Die kritische linke veranstaltet am kommenden Wochenende eine Buchmesse. Es werden ca 20 Verlage vertreten sein und es gibt Lesungen, Buchpräsentationen und Vorträge. Außerdem findet am Sa, 2. 6. 2012 eine Soliparty im Haus Mainusch statt.
Das Programm der Buchmesse:
Sa, 2.Juni 2012
12 Uhr Buchvorstellung:  Georg Lukács und die Ohnmacht der Arbeiterklasse Markus Bitterolf
Daß “die Weltrevolution um die Ecke ist”, wie sich Leo Löwenthal einmal ausdrückte, war nicht nur für viele Linke in den Jahren nach der Oktoberrevolution gewiß. So auch für Georg Lukács. Warum sich allerdings das “Tempo der Entwicklung der Revolution” verlangsamt hatte und wie diese Einsicht mit der “Erkenntnis von Gesellschaft und Geschichte” zusammenhing, diese Frage wollte Lukács beantworten. Vor dem Hintergrund von Krieg, Krise und Revolution schrieb er acht Aufsätze, die damals einen der radikalsten Versuche bedeuteten, das Revolutionäre an Marx durch Weiterführung der Hegelschen Dialektik wieder aktuell zu machen. Als sie 1923 unter dem Titel Geschichte und Klassenbewußtsein erschienen, war zunächst kaum abzusehen, welche Bedeutung diesem Buch vergönnt sein sollte. Der wichtigste Essay über Die Verdinglichung und das Bewußtsein des Proletariats orientierte sich an Marx’ Kritik des Fetischcharakters der Ware und wollte gleichzeitig begründen, warum das Proletariat sich als revolutionäres Subjekt konstituieren müsse. Dem Materialismus, wie ihn Max Horkheimer bestimmte, blieb es überlassen zu fragen, wie die Aktualität der Revolution mit der Erfahrung ihres Scheiterns zusammenhing, wie die Entwicklung in der Sowjetunion zu beurteilen sei und warum sich das Proletariat nicht als das Subjekt-Objekt der Geschichte konstituieren wollte, wie es Lukács’ Theorie darlegte.
14 Uhr Lesung: “Leben oder Staudamm“ Ulrike Bürger, Shankar Narayanan
Mehr als 80 Millionen Menschen sind in den letzten fünf Jahrzehnten 
weltweit durch den Bau großer Staudämme zwangsumgesiedelt worden. Für 
die indigenen Bevölkerungen sind die Folgen besonders verheerend. Sie 
werden von ihrem Land vertrieben und ihre traditionelle Lebensweise wird
 zerstört. Sie müssen dafür kämpfen, völlig unzureichende 
Landkompensationen oder Entschädigungen zu erhalten. Häufig landen sie 
in den Slums der Großstädte. Der Widerstand gegen Staudämme braucht 
unsere Solidarität, denn die Planungen für weitere industrielle 
Großprojekte im Namen einer fragwürdigen Entwicklungsideologie sind 
ungebrochen. Am Beispiel der Bewegung zur Rettung der Narmada (NBA), 
einer der wichtigsten ökologischen Widerstandsbewegungen der letzten 
Jahrzehnte in Indien, zeigt das Buch, wie der globale Kapitalismus 
Kämpfe um das Wasser, die Energiegewinnung und industrielle 
Großmachtambitionen verursacht. Der Widerstand der Menschen an der 
Narmada gegen die brutalen und manipulativen Repressionsstrategien von 
Staat und Konzernen ist ein Beispiel für den notwendigen Versuch, die 
Vielfältigkeit von Lebensweisen gegenüber der sich ausbreitenden 
Monokultur der Industriegesellschaft zu bewahren.
16 Uhr Vortrag: Frauenfrage in der radikalen Linken. Andrea Trumann
Dass Frauen selbst in linken Gruppen nicht gleichberechtigt sind, ist 
immer wieder Anlass für Ärger und Auseinandersetzungen auf Plena, sorgt 
in schöner Regelmäßigkeit für Sexismus-Debatten und führt auch immer 
wieder zu Spaltungen. Hin und wieder fragen sich die Gruppen auch, warum
 der Männeranteil bei ihnen so viel größer ist. Die Liste mit Vorwürfen 
ist lang: Gruppen und Veranstaltungen werden von Männern dominiert. Als 
anerkannte politische Arbeit zählen nur männliche Tätigkeiten, wie das 
Schreiben theoretischer Texte oder die Organisation einer militanten 
Antifa-Demo. Immer wieder kommt es sogar zum Vorwurf des sexuellen 
Missbrauchs oder der Vergewaltigung. Doch nicht nur in der Praxis, 
sondern auch in den Theorien der radikalen Linken wird das 
Geschlechterverhältnis oft ausgeblendet oder erscheint nur als 
Nebenwiderspruch. Auf der Veranstaltung soll zum einen gezeigt werden 
auf welchen Ebenen Frauen ausgegrenzt werden, aber auch auf welche 
Probleme die feministischen Gegenstrategien stoßen und warum der Begriff
 des Sexismus für eine Kritik am Geschlechterverhältnis nur bedingt 
tauglich ist.
