Der in der Region Aschaffenburg (Bayern) ansässige Literat und Videokünstler Mapec – der auch seit vielen Jahren journalistisch tätig ist – hat auf das Gedicht „Was gesagt werden muss“ von Günter Grass reagiert. Mit einem erneuten Gedicht. Bevor dieses hier als politisch-literarisches Dokument zur Verfügung gestellt wird, hat uns Mapec noch einige Fragen beantwortet.
ET: Gegen Grass´ Gedicht zu sein – heißt dies, den Staat Israel voll und ganz zu verteidigen?
Mapec: Bereits 2006 und 2008 habe ich mit dem jetzt bei kommunal.tk veröffentlichten Text „22 Anmerkungen zu Israel und Palästina“ versucht, eine Position einzunehmen, die weder in die Falle des nur mäßig als Antizionismus getarnten Antisemitismus noch in die andere Falle der bedingungslosen Solidarität mit einem Staatswesen gerät. (Link siehe unten)
ET: Ohne jetzt alle 22 Anmerkungen nachlesen zu müssen, was heißt dies konkret?
Mapec: Selbstverständlich kann die Existenzberechtigung Israels nicht in Frage gestellt werden. Das liegt nicht nur an seiner Entstehung, die ohne Auschwitz so nicht denkbar gewesen wäre. Das liegt auch daran, dass einfach kein anderer Staat der Welt sich in seiner Existenz – und sei er noch so aberwitzig zustande gekommen – hinterfragen lassen muss. Aber selbstverständlich darf auch jedes Staatswesen kritisiert werden, was gerade bei der aktuellen Politik der israelischen Regierung nötig ist. Ob aber gerade wütende Deutsche diese Kritik leisten sollten, wie jetzt Grass, das wage ich zu bezweifeln.
ET: Ist Grass ein Antisemit?
Mapec: Mit diesem Vorwurf gehe ich persönlich sehr sparsam um. Allerdings gibt es viele – bürgerlich-rechts bis weit links – die Grass jetzt dafür halten. Vernünftige Stimmen aus Israel haben dies allerdings verneint. Ich würde ihn auch eher für einen alten Grantler halten, der eine unwürdige Show abzieht.
ET: Danke für das Gespräch!
Es folgt das Antwortgedicht von Mapec, fertig gestellt am 10. April 2012.
DOKUMENT
Der Dichter erdichtet sich ein Gedicht
Zu „Was gesagt werden muss“ von Günter Grass
Vorab
In Erkenntnis, dass prosa-lyrische Texte offenbar wieder Konjunktur haben [da sie in großen Zeitungen gedruckt werden],
sowie ebenfalls in Erkenntnis, dass die Qualität des grassschen Textes auch von mir nicht mehr unterboten werden kann,
sowie weiter in der Erkenntnis, dass nach dem Text von Güter Grass wohl wirklich etwas gesagt werden muss,
habe ich nachstehende Zeilen verfasst, ohne damit einen literarischen Nobelpreis oder dergleichen mehr erringen zu wollen.
Notabene
Der Dichter will sagen, dass da etwas gesagt werden muss:
Dass Adolf die Autobahnen gebaut hat?
Dass das alles damals nicht so schlimm war?
Dass endlich mal Ruhe sein müsse mit dem
Auschwitzgerede? Nein: Dass Israel schuldig sei.
Der Dichter redet vom iranischen Maulhelden,
er verharmlost den Diktator, den Terroristen,
den Antidemokraten, den Aufrüster, den Klerikalfaschisten,
den Atomkraftfetischisten, den Antisemiten,
den Holocaustleugner, den Vonderatombombeträumenden.
Der Dichter untersage sich, Israel beim Namen zu nennen,
weil dies nicht genehm sei – und nennt Israel dann doch
beim Namen, bestätigend die Stammtische und Nazi-Parolen,
wonach man angeblich nicht sagen dürfe, was alle sagen:
Dass Israel ein kritikwürdiger bürgerlicher Staat ist.
Der Dichter legt ein großes Geheimnis offen, das jede und jeder
aber schon lange kennt: Dass Israel Atommacht ist
[und die Bomben vernünftigerweise nie nutzte];
dass Israel mit ekligen Waffen seine Existenz absichert,
was nicht richtig sein muss, aber auch von anderen so getan wird.
Der Dichter unterstellt: Israel will den atomaren Erstschlag,
was dort nie behauptet wurde, völliger Unfug und einfach Lüge ist,
eine, die den Israelis absolute Dummheit und den Willen
zur Beseitigung des eigenen Staates unterstellt,
die auf einen atomaren Erstschlag folgen würde.
Der Dichter meldet sich erst jetzt, weil er dem Land angehört,
dem er angehört, sagt er, vielleicht auch, weil er einstmals
bei der SS und damit ein gelernter Antisemit war.
