Von Brechmitteleinsätzen und Altersfestsetzungs-Praktiken in Hamburg

Altersfeststellung UKE

In dem Seminar „Sozial- und Kriminalpolitik“ wird Herrn Dr. Püschel die Möglichkeit gegeben sich von seinem schlechten Ruf zu rehabilitieren, was nicht ganz gelang...

Department Soziale Arbeit, HAW Hamburg, Mittwoch 25.5

Frau Bongartz, Dozentin für Kriminologie am Department für Soziale Arbeit an der HAW Hamburg, gibt Prof. Dr. Klaus Püschel, Direktor des Rechtsmedizinischen Instituts im UKE Eppendorf, eine Seminareinheit Zeit seine Brechmitteleinsätze in Hamburg zu verteidigen.

Draußen sitzen die Student_innen in der Sonne und staunen als uniformierte Polizei ins Gebäude der HAW geht. Offensichtlich braucht Püschel Schutz, wenn er im Unterricht über seine Arbeit berichten soll. Im Saal steht eine aufgeregte Dozentin und begutachtet intensiv jede(n) einzelne(n) die/der den Raum betritt.

Der Saal ist voll, größtenteils mit Gesichtern die sie wahrscheinlich noch nie gesehen hat und bestimmt auch nie wieder sehen wird. „Ich möchte wissen wie wir uns so vermehrt haben..?“ sagt die sichtlich in die Enge getriebene Dozentin. Ohne sich zu schämen, fragt sie ausgerechnet den einzige Mann mit grauen Haar: „..warum sind sie hier?“ Er antwortet dass er gehört habe das Püschel kommt und es ihn interessiere. „Woher wussten sie davon?“ fragt die Dozentin. „Aus einer Email,“ antwortet er. „Sagen sie uns wer sie ihnen gesendet hat, sonst kann ich sie des Seminares verweisen lassen!“ droht sie. „Nein!“ sagt der Mann „das sag ich ihnen nicht.“

Sie hatte nämlich schon Stunden vorher vergeblich versucht raus zu bekommen, wer die Information, über den erlauchten Gast, bekannt gemacht hat. Die Möglichkeit, dass sie es wahrscheinlich selber war, indem sie sich für Püschel als Experten entschieden hat, blendet sie aus. In vorauseilendem Eifer ermahnt sie die Teilnehmer_innen: „Seien sie kooperativ!“ Sie sind es aber nicht.

Sie versucht abzuchecken ob es Tumulte geben wird und sagt, wenn der Saal nicht sachlich mit Püschel reden wird, wird sie ihn ausladen, das kann er verkraften.

Aber ihre Hörer_innen sind brav oder sehr kontrolliert und so betritt das Hass Objekt den Raum.

 

Als Herr Püschel anfängt zu reden, erzählte er beständig was „der Püschel“ alles gemacht und entschieden habe. Die Vermutung macht sich breit, er habe Angst bekommen und seinen Assistenten geschickt. Doch dann wird deutlich, dass der seit Jahren für seine Brechmitteleinsätze und Altersfeststellungen bekannte Herr Dr Püschel einfach ständig von sich in der dritten Person spricht. Ein Charakterzug der leicht schizophren anmutet... Er gibt sich ganz leger. Zieht vergleiche in die Fernsehwelt: „Ich bin wie Quincy oder Burner aus dem Tatort für die jüngeren von Ihnen.“

Dann fängt er an seine Brechmittel Methode, seine Kooperation mit der Hamburger Polizei und seine eingeschränkte Sicht auf „Dealer und Verbrecher“ umständlich zu erklären. Er betont seinen Beamtenstatus, der ihm befiehlt „für das Wohl der Allgemeinheit zu sorgen“ und Dealer aus den Verkehr zu ziehen. Er gibt 3 Gläschen mit Kotz-Kugeln in die Reihen; zum ausprobieren, aber die meisten sind schon auch so schon am Kotzen bei seiner Rede. Sogar einen Schlauch, wie den, den sie Achidi John in die Nase gesteckt hatten, hat er mit und zeigt ihn stolz.

Der Mann ist krank. Es fehlt nur noch, dass er die Student_innen fragt ob er die Methode vorführen sollte.

 

Achidi John starb, wie er sagt „...an Herzversagen; und das konnten sie als Ärzte nicht wissen.“ Er erzählt wie alle amerikanische Familien zu Hause Brechmittel haben: Für ihre Kinder, falls sie was verschlucken. Und jede Menge weiteren Schwachsinn. Überhaupt führt er gerne seine Verantwortung gegenüber der allgemeinen Bevölkerung an. In seiner Argumentationslinie versucht er Mitgefühl zu erzeugen: Kinder müssen geschützt werden vor den drogenverschenkenden Dealern. Zum Glück bekommt er dafür auch prompt einen ordentlichen Einlauf.

Natürlich hatte er und seine Mitarbeiter die Brechmittel auch selber probiert.

 

Der Todesfall von Achidi John ist ein sehr bedrückender Fall „..sonst müssten wir ja immer die Leichen der anderen untersuchen,“ sagt er. Und jetzt haben sie mehr Lebende als Tote im Institut die sie untersuchen müssen. „Mit Hände und Füssen verständigen wir uns mit den Afrikanern,“ sagt Püschel trocken.

Wie erlauben sie sich ohne Übersetzer so einen Eingriff vorzunehmen, fragt jemand?

