Vor über einem Jahr berichteten wir über die Fleisch-Ausstellung des Künstlers Hartmut Kiewert in Halle (TIERBEFREIUNG 69). Nach weiteren Ausstellungen in Magdeburg, Tübingen und Berlin sprachen wir mit dem Veganer und Aktivisten über seine Kunst, die Wahrnehmung von Fleisch und Atomkraft.
TIERBEFREIUNG: Wie bist du zur Kunst gekommen?
																																																																	Im
 Grunde gibt es dafür zwei Faktoren. Zum einen habe ich schon als Kind 
viel und gerne gezeichnet und gemerkt, dass mir z.B. räumliches 
Darstellen sehr leicht fiel, und wollte ganz naiv am liebsten Maler 
werden, wenn ich mal groß bin. Da kamen dann von Seiten meiner Eltern 
natürlich die pragmatischen Einwände, dass Kunst doch brotlos sei und 
ich mir einen Beruf wählen solle, der etwas mit Zeichnen zu tun hat, mit
 dem man aber auch Geld verdienen kann – also Design oder Architektur z.
 B. Zwischenzeitlich, also während der Entwicklung vom Kind zum 
Jugendlichen entdeckte ich mehr und mehr, dass die Welt, so wie sie sich
 durch Nachrichten darstellte – Umweltzerstörung, Kriege, soziale 
Ungerechtigkeit – so gar nicht dem, von heute aus würde ich sagen, „Ende
 der Geschichte“ und der bestmöglichen Gesellschaft entsprach, wie mir 
von meinem eher konservativen Elternhaus und auch von der Schule 
beigebracht werden sollte.
																																																																	Daraus 
ergab sich dann für mich, dass es keinen wirklichen Sinn macht, einer 
fremdbestimmten Tätigkeit nachzugehen, die diesen Wahnsinn noch weiter 
befördert. Ich wollte etwas machen, was mir definitiv Spaß macht. Über 
ein kurz angefangenes Architekturstudium, bei dem ich schnell 
feststellte, dass es nicht das ist, was ich machen will, bin ich dann 
schlussendlich zur Kunst bzw. zum Kunststudium gekommen. Also zum einen 
der Wunsch nach größtmöglicher (persönlicher) Freiheit, zum anderen eben
 der schon früh vorhandene Wille zu malen.
TIERBEFREIUNG: Machst du politische Kunst, engagierte Kunst – gibt es da Vorbilder?
																																																																	Ich
 bin der Meinung, dass jegliches Verhalten und jegliche Äußerung eine 
politisch bzw. gesellschaftlich relevante Dimension hat und bin gegen 
die Separation/Konstruktion einer politischen Sphäre in den Händen von 
Expert_innen, also Politiker_innen, Lobbyist_innen etc. Zudem verbinde 
ich mit meiner Kunst bewusst politische Reflexionen. Also ja, meine 
Kunst ist politisch. Den Begriff der „engagierten Kunst“ mag ich nicht, 
da in ihm irgendwie etwas Mitleidiges und auch Abwertendes mitschwingt. 
So wie „oh, der macht engagierte Kunst, ist ja nett gemeint, aber Kunst 
sollte doch frei sein und nicht vor einen ideologischen Karren gespannt 
werden“ und „mit Kunst lässt sich doch eh nix ändern“. Ich denke eben 
nicht, dass irgendeine Äußerung – auch eine künstlerische – unpolitisch 
sein kann, sie ist nur mehr oder weniger affirmativ und mehr oder 
weniger bewusst politisch. 
																																																																	
Vorbilder oder Wahlverwandte sind für mich z. B. Caravaggio, Eduard 
Manet, Lucian Freud, Francis Bacon und vor allem Francisco de Goya.
TIERBEFREIUNG: Warst du schon vor deiner Zeit als Künstler als Tierrechtler aktiv?
