Gegen Geschichtsrevisionismus und Faschismus: den Naziaufmarsch blockieren!
Nach der schon zu lange währenden Entwicklung des wiederkehrenden Naziaufmarsches ist jetzt der Zeitpunkt, so die Perspektive einer realistischen Gegenwehr für das Jahr 2012 gegen das faschistische Schauspiel zu eröffnen und durch eine überregionale, massenhafte Mobilisierung aller Antifaschist_Innen und Neonazi-Gegner_Innen und ihren gemeinsamen, solidarischen Blockaden der Neonazis die Dynamik der Aufmärsche zu brechen!
Aufrufe: Resolution der Initiative „Kein Naziaufmarsch in Bad Nenndorf“ | Aufruf des Bündnisses "NS-Verherrlichung Stoppen!"
4.August 2012 - Naziaufmarsch Blockieren!
Infos unter: www.badnenndorf-blockieren.mobi
Resolution der Initiative „Kein Naziaufmarsch in Bad Nenndorf“
„Gegen Geschichtsrevisionismus und Faschismus: den Naziaufmarsch blockieren!“
Wir, die Teilnehmer_Innen der im März 2012 in Hannover stattfindenden Aktivierungskonferenz und die Unterzeichner_Innen dieser Resolution, haben es uns zum Ziel gemacht, dem jährlich in Bad Nenndorf stattfindenden Naziaufmarsch im August 2012 ein Ende zu setzen. Nach sechs Jahren der Proteste wollen wir, die Initiative „Kein Naziaufmarsch in Bad Nenndorf“, dieses Jahr mit unserer breiten Massenmobilisierung den Widerstand auf eine neue Stufe heben. Mit unserer breiten Massenmobilisierung und unseren gemeinsamen Aktionen werden wir ihn konkret und real verhindern und so den Anfangspunkt für das Ende der wiederkehrenden „Trauermärsche“ markieren. Unser Mittel dazu ist das der Massenblockaden als Akt des zivilen Ungehorsams auf der Strecke der Neonazis.
Dazu haben wir uns auf einer überregionalen  Konferenz 
zusammengefunden, um in einem breiten Spektrum von  
gesellschaftlichen Akteur_Innen aus unterschiedlichsten  
Teilen Norddeutschlands, das Problem der faschistischen und  
geschichtsrevisionistischen Propaganda in die  
Öffentlichkeit zu rücken und die Perspektiven der Beendigung  
des öffentlichen Auftritts der Neonazis auf die politische  
Agenda zu setzen. Ein gemeinsamer Aktionskonsens steckt dabei  
den Rahmen unseres gemeinsamen Handelns und der diesjährigen  
Massenproteste ab.
Nach der schon zu lange währenden Entwicklung des  
wiederkehrenden Naziaufmarsches ist jetzt der Zeitpunkt, so die
  Perspektive einer realistischen Gegenwehr für das Jahr 2012  
gegen das faschistische Schauspiel zu eröffnen und durch eine  
überregionale, massenhafte Mobilisierung aller  
Antifaschist_Innen und Neonazi-Gegner_Innen und ihren  
gemeinsamen, solidarischen Blockaden der Neonazis die  
Dynamik der Aufmärsche zu brechen!
Bad Nenndorf: unfreiwillige Bühne eines faschistischen Schauerspiels
In den Jahren seit 2006 hat sich der Aufmarsch um das Wincklerbad in
  Bad Nenndorf zu Norddeutschlands größtem Naziaufmarsch  
entwickelt. Der Aufmarsch von sogenannten „Freien Kräften“ aus  
dem ganzen Bundesgebiet ist für die Neonazis ein Ersatztermin  
für die 2006 verbotenen Rudolf-Heß-Gedenkmärsche in  
Wunsiedel. Damit ist Bad Nenndorf für die faschistische Szene  
einer der letzten regelmäßigen Termine, in denen sie öffentlich
  direkten Bezug auf das historische, faschistische Deutschland
  nehmen kann.
