Göppingen – - An Karsamstag sind in Göppingen Neonazis aufmarschiert. Es war bereits der fünfte Auftritt in diesem Jahr. Den 80 Rechtsextremen standen 400 Gegendemonstranten gegenüber, darunter auch Angehörige des gewaltbereiten Schwarzen Blocks. Die Stadt wolle beraten, wie sie der Entwicklung Herr werde, sagt die Sozialbürgermeisterin Gabriele Zull.
Frau Zull, wie viele Naziaufmärsche werden wir dieses Jahr in Göppingen noch erleben?
Ich hoffe, nicht viele, aber ich befürchte, dass sie wiederkommen. Da sage ich Ihnen nichts, was andere nicht auch vermuten.
Sechs Jahre lang war Ruhe, dieses Jahr gab es schon fünf Nazidemos. Wieso ist Göppingen als Aufmarschort plötzlich so beliebt?
Ich weiß nicht, ob es viel bringt, dass ich jetzt irgendwelche Diagnosen
 stelle, warum das so ist. Ich denke, wir müssen eher überlegen, wie wir
 damit umgehen. 
Andere Städte im Kreis Esslingen haben die Kundgebungen verboten. Denken Sie darüber inzwischen auch anders?
Ich habe die entsprechenden Verfügungen der Stadt Esslingen und des 
Landkreises Esslingen vorliegen. Beide sind nicht vor Gericht gewesen 
und von daher auch nicht überprüft worden. Die Stadt Esslingen hatte an 
diesem Tag die einmalige Situation, dass auf allen infrage kommenden 
Plätzen vorher Veranstaltungen angemeldet worden waren. Damit wurde dann
 auch argumentiert. Die Erfolgsaussichten eines Verbots bemessen sich 
letztlich an der konkreten Gefahrenlage und den örtlichen Gegebenheiten 
einer Stadt. 
Aber hätte man es nicht wenigstens mit einem Verbot versuchen sollen?
Klar, ein Verbot ist am einfachsten. Und am besten ist es, wenn es dann 
wie bei den Kollegen nicht angegriffen wird. Aber wir müssen immer damit
 rechnen, dass ein Gericht ein Verbot aufhebt. Und dann besteht die 
Gefahr, dass die Kundgebung nicht dort stattfindet, wo wir glauben, die 
Situation noch im Griff zu haben. Sie könnte vielmehr an jedem Platz 
stattfinden, der noch nicht anderweitig belegt ist. Das heißt, anstatt 
am Bahnhof findet die Kundgebung dann zum Beispiel auf dem Marktplatz 
statt. Das muss man wissen.
Was werden Sie stattdessen tun?
Ich habe für Mittwochnachmittag die Fraktionsvorsitzenden und die beiden
 Einzelstadträte zu einem Gespräch eingeladen. Da werden wir über diese 
Lage noch einmal sprechen: wann wir ein Verbot erlassen wollen, und ob 
wir das damit verbundene Risiko, vor Gericht zu scheitern, eingehen. Vor
 allem aber wollen wir vorschlagen, eine große Aktion zusammen mit allen
 gesellschaftlichen Gruppen zu machen: zum Beispiel ein Fest, bei dem 
wir darstellen, dass wir hier in Göppingen schon lange auf dem Weg der 
Solidarität und der Toleranz sind, und bei dem wir uns ganz konkret 
gegen Rechtsextremismus und überhaupt jeglichen Extremismus aussprechen.
 
Sie wollen die Aufmerksamkeit der Bürgerschaft auf die 
Naziaufmärsche lenken. Der Oberbürgermeister Guido Till hat hingegen 
angedeutet, er glaube, dass die Nazis gerade deshalb so gerne nach 
Göppingen kämen, weil sie hier im Rampenlicht stünden. Gibt es zwischen 
Ihnen und dem OB einen Dissens?
Nein. Wir müssen einfach die Situation sehen, wie sie war, wie sie ist 
und wie sie sich jetzt entwickelt. Es waren in diesem Jahr viele 
Versammlungen. In dieser Situation muss man sich überlegen, was jetzt 
richtig ist. Unsere Stadt ist seit Langem eine Stadt der Vielfalt. Aber 
wie es sich jetzt entwickelt, werden wir auch in dieser Hinsicht 
nochmals ein deutliches Zeichen setzen. Damit wollen wir die 
Aufmerksamkeit weiterhin auf Göppingen als weltoffene und tolerante 
Stadt der Vielfalt lenken.
Sie waren am Samstag selbst bei der Gegendemonstration, der OB nicht . . .
Herr Till ist im Osterurlaub. Er konnte gar nicht kommen. 
Wie empfanden Sie die Jagdszenen zwischen Schwarzem Block und Rechtsextremen?
Übergriffe, egal welcher Art, sind genau das, was wir überhaupt nicht 
wollen. Aber das kann passieren, wenn Städte durch die Rechtsprechung 
dazu gezwungen werden, die Aufmärsche zuzulassen. Wir haben in 2006 
erlebt, dass ein Gericht unser Verbot aufhob. Dann bleibt uns als Stadt 
nichts anderes übrig, als zu schauen, wie wir die Lage im Griff 
behalten, wobei es immer möglich ist, dass sich unter die friedlichen 
Gegendemonstranten auch andere mischen.
Hatten Sie am Samstag alles im Griff?
Die Polizei hat die Situation jederzeit im Griff gehabt. Sie hat sehr gute Arbeit geleistet. Wir können uns auf sie verlassen.
Das Gespräch führte Eberhard Wein.
		
	

"Wir müssen einfach sehen wie die Situation...
"Wir müssen einfach die Situation sehen, wie sie war, wie sie ist und wie sie sich jetzt entwickelt".
Anscheinend will die Stadtverwaltung Göppingen und ihr OB lieber wegschauen und passiv bleiben. 5 Auftritte der Faschos in einem Jahr! Was muss noch alles passieren um endlich aktiv zu werden. Ekelhaft! Und dann heisst es in Göppingen oder im Rems-Murr-Kreis gibt es keine Nazis. Verlogenes Pack.
Kein Fussbreit den Faschisten