Bezugnehmend auf die Scherbentheorie vom Club für Sich teilen wir die Sicht, dass gegenwärtig etwas grundsätzlich Neues nicht aus den verschieden „Schulen“ (Scherben) entstehen kann. Wir gehen auch konform mit der Einschätzung, dass sich dies auf absehbare Zeit nicht ändern wird.
Ergänzend soll hier nochmal auf die sog. Teilbereichsszenen eingegangen werden. Aus den Zerfallsprodukten „der autonomen Bewegung“ entstanden die „radikalen“ Teilbereichskämpfe. Ein gewisser Teil der Aktiven entschloss sich zum Überwintern mittels Spezialisierung und Professionalisierung. Zu beobachten in den Themenfeldern Gender, Antirasissmus, Antifaschismus, Ökologie, Tierrechte, Recht auf Stadt, usw. In diesen Teilbereichen liegt das eigentliche KnowHow für die, wie vom „Club für sich“ geforderte, Neuerfindung des Alltages. Interessanterweise verlaufen in diesen Szenen die Schnittmengen quer zu den eingangs erwähnten Schulen. Dies verhindert (durch gegenseitige Blockaden) zwar zum einen die Herausbildung neuer Ansätze, sorgt aber zugleich für eine weite Verbreitung dieses spezialisierten Wissens.
Die notwendige Grundlage für ein Ganz Anderes liegt in der Stärke der Beziehungen zueinander. Diese wurden offensichtlich noch nicht geschaffen, wie durch die Stagnation der oben beschriebenen Situation deutlich wird. Und vielleicht kann diese Stärke auch gar nicht aus den bestehenden Verbindungen entstehen. Vielleicht kann diese Stärke nur zwischen Individuen entstehen, die sich der Spezialisierung und Identitätsbildung verweigern. Und vielleicht sind es gerade diese Splitter, welche im Moment ihrer Bindung einen Prozess in Gang setzen, welcher eine Rückwirkung auf die Teilbereiche hat, ihnen die Chance gibt und die Situation eröffnet, Alles neu zu erfinden.
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Wissenschaft und Kunst dienen immer mehr dazu, in allen gesellschaftlichen Feldern die Produktivkräfte zu steigern. Die gesellschaftlichen Felder (außerhalb „der Fabrik“) werden also zunehmend den Bedürfnissen der kapitalistischen Produktion angepasst. Das Prinzip der Fabrik weitet sich über die gesamte Gesellschaft aus, damit ist auch der Klassenkampf auf allen gesellschaftlichen Feldern zu führen. Daraus kann im Umkehrschluss die These abgeleitet werden, dass an Hand der Erscheinung eines zu untersuchenden gesellschaftlichen Feldes ein Rückschluss auf sich verändernde Produktionsverhältnisse gezogen werden kann. Dies würde bedeuten, die Metaebene des Produktionsprozesses nicht mehr ausschließlich von Seiten „der Fabrik“ her zu bestimmen, sondern alle gesellschaftlichen Felder – das Alltagsleben - in diese Analyse mit einzubeziehen.
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Die am weitesten entwickelte Produktionsmethode beeinflusst und strukturiert alle anderen. Dabei ist nicht ihre Quantität entscheidend (also wie viele Arbeiter vollziehen diese Methode), sonder ihre Qualität (d.h. ihr Einfluss auf die Gesamtökonomie). Früher bestimmte das Zentrum die industrielle Fabrikarbeit, heute die immaterielle Arbeit. Immaterielle Arbeit bleibt aber immer auf die materielle Arbeit verwiesen (ein Computer auf dem immaterielle Arbeit verrichtet wird, muss erst einmal produziert werden, der Strom muss produziert werden, Bürogebäude, Putzen, etc.), bestätigt aber zugleich ihren strukturellen Einfluss – als am höchsten entwickelte Produktionsmethode.
Immaterielle Arbeit ist somit erstmal ein Moment der Herrschaft und kein evolutionärer Sprung hin zum communismus!
