Neun Bundesländer haben in einer gemeinsamen Aktion 129 Flüchtlinge nach Serbien und Mazedonien abgeschoben. Mit einem Flugzeug wurden sie von Karlsruhe aus in ihre Herkunftsländer gebracht, wie ein Sprecher des baden-württembergischen Innenministeriums auf dapd-Anfrage bestätigte. Laut Bundespolizei startete das Flugzeug planmäßig am Dienstag morgen. Zehn Menschen demonstrierten am Flughafen friedlich gegen die Abschiebung.
Nach Angaben des Ministeriumssprechers stammen 73 der Deportierten aus 
Serbien und 56 aus Mazedonien. Ob es sich bei ihnen hauptsächlich um 
Roma-Flüchtlinge handelte, konnte er nicht sagen. Baden-Württemberg wies
 entgegen der jüngsten Planung nur drei Flüchtlinge aus. Am Montag hatte
 es noch geheißen, sieben Menschen müßten das Land verlassen. Die 
weiteren vier Betroffenen wurden nach Angaben des Stuttgarter 
Innenministeriums nicht angetroffen und sollen nun zu einem späteren 
Zeitpunkt abgeschoben werden.
Ursprünglich war die Rückführung von 180 Serben und Mazedoniern 
vorgesehen, davon 20 aus Baden-Württemberg. Am Montag hatte 
Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall (SPD) die Abschiebung von
 13 Flüchtlingen aber vorerst ausgesetzt. Sie erhielten eine befristete 
»Weihnachtsamnestie« und sollen im kommenden Jahr abgeschoben werden. 
Ein Datum steht laut Innenministerium noch nicht fest. Der Landesverband
 der Linkspartei fordert von der baden-württembergischen Regierung von 
Grünen und SPD einen sofortigen Abschiebestopp und ein dauerhaftes 
Bleiberecht für alle. »Wer bleiben will, soll bleiben, anstatt täglich 
mit der Angst vor einer Abschiebung konfrontiert zu sein«, sagte Dirk 
Spöri vom Vorstand der Linken.
Die Zahl der Roma-Flüchtlinge aus Serbien und Mazedonien ist 2012 in 
Deutschland im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Bundesinnenminister 
Hans-Peter Friedrich (CSU) hatte vor diesem Hintergrund Stimmung gegen 
»Wirtschaftsflüchtlinge« gemacht und schärfere Regeln für Asylbewerber 
aus Serbien und Mazedonien gefordert. Unter anderem hatte er eine 
Aussetzung der Visafreiheit für die beiden Länder ins Gespräch gebracht.
 Unterdessen hat sich die CDU-SPD-Regierungskoalition im Thüringer 
Landtag für einen Winterabschiebestopp für Roma ausgesprochen. Einen 
förmlichen Beschluß hierzu gibt es jedoch noch nicht.


Foto
Das Foto ist einem swr-Bericht entnommen.