Wer weiß. Ach, es wäre nicht schädlich für ihn und uns,
hätte er für immer und vor allem zu diesem Thema geschwiegen.
Der Dichter will ein Tabu gebrochen haben, er will
gesagt haben, was sonst niemand sagte. Außer allen.
Zum Beispiel die NPD sagt es, die den einst gehassten
nun in ihr braunes Herz geschlossen hat. Sie sieht in ihm
jetzt doch wieder einen deutschen Dichter.
Der Dichter sagt nichts über Saudi-Arabien, eine
brüllende Diktatur, die sich das Recht nimmt, die Demokratie
im Nachbarland zu zerschießen – und die gute
Geschäfte mit des Dichters Heimatland betreibt;
und er sagt nichts über so vieles mehr, das zu sagen wäre.
Der Dichter sagt nichts über die [offiziell] 1.500 Toten im
Mittelmeer, dem größten Massengrab der Welt, die alleine
im letzten Jahr an der Abschottung Europas tödlich scheiterten.
Und er sagt nichts über so vieles mehr, das zu sagen wäre.
Warum dann aber ausgerechnet sagt er etwas über Israel?
Der Dichter dichtet tief, ganz tief unten,
jenseits aller nobelpreisträgerischen Qualität,
im Duktus eines Pennälers dichtet er;
so wie damals in der Spätpubertät, die ihn
auf seine alten Tage wohl wieder eingeholt hat.
Der Dichter will aber nicht nur die Pubertät zurück,
er will die Aufmerksamkeit, will gesehen werden
[nicht Teil des alten Eisens geworden sein].
Und wie ließe sich zügiger die eigene Profilierung in diesem Land
erreichen als auf Kosten der Juden und ihres Staates.
Das musste doch einmal gesagt werden.
Das ist es doch, was gesagt werden muss.
LINKS
Das Gedicht von Grass im Wortlaut: http://www.sueddeutsche.de/kultur/gedicht-zum-konflikt-zwischen-israel-u...
Die Anmerkungen zu Israel und Palästina von Mapec: http://kommunal.blogsport.de/2012/03/24/22-anmerkungen-zu-israel-palaest...
Erstveröffentlichung des Antwortgedichtes bei Mapec: http://mapec.blogsport.de/2012/04/10/der-dichter-erdichtet-sich-ein-gedi...
Wie schlecht ist das denn
Da will sich einer in die Debatte bringen und einen Namen machen.
Pubertär versucht er sich in Papischelte und bewußten Fehldeutungen.
Dadurch wird er nur das, was er selbst vorgibt anzugreifen:
Ein unreifer und schlechter Lyriker.
Beißreflex erkannt
"Papischelte" - klingt nett, ist aber völlig inhaltsloser Beißreflex. Ach, Jungchen, bin doch selbst Papi, was soll der Vorwurf?
..
Denke ich auch!
Was gewusst werden muss
An den deutschen U-Booten klebt Blut
Welches kein Wasser abzuwaschen vermag
Die ersten kamen wegen Halabja
Man wollte eine Waffenlieferung mit einer anderen wiedergutmachen
Bekanntlich hat es nicht geklappt
Es ist immer noch Krieg
Nichts ist vorbei
Man will eine Waffenlieferung mit einer anderen wiedergutmachen
Wenn es für vergangene Massaker nicht klappt, dann vielleicht für zukünftige?
Das Blut des letzten Panzergeschäfts ist noch nicht geflossen
Doch schon klebt es an den U-Booten wie eine Inschrift
Die verrät worüber geschwiegen werden muss
Die Todesschwadronen sind gespalten
Und die geheimen Staatspolizeien argwöhnisch aufeinander
Hundertjährige Lügen kämpfen gegeneinander an
Ohne Rücksicht auf Menschenleben
Ein Fingerzeig genügt um es zu sehen
Wer liefert mordet mit
deutschland ist waffenexportweltmeister nummer drei...
und wer kritisiert zb die deutschen waffenlieferungen an saudi arabien und so weiter...?????????
DEUTSCHE WAFFEN ... MORDEN mit in ALLER WELT .
diese israelpalästinageschichten sind sooo ekelerregend einseitig....
nie wieder deutschland
nie wieder krieg
aus dem Lyrik - Forum
hier ein Kurzzeiler von Opec, schwäbischer Unterhosenbemaler und Butterbrotgestalter dazu. Er hat merkwürdigerweise auch Papa und Opas und sechs Kinder. Im Gegensatz zu Mapec hat Opec nicht solch einen Geltungsdrang, deshalb veröffentliche ich sein Gedicht, welches schon Marcel R.R. und Helmut Karasek zu Tränen rührte.
