Diskussionsbeitrag Sprachfeminismus

Dieser Beitrag soll das Thema "Sprachfeminismus" aufnehmen, dass ein zu Indy Linksunten kopierter Artikel von Brühlmeier (Sprachfeminismus in der Krise) aufgeworfen hat. Der Artikel ist mittlerweile gelöscht, ich nehme an weil copy paste; nicht selbst geschrieben, usw. ist ja auch richtig. Da bereits einige Kommentare abgegeben wurden, und das Popcorn bereitstand, solls hier mit einer Entgegnung weitergehen:

 

Das Problem ist nicht das Problem

 

Das inquisitorische Beharren ist zur Zeit die gängiste Form linker politischer Äußerungen. Der "Sprachfeminismus" ist auch nur eine Form unter vielen, die den Zugriff auf den eigentlichen Sachverhalt (Sexismus, Rassismus, Nazismus etc.) erschweren und in eine verabsolutierende Bahn ablenken, die fälschlicherweise als radikal verstanden wird.

 

So ist der Arktikel von Brühlmeier und das beschriebene Phänomen der Genderung in Sprache als Diskussionsgrundlage innerhalb der Linken und darüber hinaus zum Scheitern verurteilt, und das aus folgendem Grund:

Der Artikel bezieht sich implizit auf die Freiheit des Subjekts (hier des Menschen, der die Sprache als Werkzeug nutzt, um vermeintlich frei gedachte Informationen nach außen mitzuteilen). Deswegen kommt der Autor auch zur Forderung an politsche und berufliche Einflussträger, das Werkzeug (die Sprache) der Mitteilung des frei Gedachten als Werkzeug zu schützen. Die Grundvorstellung von Sprache als Werkzeug des vermeintlich freien Denkens ist die geistesgeschichtliche Folge der Aufklärung und gerade in der modernen, bzw. postmodernen Linken überhaupt kein Konsens sondern nachhaltiger Kritik unterzogen worden und immer noch unterzogen.

 

Die Vorstellung der Bedingtheit des Denkens (und damit auch der Wahrnehmung und Konstruktion der "Wirklichkeit") in der Sprache (Strukturalismus, Poststrukturalismus) fordert logisch die dekonstruktivistische Operation einer Offenlegung patriachaler und heteronormativer Strukturen, Formen und Praxen in Sprache und damit Denken.

 

Als Umkehrschluss daraus wird abgeleitet, dass eine Veränderung der Sprache (hier die geschlechtliche Diffenrenzierung, bzw. der Versuch ihrer Aufhebung) das Denken und damit auch die konstruierte gesellschaftliche Wirklichkeit ändern kann. Es ist also verständlich, dass auf das innen; Innen; und _innen so großer Wert gelegt wird: es geht ums Ganze.

 

Nur leider ist das Ganze eine armselige Ideologie, der auch schon die anerkannten Wissenschaftler_innen und theoretischen Autorität_innen aufgesessen sind: Der Vorstellung, dass es so etwas wie Gesellschaft gibt; mit einheitlicher Sprache, konstitutiv für den, die, das EinzelneN. Gesellschaft als Idealzustand wird den gängigen Problemen der "Gesellschaft" entgegengestellt und mit dem Versuch der Verbesserung und der Idee der freien Gesellschaft das eigentliche Phänomen verstärkt: eine von Grund und Herkunft nach nationalistische, sexistische, rassistische und herrschaftliche Idee: die Gesellschaft.

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http://www.bruehlmeier.info/sprachfeminismus.htm

Keine Ahung warum der nun zensiert werden musste...
Dürfen solche Fragen nicht diskutiert werden, oder geht es wirklich nur um c&p

Ich hoffe, dass dies nur geschah, weil dies ein Crossposting war. Es muss legitim bleiben, auf den Unterschied zwischen Sexus und Genus hinzuweisen. Die grün-alternative Gender-Studies-Fraktion ist nicht repräsentativ für die Linke und sie steht auch nicht moralisch höher, ist nicht emanzipatorischer, geschweige denn radikaler, nur weil sie von der gesellschaftlichen Verfasstheit absieht und nur in dem Drüber Reden das Problem sieht.

 

Das mag ja in der Uni-Linken ganz hip sein; und die Sprachideologie wird ja auch sehr laut und mit dem Gestus der Wahrheit vorgetragen, dies ist aber kein Grund sie als wahr und richtig zu betrachten. Nur weil eine Ideologie feministisch gelabelt ist, ist sie nicht zwangsläufig richtig. Eher im Gegenteil, wenn man sich die Ideologien der zweiten Frauenbewegung so anguckt, wer sich für Hexen oder Esoterik interessiert: nur zu!

Bei Texten zur Sprachkritik lässt sich nicht unterscheiden, ob sie vom Bundesvorstand der Grünen Jugend oder der "queer-feministischen FLT"-Gruppe geschrieben sind. Das allein sollte radikalen Linken zu denken geben.