																																																																	Nein, 
eher in anderen Bereichen – Anti-Atom, Anti-Gentechnik, 
Anti-Militarismus, Umweltbewegung, Herrschaftskritik und 
Selbstorganisation. Die wirklich verstärkte Auseinandersetzung mit dem 
Mensch-Tier-Verhältnis ist erst in den letzten drei Jahren passiert. Ich
 würde mich allerdings auch nicht als Tierrechtler bezeichnen wollen. 
Ich verstehe zwar die gute Idee, die hinter dem Gedanken des Tierrechts 
(analog zu Menschenrechten) steht, finde den Begriff des Rechts aber 
problematisch, da er auf eine das Recht durchsetzende repressive Macht 
rekurriert. Ich beziehe mich da lieber auf Kritik an Herrschaft und 
Unterdrückung, aus der sich auch ein Verzicht auf Tier- und 
Naturausbeutung ableiten lässt.
TIERBEFREIUNG: Wie entstehen deine Bilder?
																																																																	Ich
 male mit Ölfarben auf Leinwand oder manchmal auch auf 
Polyethylen-Planen (gewöhnliche Abdeckplanen für draußen). Bis vor 
eineinhalb Jahren entstanden meine Bildwelten rein aus der Imagination 
direkt auf der Leinwand – als Ausgangspunkt gab es meist nur eine ganz 
vage Bildidee. Neuerdings nehme ich aber auch vermehrt Fotos oder 
Modelle zur Hilfe, um eine größere malerische Dichte zu erreichen, da 
sich Details leider nur schlecht aus der Vorstellung imaginieren lassen.
TIERBEFREIUNG:
 Du beschäftigst dich auf ästhetische Weise mit dem Thema 
Tierausbeutung. Darf man da von schönen Bildern sprechen?
																																																																	Ja,
 warum nicht – teilweise trifft das vielleicht zu. Um mit Marcuse zu 
sprechen: Die Kunst kann die härtere Wirklichkeit nicht darstellen. 
Kunst ist damit auch immer ein Akt der Sublimierung, also Verfeinerung –
 oder Verschönerung. Ich kann und will auch gar nicht mit realen Bildern
 von Tierausbeutung mithalten. Durch den Vorgang der Sublimierung wird 
aber, so hoffe ich – und erlebe es in den Reaktionen des Publikums auch 
immer wieder – ein Zugang zu der Thematik der Tierausbeutung geschaffen,
 der eben ein anderer, wahrscheinlich aushaltbarer ist als durch 
unmittelbare Aufnahmen der Realität, mit denen sich die meisten Menschen
 nicht konfrontieren wollen. 
TIERBEFREIUNG:
 Ständiges Motiv in deinen Werken ist Fleisch. Inwiefern reproduzierst 
du bestehende Ansichten über Fleisch, inwiefern änderst du die 
Wahrnehmung?
																																																																	Ich
 versuche Fleisch in teils absurde Zusammenhänge zu bringen, teils das 
abstrakte Stück Fleisch wieder an einen vormalig intakten Organismus 
rück-zu-koppeln, neuerdings zeige ich aber gerade vermehrt auch 
körperlich unversehrte Tiere, die ich aus ihren eigentlichen Kontexten 
(Mastkäfigen/Ställen) in eine völlig andere Umgebung setze, um zu 
zeigen, dass es auch anders sein könnte und es nicht die „natürliche“ 
Bestimmung von z.B. Schweinen ist als Wurst zu enden. 
																																																																	Ich 
sehe Fleisch nicht nur in seiner Unmittelbarkeit als Leichenteil, 
sondern auch als kulturelle Metapher für Herrschaft im Allgemeinen. Im 
Grunde fungiert Fleisch als eine Art Ikone für patriarchale 
Naturbeherrschung.
																																																																	So 
gesehen könnten Bilder von Fleisch die Naturbeherrschung und die 
Überlegenheit des Menschen gegenüber dem Tier als Demonstration von 
Macht zelebrieren – das passiert ja auch auf vielen Stillleben. Mein 
Ansatz ist, da durch gezielte Brüche das Gegenteil zu bewirken und die 
Destruktivität und Hybris des Menschen anzugreifen. Inwiefern das dann 
auch so rezipiert wird kann ich sicherlich nur bedingt beeinflussen. Ich
 glaube aber schon, dass die Haltung, die hinter meiner Malerei steht 
durch die Bilder selbst klar wird. 