CEREBRALE DIARRHOE
unsere im Internet kopierte Meinung,
ob Altermedia, Thiazi.net, Indymedia.de
tut weder Kapitalisten noch Kriegstreibern weh.
Kann alleine, schon nicht mehr denken,
lies mir drum vom Papa Computer schenken.
Kann ich jetzt bei Wikipedia Geschichte lesen,
scheiss egal ob es jeh so gewesen.
Vor Ehrfurcht möchte ich meinen leeren Kopf nun senken,
weil endlich andere für mich denken.
Selbst zu ergründen hat mir weder Papa, Lehrer, Freund gezeigt,
deshalb hab ich mein Gedicht mit hohlem Gewäsch vergeigt.
Mein Gedicht ist mit jedem Arsch kompatibel,
seis Merkel, Dobrindt oder von der FDP, der Niebel.
Und weil ich von Zusammenhängen und Politik nicht viel weiss,
ist und bleibt mein Gedicht bürgerlicher Scheiss.
Von Antideutschen über Westerwelle bis Liebermann,
will ich es jedem rechte machen,
lass dafür gerne auch mal nichtexistente Atomraketen krachen.
Ich weiss, zwar garnicht so richtig, was ich hier erzähle,
merke auch nicht, dass ich jeden gesunden Menschenverstand quäle.
Zu sagen zur Sache hatte ich nicht viel,
auf anderen Leuten Pferd reiten, war mein Ziel.
Grass brauchte für seine Reime, Senilität und Demenz,
bei mir reicht schon fehlende lyrische und analytische Potenz.
Meine wenigen Gedanken möcht ich nun nicht weiter verschwenden,
und mit einem "Israel, lass krachen" enden.
(Opec geht mit diesem und anderen vielbeachteten Gedichten und Songs demnächst auf Welttournee. Start ist mangels Programm ein vierwöchiges Gastspiel in der "Roten Flora")
Parole Atomtod
Das ist keine Spassguerilla sondern übelster Missbrauch der ersten Person. Spassguerilla richtet sich gegen Hierarchien, aber wie viele Atomanlagen haben die Antideutschen? Und wenn die Insassen der deutschen Hierarchien sich in einer Lebensgefahr sehen die noch Zukunftsmusik ist, warum nicht diesen eine politische Hilfestellung bieten selbige so aufzulösen dass jene erst gar nicht eintritt? Hatten diese denn nicht erklärt sie liebten das Leben mehr als den Tod, oder war das nur als Spass gemeint? Was die Antideutschen bewiesen haben ist dass sich das deutsche Regime bereits in einer vermeintlichen Gefahr irrational verhält, d. h. in einer tatsächlichen das Risiko gegenteiliger Annahmen nicht mehr eingegangen zu werden braucht. Weder ist dies eine Überraschung noch die Tatsache dass der Beweis dem Regime mächtig stinkt. Spannend wird erst die praktische Konsequenz daraus was es bedeutet dass das deutsche Regime den Tod mehr liebt als das Leben.
Zum Abschluß
Mapec hat noch eine abschließende Antwort auf seine Homepage gestellt, die hier nicht vorenthalten sein soll:
Die üblichen Reflexe waren zu erwarten. Die wütenden Angriffe der Traditions-Antiimperialisten (ich wähle die männliche Form – aus Erfahrung), die unsinnigen Halb-Verteidigungen der Anti-Deutschen. Zumindest erstere haben meinen Text nicht einmal gelesen. Wie sonst könnten sie mir unterstellen, was sie mir unterstellen. Das Ganze gipfelt dann in der Behauptung, ich würde Grass mit Hitler vergleichen; eine niederträchtige, eine ehrabschneidende und überaus dumme Behauptung, die mit nichts, mit überhaupt nichts in meinen Ausführungen in Zusammenhang steht!
Witzig ist dabei schon eher, dass von mir eine literarische Qualität eingefordert wird, deren Vermissen bei Grass scheinbar nicht schlimm ist; aber auch darauf bin ich in der Vorrede zu meinem Gedicht eingegangen, was wiederum überlesen wurde.
Und: Selbstverständlich kenne ich die rechten Hardliner in der Regierung Israels – auch darauf bin ich eingegangen, im Interview (auch das wurde nicht gelesen von meinen Kritikern). Auch Zuckermann kenne ich, habe ihn gelesen und gehört. Und ich finde ihn gut, ganz entgegen der besserwisserischen Anti-Deutschen, die dem Juden auch nicht verzeihen können, dass er selbst denkt und nicht die Hasstiraden der rechten Regierung und ihrer Propagandakompanie Anti-D übernimmt.
Danke an die Menschen, die mir per Email, Facebook oder persönlich ihre Zustimmung übermittelt haben.
