Dessau , 10.03.2012: Demokratische Kundgebungen, Nazi-Demo und Blockadeaktionen. Außerdem diverseTipps, Kritiken und Lob. (sind Großgeschrieben)
Erst einmal ein fettes Lob an alle Menschen, die am Samstag, den 10.03.2012 in Dessau (Sachsen-Anhalt)gegen Faschismus protestierten. In diesem Bericht wird Kritik auch daran laut, was man hätte mMn anders machen sollen, sowie TIPPS, wie es besser „laufen“ kann.
Inhaltsübersicht:
1. Anreise
2. Ankunft
3. Nazi-Auftakt
4. Blockade: Johannisstraße
4.1 Alternativen
4.2 Umweg
5. Blockade: Kavaliersstraße
6. Nazis gehen weiter
7. Letzte Blockade-Versuche
8. Graffitis
9. Anmerkungen
1. Die Anreise:
An jedem Bahnhof standen zwei Polizisten. An Größeren ein paar mehr. Im Zug war die Präsenz 0! Heißt also, dass es reines Glück war, dass die Faschisten ihre Ideologie nicht hier umsetzten.
2. Ankunft:
Am Gleis des Dessauer HBF standen vlt. 10 Polizisten. Die Rassisten wurden von den Demokrat_innen „nach Augenmaß“ getrennt, sodass erstmal Letztgenannte den Bahnhof ohne Kontrolle verlassen konnten. Die Kundgebung und Demo der Homophoben begann um 12 Uhr.
Schon viel früher begann die Kundgebung von „Gelebter Demokratie“, anderen Organisationen und Parteien (zB. SPD, Die Linke, Grünen) auf der Bahnhofswiese (Vorplatz). Es ist nicht meine Absicht, jemanden abzuwerten, nur weil er oder/und sie nicht erwähnt wird. Ich nenne nirgendswo konkrete Teilnehmerzahlen, weil sonst könnten ja Menschen auf die Idee kommen, zu Hause zu bleiben, da ja schon genügend Personen gegen Sexismus vor Ort sind. Eine Person, die ins Mikrofon sang, hatte doch einen sehr individuellen Gesangsstil, aber das muss man nun mal akzeptieren. Ein Spruch eines Plakates bleibt mir in Erinnerung: „Nazis braucht Niemand“ von der SPD. Es gab auch Plakte anderer Parteien.
Defintiv aber nichts von CDU (regiert zusammen mit der SPD in Sachsen-Anhalt) und FDP.
Eine Vokü (Volksküche) war auch noch vorhanden. Also Essen gegen Spende oder gegen einen festgelegten Betrag+Spende, damit die Ausgaben nicht höher als die Einnahmen sind.
KRITIK: Ob es auch am Südbahnhof eine Vokü gab, kann ich nicht sagen. Besonders da ist es aber wichtig, weil viele Demokrat_innen dann großen Hunger verspüren.
3. Nazi-Auftakt:
Die Rechtsextremisten brauchten über eine Stunde, um los zu kommen. Wahrscheinlich, weil sie sich eh wohl dachten, dass ihre Zwischenkundgebung, wenn sie denn eine hatten, aufgrund möglicher Blockiererei, aus Zeitgründen entfallen muss.
KRITIK: Die Verantwortlichen der Stadt glänzten nicht damit, den Friedensaktivisten ein paar Tage vorher auf der Homepage der Stadt, mitzuteilen, wo die Faschos, denn lang laufen sollen. Das Vertrauen aber nur durch Transparenz möglich ist und der Staat nicht in einen „Sicherheitswahn“ verfallen soll, haben wohl noch nicht alle dort mitbekommen. Die CDU wohl immer noch nicht, denn denen sind ja Nazis egal, wie sie hier eindrucksvoll zeigten.
4. Blockade Johannisstraße:
Auf und neben der Fascho-Route wurden diverse Kundgebungen von Demokrat_innen angemeldet.
Heißt: Kein Durchkommen. „No Pasaran“.
z.B. Ferdinand-von-Schill-Straße Ecke Kavalierstraße von der Antifa Burg
Die erste Blockade bildete sich in der Johannisstraße. Somit gab es „leider“ den ersten Zwischenstopp. Es dauerte nicht lange, bis die Menschenblockade „aufgelöst“ wurde.
KRITIK: Es bedarf 3 Aufforderungen, die zeitlich von einander getrennt sein müssen. Also ca. 1 Minute Abstand. Stattdessen wurde jeder Einzelne gefragt. Da die Staatsgewalt nicht gerade zimperlich ist, war es doch das Schlaueste, beim ersten Griff, aufzustehen.
KRITIK: Die Menschenblockade deckte die enge Straße in mehrere Reihen ab. Bürgerstieg blieb frei.
