Die Moskauer Versammlungsbehörde hat am 21. April einen sogenannten "Russischen Marsch" der nunmehr verbotenen russischen Organisationen Slavjanskij Sojuz / Slavjanskaja Sila (Slawischer Bund / Slawische Macht) und Dvizhenije protiv nelegal'noj immigrazii (Bewegung gegen nichtlegale Immigation, DPNI) erlaubt. Somit werden auch in Moskau Nazis versuchen zu marschieren. Ob es Proteste gibt, ist unklar.
Der Nazi-Marsch richtet sich gegen vermeintliche "Arbeitsmigrant_innen",
in Deutschland als Wander- oder Fremdarbeiter_innen (O. Lafontaine)
sowie Wirtschaftsflüchtlinge (in Analogie zur xenophoben Kampagne Anfang
der 90iger, die zur Quasi-Abschaffung des Asylrechts führte)
diffamiert. Demushkin, der (ehemalige) Ober-Nazi des Slavjanskij Sojuz
und derzeitige Anführer von Slavjanskija Sila, erklärt, daß die
Demonstration der militanten Nationalist_innen eine "Marsch der Arbeit"
sein soll zu dem bis zu 1.500 Nazis erwartet werden.
Trotz der
offensichtlichen Weiterbetätigung der verbotenen Organisationen und
Protagonist_innen, trotz der Verfahren gegen die jeweiligen
Anführer_innen Demushkin und Belov (Potkin) erlaubte die Moskauer
Versammlungsbehörde einen xenophoben Marsch militanter Nationalist_innen
und Nazis. Angesichts der rassistischen Äußerungen des Obersten
Migrationsbürokraten Poltaranin zum Kampf gegen "Rassenvermischung" ist
diese Entscheidung nur konsequent. So kann sich struktureller Rassismus
und bürokratische Xenophobie mit der dumpfen Fremdenfeindlichkeit der
Straße vereinen.
Ob es wirklich 1.500 Nazis werden, muß
allerdings bezweifelt werden. Sowohl Slavjanskij Sojuz / Slavjanskaja
Sila als auch die DPNI kämpfen um's politische Überleben. Ein Erfolg muß
her. Die Mobilisierung lief allerdings recht kurzfristig an.
Wiedereinmal werden freie Nationalist_innen und Fußballhooligans für
Teilnehmer_innen sorgen müssen. Für die beiden großen Nazi-Fankulturen
der Haupstadt (Spartak und CSKA) ist spielfrei. Das Derby am Vortag
könnte aber auch mobilisierend wirken.
Inwieweit sich Autonome
Nationalist_innen an dem Marsch beteiligen werden, ist unklar. Russkij
Obraz (Russische Art) mobilisiert nicht zum Marsch. Auch andere Gruppen
treten nicht öffentlich für den Marsch ein, was allerdings nix
ungewöhnliches ist.
>
gabs im 2 weltkrieg nicht rund 19.600.000 tote auf russischer seite? das haben dort wohl so einige verpasst.