Das drückt sich vor allem in ihrem Auftreten aus: auf ihren Aufzügen
  marschieren sie in Manier der SA auf, mit Trommeln, in Reih‘ und  
Glied und in weißen Hemden uniformiert. In Redebeiträgen hetzen
  sie mit vorgestrigem Vokabular nationalistischer und  
völkischer Propaganda. Dass damit immer noch Neonazis  
mobilisiert werden können, zeigt die Entwicklung des  
Aufmarsches; von anfänglich rund 50 Teilnehmer_Innen, steigerte
  sich die Größe über die Jahre hinweg kontinuierlich, bis 2010 
fast  1.000 Neonazis nach Bad Nenndorf kamen.
Dagegen hat sich bereits regional entschiedener Widerstand und
  Protest erhoben. Zunächst organisierten antifaschistische
  Kräfte um das Bündnis „NS-Verherrlichung stoppen“  
Gegenaktivitäten. Dann schloss sich die Bad Nenndorfer  
Zivilgesellschaft im Bündnis „Bad Nenndorf ist bunt“ gegen die  
jährliche, braune Belagerung ihres Ortes zusammen. Seitdem gibt
  es regelmäßig vielfältigen, kreativen und bunten Protest  
gegen die Neonazis, der immer wieder ein deutliches Signal gegen  
diese setzt und schon immer das Ziel hatten, den Naziaufmarsch in  
ihrem Ort zu beenden.
Bislang ist es aber noch nicht gelungen, die Eigendynamik der  
geschichtsrevisionistischen Veranstaltung zu brechen. Dazu  
bedarf es einer umfassenden Solidarität mit den lokalen  
Gegeninitiativen, mit der dem Event, zu dem Neonazis aus der  
bundesweiten rechten Szene anreisen, effektive, massenhafte 
 Gegenwehr entgegengesetzt werden kann. Denn Bad Nenndorf ist  
nach dem Ende der Großaufmärsche in Wunsiedel nur die Bühne, das  
Wincklerbad als konstruierter historischer Ort nur ein  
gefundener Anlass für die Neonazis, um geplant  
geschichtsrevisionistische Propaganda zu verbreiten und  
einer gezielten faschistischen Agitation einen Ort zu geben. Mit
  dieser Auseinandersetzung dürfen die Bad Nenndorfer_Innen  
nicht alleine gelassen werden, denn seine Ursachen reichen  
tiefer, bis in ein gesellschaftliches Problem hinein, das uns  
alle betrifft und uns alle angeht!
Kein Ende der Geschichte: Revisionismus und Neonazismus als gesamtgesellschaftliches Problem
Wir stehen an einem zeitlichen Wendepunkt des kulturellen und  
sozialen Gedächtnisses, und damit des historischen  
Selbstverständnisses dieser Gesellschaft. 67 Jahre nach dem Ende 
 des nationalsozialistischen Systems, gibt es immer weniger  
Zeitzeug_Innen, die authentisch aus ihrem Leben berichten  
können, welche grausamen und menschenfeindlichen Verbrechen  
der deutsche Faschismus seinen Opfern angetan hat. Damit geht  
eine moralische Instanz in der politischen  
Auseinandersetzung verloren. Und es drohen andere Stimmen  
lauter zu werden, die sich zurecht lange nicht gewagt haben, gegen  
diese moralische Instanz das Wort zu erheben.
Nicht zufällig knüpfen Neonazis an diesem Wendepunkt an einen  
veränderten, nationalistischen Diskurs an, der in Verkennung 
 der historischen Zusammenhänge und Tatsachen versucht, an ein
  „wahres deutsches Volk“ zu appellieren und dieses „deutsche 
Volk“  gleichzeitig zum Opfer des zweiten Weltkriegs zu 
stilisieren.  Der Kontext der nationalsozialistischen 
Gewalt- und  Vernichtungspolitik, der im Holocaust und im 
deutschen  Angriffskrieg Millionen Menschen einfach auslöschte 
und der  durch den gesellschafts ideologischen Wahn des 
rassistischen  Glaubens an die eigene Überlegenheit getragen 
wurde, wird dabei  einfach ignoriert und ausgeblendet. Ob in 
Dresden, Magdeburg  oder Bad Nenndorf: die Neonazis betreiben 
eine Relativierung  der historischen Schuld, in dem sie die 
Deutschen zu Opfern  erklären und sie damit aus ihrer 
Täter_Innenrolle  herauszulösen versuchen. Dabei sind sie sich
 nicht mal zu schade,  um Elemente und Symboliken aus der 
Erinnerungskultur an den  Holocaust, also an die eigentlichen 
Opfer des deutschen  Faschismus, für ihren 
Geschichtsrevisionismus zu kopieren.