Ist doch klar, dass ein Text, der genderneutrale Schreibweise als sexistisch verunglimpft, zensiert gehört. Ich finde die Debatte darüber ok, dafür sollte auf linksunten Platz sein. Aber für den Artikel reicht ein Link, wie er ja bereits im ersten Kommentar steht. 

Dein letztes Argument kann ich nicht nachvollziehen. Nur weil die Grünen mal einen richtigen Ansatz verfolgen, sollte es jetzt ein Problem sein, den Weg weiterzugehen, den weite Teile die radikale Linke seit Jahren gehen?

Die Grünen finden diesen Ansatz so dufte, weil er exakt in ihr linksliberales Weltbild passt. Nicht die Verhältnisse ändern wollen sie, nur das drüber sprechen soll doch reflektiert und politisch korrekt sein. Sie gleichen dem Pfarrer in der Weihnachtsmesse oder dem Lehrer im Sozialkundeunterricht.

Deshalb sind es nicht die Grünen, die sich an die Ideen der radikalen Linken annähern. Es sind vielmehr Linke, die sich für radikal halten, die sich den Grünen annähern.

ok ich bin ein mann. meiner meinung nach führt dieses teilweise sehr übertriebene gegender nicht zu der von vielen angestrebten gleichberechtigung. was mensch im alltag lebt ist wichtig! das lesen (vom vortragen ganz zu schweigen) solcher texte ist teilweise so anstrengend das das flüssige verstehen des textes sehr erschwert wird. es muß ja nicht ganz auf gendern verzichtet werden, jedoch versuche ich hier grad das alles so ungeschlechtsspezifisch wie möglich zu schreiben. sollte mensch sich evtl mal überlegen.

 

 

ansonsten fand ich den vorschlag aus nem kommentar des original posts interessant: schreibt doch alles in weiblicher form     ...liebe männinnen (kleiner scherz)

 

gleichberechtigung für alle

(oder gleichheit für alle?)

Die Töchter Egalias

 

von Gerd Brantenberg 

Vor einigen Jahren erregte die norwegische Autorin Gerd Brantenberg mit "Die Töchter Egalias" großes Aufsehen. Der 1977 erstmals erschienene Roman stellt eine Welt dar, in der Frauen auf genau die Weise herrschen, wie Männer es gegenwärtig noch immer tun. Genau genommen "frauschen" sie aber, was ganz natürlich ist, denn es gibt in Egalia klare Vorstellungen darüber, was "dam" tut, wenn sie oder er Frau oder Mann ist. Im Mittelpunkt steht der junge Petronius, Sohn von Direktorin Bram und anfangs kurz davor, seinen ersten Penishalter zu bekommen, was ihm mächtig peinlich ist. Während seine Schwester Ba alles darf und ihn dauernd ärgert, erntet er mit seinem Berufswunsch nur Gelächter. Wer hat schließlich jemals von einer "männlichen Seefrau" gehört?

Direktorin Bram läßt ihren Sohn aber dann doch einmal mit den Seefrauen aufs Meer fahren, wo er sich angesichts ihres rauen Umgangstons untereinander nicht recht wohl fühlt. Als er dann einen Taucherinnenanzug, extra mit PH konstruiert, zum Geburtstag bekommt, kann er sich nicht recht freuen. Das Ding sieht lächerlich aus, wie es Männermode so an sich hat. Zu den Schrecknissen heranwachsender Männer gehört die Angst vor Vergewaltigung. Auch Petronius wird eines Nachts überfallen, als er am Strand spazierengeht, und versucht dies vor seinen Eltern geheim zu halten. Höhepunkt im Leben der Jungmänner ist der Einführungsball, wo sie in Tüll austaffiert darauf waren, daß junge Frauen sie verführen. Das läuft dann so ab: "Bist du Jungherr?" flüsterte sie. "Ja", flüsterte er zurück.

Petronius wird von der Seefrau Gro verführt, sodaß ihm das Schicksal von vertrockneten alten Jungmännern erspart bleibt, die niemand haben wollte. Er und seine Freunde haben stets das Los von Herrlein Uglemose vor Augen, einem ihrer Lehrerinnen, den niemand ernst nimmt. Das Herrlein soll der Vater des Sohns der Schuldirektorin sein, und es hofft auch tatsächlich, daß die strenge Direktorin sich einmal wieder an frühere Zeiten erinnert. Als Direktorin Bram wieder schwanger wird, ist Ehemann Kristoffer total unglücklich. Da Männer den Samen beisteuern, sind sie in Egalia auch zur Gänze verantwortlich für die Aufzucht der Kinder. Weil sie Frauen schwängern können, müssen sie die Pille einnehmen und sich registrieren lassen. Wer nicht registriert ist, gilt als Samenspender auf dem freien Markt, und diese Männer werden oft als Väter von Kindern angegeben, die sie nicht gezeugt haben. Dennoch müssen sie dann diese Kinder aufziehen.

