Freilassung von Julien. Alles geht weiter.

Luxembourg - Rote Fahne

27 Mai, 23 Uhr. Freilassung von Julien. Alles geht weiter. Es ist so weit. Die Journalisten verkünden die Freilassung von Julien Coupat.

Es wird die “Gnädigkeit” der Staatsanwaltschaft betont, die die Freilassung dieses Mal nicht verhindert. Die von sich gibt, dass die Haft nun nicht mehr zu rechtfertigen sei.  Fiktion eines gerechten, vernünftigen und maßvollen Antiterrorismus. In den Pressemeldungen wird daran erinnert dass Julien bald Geburtstag hat.

 

Als würde es sich um ein Geschenk handeln. Wir sollten also glücklich sein, die Champagnerkorken knallen lassen und den Sieg feiern.  Das ist das wirklich Großartige: Jemand wird 6 Monate lang auf Biegen und Brechen in Haft behalten und dann plötzlich, ohne jegliche Erklärung  entlassen, und wir sollen uns alle freuen und uns bei der Justiz für ihre Gerechtigkeit bedanken und bei den Richtern für ihre Gnade.

 

Nein, der Grundton ist und bleibt die Wut. Die Wut über die Verhaftung Juliens und der anderen.  Die Wut über die Verhaftungen auf offener Straße, die sie sich noch immer trauen durchzuführen. Auf die systematisch angewendeten 96-Stunden Ingewahrsamnahmen. Auf dieses Arschloch von Jean-Marc, einfacher Bulle bei der SDAT*.

 

Keine Frage, hier hört die Geschichte nicht auf. Im Fall Tarnac hat der Staat etwas versucht: Die außerordentlichen polizeilichen und juristischen Dispositive völlig unverschämt zu nutzen und dies so vielen wie möglich zu zeigen. Was versucht wurde, ist die Banalisierung der Antiterrormaßnahmen. Zum jetzigen Zeitpunkt kann gesagt werden dass dies nicht geschafft wurde.

 

Aber er ist noch nicht gescheitert. Die Herausforderung, abgesehen davon dass dieser Fall endlich beendet werden muss, ist es, diese Antiterrormaßnahmen langfristig unschädlich zu machen. Die andere Sache die in diesem Fall sichtbar wurde, ist die Existenz von anderen, diffusen, Protestformen. Die Existenz einer radikalen Politik die jenseits von Parteien und Gewerkschaften existiert und der Versuch diese Politik unter den Begriffen "anarchoautonome" oder "ultragauche" zu fassen. Was ans Licht kommt, um es kurz zu fassen, ist die Existenz einer Jugend, die das Ende dieser Gesellschaft will.

 

Und auch das wird nicht aufhören. Mit der Befreiung von Julien geht alles weiter. Die Solidaritätsgruppen dürften sehr bald neue Initiativen ankündigen.

 

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* Anti-Terror-Abteilung der frz. Polizei

 

Des individuEs

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dieses empfehlenswerte Interview erschien in der Zeitung Le Monde kurz vor seiner Freilassung:

http://linksunten.indymedia.org/de/node/7403