Solche Versuche fallen dort auf fruchtbaren Boden, wo  
Nationalismus eine Renaissance zu erleben droht und  
rassistische Ausgrenzungsmechanismen und menschenfeindliche
  Einstellungen latent wieder zunehmen. „Deutsche Zustände“  
(Heitmeyer) im Jahr 2012 sind, dass in dieser Gesellschaft ca. 13% –
  22% rassistische Einstellungen haben, 13% antisemitische,  
47% fremdenfeindliche und ca. 40% antiziganistische  
Einstellungen haben. In dieser Stimmung können Neonazis nicht  
nur die Geschichte verdrehen, sondern sie leben weiterhin ihre  
brutalen Ausgrenzungs- und Überlegenheitsphantasien aus. Sie
  greifen alle an, die nicht in ihr völkisches, rechtes Weltbild  
passen und schrecken auch wieder nicht davor zurück, ihre Opfer
geplant aus rassistischen Motivationen heraus zu ermorden.
Keinen Schritt weiter! Kein Naziaufmarsch in Bad Nenndorf!
Diese Zustände sind für uns absolut unerträglich und nicht länger hinnehmbar!
Wir werden deswegen in diesem Jahr massenhaft den Schritt vom  
symbolischem Protest zu aktivem Widerstand gehen. Es ist unser  
erklärtes Ziel den Aufmarsch in Bad Nenndorf mit den Mitteln des  
zivilen Ungehorsams in Form der Massenblockaden auf der  
Strecke zu verhindern. Wir sind davon überzeugt, dass dazu ein  
gemeinsames, koordiniertes und solidarisches  
Zusammenwirken unserer unterschiedlichen Spektren nötig ist, 
 in dem wir uns nicht spalten lassen dürfen.
Wir werden uns nicht nur symbolisch dem Aufmarsch  
entgegenstellen, denn unsere Symbolik findet auf der  
gesellschaftspolitischen Ebene im Kampf gegen Neonazis statt;  
unser politisches Symbol ist es, den Naziaufmarsch zu  
verhindern und ihre öffentliche Propaganda auf dieser Bühne so 
 unmöglich zu machen. Für diese konkrete und reale Intervention
  ist für uns die Aktionsform von gemeinsamen Massenblockaden 
 sowohl der richtige Ausdruck als auch das richtige, effektive 
 Mittel!
Eine überregionale, gemeinsame Mobilisierung gegen Neonazis
Die lokale Bevölkerung hat sich früh im Bündnis „Bad Nenndorf ist
  bunt“ zusammengeschlossen um ihren Protest gegen die 
Aufmärsche  zu organisieren, hat dabei in den letzten Jahren  
kontinuierlich gearbeitet und die Proteste immer größer  
werden lassen. Die Arbeit der bestehenden, regionalen  
Bündnisse gegen die Neonazis kann nicht hoch genug bewertet  
werden. Deswegen wollen wir auch keine Parallelstruktur  
schaffen, sondern als Initiative mit einer überregionalen  
Vernetzung dazu beitragen, dass für unser Ziel tausende Menschen 
 am 04. August nach Bad Nenndorf kommen, um mit den  
Nenndorfer_Innen zusammen den Naziaufmarsch zu verhindern. Von
  Bremen bis Marburg, von Bielefeld bis Wolfsburg und weit darüber
  hinaus werden wir deshalb überall lokale und regionale  
Bündnisse gründen oder bestehende nutzen, um von überall her so 
 viele Menschen wie möglich nach Bad Nenndorf zu unseren 
Blockaden  zu holen. Aber nicht nur jede_R für sich: wir vernetzen 
uns  überregional und stellen so eine gemeinsame  
Massenmobilisierung, die sich in dezentraler Koordination 
 vorbereitet. Alle, die die Aktivierungskonferenz nicht 
besucht  haben, mögen sich dieser überregionalen Vernetzung  
anschließen. Wir fordern alle antifaschistisch orientierten  
Menschen und Gruppen in Niedersachsen und über die Landesgrenzen
  hinaus auf, sich in lokalen Bündnissen zu organisieren und  
gemeinsam den Naziaufmarsch in Bad Nenndorf zu blockieren!  