TIPP: Statt sich relativ planlos hinzusetzen, wäre es besser gewesen, man hätte einen Kreis gebildet, bei dem kein Arm herrausschaut, den die Polizei leicht wegziehen kann. Oder ALLE stellen sich aneineander gekettet hin. Dann muss die grüne und blau-silberne Armee damit rechnen, Fußtritte abzubekommen. Natürlich wäre das Widerstand gegen Beamte und ist zu unterlassen. Sitzen die Teilnehmer_innen so, geht`s nicht.
LOB:Während der mehrminütigen Demo-Unterbrechung war laute Musik zu vernehmen, die NICHT aus dem Lauchtsprecherwagen der Rassisten kam. Also eine weitere Möglichkeit, die Einsatzkräfte zu stressen / unter Druck zu setzen.
Zwischenfazit: Diese Blockade hatte nicht die Möglichkeit, den Nazi-Spuk zum Umkehren zu bewegen. Es ging nur um Zeit. Die Kreuzung davor wäre möglich gewesen, doch dahin waren es wohl zu viele Meter und außerdem stand dort ein großes Polizei-Auto. Knüppel-;
4.1 Alternativen:
LOB: Die "Ferdinand-von-Schill-Straße weiterlaufen ging nicht s.o. . Einen Blick auf die Karte geworfen, der konnte jetzt sehen, dass die Nazis nicht an der Kirche vorbei laufen konnten, denn auch hier bildete sich eine viel größere Blockade. Mit lauter Live-Musik und vielen großen Transpis (Transparente). Immer wieder "Nazis raus" Rufe. Ein Transpi war besonders passend „Sackgasse für Nazis“
4.2 Umweg:
Also mussten die in der Geschichte „Zurückgebliebenden“ einen Umweg über Hausmannstraße, Antoinestraße und Friedrichstraße in Kauf nehmen.
Die nächste Blockade war nicht auf direktem Wege zu erreichen, weil eine immer mehr anwachsende Polizeikette, sich den Blockierer_innen in den Weg stellte. Außer ein paar Rangeleien passierte zum Glück nichts. Durchkommen war unmöglich, doch bei manchen „unpolitische“ Zivilisten machte die Staatsgewalt eine Ausnahme.
KRITIK: Ein Mensch war schon längst hinter der „Absperrung“ und musste auf die andere Seite. Wie die Polizei das Recht auf Bewegungsfreiheit interpretiert, ist immer wieder eine „spannende“, wenn auch unverständliche Sache.
LOB:Das Highlight war aber ganz klar, dass eine schwarze Fahne inkl. Stock, des Nazi-Autos abfiel und in die Hände von Antifaschist_innen gelang. Diese „Trauerflagge“ fiel kurze Zeit später den Flammen zum Opfer. Während dieser mehrminütigen „Blockade-Pause“ war es ein Leichtes, in kleinen Gruppen, einfach in die nächste Seitenstraße abzubiegen, um dann, nach ein paar Hundert Metern auf der Steinstraße, über unbewachte „Hamburger Gitter“ (Polizeiabperrungen“) auf die Kavalierstraße sich wiederzufinden. Die Polizei musste einen riesigen Umweg fahren und konnte wohl niemanden aufhalten.
KRITIK: Warum relativ viele Personen für längere Zeit vor der Kette der Polizei stehen blieben, dürfen sie sich selber beantworten. Aktionismus, Leute!
5. Blockade: Kavalierstraße
Die Blockade war gut besucht. Nach und nach kamen immer mehr Mutige /Engagierte hinzu.
KRITIK: Es gab 3 Blockadegruppen auf 50 Meter. Es ist leichter gesagt als getan, aber wenn mehr Leute (Einzeln ist es unauffällig) von der Letzten zur ersten Blockade-Reihe gekommen wären, dann hätte uns nicht nur die Straße gehört, sondern auch die Bürgersteige! Von der Zeit war es die eindeutig Längste.
Das Verhältnis Polizebeamte: Blockierer war 1:1. Also weniger als beim ersten Mal.
KRITIK: Hier kam es zu einem unschönen Zwischenfall. Eine Landtags- oder Bundestagsabgeordnete, die sich vor die „erste Reihe“ gesellte, wurde immer wieder von dem gleichen Polizisten, trotz Protesten, geschubst!
Ein anderer Landtagsabgeordneter der SPD-Mecklenburg-Vorpommern, Herr Julian Barlen, der auch „Storch Heinar“ (Parodie auf die Nazi-Klamottenmarke „Thor-Steinar“) mitgebracht hatte, passierte das glücklicherweise nicht. Sein Recht auf Bewegungsfreiheit war uneingeschränkt, sodass er den Blockierern auf Anfrage mitteilen konnte, wo die Rechten nun stehen bleiben mussten. 100 Meter nur.