Für Kristoffer, der gerne Bauingenieurin geworden wäre, bedeutet das dritte Kind wieder auf Jahre hinaus 24 Stunden am Tag beschäftigt zu sein. Umso glücklicher ist er insgeheim, daß sich Sohn Petronius der neu erwachten Maskulinistenbewegung anschließt. Freilich haben es diese Männer nicht leicht, da sie sich nicht mal in Kneipen treffen können, ohne von den Frauen betatscht und mit anzüglichen Bemerkungen belästigt zu werden. Spektakuläre erste Aktionen wie PH-Verbrennungen führen zu ambivalentem Medienecho, da den Männern oft unterstellt wird, sie seien frustriert und voll Frauenhaß. Anfangs unterstützte Gro, die Petronius ein Vaterschaftspatronat und damit eine gesicherte Existenz anbot, die Maskulinisten. Als er sich jedoch gar nicht über ihre Schwangerschaft freut, verprügelt sie ihn, "aus Liebe". Er flüchtet zu seinem Vater, der ihm den angeblichen Sturz nicht abnimmt und von den Tiefen der Ehe mit Direktorin Bram erzählt. Petronius schreibt schließlich das Buch "Die Söhne der Demokratie", das die Frauen als amüsante bis abstruse Vision eines Patriarchats betrachten.

Seine Mutter findet sein Treiben auch unterhaltsam, hat aber das letzte Wort, da Männer durch die Zivilisation der Frauen gezähmt werden müssen. Freilich sieht sich die Gesellschaft mit Gebärpalast und Menstruationsfestspielen als egalitär an: rein formal können Männer alles werden, und rein formal gibt es auch keine Klassenunterschiede. Dennoch sind die Hausmänner ein Oberschichtphänomen, während die Männer der Unterschicht arbeiten gehen und ihre Kinder ohne Frau versorgen. Es gibt auch Alibimänner, wie eine Debatte in der "Volksburg" zeigt: "Das meiste Aufsehen erregte ein männlicher Vertreter, als er ans Podium trat und vorschlug, dam solle eine staatlich gelenkte Abtreibung einführen, Er war relativ neu in der Burg und in der Politik als Kunst des Möglichen nicht sonderlich bewandert. Sichtlich nervös war er zur letzten Umfrage gekommen, ein kleiner, molliger, hübscher Kerl mit Spitzbart. Doch hatte er nicht vielleicht einen zu großen Penis? Die Volksvertreterinnen konnten es sich nicht verkneifen, auf die bewußte Stelle hinzustarren, als er da oben stand und seinen Vorschlag unterbreitete."

Herrlein Uglemose über die Geschichte der Männeraufstände, welche Historikerinnen verschweigen, da sie Frauen sind: "Die Anführerinnen wurden auf eine Tribüne gestellt und durch Penisabtrennung bestraft. Danach wurden sie geköpft." In jenen Zeiten trugen Frauen eine PS, Pimmelschere, bei sich, vor der sich alle Männer fürchteten. Später dann deponierten Männer Kinder beim Büro für Vaterschaftsangelegenheiten, was sehr umstritten war, da es "unwibschlich" war, wenn Männer sich nicht mehr um Kinder kümmern, die ja nichts dafür können: "Schließlich mußten die Frauen aus dem Büro die Kinder selber aufnehmen. Sie wußten aber nicht richtig, wie sie die Kinder behandeln sollten, konnten sie nicht ordentlich halten, und so wurde es im Amt nicht eher still, bis sie einige Putzmänner, die nach Dienstschluß kamen, dazu überredeten, sich der Kinder anzunehmen."

Alexandra Bader

 

Das Buch ist erschienen bei Frauenoffensive

bin ja nich so der leser aber das klingt lustig. wobei das so wies rüberkommt ja nur die umkehrung dessen ist was wir haben. das unterdrückte und benachteiligte welcher form auch immer irgendwann wie auch immer dagegen rebellieren ist nunmal so und es ist gut so. wenn dadurch aber nur die umkehrung dessen erreicht wird was war ist nichts besser. ich bin für generelle gleichberechtigung (nicht nur auf dem papier) das heisst es müssen schemata aus den köpfen verschwinden. da ich nur von mir ausgehen kann heisst das immer wieder selbstreflektion. auch ich erwische mich immermal wieder bei eingefahrenen denkweisen, dahe ich aber mit ner frau in ner wg wohne lässt sich durchaus sehr gut darüber diskutieren. wir haben auch über das originalposting dikutiert. zur gleichberechtigung hats noch arbeit das geb ich zu jedoch denke ich das es in 3-4 generationen machbar währe. noch ne anmerkung/frage zum schluß welcher mann(am besten macker) liest denn heute bücher von frauenoffensive?  is nich bös gemeint.

Das Buch soll glaube ich nur die Situation aufzeigen, das gelingt streckenweise auch sehr gut. Zu deiner Frage: ich bin ein Hetero-Mann und habe den Kommentar gepostet.