Findet euch zusammen und organisiert eine gemeinsame Anreise 
 aus eurer Region um so viele Menschen wie möglich zu  
mobilisieren, dieses Jahr nach Bad Nenndorf zu fahren und sich  
entschlossen Neonazis und Geschichtsrevisionismus entgegen  
zu stellen!
Es wird eine Koordination der Anreise und der Aktionen am 4.8. 
 geben. Meldet euch bei uns, wenn ihr in einem Bündnis organisiert 
 seid und mit uns zusammen blockieren wollt!
Der Erfolg unserer Initiative ist wesentlich von der  
massenhaften Mobilisierung abhängig. Zentrales Ziel ist, so  
viele Antifaschist_Innen wie möglich nach Bad Nenndorf zu holen  
und sie zu Massenblockaden an relevanten Punkten zu bringen,  
die den Naziaufmarsch real verhindern können.
Unser Aktionskonsens: den Nazis Massen entgegensetzen – Bad Nenndorf fluten! Den Aufmarsch blockieren!
Auf der Aktivierungskonferenz im März 2012 haben sich die  
Gruppen, Organisationen und Akteure der Initiative „Kein  
Naziaufmarsch in Bad Nenndorf“ zum Ziel gesetzt, den  
geschichtsrevisionistischen Aufmarsch von Neonazis am 04.  
August 2012 konkret und real zu verhindern. Als Mittel haben wir  
uns entschieden, die Neonazis mit Menschenmassen zu blockieren.
  Dazu gehen wir von der Notwendigkeit eines gemeinsamen  
Vorgehens bei unseren Aktionen aus und haben ein gemeinsames  
Handeln verabredet. Unsere Aktionen stellen wir unter den  
Konsens, der in den hier aufgestellten fünf Punkten besteht:
- Wir mobilisieren alle in unseren Regionen und unseren Spektren so viel Menschen wie möglich, um am 04. August massenhaft und mit vielen Menschen den Naziaufmarsch auf deren Strecke zu blockieren.
- Wir sind ein breites Netzwerk aus unterschiedlichen Spektren, die zusammen handeln. Die Vielfältigkeit unserer Partner_Innen ist unsere Stärke. Wir agieren gemeinsam und solidarisch.
- Unsere Blockaden haben das gemeinsame Ziel, den Naziaufmarsch 2012 konkret und real zu verhindern. Wir werden die Nazis deswegen dort blockieren, wo sie sich bewegen wollen und sie nicht durchlassen. Von unseren Blockaden geht keine Eskalation aus.
- Unsere Blockaden sind Menschenblockaden. Mit Massen von Menschen an wichtigen Punkten, die nicht gehen werden, bevor der Naziaufmarsch verhindert ist, werden wir den Naziaufmarsch unmöglich machen.
- Wir sind solidarisch mit allen, die mit uns das Ziel teilen, den Naziaufmarsch zu verhindern. Wir lassen uns nicht spalten oder gegeneinander ausspielen.
Wir sehen uns dabei im Schulterschluss zu den Antifaschist_innen, die in Dresden, Wunsiedel und anderen Städten die Neonazis bereits mit breiten, vielfältigen Aktionen in die Schranken gewiesen haben. Den Neonazis den Raum für ihren Aufmarsch zu nehmen ist auch das Ziel, das wir uns für Bad Nenndorf gesetzt haben.
Gegen Repression, Spaltungsversuche und Extremismustheorie! Wir sind solidarisch!
