BI: "Die Mär um einen Castor-Stopp nach Gorleben wird konterkariert"
Angeblich hat im November 2011 der letzte Castor-Transport nach Gorleben stattgefunden. Tatsächlich laufen bereits jetzt Vorbereitungen für die nächste Castor-Welle, deren Bestimmungsort nach den derzeit geltenden Verabredungen wiederum Gorleben ist, darauf verweist die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI). Eine Kalthantierung bereitet die Anlieferung der hochradioaktiven Abfälle vor. In einem internen Schreiben hat Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) bereits darauf hingewiesen, dass ab 2015 mit einem Transport von 20 bis 21 Castor-Behältern über Bremerhaven zu rechnen ist.
Es handelt sich um hochradioaktive Abfälle aus der Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield in England. Bremerhaven werde von den beteiligten Unternehmen für den Umschlag favorisiert. Schon im März soll ein Probelauf stattfinden. Im Frühjahr 2013 geht es von Sellafield über Bremerhaven zurück – die Frage ist, an welchen Ort. Das Bundesamt für Strahlenschutz, das Atommülltransporte genehmigen muss, geht derzeit davon aus, dass der Transport aus Sellafield zwischen 2014 und 2017 erfolgen wird.
Wie viele Transporte für die 20 Behälter nötig sind, ist noch unklar. Ein weiterer Behälter wird draufgeschlagen als Ausgleich dafür, dass schwach- und mittelaktive Abfälle in Sellafield verbleiben.
Außerdem, so die BI, sollen im Jahr 2014 – wie berichtet - mittelradioaktive Abfälle, ebenfalls in Castoren, aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague nach Gorleben transportiert werden.
"Diese konkreten Planungen der Gesellschaft für Nuklearservice konterkarieren die Mär, Gorleben sei aus dem Spiel. Die Strahlenbelastung in Gorleben wirft bekanntlich immer noch viele Fragen auf und Norbert Röttgen (CDU) hält an Gorleben als Endlagerstandort unverdrossen fest", sagte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke.
Die Grünen haben jetzt ein Konzept für die geplante bundesweite Suche nach einem Endlager für hoch radioaktiven Atommüll beschlossen. "Auf den ersten Blick könnte man glauben, dass das geologische Fiasko um Gorleben endlich berücksichtigt wird", schreibt Ehmke. Denn im Text heißt es nach Agenturberichten, der seit 35 Jahren diskutierte Standort Gorleben im niedersächsischen Wendland solle möglichst komplett gestrichen werden.
"Wir stolpern über das Wort "möglichst", denn Hintertürchen braucht es nach 35 Jahren Trickserei um Gorleben nicht mehr", sagt Ehmke. So bliebe es bei der Forderung, einen sofortigen Baustopp und einen Stopp weiterer Castor-Transporte nach Gorleben zur Voraussetzung für eine Endlagersuche zu verfügen. "Das reicht angesichts des Wissens um die Palette der Unzulänglichkeiten nicht", so Ehmke. Die Gorleben-Gegner wollen deshalb weiter Druck machen. Sie haben längst den Gorleben-Epilog eingeleitet und gehen am 27. Januar wieder auf die Straße.
www.gorleben-epilog.de
Nach der Kritik der BI an den Grünen wegen der vermuteten "Hintertürchen", zog die SPD am 19. Januar nach. In einem Positionspapier fordern die Sozialdemokraten die "Vorauswahl von mindestens fünf Standorten", die in einem zweiten Schritt "auf mindestens zwei Standorte" eingegrenzt werden sollen, berichtet die Oldenburger «Nordwest Zeitung» (Donnerstag).
"Die Erkundung von Gorleben wird beendet", zitiert die Zeitung weiter aus den ihr vorliegenden Eckpunkten der Umweltexperten der SPD- Bundestagsfraktion, Ute Vogt und Matthias Miersch.
"Auch diese Formulierung ruft uns auf den Plan", so Ehmke. "Das Ende der Erkundung oder die Feststellung, dass Gorleben nicht genehmigungsfähig ist, ist nicht gleichbedeutend mit der Aufgabe des Standorts, es läuft lediglich auf einen Baustopp hinaus."
Dem Neustart der Endlagersuche müsse eine breite gesellschaftliche Debatte vorgeschaltet werden, die die Fehler der Vergangenheit bilanziert. "Es besteht die politisch einzigartige Chance, im Rahmen der Bund-Länder-Gespräche hier eine Übereinstimmung zu erzielen und die Tricksereien der Vergangenheit zu beenden", so Ehmke.
Wolfgang Ehmke 0170 501 56 06
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Siehe auch Neue Ungereimtheiten zu Gorleben | Schlagabtausch zwischen Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe und Gorleben-Kritiker Kleemann | NRW-Atomnews 120112 | Stahlbetonmauern als Terrorschutz bei Nuklearanlagen? | International uranium conference Muenster, 4 February 2012 | Neuer Gasfund in Gorleben | Endlagersuche: Neustart oder abgekartetes Spiel?