Endlagersuche: Neustart oder abgekartetes Spiel?

Anti-AKW-Demo

Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) beharrt auf Gorleben als potentiellem Endlagerstandort. „Der Spiegel“ berichtet, neben Gorleben könnten offenbar zwei weitere potenzielle Standorte für ein  Atommüll-Endlager geprüft werden. Bei den weiteren möglichen Standorten sollen demnach Ton und Granit als Lagergestein erforscht werden. Gorleben wäre dann der einzige Standort mit Salzgestein und würde damit ein heißer Favorit bei einem Standortvergleich, befürchtet die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI).

 

„Die Salzlinie wird nicht aufgegeben, im Bundesamt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) sitzen in erster Linie die Befürworter der Salzlinie und Gorlebens“, sagte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke, ein offener Vergleich verschiedener Gesteinsformationen für die Atommüllendlagerung werde gleich wieder verengt und erneut auf Gorleben fokussiert. Die BI verweist auch auf den weit fortgeschrittenen Bau des Bergwerks in Gorleben. „Diese Asymmetrie wird aufrechterhalten. Ergebnisoffen und Neustart bedeutet aber, auf Gorleben zu verzichten“, so Ehmke. „Wir setzen darauf, dass die Bund-Länder-Vertreter dieses abgekartete Spiel durchschauen." 

 

Der Salzstock in Gorleben hat Wasserkontakt. Auf einer Fläche von 7, 5 Quadratkilometern fehlt eine Tonschicht, das Deckgebirge hat deshalb keine Abschirmwirkung. Ursprünglich wurde aber davon ausgegangen, dass aus Sicherheitsgründen zwei geologische Barrieren vorhanden sein müssen, um den Austritt von Radionukleiden zu verhindern. Im Salzstock gibt es Gaseinschlüsse, vermutlich liegt unter dem Salzstock auch ein Gasfeld. Eine tiefe wasserführende Rinne ragt ins Salz hinein, sie ist bei der letzten Eiszeit entstanden. 

 

„Röttgen muss AKW-Betreiber zur Finanzierung heranziehen“

  

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat Röttgen aufgefordert, die Atomkraftwerksbetreiber zur Finanzierung der neuen Endlagersuche für hochradioaktiven Atommüll heranzuziehen. "Bald zwei Milliarden Euro, die für Erkundung und Ausbau des Salzstocks in Gorleben am Ende ausgegeben sein werden, dürfen nicht weitere Milliarden folgen. Die Atomkraftwerksbetreiber haben den Atommüll produziert, sie müssen auch sämtliche Kosten für dessen Entsorgung tragen.

 

Die Bevölkerung wird eine neue Endlagersuche nur akzeptieren, wenn dafür keine weiteren Steuergelder fließen", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.

Die Suche nach Alternativen zu dem Salzstock in Gorleben werde außerdem wesentlich teurer als die im Bundeshaushalt 2012 veranschlagten drei Millionen Euro. Weiger: "Die bisherige Kostenschätzung der Bundesregierung von 400 Millionen Euro für die Suche nach alternativen Standorten ist unrealistisch. Bundesumweltminister Röttgen muss eine realistische Kostenabschätzung für das Suchverfahren vorlegen und die klare Aussage machen, dass diese Kosten nicht vom Steuerzahler getragen werden müssen."

Bevor die Suche nach einem neuen Standort beginne, müsse außerdem zunächst ein akzeptables Konzept zur Endlagerung des hochradioaktiven Atommülls erstellt werden.

 

Es müsse Aussagen über die Art und Weise der Einlagerung und den Verschluss des Endlagers enthalten. Berücksichtigt werden müssten auch Vorschläge zu einer möglichen Zugänglichkeit zum Endlager und zur Rückholbarkeit des Abfalls.

Weiger forderte die SPD-Ministerpräsidenten auf, bei ihrem Treffen mit Röttgen zur Endlagersuche den ablehnenden Beschluss des SPD-Parteitages zu Gorleben umzusetzen. "Es hat für Gorleben nie ein vernünftiges Auswahlverfahren gegeben. Es ist völlig unmöglich, diesen verbrannten Standort in ein neues angeblich offenes Suchverfahren zu integrieren. Wenn Gorleben nicht aus der Endlagersuche herausgehalten wird, scheitert das Verfahren bereits zu Beginn. Dann ist ein gesellschaftlicher Konsens nicht möglich", sagte Weiger.