KRITIK: Ein anderer männlicher Polizist war sehr resistent, obwohl wir ihn mehrmals nur darauf aufmerksam machten, dass sein linker Schnürrsenkel offen war. Wir wollen ja auch keine Unfälle. Der Mensch verschwand dann irgendwann und war nie wieder gesehen. Die Polizei, die vor uns stand, war frei von jeglichem Humor.
LOB: Während der Blockade-Zeit kam es auch hier zu Sprechchören wie:
„Nazis raus“, „Ihr habt den Krieg verloren“ , Alerta Alerta Antifascista“, „Deutsche Polizisten schützen die Faschisten“, Dumm, Brutal und National“, „Gebt uns die Nazis (Dumm), wir geben sie zurück, Stück für Stück (Aufgeklärt)“ und und und. Aus den hinteren Reihen gab es noch u.a. „Fussball gegen Nazis“, „Ihr könnte nach Hause fahren“ und „Siempra tutto Antifascisti“, wobei nich jeder weiß, was das heißt.
TIPP: Bei Sprechchören, die zu militanter Gewalt gegen Nazis aufrufen, wurden höflich darauf hingewiesen, dies doch bitte zu unterlassen, was auch geschah.
6. Nazis gehen weiter:
Plötzlich setzten sich die Antisemiten in Bewegung. Der Abstand schmolz auf 30 Meter vlt.! Von einer Räumung oder einer (zweiten) dritten Aufforderung war nichts zu sehen. Es war zu erkennen, dass deren „(Trauerm)arsch“ auf dem Bürgersteig weiter ging.
TIPP: Also schnell das Ganze in die hinteren Reihen durchgesagt und los ging es die paar Meter seitwärts. Die Polizei glänzte mal wieder durch Trägheit. Für den Nazi-Lautsprecherwagen war hier erst einmal Feierabend.
KRITIK: Auch wieder das Problem, dass nicht der gesamte Bereich blockiert wurden konnte.
HEFTIGE KRITIK AN DER POLIZEI:
Die Nazis gingen teils links an uns vorbei und wir saßen auf dem Boden. Der Großteil der Fascho musste in Einerreihen an den Blockaden vorbei gehen. Der Polizeischutz war lächerlich. Von einer wirklichen Kette kann auch hier keine Rede sein. Was für ein Riesendusel!
Manch ein Rechtsextremer vermummte sich. Da bröckelt doch die Glaubwürdigkeit, denn warum marschieren sie, vermummen sich teils aber dann, wenn andere Menschen in ihrer Nähe sind.
Also schämen sie sich, doch warum laufen sie dann mit?
Bei den Faschos is`s auch viel Einheitsbrei, denn die Plakate sehen alle gleich aus.
Wer so viel Autorität mag, der will Diktatur und keine Individualität. Langweilig!
Linksalternative (CDU meint Linksextremisten) haben seit 1990 (Anfang der Zählung) noch keinen Faschisten umgebracht. Umgekehrt sind es über 180. Dazu zählen u.a. auch Obdachlose und Migranten, die nicht in ihr rassistisches und somit menschenverachtendes Menschenbild passen.
LOB: Von den Blockierer_innen vermummten sich Viele, was legal ist, denn wenn wir von Rechtsextremisten fotografiert werden, was geschah kann dies leider böse Folgen haben.
Körperliche Unversehrtheit versteht sich! Ganz Wichtig!
Es gibt Gerichtsurteile, die das bestätigen. Gilt aber natürlich nur dann!
7. Letzte Blockade-Versuche
Nachdem das Rassisten-Pakt also erst einmal ohne Lauti weiterziehen musste, kam es wohl via „Nazi-Friedhof“ ohne weiteren Zwischenstopp am Südbahnhof an.
Es wurde zwar noch versucht, nochmal zu blockieren, aber dies gelang wohl nicht mehr. Kurios, was die Polizei von sich gab. Wir sollten den Nazis nicht folgen und zurück gehen. Nur passte niemand von denen darauf auf, dass wir dies auch taten, da sie uns nach kurzer Zeit alleine ließen, weil sie den Nazis folgen mussten. Selber Schuld!
8.Graffiti
Auf dem Rückweg gingen wir noch an diversen Nazi-Graffittis vorbei. Es wäre ganz schön, im nächsten Jahr, das Wort „Hass“ nicht mehr lesen zu müssen.
Ende
9. Anmerkungen:
-Danke auch an den Innenminister von der SPD, Herrn Stahlknecht, für sein Erscheinen.
-Der Ministerpräsident der CDU, Herr Haseloff „glänzte“, wie auch schon in Magedeburg am 14.1.12, durch Abwesenheit.
-Die Antifa Dessau hat wohl nicht mobilisert. Es muss schon „unglaubliche“ Meinungsverschiedenheiten geben, wenn die Antifa Burg das Heft in die Hand nehmen muss.
