In Potsdam fand am Silvesterabend eine Spontandemonstration gegen Gentrifizierung, gegen die Wohnungssituation und für mehr linke Freiräume statt. An der nichtangemeldeten Demonstration nahmen rund 70 Autonome teil.
Die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt, die stetig steigenden Mieten einhergehend mit fehlendem Wohnraum im niedrigen Preissegment sowie die Bedrohung linker Freiräume und besetzter Häuser in Potsdam ist in den Medien fast ein alltägliches Thema. Während kommunaler und preiswerter Wohnungsbestand verschwindet, wie aktuell die Debatten um den Abriss des Staudenhof, der Verkauf von städtischen Eigentum wie am Findling und die Sanierung der letzten kostengünstigen Wohnquartiere zeigen, baut die Stadt Potsdam auf Tradition und Preußentum. Für die Errichtung der historischen Mitte (Stadtschloss, Garnisonkirche und andere Bauten) werden öffentliche Gelder verschwendet und Wohnraum abgerissen. Auch wenn die Stadt nach Außen von einer kritischen Situation auf dem Wohnungsmarkt spricht, zeigt sie mit ihrer Politik und mit der Bedrohung von linken Wohnprojekten Freiräumen, wen sie in der Stadt haben wollen und wen nicht. Ein Potsdam für Reiche, Besserverdienende und Preußenfetischisten? Ohne uns!
Rund 70 größtenteils vermummte Autonome zeigten heute, was sie von der städtischen Politik halten. Mit Sprechchören gegen die Wohnungspolitik und für die Solidarität mit den linken Wohn- und Kulturprojekten begannen sie ihre Demonstration im Potsdamer Stadtteil Brandenburger Vorstadt, wo Weihnachten vor einem Jahr ein Haus besetzt wurde. Die Besetzung wurde zwar nach 24 Stunden beendet, doch medial war die Besetzung ein voller Erfolg. Über elf Monate stand das Haus leer, im Dezember 2012 begannen dann Arbeiten am Haus.
Die Demonstration zog an den Wohnprojekten in der Zeppelinstraße vorbei, die sich aktuell in Verhandlungen mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewoba befinden, weil die Gewoba durch ihre Pachterhöhungen und baulichen Auflagen die Existenz von derzeit vier Wohn- und Kulturprojekten gefährdet. Mit allerhand Pyrotechnik, Transparenten und Sprechchören bewegte sich die Demonstration weiter in die Einkaufsmeile Potsdams, die Brandenburger Straße. Mit Parolen wurde immer wieder auf die kritische Situation des linken Kulturzentrums „Archiv“ eingegangen, dessen Status und Zukunft weiterhin ungeklärt sind. Schon seit Jahren steht der Erhalt des Archivs auf dem Spiel, welches sich gegenüber einer im Bau befindlichen Luxuswohnanlage befindet. Auch die Zukunft des besetzten Hauses „La Datscha“ ist mehr als fraglich. So versucht der unmittelbare Nachbar, die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, das Gelände von der Stadt zu erzwingen, um eine Schutzzone zum Park Babelsberg zu errichten. Selbst dringend benötigte Fußballplätze dürfen in der Randlage des Parks nicht gebaut werden.
Nachdem Schaufenster diverser Geschäfte zerstört wurden und die antreffende Polizei angegriffen wurde, löste sich die Demonstration nach ca. 20 Minuten auf. Die Polizei versuchte anschließend flüchtende Teilnehmende festzunehmen. Ob es zu Festnahmen gekommen ist, kann derzeit noch nicht festgestellt werden. Jedenfalls war die Demonstration endlich wieder ein Weckruf sowohl an die linke Szene als auch an die Stadt Potsdam.
Nehmt ihr uns die Häuser ab, dann machen wir die City platt!
Wir bleiben Alle!
W.I. Ralle
weiter so... liebe grüße aus freiburg
gute aktion, weiter so
bei de wurden 11(?) festnahmen erwähnt. hoffe die leute sind bald wieder draußen!
solidarische grüße aus [B]-town
wir bleiben alle!
us vs. them
"Nehmt ihr uns die Häuser ab, dann machen wir die City platt!"
Wie wäre es denn einfach mal mit einer Weltsicht, die nicht wieder auf Spaltung basiert? Wie wollen wir Rassist*innen beibringen, dass Menschen aus anderen Ländern eben nicht "die anderen" sind, sondern genauso wie wir, wenn wir selbst ständig nur in schwarz-weißen Oppositionen denken? Es sind nicht "die anderen", die "uns" die Häuser wegnehmen, sondern das sind die Teile unserer gemeinsamen Gesellschaft, die im materialistischen Denken gefangen sind. Lieber aufklären und aus der kapitalistischen Denke befreien als in ihnen unsere Feinde zu sehen, deren Besitz wir zerstören!
Gegen Gentrifizierung mit den richtigen, d.h. aufklärerischen Mitteln! Gegen Gewalt in jeglicher Form!
aha
und deswegen spaltest du mit deinem gewaltfreiheitsdogma einfach ma lustig drauf los wa
kanns ja ma versuchen die leute die jetz in der liebig 14 leben aufzuklären..... oder sonst irgendeinen spekulanten oder politiker....
bla
Ich spalte nicht, ich sage lediglich, dass Gewalt Schrott ist. Um langfristig was ändern zu können, braucht mensch die Sympathien der Menschen, die bundesweit zu den Gentrifizierungsverlierern gehören. Die meisten aber sympathisieren mit Steineschmeissern*innen genauso wie mit den Mietgeiern*innen - nämlich gar nicht.
Revolution kommt immer von unten. Die Spekulanten*innen und Politiker*innen lernen noch ihre Lektion, wenn sie auf einmal die Gesellschaft gegen sich haben.
Aber ist klar, dass ihr an diesem Weg kein Interesse habt. Ein bisschen Krawalle ist halt geiler für's Ego und die eigene Gier nach Spaß als der steinige, aber dafür nachhaltige weg!
spiegel
Es sind nicht "die anderen", die "uns" mit Steinen bewerfen, sondern das sind die Teile unserer gemeinsamen Gesellschaft.
Presse aus potsdam
Die PNN berichtet:
http://www.pnn.de/potsdam/710620/
Märkische Allgemeine Zeitung
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12447454/60709/Polizei-lo...
Tagesspiegel:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/zehn-demonstranten-festgenommen-autono...