TIERBEFREIUNG:
 In letzter Zeit gab es zwei Kongresse über Tiere und Kunst (so das Zoo 
Werkleitz Festival1 in Halle und Animals and Aesthetics2  in Berlin). 
Ist das ein neuer Trend?
																																																																	Nun
 ja, bei dem einen handelt es sich um ein (eher unkritisches) 
Kunst-Festival, welches zum Beispiel das Einsperren von Tieren in Zoos 
nicht hinterfragt. Das andere ist ein (eher kritisch) reflektierter 
Kongress zum Thema, bei dem unter anderem erörtert wurde, wo es 
Kulturleistungen und Kunst von Tieren gibt – diese gibt es zweifelsohne –
 das wurde während des Kongresses auch an vielen Beispielen 
eindrucksvoll klargemacht. 
																																																																	Ich 
denke schon, dass sich im Diskurs über das Mensch-Tier-Verhältnis in 
letzter Zeit einiges getan hat und immer noch tut. Angefangen von 
Jonathan Safran Foers Bestseller „Tiere Essen“ über diverse Artikel in 
Zeitungen und Magazinen, Fernseh-Talkrunden und Tierrechts-Kongressen. 
Ob das ein Trend, eine Mode oder der Anfang eines wirklichen Wandelns 
ist, wird sich zeigen. 
TIERBEFREIUNG: Sind deine Arbeitsmaterialien, Pinsel, Farben, etc. vegan?
																																																																	Die
 Öl-Farben sind vegan. Auf Ei-Tempera verzichte ich. Nur die 
Borstenpinsel sind leider nicht vegan. Es gibt aber seit kurzem auch 
synthetische Borstenpinsel, die ähnliche Eigenschaften haben. Darauf 
werde ich umsteigen. Das Problem bei sonstigen Synthetik-Pinseln ist, 
dass sie nur für sehr feinen Farbauftrag geeignet sind, da sie nicht so 
viel Farbe aufnehmen können. Es gibt durchaus auch sonst im Bereich der 
Maltechnik viele Materialien, die nicht vegan sind. Zum Beispiel 
Knochenleim, der oft als Bindemittel für die Grundierung verwendet wird.
 Hier kann mensch aber auch Kunstharze verwenden. Die traditionelle 
Maltechnik beruht allerdings an vielen Stellen auf tierlichen Produkten 
und es ist manchmal schwer, adäquaten veganen Ersatz zu bekommen, der 
die gleichen Eigenschaften besitzt.
TIERBEFREIUNG:
 In deiner theoretischen Arbeit entwickelst du eine herrschaftsfreie 
Utopie. Wie verbindest du Anarchismus mit Kommunismus?
																																																																	Anarchismus
 und Kommunismus als gesellschaftliche Organisationsmodelle sind als 
Gegenmodelle zur kapitalistischen Ausbeutung verwandt. Konkret gibt es 
in der anarchistischen Denktradition die Idee des kommunistischen 
Anarchismus bzw. des Anarcho-Kommunismus. Ich denke, viele sich als 
libertär oder anarchistisch verstehende Menschen beziehen sich grob auf 
diese Strömung. Die Utopie einer herrschaftsfreien, gemeinschaftlich 
organisierten Gesellschaft baut auf gegenseitige Hilfe, Kooperation, der
 Abschaffung von Staat, Kapital, Privateigentum etc. auf.
																																																																	Im 
Gegensatz dazu gibt es das vom Mainstream weit verbreitete Bild zum 
einen von chaotischen, bombenlegenden Anarchist_innen und zum anderen 
von indoktrinierten, despotischen Partei-Kommunist_innen. Hier ist es 
wichtig klarzustellen, dass Anarchie nicht die Herrschaft des Chaos und 
damit survival of the fittest ist (das trifft eher auf den Kapitalismus 
zu) sondern die Abwesenheit von Herrschaft und Ausbeutung. 