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Wenn der „gesellschaftliche Kitt“ tiefer in die Individuen eingeschrieben ist, als durch einzelne Teilbereichsbewegungen kritisiert, können emanzipatorische Prozesse auch nicht am Erfolg oder Misserfolg einer auf konkrete Missstände gerichteten Kampagne gemessen werden. Denn die Teilbereichskritik kann immer nur an den Erscheinungen, am Offensichtlichen einer tiefer liegenden Struktur ansetzen. Es ist ihr , bislang nicht gelungen zu diesen tieferen Grundlagen vorzudringen – durch ihre Zersplitterung und der damit einhergehenden analytischen Reduktion auf einzelne Gegenstände.
Emanzipatorische Prozesse finden dann statt, wenn der „gesellschaftliche Kitt“ durchbrochen wird. Als Grundlage für das momentane Stadium des Kapitalismus sehen wir die Kybernetische Hypothese an. Sie bestimmt den Produktionsprozess (immaterielle Arbeit als sein Zentrum), die allgemeine Ideologie und somit auch die Beziehungsformen zwischen den Subjekten.
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Grundsätzlich kann gesagt werden, dass bestimmte Standpunkte nur dann als reflexionswürdig oder handlungsmotivierend angenommen werden können, wenn sie mit den Denk- und Wertemustern des Adressaten übereinstimmen. Diese Muster setzen sich zusammen aus Gedanken, Werten, Gefühlen, Selbsteinschätzungen, Erfahrungsschätzen, Zukunftserwartungen, Wissensstrukturen, Fähigkeiten etc. , sowie aus der Stellung in der gesellschaftlichen Geschlechtertrennung und im Produktionsprozess.
Momentan entwickeln sich die Denk- und Wertemuster entlang der Kybernetischen Hypothese.
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Konkrete Verhaltensweisen verwandeln sich in reine Symbole. Die Botschaft wird anstatt durch das Wort, durch die Aktion vermittelt. Die Kluft zwischen realer Welt und ihrer Identifikation in der symbolischen Darstellung wird breiter. Wobei letzteres zusehends den gesellschaftlichen Diskurs bestimmt. Herrschaft stellt sich somit als Herrschaft über das, gemeinhin akzeptierte, Imaginäre da. Diese Akzeptanz, Attraktivität speist sich aus der untergründigen Erkenntnis, dass ein soziales Leben in der totalen Gesellschaft ein Ding der Unmöglichkeit wird. Hierin liegt der Grund, warum „die Kommunikation“ zu dem gesellschaftlich vermittelnden Terrain heranreifen konnte. Das Imaginäre wird zur Realität – der Schritt ins Symbolische reproduziert allerdings nur die Zerstörung des sozialen Lebens auf höherem Niveau.
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Abwehrreflex am Beispiel „der kommende Aufstand“: Hier wurde dem Leser nicht nur der Spiegel der Sachlichkeit (Beschreibung der Situation) vorgehalten, sondern auch mit seinen Emotionen, Trieben und Wünschen gespielt. Die beschriebenen Fakten sind dem Leser durchaus bekannt, es findet nur eine unglaubliche Verdrängungsleistung statt, um die eigene Misere nicht wahrhaben zu müssen. Schließlich kennen Menschen mit einer Anbindung an die Szene die sinnliche Erfahrung (momenthafter) starker Beziehungen. Bzw. geistern entsprechende Ansprüche durch die politischen Milieus. Reale Erfahrungen, die sich mit den Ansprüchen decken, müssen zwangläufig geleugnet werden, da die eigene aktuelle Realität sich in nichts vom allgemeinen Alltagsleben unterscheidet. Vgl. hierzu „Circular No1“ – Kapitel über das Neue Kleinbürgertum. Als Aktivist, oder als Individuum, welches sich ins Private zurückzieht, findet eine Affirmation bürgerlicher Werte (Leistung, Ordnung, Sauberkeit) statt, welche die Leugnung aller Wünsche, allen Begehrens erst ermöglicht. Werden allerdings die Wünsche verdrängt, muss auch die eigene Realität geleugnet werden. Dem Aufgeklärten Leser ist ja schließlich durchaus bewusst, dass das eigene Verhalten in der Realität nur noch mehr Scheiße produziert und die Wünsche immer tiefer im Grab versenkt. Um mit dieser Aufspaltung der Persönlichkeit überhaupt noch irgendwie klar zu kommen, bleibt nur noch der Griff ins Regal des identitären Gemischtwarenladens. Hinzu kommt, dass sowohl der Stil, als auch der Aufbau (Steigerung der Höllenkreise, aber auch die angebotene Erlösung) den Leser emotional in seinen Bann zieht. Letzteres verstärkt die spiegelnde Wirkung der „Sachlage“ und steigert sich hin zu massiven Abwehrreaktionen. Ohne diese emotionale Ebene würde der Text zwar gelesen, aufgrund der alleinigen Verdrängungsleistung aber nicht weiter zur Kenntnis genommen.
