Im Vorfeld des Naziaufmarsches im schleswig-holsteinischen Neumünster am 1. Mai und den Landtagswahlen am 6. Mai werden die Zeiten für Neonazi-Funktionär_innen zunehmend ungemütlicher. Nach diversen Angriffen im Rahmen der Kampagne "Farbe Bekennen" (Link) auf die Kandidat_innen und Funktionär_innen der NPD bei der bevorstehenden Landtagswahl folgte nun das zweite Nazi-Outing in Kiel binnen kurzer Zeit. Dieses mal war Roland Siegfried Fischer der Betroffene.
Roland Fischer ist sowohl wichtiger Organisator des NPD-Landesverbands, in dessen Vorstand er auch Beisitzer ist, als auch Anhänger der militanten sog. "Freien Kräfte", in Schleswig-Holstein vorwiegend "Aktionsgruppen", deren Habitus sich wahlweise an dem Stil der "Autonomen Nationalisten" oder auch an dem klassischen Kameradschaftsspektrum orientiert. Damit reiht sich Fischer in die Kontinuität der NPD in Schleswig-Holstein ein, in welcher seit einigen Jahren die spießbürgerlichen Funktionär_innen durch Kader mit einem offenen Verhältnis zur Gewalt und guten Kontakten zu nicht-parteigebundenen Neonazis ersetzt werden. Ganz im Missverhältnis zu dem neuen Konzept der "Seriösen Radikalität" der Bundes-NPD unter dem neuen Bundesvorsitzenden Holger Apfel drohen Funktionäre wie Jens Lütke (Landesvorsitzender), Daniel Nordhorn (Kreisverbandsvorsitzender Segeberg-Neumünster) oder auch Roland Fischer politischen Gegner_innen auf den Webseiten der NPD offen Gewalt an und setzen diese Drohungen auch regelmäßig in die Tat um.
Roland Fischers politisches Engagement reicht innerhalb der verhältnismäßig kleinen Neonazi-Szene Schleswig-Holsteins relativ weit. Zum einen fungiert er regelmäßig als Anmelder und Organisator von neonazistischen Veranstaltungen, zum anderen nimmt er auch an klandestin organisierten Auftritten und Übergriffen des Spektrums um Kameradschaften und "Autonome Nationalisten" teil.
Prominentestes Beispiel für Fischers Tätigkeit als öffentlich auftretender Organisator ist seine Rolle beim geschichtsrevisionistischen jährlichen "Trauermarsch" in Lübeck. Bei diesem Event von überregionaler Bedeutung ist Fischer seit 2010 Anmelder und Mitorganisator neben Neonazi-Größen von bundesweiter Bedeutung wie Thomas Wulff. Zu dieser "Ehre" kam Fischer, als führenden Kadern der norddeutschen neonazistischen Szene der Aufmarsch in Lübeck und die damit zusammenhängende "Bombenterror"-Kampagne durch die örtlichen NPD-Vertreter_innen um Jörn Lemke zunehmend zu schlecht organisiert war. Dies verdeutlicht den Stellenwert Fischers, der, obwohl ortsfremd, geeigneter schien als die Organisator_innen vor 2010. Neben diesem jährlichen Großevent tritt Roland Fischer auch als Redner und Organisator bei diversen kleineren Kundgebungen und Wahlkampfauftritten der NPD in Schleswig-Holstein auf.
Kontinuierlich der aktuellen Ausrichtung des NPD-Landesverbands folgend ist Roland Fischer in interne Vernetzungen der Neonazi-Szene eingebunden und nimmt auch bei gewalttätigen Aktionen eine zentrale Rolle ein. So beteiligte er sich neben anderen führenden Neonazis wie Jens Lütke an dem Angriff auf eine DGB-Kundgebung am 1. Mai 2011 in Husum, der im Rahmen einer intern mobilisierten Spontandemonstration stattfand und anlässlich dessen der Kern der schleswig-holsteinischen Neonazi-Szene anreiste. Ein weiteres Beispiel für gewalttätige Übergriffe auf politische Gegner_innen ist ein Angriff mit Flaschen- und Steinwürfen auf Antifaschist_innen am 12.12.2009 in Rendsburg. Aktuelle Beispiele für Fischers Affinität zu den "Freien Kräften" sind dessen Teilnahme an nicht angemeldeten Aktionen am 30.11.2011 in Laboe bei Kiel und am 26.11.2011 in Kiel.
Privat läuft es im Moment eher mäßig für Roland Fischer. Der Angriff in Husum vom 1. Mai 2011 brachte ihm eine Hausdurchsuchung ein. Des Weiteren hat er innerhalb Kiels seinen Wohnort gewechselt. Dieser Umzug in die Woermannstraße 9 in Kiel soll unfreiwillig gewesen sein, Gerüchten zufolge hat auch dabei Fischers Gewaltproblem Pate gestanden. In der neuen Bleibe schien er zumindest kurzzeitig hoffnungsvoll wieder etwas mehr aus der Anonymität agieren zu wollen (so hat er es vorgezogen kein Klingelschild anzubringen), das sollte sich dann spätestens mit der heutigen Outing-Aktion engagierter Antifaschist_innen erledigt haben. Zu diesem Zweck wurden in seiner Nachbarschaft mehrere hundert Flugblätter verteilt, die über Fischer, dessen Gewaltpotential und Weltbild aufklären.
Auch in ganz anderer Hinsicht droht Roland Fischer zunehmend Ungemach: Die Gerüchte um eine Spitzeltätigkeit Fischers für den Verfassungsschutz nehmen in den eigenen Reihen zu und erste Ankündigungen innerhalb der Neonazi-Szene, Fischer als VS-Mitarbeiter zu denunzieren, werden laut.
Mit dieser Aktion wollten wir sowohl die Nachbar_innen Fischers an seinem neuen Wohnort warnen und aufklären als auch Antifaschist_innen über den neuen Unterschlupf von Fischer informieren.
Vor allem hoffen wir, all jene aufmerksam gemacht zu haben, die nicht in das sexistische, rassistische, homophobe, antisemitische Weltbild Fischers passen oder passen wollen.
Keinen Meter, keine Straße, kein "trautes Heim" für Neonazis!
¡siempre antifascista!
Super
Gut gemachter flyer!
könnt ihr den "achtung Neonazi" header irgendwo hochladen der ist gut! :)
Siegfried
Sehr gute Aktion mit dem Outing-Flyer. Weiter so. Gebt den Stinkern keine Chance!