holz ist seitletztem Jahr nicht mehr bei szenetypischen Veranstaltungen in Dessau und Umgebung aufgefallen. Im Umfeld von Weinert tummlen sich ca. 20 Personen aus Dessau. Ingesamt kommen die Neonazis wenn man die Kreise in Wittenberg und Bitterfeld mitrechnet auf einen harten Kern von ca.70 Personen.
Ihr Mobilisierungspotenzial schwankte in den letzten Jahren zu Veranstaltungen in Dessau erheblich von ca.150 bis 300 Leuten. Die Gründe dafür sind mannigfaltig, auf der einen Seite sind szeneinterne Streitigkeiten mitverantwortlich auf der anderen Seite sind die Proteste und Protestformen von Antifaschisten`innen vielen Neonazis ein Dorn im Auge gewesen. So konnte man den einen oder anderen Kommentar im ehmaligen Thiaziforum über die Gurkentruppe aus der Muldestadt schmunzelt zur Kenntnis nehmen.
Doch leider hatten sich spätestens ab Oktober 2012 die Kameradschaft in ihren Kreisen gefangen. Ermöglicht hatte dies nach unserer Einschätzung das politische Kurzzeitgedächnis der Neonazis, prominente Unterstützung und vermehrtes personelles Auftreten bei regionalen Veranstaltungen. Dies gipfelt in einer guten Vernetzung innerhalb Sachsen-Anhalts und über die Landesgrenzen hinaus nach Sachsen,Niedersachen und Thüringen. Gepflegt werden Kontakte unter anderen zu Dieter Riefling aus Hildburghausen ebenso zu „Steiner“ Wulff aus Hamburg, beide sind schon als Redner bei Aufmärschen in Dessau aufgetreten.
Desweiteren beobachten wir zunehmend das Eingreifen ins öffentliche Leben. Nach einer Messerstecherei wobei ein Fussballer der ASG im Januar 2012 schwerverletz wurden war, mobilisierten Bürger und Neonazis über soziale Netzwerke zu zwei Demonstrationen gegen Gewalt. Der Grund dieses Zusammenschluss war ein rassistischer Konsens, den da wo Gewalt von sogenannten „Ausländer“ bzw. „Nichtdeutschen“ausgeht und auch noch „Deutsche“ trifft müsse man etwas tun. An beiden Demos die man schon als Volksmob bezeichnen könnte beteiligenten sich mehre hundert Dessauer´ínnen, Neonazis waren eher in der Unterzahl aber dennoch Ton angebend.Wie rassistisch die Dimension des Vorfall war wurde vor kurzem tragisch bestädigt keine 50 m entfernt wurde ein „Deutscher“ von einem„Deutschen“ durch Messerstiche schwerverletzt. (Wir entschuldigen diese Diffenzierung von Menschen, es dient nur zur Verdeutlichung der Stiimmung in Dessau und die von Bürgern verfolgte Rhetorik )
Mit langer Verzögerung fand im Oktober ungehindert eine Demonstration zu diesem Anlass unter dem Motto „Deutsches Opfer-Fremde Täter“statt. Es beteiligten sich ca. 300 Neonazis an diesen Aufzug. Das Erstarken der Neonazis zeigte sich nicht zu Letzt in einer Störung von 15 Personen bei der offizellen Gedenkveranstaltung der Stadt zum Holocaustgedenktag. Die Gruppe konnte ungehindert Flyer für ihren Trauermarsch verteilen und die Polizei sowie Zivilgesellschaft waren sichtlich überfordert mit dieser Provokation.
So weit so schlecht
Dessau ist seit Jahren nicht aus den Schlagzeilen heraus zu bekommen, Skandale bei der Polizei, Tote im Polizeigewahrsam, rassistischer Grundkonsens, und nicht zu vergessen der einst von Innenmister Hövelmann betitelte „ gelegentlich quasi ein Häuserkampf“ zwischen Links und Rechts. Da wird die Imagepflege schnell zur Chefsache und das „Netzwerk gelebte Demokratie“ als Alternative zu den ganzen undemokratischen Extremisten in die Startlöcher geschickt. Das Netzwerk bestehend aus Zivilgesellschaft sollte als kritischer Problemanzeiger fungiren. Nach unserer Einschätzung der letzten Jahre wird reine Symbolpolitik betrieben und öffentlich linke Iniativen oder Aktionsformen diffamiert. Eine Zusammenarbeit mit den Repressionorganen und der Stadt ist dabei selbstverständlich, aber es gibt auch Einzelpersonen innerhalb des Netzwerk die kirtische Positionen vertreten. Die Idee dahinter war gut doch die Ausführung lässt zu wünschen übrig.
Auch in diesem Jahr tritt das Netzwerk gelebte Demokratie mit Aktionen gegen den Traueraufmarsch an. Eine Menschenkette soll die Innenstadt vor den Neonazis schützen, dabei wird natürlich darauf geachtet, dass der räumliche Abstand möglichst groß ist.