Durch die zu Tage tretende Abwehrreaktionen kamen auch endlich mal die Ängste und Haltungen der Szene ans Licht. Die Einen affirmieren die Worte bis hin zu einer Identifikation mit eben diesen (auch durch Übernahme einer Identität drückt sich eine Abwehrhaltung aus), die Anderen sind da schon ehrlicher und malen ihre Horrorvisionen von sich Bahn brechenden Triebentladungen an die Wand. Wobei eine Verherrlichung dessen als Kritik an die Verfasser_innen herangetragen wird (Projektion). In so fern ein hoch politischer Text, bei dem auf erfrischende Weise die Analyse der Rezension wesentlich aufschlussreicher als der eigentliche Inhalt desselben ist.
Eine ins Bewusstsein der Linken geworfene Bombe.
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Angst ist der Grundzustand in der entwickelten Welt. Angst, hervorgerufen durch die entfremdet und atomisiert eingerichtete Welt. Es gibt, neben dem kybernetischen, kein Beziehungsgeflecht, welches mit diesem Zustand besser vereinbar wäre. Zu anderen Zeiten wäre die klassische faschistische Ordnung eine Option, gegenwärtig widerspricht diese jedoch dem Produktionsprozess zu sehr.
Die Zersplitterung ist viel zu unerträglich, ist sie doch Ursache und Ergebnis eines Wiederkehrens der immer gleichen Scheiße. Wohin wir auch blicken, Unzufriedenheit. Unzufriedene organisieren sich in ihren Grüppchen, um eine Unzufriedenheit auszudrücken, welche nicht die ihre ist, und sind am Ende auch damit noch unzufrieden. Wie oft hören wir Kritik an den eigenen Zusammenhängen, an der Gruppenidentität, welche alle lebendigen Regungen im Keim erstickt. Aber wie oft hören wir auch eine Trostlosigkeit in diesen Worten, welcher die Phantasie fehlt, ein Leben jenseits all dessen zu erahnen. Wie oft erleben wir die Schüchternheit, das Tote zu begraben. Uns erscheint in diesen Worten Angst. Angst vor einer Neuzusammensetzung. Angst vor neuen Bindungen – mögen sie auch noch so kurzweilig sein. Angst vor der Freiheit, sich diese in einem offenen Prozess mit unklarem Ausgang anzueignen. Angst vor dem Leben.
Wir denken, nur im Moment der Zerstörung kann etwas neues Entstehen. Die einzigen Regungen, welche nicht integrierbar sind, sind die destruktiven. Nur durch die materielle Zerstörung, die effektive Sabotage des Alltags eröffnet sich der Raum für Ein Anderes. Nur wenn der Ballast abgeschüttelt wird – und mag dieser Moment auch noch so kurz sein – eröffnet sich die Möglichkeit sich neu aufeinander zu beziehen.
Erst wenn wir uns an den Dingen nicht mehr festhalten, können diese in Bewegung geraten.
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FÜR EINEN BEWUSSTEN NIHILISMUS
Les Camarades Imaginaires: http://lesci.blogsport.eu
sorry
sorry nach dem 3. absatz hab ich keine lust mehr weiterzulesen.
versteh nicht so ganz worum es in dem text geht.
eines nach dem anderen
Der erste Satz fängt an mit: "Bezugnehmend auf die Scherbentheorie vom Club für Sich"
wichtiger text.
gebe dem recht.
nur das wort nihilismus gefällt mir darin und in dem zusammenhang nicht. denn es kann ja schon an sich gar keiner sein.