Wenn die Antideutschen mich für einen Antiimperialisten halten (und das ist passiert) – und wenn gleichzeitig die Antiimperialisten mich als Antideutschen denunzieren wollen – dann kann ich so falsch nicht liegen.
Liebe Edith, lieber Mapec
irgendwie halte ich das für einen ziemlich verfehlten Versuch auf "fremde Tickets zu reisen", um sich selbst ins Gespräch zu bringen. So richtig geglückt ist es nicht, weder von Herrn Grass (dem Original), noch von Mepec (der Kopie). Es hebt niemand aus dem Sessel, sind doch die Plattheiten beiderseits eher zwei Seiten einer Medaille und riechen mehr nach hilflosen Versuch nach Aufmerksamkeit heischender sich selbst hypender Künstler.
Anfangen kann ich damit nichts, da weder das Eine noch das Andere jenseits der Boheme sich selbst beweihräuchender Szenen gebraucht wird. Der Eine bringt sich WIEDER ins Gedächtnis der bürgerlichen Presse, der Andere will dort erst hin.
Die Antwort in autonom - antiautoritärer Tradition der "Spassguerilla" ("Cerebrale Diarrhoe") scheint daher angemessen.
Literarisch deshalb wesentlich gehaltvoller das Buch "Spassguerilla" im Eigendruck zu emphehlen.
Tut mir leid, dass ich das jetzt nicht in schlechte Verse pressen konnte...
Edith Torstein
Edith "Torstein" ist auch die ganz grosse Kunst des Synonyms. Wie Panne seid ihr denn?
(für Spätzünder: Torstein - Thorsteinar) Gehts noch?
Was soll das?
"Torstein - Thorsteinar" - spinnt ihr? Was soll diese Gleichsetzung?
Und:
"Altermedia, Thiazi.net, Indymedia.de" - zwei Naziseiten und Indymedia in einer gleichsetzenden Aufzählung, das ist der Hammer an Dummheit und Verniedlichung der estremen Rechten!
Kritikfähigkeit und künstlerische Freiheit
Liebe Etith Mapec,
jetzt leidet deine Kritikfähigkeit und die Akzeptanz anderer Leute künstlerischer Freiheit aber gerade ganz dolle.
Zum Einen sollte dir als alter Journalist, Literat und Künstler nicht passieren, dass man alter ego (Edith) und sich selbst (Mapec) so durcheinander bringt, wie du in deinem Text "Zum Abschluss" (welche Vermesenheit!). Zum Anderen ist das stilistische Mittel des Selbstinterviews sowohl in der Linken, als auch bei "Linksunten" und seinen Leser*innen (weil Teil davon), bekannt. Mich persönlich stört es nicht so, wenn die Person mit sich klar ist, ob gerade Edith oder Mapec.
Der Kunstfigur (sie dünkt, wie deine verlinkte Seite zum Gedicht erst justamente geboren) Edith dann den Namen "Torstein" zu verpassen ist dann doch nicht nett. Die Assoziationen verbleiben dann leider bei Leser*in.
Die Sache mit der künstlerischen Freiheit solltest du dir bitte auch nochmals vors geistige Auge führen. Das schlechte Gedicht eines sich vergessen fühlenden Literaten, beantwortest du mit einem wenig besseren, dessen politische Plattheiten, die des Originals noch übertreffen.
Dies wird mittels der antiautoritären Kunstform der "Spassguerilla" persifliert. Du als garnichtmal so taufrischer linker Journalist, Literat und Künstler solltest diese kennen und damit umgehen können. Ansonsten wird hier ja auch einschlägige Literatur dazu empfohlen.
Kunst, Persiflage und Spassguerilla überzeichnet auch immer mal (im Buch Kapitel über die schweizer Genoss*innen im TV).
Im ersten Absatz des Gedichtes "Cerebrale Diarrhoe" steht was von "im Netz kopieren" von "Altermedia, Thiazi.net, Indymedia.de". Das entspringt wohl eher der Kritik an Gleichmacherei und manch uncoolem Text der auf "Indymedia.de" in letzter Zeit erschienen ist, wo Grenzen und Kriterien verschwammen.
Der Unterschied zwischen "Linksunten" und "Indymedia.de" scheint dir nicht geläufig. Recherchiere mal bitte die Kritik an "Indymedia.de".
Schönen Dank auch
Was zu beweißen war.
Der Test ist gelungen.
beweißen?
lol du aushilfsliterat
Deutsche Leit-Kultur
Einst lebte ein Dichter in Deutschland
Voll Angst vor dem kommenden Aufstand
Der Aufstand, er krachte
Der Dichter, er machte
Sich ein, wie man später herausfand
Och
Na, dann zum Abschluß also doch nochmal die ganz feine Dichtkunst! Danke auch.