																																																																	Auf 
einer vergangenen Biennale in Venedig gab es ein Kunstwerk „Communism 
never happend“ – das trifft es ganz gut – der Ostblock war nicht 
kommunistisch, sondern ein planwirtschaftlicher Kapitalismus, mit einem 
diktatorischen Regime an der Spitze, in dem es immer noch mindestens 2 
Klassen gab. Kommunismus meint für mich vielmehr die Abschaffung von 
Privateigentum und das Leben in gemeinschaftlicher Organisation (der 
Kapitalismus setzt ja eher auf Vereinzelung und Leben in der 
Kleinfamilie, was unter anderem auch erklärt, warum es, trotz der 
gegenwärtigen permanenten Krise, noch nicht geschafft wurde sich 
effektiv gegen die kapitalistische Ausbeutung zu organisieren und 
solidarisch zu sein). Ganz praktisch haben wir in unserer WG z. B. 
Küchenkommunismus. Das heißt, jede_r bringt das in die Küche ein, was 
sie/er kann und alle dürfen alles benutzen/essen, ohne dass groß hin und
 her gerechnet werden muss.
TIERBEFREIUNG:
 Deine Ausstellungen verbindest du stets mit einem Rahmenprogramm aus 
Vorträgen und Diskussionsrunden. Welche Erfahrungen hast du dabei 
gesammelt, und stehst du mit anderen Künstler_innen in Kontakt?
																																																																	Ich 
finde die Verbindung/ den Austausch verschiedener Gebiete wichtig. 
Gerade der Bereich der Human-Animal Studies ist ja von Anfang an ein 
interdisziplinärer. Mir geht es eben darum, den Diskurs über das 
Mensch-Tier-Verhältnis zu befördern. Kunst kann da ein Bindeglied sein, 
um verschiedenste Menschen zusammen zubringen, um das Thema zu 
diskutieren. Bei den Veranstaltungen im Rahmenprogramm meiner 
Ausstellungen dominiert zwar oftmals schon ein „Szene-Publikum“ aus 
Antispe-Aktivisten, aber der Rahmen, den eine Kunstausstellung setzt, 
lädt schon ein breiteres Publikum ein. Der Austausch mit anderen 
Künstler_innen, die auch zu dem Thema arbeiten, besteht noch kaum. Das 
liegt vielleicht auch daran, dass sich nicht wirklich viele 
Künstler_innen mit der Thematik befassen. Die meisten Kontakte, die ich 
in der letzten Zeit geknüpft habe, sind eher zu anderen Gebieten wie 
Sozialwissenschaft oder Philosophie. Ich hoffe aber, dass sich das noch 
auf die Kunst ausweitet.  
TIERBEFREIUNG:
 Du engagierst dich stark in der Anti-AKW-Bewegung und bist derzeit mit 
einer Gruppe von Leuten wegen einer Kletteraktion während eines 
Castortransports angeklagt. Mit einer Laienverteidigung geht ihr die 
Repression an. Kannst du kurz erklären, was das ist und wie das 
funktioniert?
																																																																	Repression
 gegen politischen Aktivismus ist ein Teil der gesellschaftlichen 
Reaktion auf Aktionen. Die Verhaftungen und das Belegen mit Strafen 
sollten also in die Aktionsplanung mit einkalkuliert werden. 
																																																																	Aus 
emanzipatorischer Perspektive ist es wichtig, vor den 
Repressionsorganen, also vor Polizei und Justiz, nicht eingeschüchtert 
und unterwürfig zu stehen – das würde nur deren Autorität bestätigen und
 legitimieren. Ziel sollte sein, die Repressionsorgane als Handlanger 
und Durchsetzer von Ungerechtigkeit zu entlarven. 
Die 
Idee der kreativen Antirepression, in deren Rahmen sich auch die 
Laienverteidigung entwickelt hat, setzt auf Subversion und Aneignung des
 Prozessgeschehens. Voraussetzung hierfür ist, sich eingehend mit dem 
Ablauf von Gerichtsverfahren und den Handlungsmöglichkeiten, die mensch 
hat, auseinanderzusetzen. Dadurch kann vor Gericht agiert und nicht nur 
reagiert werden. 
