Joseph Ratzinger auch bekannt unter dem Namen Papst Benedikt XVI. beehrt am 24. September 2011 Freiburg. Grund genug einmal etwas kritischer hinzusehen. An dieser Stelle soll aber keine allgemeine Religionskritik geübt werden. Religionen sind allgemein übersinnliche Welterklärungsmodelle, die nicht beweisbar sind.
Hier soll aber einmal die Person des Papstes als Machtpolitiker, der er de facto ist, beleuchtet werden. Der Papst ist ja auch ein Politiker und der Vatikan eine politische Macht. Seit geraumer Zeit ist mit Joseph Ratzinger ein Gottesmann aus Deutschland Inhaber des höchsten Amtes in der katholischen Kirche. Größere Teile der ansonsten eher säkularen Gesellschaft in Deutschland nahmen den Ausgang der letzten Papstwahl zum Anlass in nationalistischen Jubel zu verfallen (BILD-Schlagzeile: „Wir sind Papst!“).
Doch selbst innerhalb des konservativen Koordinatensystems der katholischen Kirche bedeutete die Wahl Ratzingers einen Rückschritt. Der ehemalige Hitlerjunge und FLAK-Helfer ist ein Vertreter ultrakonservativer Standpunkte und ist dem rechtskonservativen Spektrum zuzuordnen.
Vor der Wahl zum Papst: Rechtsaußen
Joseph Ratzinger ist als „Alter Herr“ der Studentenverbindungen „K.St.V. Lichtenstein-Hohenheim und der „Rupertia Regensburg” (beide: „Cartellverband“) Mitglied in einem elitären, konservativen Männerbund. Er gründete sogar mit weiteren „Cartellbrüdern“ 1986 in Rom die CV-Verbindung KAV Capitolina.
Im Jahr 1998 lieferte er einen Beitrag zu dem Sammelband „1848 – Erbe und Auftrag“, einer von Otto Scrinzi und Jürgen Schwab herausgegebene Korporierten-Schrift, erschienen im extrem rechten „Aula-Verlag” in Graz. Das Autorenverzeichnis des Buches liest sich wie ein Whoiswho der deutschsprachigen extremen Rechten. Der Beitrag Ratzingers ist von einem antidemokratische und antiliberalen Geist geprägt. Nicht grundlos zitierte der Holocaust-Leugner Horst Mahler aus dem Ratzinger-Text im Prozess gegen Ernst Zündel, ebenfalls Holocaust-Leugner.
Joseph Kardinal Ratzingers hielt auf dem Deutschen Soldatenfriedhof in La Cambe 2004 anlässlich der Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der alliierten Landung in der Normandie eine Rede deren nationalistische Geschichtsverzerrung sich gewaschen hatte:
„In dieser Stunde verbeugen wir uns in Ehrfurcht vor den Toten des Zweiten Weltkrieges; wir gedenken der vielen jungen Menschen aus unserer Heimat, deren Zukunft und Hoffnung in den blutigen Schlachten des Krieges zerstört wurde. Es muß uns als Deutsche schmerzlich berühren, daß ihr Idealismus und ihr Gehorsam dem Staate gegenüber von einem ungerechten Regime mißbraucht wurden. Aber das entehrt diese jungen Menschen nicht, in deren Gewissen nur Gott hineinblicken kann. Sie haben ganz einfach ihre Pflicht – wenn auch oft unter furchtbarem inneren Ringen, Zweifeln und Fragen – zu tun versucht.“
Als Kardinal und Chef der Glaubenskongregation (seit 1981), der Nachfolge-Institution der Inquisition bekämpfte er vehement die Befreiungstheologie in Lateinamerika und säuberte die Theologie-Lehrstühle und Bischofsthrone.
In dieser Funktion unterschrieb Ratzinger im Sommer 2005 auch die Verfügung „Instruktion über Kriterien zur Berufsklärung von Personen mit homosexuellen Tendenzen im Hinblick auf ihre Zulassung für das Priesteramt und zu den heiligen Weihen“, in dem der Vatikan „mit aller Klarheit“ feststellt, dass die Kirche „jene nicht für das Priesterseminar und zu den heiligen Weihen zulassen kann, die Homosexualität praktizieren, tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben oder eine sogenannte homosexuelle Kultur unterstützen“.
Nach der Wahl zum Papst: Rechtsaußen
Nach der Wahl zum Papst führte Ratzinger als Papst Benedikt XVI. seine reaktionäre Politik konsequent weiter und setzt sie jetzt von oben durch.
Tote wie lebende Faschisten genießen seine Sympathien. Papst Benedikt XVI. nahm im Oktober 2007 die Seligsprechung von 498 Franco-Anhängern vor. Das war die bisher größte Seligsprechung der Geschichte!
Er arbeitete auch an der Heiligsprechung von Alojzije Stepinac (kroatischer Faschist), Josemaría Escrivá (Gründer der „katholischen Mafia“ „Opus Dei“, deren Lobbyarbeit die letzte Papstwahl maßgeblich beeinflusste) und des Vorgänger-Papstes Pius XII. (Papst von Mussolinis Gnaden).
Im November 2009 war der kroatisch-faschistische Sänger Marko Perkovic („Thompson“) bei Papst Benedikt im Vatikan zu Gast und überreichte ihm eine CD-Sammlung seiner Lieder.
Papst Benedikt XVI. führte 2007 die katholische Karfreitagsfürbitte „für die perfiden Juden“ (perfide wurde nach Protesten gestrichen) wieder ein. Im Mittelalter kam es nach diesem Gebet häufig zu antijüdischen Pogromen.
Er holte 2009 auch die judenfeindliche und ultrarechte Piusbruderschaft wieder zurück in den Schoss der Mutter Kirche. Die Piusbruderschaft kann als rechtsradikale Sekte gesehen werden, deren Mitglieder an Verschwörungsmythen mit Bezug auf Freimaurer und Juden glauben. In Stuttgart protestieren ihre AnhängerInnen alljährlich gegen die Christopher-Street-Day-Parade („Der Umzug und seine Teilnehmer zeigen ein Verhalten, das dem Menschen nicht angemessen ist, eine moralische Umweltverschmutzung”).
Die genannten Fakten belegen sollten ausreichen, um dem Papst zu zeigen das er nicht willkommen ist!
danke für den schönen artikel
endlich mal wieder eine gründliche recherchearbeit hier. vielleicht hätte noch etwas mehr zur kirchengeschichte, den franquisten und faschisten, der ns vergangenheit, der fluchthilfe für ns kriegsverbrecher, usw... geschrieben werden können. aber das hier zu ratze ist doch schonmal sehr gut. dagegen können keine relativierungsversuche anstinken. danke.
piusbrüder
in freiburg marschieren diese klerikalfaschisten seit einiger zeit auch regelmäßig.
lohnt sich immer wieder für einen besuch in freiburg, massig bfe und bereitschaftsbullen, mittelalterlich gekleidete menschen denen das nazitum nur so aus den ohren quillt, ein paar agressiv provozierende antifas, tränengas, knüppel und alles was dazugehört!