Faschismus-Vorwurf in Velberter Judoka-Verein

Erstveröffentlicht: 
19.05.2011

Velbert. Am kommenden Montag befasst sich der Vorstand des Velberter Judo-Clubs mit dem Faschismus-Vorwurf seines zweiten Vorsitzenden. Er soll als Mitglied in Musikgruppen der rechten Szene aktiv sein. Die Antifa macht seit Wochen gegen den Judoka mobil.

 

Was Michael Schmidt am Mittwochnachmittag im Autoradio auf dem Weg zur Sportausschusssitzung hörte, amüsierte den CDU-Ratsherrn wenig. „Da wurde im Lokalfunk über einen Tagesordnungspunkt aus dem nichtöffentlichen Teil der Sitzung berichtet, die noch gar nicht angefangen hatte.“ Die Information, ist Schmidt sicher, hatte der Funk von der Linkspartei erhalten, die die heikle Thematik bereits lange vor dem Ausschuss in die Öffentlichkeit posaunt hatte.

 

Vor einigen Wochen war es die „Antifaschistische Aktion Velbert“, eine gewissenhaft auf Anonymität bedachte Gruppierung im Internet, die an Hunderte Velberter und regionale Adressaten, darunter auch die Medien, Informationen über den zweiten Vorsitzenden des Velberter Judo-Clubs (VJC) lanciert hatte. Der Vorwurf: Der Judoka sei als Mitglied in Musikgruppen der rechten Szene aktiv. Somit sei er als Vereinsvorstand und Trainer von Kindern und Jugendlichen nicht geeignet. In den Dossiers werden Songtexte insbesondere aus den 90er Jahren zitiert, die in der Tat rassistisch und fremdenfeindlich sind.

 

„In meinen Liedern wird niemand verunglimpft“

 

Der von Antifa in die Öffentlichkeit gezerrte 2. Vorsitzende war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. In einer schriftlichen Eingabe räumt er jedoch ein: „Es ist zwar wahr, dass ich nationale Lieder singe. Dazu stehe ich auch weiterhin. Ich betone aber [...], dass in meinen Liedern niemand verunglimpft wird.“ Offensiv stellte er der WAZ sogar eine CD für eine Auswertung zur Verfügung. Da heißt es etwa im Lied „Exit“ zum Aussteigerprogramm für Nazis: „Die BRD-Gesellschaft hat sich was tolles ausgedacht und Kameraden fallen darauf herein [...] Du stehst nicht mehr bereit zur treuen Tat. Exit. Dann bist du auch nicht mehr mein Kamerad.“

 

Niels Pivato, 1. Vorsitzender des VJC, stellt klar: „Wenn mein Stellvertreter in der rechten Szene eine Rolle spielen würde, hätte der Verein damit ein Problem.“ Das Thema werde jedoch von Antifa aufgebauscht, der Beschuldigte sei vielmehr als treu sorgender Familienvater und tadelloser Vereinskamerad bekannt. „Er geht zu keinen Demos, hat keinen Ärger mit der Polizei, und die Musikstücke, die als belastend gewertet werden, sind sehr alt.“ Pivato betont, sein Stellvertreter sei im übrigen als aktiver Sportler, jedoch nicht als Trainer im Verein aktiv. Am kommenden Montag wolle sich der Vorstand mit dem Thema befassen.

 

CDU-Ratsherr sieht es als „interne Angelegenheit“

 

Friedhelm Dahlmann, Vorsitzender des Stadtsportbundes: „Was ein Sportler vor vielen Jahren in seiner Jugend gemacht hat, interessiert nicht mehr.“ Für den Sportbund sei die Sache gestorben. So einfach machte es sich die Politik dann nicht. „Wenn der Mann in der rechten Szene aktiv ist, muss das aufgearbeitet werden“, so Sportausschuss-Vorsitzender Hermann-Josef Schmitz (CDU) eine Woche vor der Ausschusssitzung. Mit den Stimmen von CDU, FDP, UVB und Velbert anders wurde die VJC-Personalie dann am Mittwoch von der Tagesordnung genommen – SPD und Grüne enthielten sich. CDU-Ratsherr Schmidt: „Wir werden als Politik nicht den erfolgreichen und gut funktionierenden Judoclub demontieren. Ich betrachte es zunächst einmal als interne Vereinsangelegenheit, wie man sich zu dem Rechtsvorwurf stellt.“

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Gemeint ist der Nazi-Musiker Sebastian Simka von Wuppertal in die Noldestr. 4 nach Velbert gezogen ist. Weitere Infos bei der Antifa Velbert oder hier bei einem Mirror.

 

Die WAZ hat außerdem folgenden Kommentar veröffentlicht:

 

 

Der Verein ist am Zuge

Betreibt die WAZ Velbert hier das Geschäft der Antifa, einer verdeckt arbeitenden Organisation, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird und zu der einem zuerst Wandschmierereien und gewalttätige Autonomen-Aktionen einfallen?

 

Nein. Im vorliegenden Fall war die Antifa ausschließlich Auslöser für Recherche. Denn der Vorwurf wiegt schwer: So wenig wie die Bürgerschaft linksradikale Elemente in ihren Gremien und Vereinen dulden sollte, die die Legitimität des Rechtsstaates zumindest in Frage stellen, so wenig sollten rechte Kräfte in Bereichen zur Entfaltung kommen dürfen, wo Eltern ihren Nachwuchs vertrauensvoll in der Freizeit abliefern. Ein Judo-Verein ist so eine Einrichtung.

 

Der zweite Vorsitzende des Velberter Judo-Clubs ist ein Mensch, der nationale Lieder singt – und sich dazu bekennt. So weit, so klar. Das sollten die Mitglieder des VJC wissen und dann intern zur Entscheidung kommen, ob das so sein darf. Das sieht Ratsherr Schmidt richtig, der Verein ist jetzt am Zuge. Und nicht die Politik. Ob oder inwieweit Belange unseres Rechtsstaates betroffen sind und das Gemeinwesen in irgendeiner Form gefährdet ist, ist Sache des Staatsschutzes.

 

In aller Ausführlichkeit wurde der Fall Sebastian Simka hier schonmal erläutert
http://de.indymedia.org/2011/05/306996.shtml