18 Uhr Lesung: „ Kaltland“ Manja Präkels, Markus Liske, Karsten Krampitz
Die massiven Angriffe auf die Asylbewerberheime in Hoyerswerda und 
Rostock-Lichtenhagen, haben sich als Horrorszenarien eines neuen 
Rassismus nach der Wende in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt. 
Die Bilder von jubelnden Menschenmassen vor brennenden Häusern, 
untätigen Polizist_innen und Würstchenbuden für die Zuschauenden gingen 
um die Welt. Umso bemerkenswerter ist es, dass in den zahllosen 
Wende-Romanen, die seither erschienen sind, weder die Opfer eine Stimme 
erhalten noch die Täter_innen eine Rolle spielen. Und schon gar nicht 
wird die Frage nach den Folgen gestellt.
20 Jahre danach füllt »Kaltland« diese Leerstelle mit Erzählungen und autobiografischen Geschichten.
ab 21 Uhr Soli-Party im Haus Mainusch mit Dj Skaot
So, 3. Juni 2012
12 Uhr  Lesung: „ Antifa.“ Mirja Keller, Moritz Krawinkel, Lena Kögler, Jan Schlemmermeyer
In dem Buch, «Antifa – Geschichte und Organisierung», verfolgen die 
Autor_innen die Vorläufer, Theorien und Praktiken der linksradikalen 
Antifaschist_innen und erläutern konkret die Unterschiede und 
Gemeinsamkeiten der gegenwärtigen Ausprägungen, wie Antideutsche, 
Antinationale oder Bewegungslinke.
Den Leser_innen bietet sich mit diesem Buch die Möglichkeit, 
Erkenntnisse über bereits erarbeitete und verworfene Theorien sowie 
Erfolge und Niederlagen der Praxis zu sammeln, was gerade für die 
moderne, sich im stetigen Wandel befindliche, radikale Antifa von großer
 Bedeutung ist.
Das Buch hilft dabei, Wissen um die eigene Geschichte zu erlangen, damit
 das Rad nicht immer neu erfunden werden muss. Stattdessen können die 
Leser_innen die Entwicklung einer gesellschaftlich wirksamen, 
emanzipatorischen Bewegung vorantreiben.
14 Uhr Lesung: „ Zuflucht in einem fremden Land“ Sonja Wegner
Exil in Uruguay 1933-1945. Vortrag und Lesung zum Thema 
Flüchtlingspolitik in den 1930er Jahren und die Lehren für die heutige 
Zeit.
Uruguay, das kleinste Land Südamerikas (damalige Bevölkerung etwa 2,2 
Mio.) hat in der Zeit von 1933-1943 etwa 10.000 deutschsprachige, 
überwiegend jüdische Flüchtlinge
aufgenommen, die größtenteils in der Hauptstadt Montevideo geblieben 
sind. Wie ist das Land damit umgegangen und welche klaren Lehren können 
wir daraus heute noch ziehen?
16 Uhr Lesung: „Im Namen des Flummiballs“ Christof Neubauer
Skurrile, ätzende, widerliche, menschenverachtende – kurz: Ganz normale Geschichten aus dem Gerichtsalltag.
Das Büchlein zeigt anhand etlicher kurzer Anekdoten, wie rücksichtslos 
Justiz bei der Abstrafung und Disziplinierung von Menschen vorgeht. 
Dabei gerät der Strafwahn mitunter deutlich ins Lächerliche, wird aber 
mit der arroganten Pose von Robe und Uniform durchgesetzt.
18 Uhr Buchpräsentation: „Antiziganistische Zustände 2.0“ Agnes Krol, Benedikt Wolf
Kritische Positionen gegen gewaltvolle Verhältnisse.
Historisch und bis heute haben antiziganistische Diskriminierungs- und 
Verfolgungsmaßnahmen, kulminierend in der nationalsozialistischen 
Massenvernichtung, zumeist verheerende Auswirkungen auf als ›Zigeuner‹ 
stigmatisierte Menschen gehabt. Ideologisch spielen antiziganistische 
Muster eine zentrale Rolle ebenso in völkischer Ideologie wie in 
bürgerlicher Identitätsbildung. Eine Kritik des Antiziganismus muss 
somit als notwendiger Bestandteil einer emanzipatorischen 
Gesellschaftskritik angesehen werden.
Aus einer Perspektive der Kritik an der Mehrheitsgesellschaft versucht 
dieser Band bisherige Debatten fortzusetzen und dabei eine Verknüpfung 
von theoretischer Begriffsbildung, historischer Darstellung und 
empirischer Analyse zu leisten. Die Breite der Beiträge soll dabei als 
Stärke verstanden werden, die es ermöglicht, die Kritik des 
Antiziganismus zu schärfen und Ansatzpunkte für eine Intervention 
aufzuzeigen.


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http://krili.wordpress.com/2012/04/18/kritische-buchmesse/