Ein weitere Artikel von uns wird die Thematik rund um das Netzwerk und ihren Protestformen näher beleuchten.
Und nu? Was geht am 9. März?
Wir selber werden am 9. März nicht explizit zu Blockaden oder ähnliches aufrufen, sondern nur eine Infrastruktur stellen, bestehend aus Infotelefon, EA und Twitter. Damit wollen wir allen, die entschlossen und kreativ den Neonazis den Tag versauen wollen eine Plattform bieten. Es ist kein Geheimnis, das die Provinz von außerhalb Unterstützung bedarf damit Neonazis an diesem Tag keinen Erfolg feieren können. Ein linker Haken an die dessauer Verhältnisse wäre auch bitter notwendig auch wenn uns schon klar ist, dass wir an diesem Tag die Verhältnisse nich kippen werden. Dennoch kann es ein Schubs in die richtige Richtung für Menschen in Dessau sein, die mehr machen wollen.
Auf nach Dessau am 9. März !!!
Nazis den Tag verhageln !!!
Dessauer Verhältnisse in Frage stellen !!!
Vorbereitungskreis Schlecht Wetter
Weitere Infos folgen.
kein Flyer, keine Blockade?
Danke für den Text, den geschichtlichen Hintergrund und die aktuellen Beschreibungen bzgl. Nazitreiben in Dessau.
Letztes Jahr am 10. März kamen etwa 140 Nazis.
Bzgl. der Nazidemo im Oktober. Es gab einen kurzen anonymen Aufruf auf linksunten. Trotzdem haben es mehrere hundert Antifas vorgezogen, lieber nach Thüringen zu einer Demo zu fahren, da es dort eine Mobi gab.
Hätte schon längst einen Bericht von dem Nazimist inkl. Fotos veröffentlichen sollen. Na ja.
Dann jetzt hier in Kurz:
Nur "Autonome Nationalisten" sind gelaufen.
Thomas Wulff aus Hamburg als Anheizer der Nazidemo. Das Faschopack ist um die Innenstadt drum rum gelaufen. Dort soll "ein Deutscher von einem Ausländer attackiert worden sein"
Es waren vlt. 200 Gegendemonstrant*Innen in Dessau. Ganz ganz wenig "schwarzer Block". Nicht mal 10. Trotzdem haben viele versucht, zu blockieren, was aber nicht wirklich klappte, da es an Entschlossenheit UND LEUTEN fehlte und viel Polizei war ja vor Ort.
Polizei aus Sachsen-Anhalt war diesmal nett. Hatte schon 2 Schlauchschals und Tröte vor 12 Uhr von mir einkassiert und gaben sie doch schnell wieder raus. Ohne Strafe, aber mit warnenden Worten bzgl. Vermummung. Das Übliche.
Am Bhf. sollte ich laut Polizei tatsächlich nicht die Tröte benutzen dürfen, wenn die Nazis Redebeiträge haben.
Was Dessau fehlt, ist die Vernetzung. Ganz klar. Protest in Hör- und Sichtweite war übrigens immer gegeben, wer sich schlau anstellte. Die ganze Zeit... bis dann mal andere Cops auf mich zu kamen und mir befahlen, die Tröte unverzüglich einzustecken.
Nie vergessen werde ich aber diesen Tag, denn was ab 18 Uhr passierte, verschlägt einem wohl die Sprache.
Die Nazis waren ja schon mit ihrer Demo gerade durch. Dachten die sich, fahren wir zum HBF zurück und gucken, ob da noch ein paar Zecken rumstehen. Sie kamen also raus, du konntest aus 30 Metern Entfernung hören: "Da sind Zecken", die Rechten vermummten sich und liefen mit locker 50 Leuten auf uns (12 Punks und Antifas) zu. Wir haben das noch schnell mitbekommen und liefen um unser Leben. Die Polizei war ja noch vor Ort und rettete uns durch ihr Einschreiten das Leben. Wir waren in der Zwischenzeit in das angrenzende Kino geflüchtet, aber der Betreiber hat uns nach kurzer Zeit wieder rausgeschmissen. Ihm war es also egal, ob wir sterben oder nicht. Später dann keine Nazis mehr gesehen, aber noch ein paar Polizeihunde.
Merkt euch die Karre mit dem Kennzeichen DS:US 268. Das ist ein Zivi-Auto. Dunkelblau(er Passat)
Die Straßenbahn fuhr an diesem Tag nicht.
Also: 5. März Chemnitz und 9. März Dessau: Hinfahren und mindestens zivilen Ungehorsam in Form von Blockaden leisten, welcher vom Bundesverfassungsgericht nicht verboten ist. Wäre jedenfalls schön.
Gibt es ernsthaft Leute, welche nicht zum Blockieren fahren, nur weil sie befüchten, dass sie in der Unterzahl sind. IRRE!
ANTIFASCHISMUS heißt doch: DA HIN FAHREN, WO DIE NAZIS LAUFEN, UM DEREN TREIBEN ZU VERHINDERN!