																																																																	Im 
Grunde ist das ja absurdes Theater, was da in den Gerichtssälen 
aufgeführt wird. Mensch soll sich, weil er/sie etwas gegen z.B. 
menschen- und tierverachtende Atomkraft, Militarismus, Tierausbeutung 
etc. gemacht hat, vor in seltsamen schwarzen Gewändern, erhöht sitzenden
 Richter_innen unterwürfig, wie in der Kirche, verhalten und sich schön 
„im Namen des Volkes“ verurteilen lassen. 
																																																																	Also 
ein Haufen Unsinn: Zunächst einmal finde ich das jede_r nur für sich 
sprechen kann und nicht für andere, zum anderen ist die Konstruktion 
eines „Volkes“ auch sehr fragwürdig. Mich hat ja niemensch gefragt, ob 
ich nun dem deutschen Volk angehören möchte. Die Konstruktion von 
abstrakten Kollektiven wie „Volk“ sind vielmehr Herrschaftsinstrumente, 
um eine große Masse an Menschen dumm zu machen und zu beherrschen. 
Leider machen das ja die meisten mit. Naja ich schweife ab...
In 
den letzten Jahren hat sich jedenfalls im Bereich der Umwelt, bzw. 
Anti-Militarismus Bewegung etc. viel auf dem Gebiet der selbstbestimmten
 Antirepression getan. Es gab viele Prozesstrainings und mittlerweile 
gibt es auch einige Leute, die als Laienverteidiger_innen agieren. Das 
sind meist Leute, die selbst schon einige Erfahrungen mit Prozessen 
gesammelt haben und sich ganz gut mit dem ganzen formaljuristischen Kram
 auskennen. Der Nomalfall von Antirepression ist ja häufig: Fresse 
halten und schön alles den Spezialisten, also Anwält_innen überlassen. 
Das ist nicht Sinn und Zweck der Laienverteidigung, bzw, der kreativen 
Antirepression. Natürlich werden auch hier keine Aussagen zur Sache 
gemacht, aber durch diverse Anträge kann die Gegenseite (also Justiz und
 z.B. Atomindustrie) angegriffen werden. Weiter ist festzuhalten, dass 
anders als eine Anwältin/ ein Anwalt, ein_e Laienverteidiger_in nicht 
vom Gericht anerkannt werden muss. Mensch kann das zwar beantragen – und
 in unserem konkreten Prozess hat das auch geklappt – der Antrag kann 
aber auch vom Gericht abgelehnt werden. Das heißt, wiederum anders als 
bei der Vertretung durch einen Anwalt/eine Anwältin, muss die/der 
betroffene/Angeklagte auch in der Lage sein, sich selbst zu verteidigen.
 Ich habe zum Beispiel viel recherchiert und Beweisanträge formuliert, 
die die Gefahren von Atomtransporten beweisen. Die Laienverteidigung ist
 also eine gute Unterstützung, aber mensch muss trotzdem den Prozess 
aktiv mitgestalten.
																																																																	   
																																																																	TIERBEFREIUNG: Warum machst du eigentlich keine Bilder über/gegen Atomkraft?
																																																																	Ich 
habe durchaus schon auch zu dem Thema ein Bild gezeichnet. Und zwar ging
 es um einen Kunstkalender für das Energieunternehmen enviaM, eine 
Tochter-Firma von RWE. Ich wurde gefragt, ob ich nicht einen Beitrag zu 
deren Kalender liefern wollte. Ich fand das spannend und wollte schauen,
 inwieweit ich mit ein bisschen Subversion eine Kritik an der 
Atompolitik des Unternehmens anbringen kann. Ich zeichnete also einen 
Entwurf, auf dem eine Kind mit Schaufel zu sehen war, das sich eine 
Sandburg in Form eines Atomkraftwerkes gebaut hatte. Im Sand davor stand
 „die Zukunft strahlt“. Der Kurator des Kalenders versuchte auf mich 
einzuwirken, diesen Slogan doch wegzulassen. Darauf ließ ich mich 
allerdings nicht ein. Dies führte dann zum Ausschluss meiner Arbeit. 
