Jülich-Ahaus-Gorleben: ein nukleares Dreieck? BI Umweltschutz: "Atommülldilemma pur"

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Die geplanten Transporte von 152 CASTOR THTR/AVR Behältern aus dem Forschungszentrum Jülich nach Ahaus berühren möglicherweise auch Gorleben. Da es in Ahaus keine Möglichkeiten gibt, die über 300.000 Brennelement-Kugeln endlagergerecht zu konditionieren, verweist das Bundesumweltministerium auf die Pilot-Konditionierungsanlage in Gorleben (PKA). "Jülich – Ahaus – Gorleben: ein nukleares Dreieck?" Für die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) zeigt die Antwort des BMU "die ganze Hilflosigkeit und Konzeptlosigkeit im Umgang mit den strahlenden Hinterlassenschaften des Nuklearzeitalters, es ist ein Atommülldilemma pur", sagte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke.

 

Gefragt hatte die BI Ahaus, die besorgt ist, dass die 152 THTR/AVR-Castorbehälter vom Forschungszentrum Jülich ins Brennelemente Zwischenlager Ahaus (BZA) verbracht werden sollen, obwohl weder die Behälter noch die Abfälle endlagerfähig sind. Dazu müssten die 300.000 Kugeln auf jeden Fall neu und feuersicher verpackt werden.

 

In der Antwort des BMU vom 2.01.2012 heißt es wörtlich: "Die existierende Pilotkonditionierungsanlage in Gorleben hat, wie Sie wissen, für diese Aufgabe keine Genehmigung; sie ist jedoch grundsätzlich dafür geeignet."

 

Die BI Lüchow-Dannenberg unterstützt die BI Kein Atommüll in Ahaus hinsichtlich der Forderung, dass der geplante Atommülltourismus unterbunden werden muss. "Immer neue Transporte führen zu immer neuen Problemen. Wir halten es das für unverantwortlich. Solange sich in der Endlagerfrage keine Lösung abzeichnet, muss es bei der Haltung bleiben, nichts rein – nichts raus", unterstreichen die Sprecher der beiden Initiativen Felix Ruwe und Wolfgang Ehmke. (Felix Ruwe 0171 793 792 6  |  Wolfgang Ehmke  0170 510 56 06)


Hintergrund: Abfälle aus dem Forschungszentraum Jülich, die Konditionierung der hochradioaktiven und brandgefährlichen Abfälle sind aus folgenden Gründen unverantwortlich:

 

1. Das FZJ möchte den Atommüll unbedingt loswerden, obwohl der Müll in der aktuellen Form nicht endlagerfähig ist!
2. Der Atommüll ist mit großen Mengen radioaktiv verseuchtem 14C (Kohlenstoff/14 mit einer Halbwertszeit von gut 6700 Jahren) belastet und extrem brennbar.
3. Entweder muss der Atommüll in einem bis heute noch nicht entwickeltem Prozess mit einer chemisch komplizierten Wiederaufarbeitungschemie getrennt bzw. aufbereitet werden oder die 300.000 Brennelementekugeln müssen in sehr kleinen Gebinden feuersicher neu verpackt werden.
4. Die CASTOR THTR/AVR Behälter sind zur Endlagerung nicht zugelassen!

D.h. bevor der Atommüll in ein Endlager kommt, muss er auf jeden Fall neu verpackt werden. Das ist zur Zeit nur in Jülich möglich. Dort sind noch die Vorrichtungen zum fernbedienten Handhaben der Brennelemente vorhanden. Außerdem sind die verantwortlichen Wissenschaftler und Techniker, die diese Prozesse abhandeln können, noch im FZJ.


5. Wenn das FZJ sich wunschgemäß von dem Atommüll getrennt hat, ist zu befürchten, dass alle noch benötigten Einrichtungen zur notwendigen
Atommüllbehandlung abgebaut werden.
6. Da in Ahaus keine Möglichkeiten zur Reparatur defekter CASTOR Behälter vorhanden sind, muss bei jeder Störung bzw. bei möglichen Dichtungsproblemen der CASTOR zurück nach Jülich!

