Vor einem Jahr setzten sich, nach wochenlanger Vorbereitung durch dutzende Aktivisten, abertausende von zentralen Plätzen der Arbeiter-und-Armeleute-Viertel aus in Richtung des Tahrir in Bewegung. Trotz der Präsenz von 30.000 Angehörigen der „Sicherheitskräfte“ gelangten tausende Demonstranten an ihr Ziel.
Sie verteidigten den Platz gegen alle Angriffe, der Rest ist Geschichte.
Ein Jahr später ist die Situation in Kairo, anlässlich des ersten Jahrestages des ägyptschen Aufstandes, von starken Spannungen gekennzeichnet.
Gegen die Ankündigung der Aktivisten, sich, trotz der bitteren Tage im letzten Dezember, massenhaft auf dem Tahrir zu versammeln, setzt die Militärjunta (SCAF) auf bewährte Taktiken.
Zuerst wurde angekündigt, dass am 25. Jan eine Militärparade auf dem Tahrir stattfinden werde, dann wurden Gerüchte verbreitet, gegen „Aufrührer“ würden Chemikalien eingesetzt, die noch noch 30 Tagen auf der haut sichtbar sein würden.
Ebenso wurde ein Schiessbefehl für den Tag gegen „Gewalttäter“ verkündet, allerdings solle „nur auf die Beine “ gezielt werden.
Nachdem ein Bündnis von 60 Parteien und Gruppen aus der „Bewegung“ sich davon nicht abschrecken liess, ruderte der SCAF zurück.
Jetzt wird es lediglich eine militärische Veranstaltung in einem Stadion außerhalb der Innenstadt geben, in einer auf facebook veröffentlichten Erklärung des SCAF wird das „geflossene Blut der Revolutionäre“ beschworen, dem das Militär verpflichtet sei.
Die Moslembrüder versuchen sich derweil als Ordnungsmacht aufzuspielen. Sie kündigten an, auf allen Zugangsstrassen zum Tahrir Kontrollstellen einzurichten, man wolle vermeiden, dass „Waffen auf den Platz gelängen“.
Das Bündnis der Revolutionäre und Fortschrittlichen begreift dies zurecht als Provokation und billigen Versuch der Moslembrüder, am 25. Jan die Kontrolle über den Tahrir zu gewinnen.
Sollten die Moslembrüder ernsthaft versuchen wollen, ihren Plan in die Tat umzusetzen, sind Zusammenstösse vorprogrammiert.
Schon in den letzten Tagen kam es zu zahlreichen Aktivitäten der „Bewegung“.
Am Freitag vor 10 Tagen kamen zehntausend Menschen auf dem Tahrir zusammen, um gegen die Militärjunta zu demonstrieren. Zeitgleich gab es die dritte grosse Frauendemonstration in Kairo seit dem Sturz von Mubarak. Mehrere tausend Frauen zogen durch die Innenstadt und auch am Tahrir vorbei.
Am 8. März war noch eine wesentlich kleinere Frauendemonstration massiv angegriffen worden, Teilnehmerinnen wurden beschimpft, bespuckt und geschlagen. Nach den blutigen Tagen im Dezember hatten zehntausend Frauen in einer sehr angespannten Situation ein mutiges Zeichen gesetzt und waren gegen die brutale und gezielte Gewalt der Militärs gegen Frauen, die an den Protsten teilgenommen hatten, auf die Strasse gegangen.
Auch bei den Protesten am Montag anlässlich der ersten Sitzung des neuen Parlaments waren viele Frauen dabei, die befürchten müssen, dass die „Islamisten“ sie wieder „an den Herd“ schicken wollen.
Insgesamt gab es an diesem Tag vier Demozüge:
-Für die Rechte und die Verbesserung der Situation der Arbeiter
-Für die „Rechte der Kunst“
-Für die Rechte und in Erinnnerung an die „Gefallenden der Revolution“ und ihre Angehörigen
-Für die „Verteidigung der Revolution“
Nur die wenigsten der Demonstranten erreichten aufgrund massiver Polizeiabsperrungen das Parlament, vor dem sich ungefähr 500 Anhänger der „Islamisten“ versammelt hatten.
Für dem morgigen Tag wird eine der zentralen Fragen sein, inwieweit sich breitere Teile der armen Bevölkerung zum Tahrir mobilisieren lassen.
Die wirtschaftliche Situation in Ägypten hat sich im letzten Jahr deutlich verschlechtert.
Der Tourismus als eine der zentralen Einnahmequellen ist um ein Drittel eingebrochen, die Wirtschaftleistung gilt insgesamt als rückläufig, auch wenn noch keine genauen Daten vorliegen.
Anhaltende Arbeitskämpfe im gesamten Land (auch wenn nicht mehr in dem Ausmass wie im ersten halben Jahr nach Mubaraks Sturz) und der Wahlerfolg der „Islamisten“ schrecken ausländische Investoren ab.
Der ägyptische Staat muss fast ein Drittel seines Etats für Subventionen aufwenden. Traditionell werden Grundnahrungsmittel, die allgegenwärtigen Sammeltaxis, Strom, Benzin und das Gas, mit dem fast ganz Ägypten heizt und kocht, subventioniert.
In der letzten Woche bildeten sich lange Schlangen an den Tankstellen, das Gerücht ging um, die Vorräte würden zu Ende gehen, es kam zu Schlägereien und sogar zu Schiessereien, bei denen ein Mensch sein Leben verlor.
Ob morgen die massive Unzufriedenheit mit der wirtschaftlichen Misere mit den Forderungen (z.B. endgültiges Ende der Militärgerichtsbarkeit, Freilassung aller 12.000 Gefangenen und nicht nur von einem Teil, wie vom SCAF angekündigt) und der Entschlossenheit der „Bewegung“ zusammenkommen wird, weiß niemand.
Wenn es dazu kommen sollte, würde sich die Überschrift in einem Artikel aus der gestriegen Zeit bewahrheiten:
„Ägypten ist bereit für den nächsten Aufstand.“
gepostet von recherchegruppe aufstand
Zeiten
Das wäre schade wenn sich der Ansatz der Zeit bewahrheiten würde, da doch gemutmaßt werden kann dabei ginge es dann darum die Interessen des Westens ideologisch über soziale Unruhen zu stülpen und nicht um einen Aufstand gegen Verhältnisse die als Kapitalismus überall gegenwärtig sind welchen es in Ansätzen ja auch geben könnte.
Wobei, was geht denn dann hier? Im Herzen der Bestie !?
Wieder nur ne handvoll Versteute?
Das wäre umso mehr schade ...
Gegen NATO - Interventionismus
Liebe "Recherchegruppe",
recherchiert bitte auch mal jenseits bürgerlicher Medien und des Springerverlages. Dann wäre eure Seite vielleicht ein wenig weniger schwarz - weiss und ihr müsstet "aus der Etappe" nicht bei jeder Gelegenheit NATO - Bomber herbeischreiben.
Links ist nämlich irgendwie anders.
Dazu ein Papier aus der Mobilisierung gegen die SIKO in München 2012. Das nenne ich ne saubere Recherche und Analyse zu einem kommenden Aufstand:
http://linksunten.indymedia.org/en/node/52291