Interessant war auch der Umstand, dass alle Künster_innen ein Interview 
bekamen, in dem sie über Ihre Arbeit befragt wurden. Ich hatte dafür 
dann so einiges an üblen Vorfällen bei RWE recherchiert und das dann 
angebracht. Wäre ich nicht ausgeschlossen worden, wäre das 
Video-Interview dann bei der feierlichen Vorstellung des Kalenders zu 
sehen gewesen. Naja – war wohl nicht subversiv genug. 
																																																																	Was ich
 allerdings etwas erstaunlich fand, war, dass ich scheinbar der einzige 
Künstler war, der sich kritisch mit dem Unternehmen auseinandergesetzt 
hatte.
																																																																	
Ansonsten hat sich mein künstlerischer Fokus auf das Thema 
Mensch-Tier-Verhältnis eben so entwickelt, weil es das (politische) 
Thema ist, welches mich schon irgendwie seit meiner Kindheit latent 
beschäftigt. Ein weiterer Punkt ist, dass es über das Thema Atomkraft 
schon so eine Art gesellschaftlichen Konsens gibt, dass diese schlecht 
ist. Bei Tierausbeutung ist das Gros der Gesellschaft allerdings noch 
meilenweit davon entfernt, diese abzulehnen. Da gibt es also noch 
einiges zu beackern.
TIERBEFREIUNG: Was hast du für das nächste Jahr geplant?
																																																																	Im
 März werde ich meine Abschlusspräsentation meines Aufbaustudiums haben.
 Ich hoffe, dass ich dafür einen geeigneten Ort in Halle finde, wo die 
Arbeiten auch noch für ein, zwei Wochen zu sehen sein werden. Außerdem 
werde ich ein veganes Kochbuch illustrieren und layouten. Geschrieben 
hat es Renate Kratz, die Mutter meiner Freundin. Die Motivation war, all
 den Leuten eine Art Standard-Kochbuch mit allen bekannten und teils 
auch exotischen Gerichten in die Hand drücken zu können, die ihre 
Tochter „bemitleiden“, wenn sie hören, dass sie sich vegan ernährt. 
Hierfür hat sie viel ausprobiert, um vegane Varianten der ihr bekannten 
Gerichte auszutüfteln. 
																																																																	
Ansonsten muss ich mal schauen, wie ich mich ohne Studierenden-Status 
finanziell über Wasser halte.
TIERBEFREIUNG: Auf Deiner Website (www.hartmutkiewert.net) hast du einen Shop eingerichtet. Was bietest du dort an?
																																																																	Zuallererst
 meinen Katalog (in zweiter Auflage, der inzwischen aber auch über den 
tierbefreier-Shop und Roots of Compassion erhältlich sein dürfte), 
T-Shirts, Aufnäher und Buttons mit einfachen Icons, die ich für meine 
Diplomarbeit gezeichnet habe. Die T-Shirts sind natürlich bio und fair. 
Allerdings gibt es von den T-Shirts nur noch sehr wenige und mir fehlt 
gerade das Geld, neue nach produzieren zu lassen.
TIERBEFREIUNG:
 Kannst du noch etwas denjenigen mit auf den Weg geben, die selbst 
kreativ sind und was auf die Beine stellen wollen?
																																																																	Seid kreativ und stellt selbst was auf die Beine!
																																																																	Vielen Dank für das Interview und alles Gute im neuen Jahr.
Das Interview führte Tomas Cabi
http://www.tierbefreier.de/tierbefreiung/index.html


















synthetische pinsel
sind bestimmt vegan, ob aber die herstellung derer den "freien" tieren nützt oder einfach nur die umwelt anderweitig versaut?
ich als fleischesser finde die bilder sehr utopisch, auch wenns schön wär das die massentierhaltung aufhört. und was hält der meister von so typen wie der alf die immerwieder ziemlich wiedersinnige aktionen starten?