-Die Polizist_innen trugen teils Sturmhauben und hatten keine individuelle Kennzeichnung. Wer mehr Respekt haben will, muss auch etwas dafür tun.
-Es gab keine Polizeieinheiten aus anderen Bundesländern.
-Insgesamt war mMn viel zu wenig Polizei vor Ort.
-Kein(e) Pfefferspray, Knüppel, Glaslflaschen und Steine! Sehr schön!
Bis zum nächsten Mal
und Danke nochmal an wirklich ALLE, die sich Antifaschistisch engagieren.
Ihr(e)
A-nna C-hristoph A-rtur B-ertram
P.S. Fotos gibt es keine, da es ausgewiesene Fotograf_innen gibt/ geben soll.
hmm?
übersichtlicher bericht, dass muss mensch euch lassen. aber von demokrat_innen gegen rechts"extremist_innen" zu schwadronieren errinnert doch leider ein bisschen an das jenseits-der-mitte-droht-das-böse-geplänkel der gemäßigten parteien und spektren, die damit eigene ressentiments und faschistoide autoritäre tendenzen der "bürgerlichen mitte" vertuschen wollen. un ACAB ist auch ein hinfälliger spruch. siehe bedeutung des wortes "bastard". besser wäre: all cops are violent oder all cops are targets oderoderoderoder
Antwort auf Kommentar
@anonym
-Danke erstmal des Lobes für die Form und der Kritik. -Wegen ACAB: Vlt. wäre echt besser: ACAWOFI: All Cops are without obligation for indication.
Die Namen Anna und Artur sind nicht zufällig gewählt. Es soll auf die Kampagne von linken Ermittlungsausschüssen aufmerksam machen, nicht mit Staat und Polizei zusammenzuarbeiten, denn jede Aussage ist Eine zu viel!
-Mir ist übrigens ein Fehler unterlaufen. Der Herr Stahlknecht ist nicht von der SPD, sondern CDU-Angehöriger. Entschuldigung, aber nach Handygate-Skandal in Dresden, einer sehr langsamen Aufarbeitung der NSU-Geschichte und dem Bezahlen von Nazis (V-Leuten) kann das ja mal vorkommen. Nächstes Mal wird aber besser recherchiert. Um wenigstens die Linke nicht außen vor zu lassen, es war u.a. auch noch Herr Wulff Gallert anwesend. Außerdem konnte Mensch diverse Grüne Fahnen erblicken.
NEIN!!!
ich bin kein demokrat! Warum unterstellt ihr das allen anwesenden antifaschisten!
Viele lehnen die bürgerliche demokratie ab, weil sie auf mehrheitsentscheidungen basiert und damit minderheiten unterdrückt!
Was soll eigentlich dieser bescheuerte Titel? Ich hab das sich selbst abfeiern so was von satt! Ich war da in Dessau, ich schwer deprimiert nach hause gefahren weil wir auf keinen fall die faschisten blockiert haben. die bullen konnten sogar aufgrund mangelden aktionismusses die faschos 3 meter an den blockierern vorbei leiten. das ist peinlich und sollte kritischer beleuchtet werden. wenn ihr vom blockieren redet sollte alleine vom wortlaut der erfolg daran gemessen werden ob die nazis laufen oder nicht. fakt ist, die schweine sind gelaufen, und zwar lange! zwar nicht ungehidert aber trotzdem. faschismus lässt sich nicht wegdemonstrieren! die faschisten sind staatlich legitimiert! deshalb kann die kritik auch nicht bei den nazis aufhören, auch weil wir in einem nationalistischen nationalstaat leben! apropos; was machen denn immer noch die scheiß parteien da, parteien die sich explizit positiv auf einen nazionalen rahmen beziehen! und was soll das mit den politikern, warum betont ihr deren an/abwesenheit? warum betont ihr nicht das hanspeter kasper da war?
keine flaschen und steine und militante parolen? was habt ihr dagegen, die staatliche gewalt stellt ihr doch auch nicht grundsätzlich in frage, oder? gewalt ist immer legitim wenn sie gegen die feinde der freiheit eingesezt wird. übrigens haben viele sich nicht vorschreiben lassen was sie rufen oder nicht! aber dann acab am ende schreiben?...
wenn ihr mal ein einziges mal auf einer dessauer antira-page gewesen wärt hättet ihr auch gewusst was das für unglaubliche meinungsverschiedenheitet waren.
alles in allem bin (nicht nur ich) frustriert, und eure unkritische berichterstattung ist das i-tüpfelchen und ist meiner meinung nach vöölig kontraproduktiv im kampf gegen faschos!
„Siempra tutto Antifascisti“, wobei nich jeder weiß, was das hei
Versuchs doch mal mit "SIAMO TUTTI ANTIFASCISTI" das verstehen dann wenigstens diejenigen die italienisch können.