Wenn Veteranen der Anti-Atom-Bewegung auf Jugendliche und junge Familien treffen: Rund 2000 Menschen haben auf der Rheininsel bei Hartheim für die Stilllegung des Kernkraftwerks Fessenheim demonstriert.
Der Wind aus Norden blies die bunte Wolke weg von Fessenheim. In
Deutschland erreichte sie zuerst Müllheim und Neuenburg, zog dann über
Mulhouse bis nach Basel. Zum Glück bestand diese "Wolke" nur aus
hunderten von Ballons, gestartet in der Umgebung des französischen
Atommeilers. Sie trugen einen Aufruf an die französische
Atomsicherheitsbehörde ASN – die entscheidet in wenigen Wochen, ob das
AKW Fessenheim weitere zehn Jahre am Netz bleiben kann.
Noch weit nach Beginn der Kundgebung am Sonntag um 14 Uhr rollten die
Demonstranten an – von deutscher Seite auf Fahrrädern, die Franzosen mit
Autos, bis es im Stau nicht mehr weiterging. Ihr Ziel war die Ostseite
der Schleuse im Rheinseitenkanal. Hier hatten sich schon ab Mittag viele
Familien zum Picknick eingerichtet. Die Organisatoren, darunter Alsace
Nature, NABU, der Friedensrat Markgräflerland sowie der DGB, die Grünen
und die SPD, waren zunächst etwas beunruhigt, sah es doch eher nach
einem Sonntagsausflug als nach einer mächtigen Kundgebung aus. Doch dann
trafen aus Staufen, Bad Krozingen und Heitersheim, sogar aus Freiburg
Radlerkonvois ein – und auch von französischer Seite war die
Mobilisierung groß. Zum Schluss mögen es gut 2000 Demonstranten gewesen
sein, davon ein Drittel aus Frankreich. Viele waren Veteranen der
Anti-Atombewegung – sie hatten ihre alten Fahnen, Plakate und Buttons
mitgebracht. Dennoch machten auch die Verkäufer von frischen Aufklebern
und Ansteckern bei jungen Familien und Jugendlichen gute Geschäfte.
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Ein Abzeichen ganz anderer Art fiel sofort auf – eine Schärpe in den
Nationalfarben Frankreichs. Sie wies Jacques Muller als französischen
Bürgermeister aus. Es ist eher ungewöhnlich, dass sich ein französischer
Offizieller zur Anti-Atom-Bewegung bekennt und dazu noch die Schärpe
über einem T-Shirt mit der Anti-Atom-Sonne trägt. Muller, als Mitglied
der Öko-Partei "Europe Ecologie/Les Verts" Bürgermeister von Wattwiller,
sagte, der Widerstand gegen das AKW Fessenheim wachse jetzt auch im
Elsass. Die Internet-Petition "Arrêter Fessenheim!" ist bisher von 63
000 Menschen aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz unterzeichnet
worden. Muller betonte stolz, dass seine Kommune die erste in Frankreich
war, die TRAS beigetreten war.
Der trinationale Atomschutzverband bekomme vor allem seit den Vorfällen
in Japan immer mehr Zulauf, sagte auch der Vorsitzende des Verbandes,
Jürg Stöcklin, in einer kurzen Ansprache. Er sicherte zu, dass die
Versuche, das AKW Fessenheim auf juristischem Wege zu stoppen, auch nach
der ersten Niederlage vor einem französischen Gericht weitergehen
werden.
Die Argumente liefert den AKW-Gegnern nicht zuletzt die Anlage selbst.
Erst vor zehn Tagen hatte sich im Werk ein Störfall der Kategorie 1
ereignet – nach einem "Bedienungsfehler", so die offizielle Version des
Betreibers EDF, war der Reaktor im Block 1 des AKW automatisch gestoppt
worden.
Andere Zahlen von AFp
Die Agentur afp berichtet "von knapp 4000 Menschen".
Andere Sicht
Dieser Artikel aus der Badischen Zeitung ist nicht so gelungen.
Der m. E. beste ist interessanterweise bei der Dernières Nouvelles Alsace zu finden, auf französisch:
http://www.dna.fr/fr/a-la-une-web/info/4912542-Haut-Rhin-Fessenheim-3800...