Nicht länger hingenommen werden könne auch, dass die politisch Verantwortlichen die Augen davor verschlössen, dass sich die Atommüllmenge Tag für Tag vergrößere und niemand wisse, wohin damit. Nur wenn alle Atomkraftwerke vom Netz seien werde es bei der Einrichtung eines Atommülllagers gelingen, die nötige Akzeptanz zu gewinnen, sagte Weiger.

 

 

Der jetzige viel zu zögerliche Atomausstieg führe zu einer Vergrößerung der Menge des hochradioaktiven Atommülls um weitere 4000 Tonnen. Um das Jahr 2020 werde die Menge des zu entsorgenden hochradioaktiven Atommülls rund 18000 Tonnen betragen. (bund@bund.net, 0 30 / 2 75 86 – 40)

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Zurück in die 80er Jahre? BMU plant Tiefbohrungen in Gorleben

 

Das Bundesumweltministerium plant neue Tiefbohrungen im Raum Gorleben, berichtete die lokale Elbe-Jeetzel-Zeitung (EJZ) in ihrer Ausgabe vom 11. Januar.  

 

Ein Sprecher des BMU sagte, ein Großteil der Summe jener 73 Mio. Euro, die im Bundeshaushalt für das Jahr 2012 für die Weitererkundung in Gorleben veranschlagt  ist,  sei für geplante Tiefbohrungen vorgesehen, übrigens im Zusammenhang mit möglichen Kohlenwasserstoffen unterhalb des Salzstocks: das sei doch ganz im Sinne der Gorleben-Gegner, heißt es laut EJZ aus dem Röttgen-Ressort. 

 

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) weist diese Unterstellung weit von sich. "Wir fordern kein "Zurück in die 80er Jahre", also keine weiteren Tiefbohrungen, sondern die vorurteilsfreie Bewertung der Befunde, die Anfang der 80er Jahr bei den Tiefbohrungen 5001 und 5002 gesammelt wurden". Nach Abschluss der Tiefbohrungen im Rahmen der obertägigen Erkundung flossen die verheerenden Befunde aus diesen Bohrungen nicht in den Bericht der damals federführenden Behörde, der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) ein.

 

"Die Gasproblematik wurde systematisch ausgeklammert. Unterschlagen wurde, dass brennbares Gas angetroffen wurde und bei der Druckentlastung Gas und Kondensat zufloss", hält BI-Sprecher Wolfgang Ehmke dem BMU vor. Die Bohrung 5002 wurde deshalb in einer Teufe von 965 m eingestellt, um die Lage beherrschen zu können.

 

Im PTB-Bericht wurde jedoch darauf verwiesen, dass der Salzstock Wasserkontakt hat. Die Forderung der PTB aus dem Jahr 1983, auch andere Standorte neben Gorleben zu erkunden, wurde jedoch aus politischen Gründen nicht umgesetzt. Wie es dazu kam, versucht heute der Parlamentarische Untersuchungsausschuss Gorleben zu klären.

 

Ehmke: "Wie man es dreht und wendet, es sind vergebliche Versuche des BMU, die K.O.-Kriterien für den Salzstock Gorleben nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen." (Wolfgang Ehmke 0170 510 56 06, buero@bi-luechow-dannenberg.de) 

 

Quellenverweis zu den Gasfunden:
http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/atomkraft/Greenpeace_PK_02112010_Gasfunde_in_Gorleben.pdf

 

Siehe auch: Jülich-Ahaus-Gorleben: ein nukleares Dreieck? BI Umweltschutz: "Atommülldilemma pur"

 

 

 

Siehe auch International uranium conference Muenster, 4 February 2012    |     Neuer Gasfund in Gorleben    |    Schlagabtausch zwischen Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe und Gorleben-Kritiker KleemannNRW-Atomnews 120112   |    Stahlbetonmauern als Terrorschutz bei Nuklearanlagen?    |