Dass der Aufmarsch noch nicht real verhindert werden konnte, hat  
viele Ursachen. Eine liegt darin, dass die Landesregierung bisher
  keinen politischen Willen gezeigt hat, diesen Aufmarsch  
unmöglich zu machen. Im Gegenteil: Auf eine nebulöse  
Gefahrenprognose des Verfassungsschutzes wurde selbst eine  
Demonstration, die der DGB angemeldet hatte, im Sommer 2010  
verboten. Dass diese Maßnahme rechtswidrig war, zeigt seit  
Dezember 2011 ein Urteil des Verwaltungsgerichts Hannover. Jedes
  Jahr riegeln tausende Polizist_Innen in Bad Nenndorf die  
Bahnhofsstraße rigoros ab, während im Rest der Stadt  
Antifaschist_Innen und Nazigegner_Innen in ihren Aktionen  
behindert werden. Das Innenministerium macht mit der  
Kriminalisierung von Gegenaktivitäten und dem Versuch der  
Aufspaltung von Protestbewegungen in ‚Gut‘ und ‚Böse‘ einen so  
großen Naziaufmarsch überhaupt möglich. Gerade in einem Jahr wo 
 noch einmal deutlich geworden ist, dass durch staatliche Gelder 
 die Naziszene massiv aufgebaut worden ist, sollten Menschen,  
die sich gegen einen solch großen Naziaufmarsch stellen, nicht auch
  noch durch staatliche Behörden diskriminiert und behindert  
werden. Wir werden uns diesem Druck jedenfalls nicht beugen und  
auch mit zivilem Ungehorsam unser Recht auf Protest und freie  
Meinungsäußerung durchsetzen. Auch Blockaden sind eine vom  
Grundrecht auf Versammlungsfreiheit geschützte Form des  
Protestes – gegen Neonazis die absolut richtige!
Die Unterscheidung von Protest aus einer konstruierten „demokratischen Mitte“ und angeblich „extremistischem“ Widerstand, ist die gängige Form, mit der Sicherheitsbehörden immer wieder versuchen den legitimen und notwendigen Protest gegen Neonazis zu teilen und dadurch zu schwächen. Auch die DGB-Kundgebung wurde wegen solcher Argumente verboten. Wir arbeiten mit allen Menschen zusammen, die sich gegen Nazis engagieren und unseren Aktionskonsens mittragen. Gegen Distanzierungsaufforderungen und Spaltungsversuche setzen wir Solidarität. Wir agieren im Sinne unseres Aktionskonsenses zusammen und sind vor, während und nach den Blockaden in Bad Nenndorf untereinander solidarisch. Dieses Zusammenhalten baut auf der Erkenntnis auf, dass wir nur geschlossen die Stärke entwickeln können, um den Naziaufmarsch effektiv verhindern zu können. Unsere Initiative hält auch dem Druck der Repression gegen Einzelne und Gruppen stand.
2012: Bad Nenndorf gehört uns! Den Nazis lassen wir keinen Raum!
Mit unserer Aktivierungskonferenz im März in Hannover hoffen 
 wir, den Auftakt für eine kraftvolle, breite  
Massenmobilisierung nach Bad Nenndorf gesetzt zu haben. Jetzt  
ist es an der Zeit für alle antifaschistischen Organisationen,
  Gruppen und Einzelpersonen, diese Initiative aufzunehmen,  
sich anzueignen und die Blockade des Naziaufmarsches zum  
Erfolg werden zu lassen. Mit unserem Konzept einer überregional
  vernetzten Mobilisierung, Massenblockaden auf der Strecke  
der Neonazis und einem solidarischen Handeln sehen wir für 2012  
eine realistische Perspektive, das Ende der wiederkehrenden  
Neonaziaufmärsche einzuläuten.
Ab jetzt geht’s los!
Bis zum 04. August bleibt viel zu tun. Mit dem Schwung aus unserer  
Konferenz gehen wir in die weiteren Vorbereitungen. Ab jetzt  
läuft die Mobilisierung gegen Geschichtsrevisionismus,  
Neonazis und Faschismus in Bad Nenndorf und überall. Bis August  
werden wir alles daran setzen, unser Ziel zu verwirklichen.
Bis der Naziaufmarsch in Bad Nenndorf Geschichte ist!
Unterschreibt die Resolution!
Bildet lokale Bündnisse! Organisiert gemeinsame Anreisen nach Bad Nenndorf!
Meldet euch bei: initiativebadnenndorf [at] riseup.net
4.August 2012 - Naziaufmarsch Blockieren!
Infos unter: www.badnenndorf-blockieren.mobi
Deutschland – Niedersachsen – Bad Nenndorf: So it goes!