 

 

"Rückholung aus ASSE bleibt das Ziel" - aber Aktivisten glauben's nicht

 

Die Rückholung der Abfälle aus dem absaufenden Atommülllager ASSE bleibt das Ziel, schreibt das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in einer Pressemitteilung vom 4. Januar. Aber Aktivisten glauben's nicht. „Wahrscheinlich wollten sie das noch nie und haben die Öffentlichkeit einfach nur durch endlose Untersuchungen hingehalten.“

 

 

In der BfS-Mitteilung heisst es ferner: „Nach einem intensiven Abwägungsprozess unter Beteiligung der betroffenen Bevölkerung hat das BfS die Option der Rückholung der Abfälle im Januar 2010 als die langfristig sicherste Option eingestuft. Ob dieser Weg technisch machbar und sicherheitstechnisch verantwortbar ist, soll eine Faktenerhebung ergeben, deren erster Schritt das Anbohren von zwei Kammern darstellt.“

 

In einem Fach-Workshop am 18. und 19. Januar in Braunschweig wolle  das BfS fachliche Herausforderungen diskutieren, um die Umsetzung der Faktenerhebung zu beschleunigen. Der schlechte Zustand des Grubengebäudes zwinge alle Beteiligten zu schnellem Handeln, schreibt das BfS.


Dagegen berichtet „beunruhigt“ das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen (SOFA Münster), dass die Bundesregierung, Landesregierung und BfS den Müll nun doch nicht aus der Asse bergen.

 

„Wahrscheinlich wollten sie das noch nie und haben die Öffentlichkeit einfach nur durch endlose Untersuchungen hingehalten,“ schreibt die Gruppe. „Doch das Endlager droht akut abzusaufen und dann tritt die Radioaktivität definitiv früher oder später aus und gelangt unkontrolliert ins Grundwasser. Das darf auf keinen Fall passieren.“

 

„Deshalb unterstützen wir die Initiativen vor Ort in ihrem Kampf gegen die ASSE-Leugner und Bergungs-Verhinderer. Zu Silvester haben 500 Menschen an der ASSE demonstriert. Der Umgang mit Atommüll bleibt in Deutschland ein absoluter Skandal - diese extrem gefährliche Schlampigkeit dürfen wir nicht akzeptieren!“ 

 

Die Organisation . ausgestrahlt sieht zwei Auseinandersetzungen in der Atompolitik im Mittelpunkt stehen:

1. Den Streit um die Sicherheit und die Laufzeiten der neun noch laufenden AKW und diverser Atomfabriken – vor allem rund um den 11. März, Jahrestag der andauernden Fukushima-Katastrophe.
2. Das Ringen um die Atommüll-Lagerung, Castor-Transporte und das Endlagerprojekt Gorleben.

Auf ihrer Webseite ist aufgelistet, was schon alles in Planung ist zu den Themen


1. Solidarität mit Japan am 11. Februar: Mahnwachen bundesweit
2. „Woche der Anti-Atom-Sonne“ vom 3. bis 11. März
3. Bundesweite Großproteste am 11. März
4. Gorleben weiter auf der Kippe
5. Stoppt die Castor-Transporte von Jülich nach Ahaus!
6. Urankonferenz am 4. Februar in Münster

 

 

SOFA Münster hat noch folgendes in seinen NRW-Atomnews:

 

EILT: Einspruch gegen AKW Borssele

 

Bitte denkt daran, dass der BBU noch bis zum 9. Januar Einsprüche gegen das neu geplante AKW im niederländischen Borssele bei Vlissingen an der Scheldemündung sammelt, an dem RWE sich federführend beteiligen will. Es ist deshalb total wichtig, dass auch gerade aus NRW zahlreiche Einsprüche kommen. Die Sammeleinwendungslisten findet ihr nochmals unten angehängt. Bitte druckt sie aus, füllt sie schnell und dann ab an den BBU in Gronau!! 

 

Ahaus: 

Unsere Reaktion auf die Feststellung der Landesregierung, dass seit Juli 2010 bereits 74 schwach- und mittelradioaktive Atommüllcontainer nach Ahaus geliefert wurden und aktuell weitere 14 folgen sollen, sorgt bereits für ein erstes Medienecho.

 

Das Problem geht aber tiefer: Zum einen verschweigt die Landesregierung komplett, dass der Atommüll vor der Einlagerung in Ahaus zunächst von der GNS in Duisburg und Jülich (ja genau - auf dem Gelände des Forschungszentrums!) konditioniert und verpackt wird. Will die Landesregierung die GNS (die auch Ahaus und Gorleben betreibt) vor öffentlichem Protest schützen?

 

Und auch der Atommüll aus dem stillgelegten EON-AKW Würgassen dürfte gar nicht in Ahaus sein, denn bisher galt die Aussage der Landesregierung und von EON, dass sämtlicher Atommüll in Würgassen vor Ort konditioniert und "bis zur Abgabe an ein Endlager" zwischengelagert wird. Nun taucht dieser Atommüll plötzlich in Ahaus auf, warum??