Wir wissen nicht welche Sprache sie sprechen in Afrika, deswegen können wir keinen Übersetzer nehmen...“ sagt er. Es gäbe aber Infoblätter in verschiedenen Sprachen, welche weiß er nicht und ob die Informationen darauf richtig sind, weiß er auch nicht. Als er darauf aufmerksam gemacht wird, dass es aber juristisch nicht geht ohne Übersetzer, antwortet er: „Ich bin kein Jurist ich bin Arzt.“

 

Der ältere Mann meldet sich, er sei Kollege und die Praxis der Brechmitteleinsätze sei mit dem ärztlichen Ethos nicht zu vereinbaren, er verstehe nicht, wieso er sich dieser grausamen Methode nicht verweigert. Püschel hat 550 Brechmitteleinsätze durchgeführt. „Ich habe das getan, ich stehe dazu!“ Im Wohle der Allgemeinheit versteht sich. Auch sei es ja eine Anweisung vom damaligen Innensenator und heute allseits beliebten Bürgermeister Scholz gewesen. Das er, Püschel, das vorbereitende Gutachten zur Einsetzbarkeit von Brechmittel geschrieben hat, vergisst er gerne immer wieder. Warum sowohl das AK Altona als auch das Gefängniskrankenhaus, trotz Anweisung von oben, die Brechmitteleinsätze entschieden ablehnten, möchte er nicht diskutieren. „Dem Rechtsmedizinische Institut fallen ständig all diese unangenehmen Aufgaben zu.“ Obwohl auch er diese Maßnahmen hätte ablehnen könnte, verweist er auf die Anweisung von seinem „Dienstherren“.

 

Die Dozentin sitzt während der ganzen Zeit angespannt an einem einsamen Tisch, ganz in der Nähe von Püschel. Sie sagt die ganze Zeit kein Wort, interveniert nur selten.

Als sie dem älteren Mann im Publikum erklärt, er solle nicht so viel reden, denn „ihre“ Studierenden sollen doch was lernen sagt er, dass sie vielleicht gerade etwas lernen.

Die Antwort der Dozentin ist kaum zu fassen: „Hier entscheide immer noch ICH, von wem meine Studierenden etwas lernen!“ Ein großes Gelächter bricht im Saal aus und die Dozentin hält sich wieder zurück.

 

Rehabilitiert ist Püschel nicht. Eher das Gegenteil. Seinen Auftritt hat allen, die sich schon lange mit den kriminellen Methoden des Rechtsmedizinischen Instituts beschäftigen, ein neuen Anschub gegeben, sich intensiver damit zu beschäftigen. Und vielleicht hat es ein paar vorher Ahnungslosen zum Nachdenken angeregt.

 

Das Rechtsmedizinische Institut im UKE ist nicht nur im Bereich Brechmittel für seine Kooperation mit der Hamburger Politik berühmt, sondern auch bei den, vom Deutschen Ärztetag als „wissenschaftlich höchst umstrittenen“, Altersfeststellungen bei minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlingen. Flüchtlinge die sich als minderjährig ausweisen, werden in vielen sogenannten Zweifelsfällen ins Rechtsmedizinische Institut im UKE geschickt. Dort wird ihnen anhand von Bart- und Schamhaarwuchs, Wuchsstadium der Weißheitzzähne und Schlüsselbeine (durch Röntgen) ein biologisches Alter, angeblich medizinisch zugewiesen. Auf einem Flyer wurde dieses Vorgehen so kommentiert: „Zeig mir deinen Püschel und ich sag dir wie alt du bist“. Ein hochgesetztes Alter beschneidet den Schutz und die Rechte, die sie als „Jugendliche“ noch hatten, z.B. Jugendwohnung und Schulbesuch. Auch hier fällt Püschel ein wunderbares Beispiel ein welches wohl alle Fußballanhänger_innen überzeugen soll. Denn es gab mal eine ghanaische Jugendfußballmannschaft welche immer gewann. Nach Jahren hat dann mal wer (vermutlich ein weißer, europäischer Arzt?) die Jugendlichen untersucht und festgestellt das sie älter als erlaubt seien. Somit durften sie nicht mehr in der Jugendliga spielen und gewannen auch nicht mehr. Altersfeststellung für den Fußballfrieden....

Vor Gericht, im Prozess gegen die 10 Somalis, welche der Piraterie angeklagt sind, wurden diese Methoden ausführlich erklärt. Ohne Scham: die eine Methode von 1925, eine Methode die auf Untersuchungen an weißen Nordamerikanern basiert; die andere ein Methode die anhand der Schamhaare bestimmt welches Alter der Mensch hat.

Vor Gericht gelten die Gutachter mit solchen Methoden als zuverlässiger als die Aussagen der Mütter der Angeklagten!

 

Deswegen sitzen 2 minderjährige Somalis seit über 9 Monate in Untersuchungshaft und werden wohl auch nach dem Erwachsenenstrafrecht verurteilt. Dank Herrn Püschel, seinem Institut und ihren Methoden.

 

Nochmals danke an Frau Bongartz die uns an all das erinnert hat, mit ihrer Einladung!

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haben den artikel auf no-racism.net veröffentlicht. dort findet sich weitere informationen im thema brechmitteleinsatz als polizeimethode: http://no-racism.net/thema/96