Am 04.08.2012 jährt sich der sogenannte „Trauermarsch“ der bundesweiten Neonaziszene in Bad Nenndorf (Niedersachsen) bereits zum 7. Mal! Der Anlass für die Neonazis, die überwiegend aus dem „Freie Kräfte“-Spektrum stammen, sich Jahr für Jahr in der unscheinbaren Kleinstadt zu versammeln, ist den damals im Wincklerbad internierten Mitgliedern von NSDAP und SS zu gedenken. Ähnlich wie bei den früher statt gefundenen Rudolf-Hess-Gedenkmärschen ist das Ziel der Neonazis mit der Thematik, die mit dem Wincklerbad verbunden ist, den Mythos der Deutschen als Opfer weiter zu entwickeln, also Geschichtsrevisionismus zu betreiben, und diesen in die Öffentlichkeit zu tragen. Der Aufmarsch der Neonazis in Bad Nenndorf steht dabei im Kontext mit einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung, welche versucht, die von den Deutschen verübten Verbrechen zu europäisieren und zu verharmlosen. Damit einhergehend wird die Verantwortung für die industrielle Vernichtung von über 6 Millionen Jüd*innen und anderen Menschen von der deutschen Politik dazu genutzt sich als „Aufarbeitungsweltmeister“ zu generieren, welcher aus der Geschichte gelernt hätte und nun nicht nur wieder als ernst zu nehmende Nation in der Staatengemeinschaft mitmischen, sondern auch ihren Konkurrent*innen Vorschriften machen kann.
Auf geht’s in die nächste Runde!
Deutschland:
Nach dem Bekanntwerden der rassistischen Morde durch den „Nationalsozialistischen Untergrund“ und der Verstrickungen des Verfassungsschutzes in die Strukturen der NPD und des „NSU“ reagierte die deutsche Öffentlichkeit mit einer Mischung aus Erschrecken und Fassungslosigkeit – diesen Momenten ist nach kurzer Zeit wieder die Rückkehr zur deutschen Normalität gefolgt. Der alltägliche Rasssismus, der sich auch in den Ermittlungspannen der deutschen Behörden wiederspiegelt, blieb und bleibt beim gesellschaftlichen Diskurs über die Morde des „NSU“ ausgeblendet. Zwar wurde von offizieller Seite immer wieder betont, dass die verantwortlichen Behörden die Existens eines neonazistischen Mordkommandos nie für ein realistisches Szenario gehalten hätten, dennoch ist inzwischen zumindest Teils bewiesen, dass Verfassungsschutz und Co mehr wussten als sie aktuell zugeben. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen wird die aktuelle Situation dazu benutzt, genau diese staatlichen Institutionen weiter aufzurüsten. Es ist sicherlich keine Überraschung, dass der deutsche Staat und auch große Teile der deutschen Gesellschaft so reagiert haben, denn staatliche Institutionen und die Idee Nationalismus sind exklusive Konstrukte und in ihnen sind somit soziale Ausgrenzung und menschenverachtende Ideologien angelegt. Dass die ständige Diskriminierung von Menschen, die nicht weiß-deutsch sind oder einfach nicht den richtigen Pass haben, in der Diskussion nach dem Bekanntwerden der Morde keine Rolle gespielt hat, überrascht daher nicht sondern ist Ausdruck der deutschen Ideologie, in der Abstammung immer noch von einem Denken im Sinne von „Blut und Boden“ geprägt ist. Diese Zustände sollten ein deutliches Zeichen an die radikale Linke sein, die Waffen der Kritik und der praktischen Solidarität wann immer es nötig ist einzusetzen!
Staatlicher Antifaschismus muss immer dann scheitern, wenn es an die Grundlagen der bürgerlichen Gesellschaft geht, und er zielt garantiert nicht darauf ab den eigenen, staatlichen Rassismus abzubauen. Darüber hinaus ist ein solches Staatsprogramm kein Mittel, um vorherrschende Ideologien aus den Köpfen der Menschen zu bekämpfen. Antifaschismus ist und bleibt eine Aufgabe der radikalen Linken. Es gilt autonom agierendes, antifaschistisches und antirassistisches Engagement wieder zu beflügeln und trotz der in den letzten Jahren erstarkenden Repression von staatlicher Seite den Kampf um etwas Besseres als die Nation nicht aufzugeben!