 

Die Landesregierung betont immer wieder, "unnötige" Atomtransporte vermeiden zu wollen und dass die West-Castoren anstatt nach Ahaus direkt in ein späteres Endlager sollen. Warum rollt dann aber Atommüll aus Neckarwestheim und Biblis über den Umweg Duisburg und Jülich doch nach Ahaus? Warum rollt aus Würgassen Atommüll doch zunächst zur Zwischenlagerung? Fragen über Fragen - wir sind der Ansicht, dass die Landesregierung doppelzüngig handelt: Öffentlich atomkritisch und gegen Castor-Transporte, bei schwach- und mittelradioaktivem Atommüll guckt die Landesregierung aber einfach weg und ignoriert sowohl den eigenen Koalitionsvertrag sowie Landtagsbeschlüsse, die ein Atomtransporte-Moratorium fordern.

 

 

Gronau / Großdemo 11. März:

 

 Auch zu Gronau musste sich die Landesregierung jetzt aufgrund einer Kl. Anfrage der Linken äußern: Die Antwort fällt extrem einsilbig aus, angesichts der Tatsache, dass Urenco seit dem Herbst 2011 von Gronau aus insgesamt jedes 10. AKW weltweit mit angereichertem Uranbrennstoff versorgen kann und in Gronau nun neben dem skandalösen Freilager für die Uranfässer ein überdimensionales Uran-Zwischenlager gebaut wird. Einzige Neuigkeit: Die Landesregierung will zur Schließung der UAA jetz ein externes Rechtsgutachten in Auftrag geben. Zielrichtung und Zeitpunkt blieben allerdings offen.

 

Da hilft nur eins: Protest und Widerstand auf der Straße. Wir rufen deshalb für den 1. Fukushima-Jahrestag am 11. März zu einer entschlossenen und bunten Großdemo in Gronau auf. Beginn ist um 13 Uhr am Bahnhof. Aufruf und Plakate werden in Kürze folgen.

 

Bitte beginnt frühzeitig mit der Organisation von Bussen und Mitfahrgelegenheiten. 2011 waren 15 000 Menschen in Gronau. Ohne diese Großdemo wäre Gronau längst aus den Schlagzeilen, doch der massive Protest und viele kleinere Aktionen haben das verhindert - unser Ziel bleibt die Stilllegung der Uranfabrik in Gronau - kommt am 11. März nach Gronau und demonstriert für den Atomausstieg! 

 

 

Jülich:

 

Zur Geschichte des Forschungszentrums Jülich, zu den Pleiten, Störfällen und zu erhöhten Krebsraten rund um das Forschungszentrum sind zwei ausführliche, spannende und schockierende Artikel erschienen:

 

http://www.kontextwochenzeitung.de/newsartikel/2012/01/strahlendes-glanzstueck/

http://www.kontextwochenzeitung.de/no_cache/newsartikel/2011/12/gebt-uns-die-kugel/

 

 

Termine: 

 

Und so geht es weiter:

 

15. Januar, 14 Uhr: Sonntagsspaziergang am Zwischenlager Ahaus

 

21. Januar, 13-17 Uhr: Anti-Atom-Landeskonferenz in Oberhausen (Kulturfabrik K14, Lothringer Str. 64, 46045 Oberhausen, www.fabrik-k14.de)

 

4. Februar, 10-18 Uhr: Internationale Urankonferenz, Scharnhorststr. 100 (Inst. f. Politikwiss.), 48151 Münster, www.urankonferenz2012.de

 

5. Februar, 13 Uhr: Kundgebung und Sonntagsspaziergang an der Urananreicherungsanlage Gronau

 

25. Februar: Autobahn-Aktionstag Ahaus-Duisburg-Jülich

 

11. März: Fukushima-Großdemo Gronau

 

 

Weitere Infos: www.sofa-ms.de, www.kein-castor-nach-ahaus.de, www.urankonferenz2012.de, www.urantransport.de, www.duisburg-atomfrei.de, www.westcastor.de, www.antiatombonn.de, www.contratom.de

 

 

Atomfeindliche Grüße

Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen, SOFA Münster (www.sofa-ms.de, www.kein-castor-nach-ahaus.de, www.urantransport.de, www.urankonferenz2012.de)

 

Siehe auch 

 

YouTube DIE ATOM-LÜGE-ASSE II-SCHACHT KONRAD-SEHT HIN !!!

 

Was wusste Merkel über die Asse? Kritischer NDR-Fernsehbericht

  

NDR-Fernsehen: Stürzt die Asse noch vor der Müll-Bergung ein?  

 

Siehe auch Gorleben vor der Wende? "Die Bundesregierung agiert nach dem Prinzip legal, illegal, scheißegal.”