Niedersachsen:
Die jahrelange Politik von Landesregierung und Kommunalpolitik, die der 
rechten Szene in Niedersachsen viele Freiheiten ließ, während sie 
antifaschistische Initiativen fast immer behinderte und kriminalisierte,
 macht sich bereits seit einigen Jahren bemerkbar. Eines der 
deutlichsten Beispiele hierfür ist die „Nationale Offensive Schaumburg“,
 die 2006 maßgeblicher Initiator des Aufmarsches war und deren ehemalige
 Kader bis heute in der Region zwischen Hannover und Bielefeld 
Schlüsselpositionen im Kameradschaftsspektrum einnehmen. Von den lokalen
 Polizeibehörden allerdings wurden die Aktivitäten der NOS und ihres 
Umfeldes weitestgehend ignoriert. In den letzten anderthalb Jahren kam 
es vor allem in Bückeburg immer wieder zu Angriffen auf Migrant*innen 
und Linke. Ziel der Neonazis ist es eine „National befreite Zone“ zu 
errichten. Körperliche Gewalt gegen alle, die nicht in das faschistische
 und rassistische Weltbild passen, ist das Mittel um ein Klima der Angst
 zu erzeugen. Ein durchgeführter Aufmarsch stärkt gerade auch die 
lokalen neonazistischen Strukturen, gibt ihnen Öffentlichkeit für ihre 
revisionistischen Inhalte und untermauert ein Zusammengehörigkeitsgefühl
 innerhalb der Naziszene. Er ist also ein zentraler 
Identifikationspunkt. Es ist nichts desto trotz ebenso wichtig, auch an 
den 364 anderen Tagen im Jahr lokale antifaschistische Kampagnen zu 
unterstützen!
Bad Nenndorf:
Eine Stadt, die sich öffentlich gegen den jährlich stattfindenden 
Naziaufmarsch positioniert, gleichzeitig aber eine Schriftstellerin als 
Ehrenbürgerin auszeichnet, die sich in ihren Texten offen als Anhängerin
 des Nationalsozialismus positionierte, lässt die von der Stadt 
organisierten Gegenproteste in einem äußerst fragwürdigen Licht 
erscheinen. Denn das offizielle Gedenken an Agnes Miegel findet sich in 
Bad Nenndorf überall: Sie ist Namensgeberin für einen Platz, ihr wurde 
ein Museum gewidmet, ein Verein mit ihrem Namen besteht und bietet damit
 nicht nur einen weiteren Anknüpfungspunkt für Neonazis, sondern zeigt 
insbesondere in welcher Art und Weise die Geschichte reflektiert wird. 
Diese Verleugnung von Parallelen zum Nationalsozialismus verdeutlicht 
die Verklärtheit im Hinblick auf die eigene Rolle in der deutschen 
Geschichte und Gesellschaft. Die blinde Identifikation der lokal 
patriotischen Gemeinschaft, mit z.B. einer Agnes Miegel als 
Repräsentationsfigur, mündet im Nationalismus, welcher sich dann oft in 
Form unreflektierter Ignoranz oder gar bewusster Akzeptanz diverser 
rechter und geschichtsrevisionistischer Aktivitäten in der Region 
wiederfindet.
Da sich aber die Bewohner*innen Bad Nenndorfs aus ihrem bürgerlichen 
Selbstverständnis heraus als ordentliche deutsche Demokrat*innen 
verstehen, folgt die Abgrenzung zu den Neonazis in Form bürgerlichen 
Protestes unter dem Motto „Bad Nenndorf ist bunt“. Dass sich dabei 
reflexhaft natürlich auch von Extremist*innen jeglicher Couleur 
abgegrenzt werden muss, entspricht der Linie der CDU/FDP Landesregierung
 Niedersachsens, die sich ähnlich wie die Landesregierung Sachsens der 
Extremismusideologie verschrieben hat.
Beteiligt euch an den Aktivitäten gegen den Naziaufmarsch in Bad Nenndorf!
Kommt zur antifaschistischen Demonstration am 4.8.2012 um 10 Uhr nach Bad Nenndorf!
Naziaufmärsche verhindern – die herrschenden Verhältnisse kippen!
In Bad Nenndorf und Überall!
Bündnis „NS-Verherrlichung stoppen!“, Mai 2012
Infos zur Demonstration unter: www.badnenndorf.blogsport.de


bilder
http://www.flickr.com/photos/boeseraltermannberlin/sets/72157630904229318/
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