San Salvador Atenco im Bundesstaat México (Mexiko) ist international bekannt geworden, als der damalige Präsident Mexikos Vicente Fox den Bau eines großen Flughafens ankündigte, und sich daraufhin ein Bündnis aus den betroffenen Gemeinden zur Verteidigung ihres Ackerlandes bildete. Die FPDT (Front der Dörfer zur Verteidigung des Landes) hat ihren Boden erfolgreich verteidigt, so wurde im Jahr 2002 das Projekt zum Bau des Flughafens erstmals abgesagt. Die FPDT hat sich jedoch nicht von diesen Etappensieg blenden lassen, sie haben sich weiterhin solidarisch mit verschiedenen Bewegungen in ganz Mexiko gezeigt. Im folgenden wir ein Interview mit zwei Genossinen aus Mexiko. Das Interview ist eine Auswahl eines einstündigen Studiogesprächs das am Samstag bei Radio Dreyeckland geführt wurde.
Im Mai 2006 sind sie nach Texcoco (eine benachbarte Gemeinde) 
gekommen, um ihre Solidarität mit den BlumenbäuerInnen kundzutun. Es 
entwickelte sich eine Konfrontation mit der Polizei, zahlreiche Menschen
 sind am 3.Mai festgenommen worden. Da die AktivistInnen ebenfalls 
Polizisten festhielten (eine gängige Protestform in Mexiko), überfielen 
dreitausend Polizisten die dreihundert AktivistInnen in dem Dorf Atenco 
im Morgengrauen des 4. Mai. 
Nach zwei Tagen Repression waren 2 
AktivistInnen ermordet, worden es gab hunderte Festnahmen und die 
letzten 12 Gefangenen sind im Juni 2010 dank einer großen Kampagne 
freigelassen worden.
Auch wenn die Freilassung, der zum Teil zu über 
100 Jahren Haft Verurteilten, als Sieg zu feiern gilt, kann auf keinen 
Fall von Gerechtigkeit im Fall Atenco gesprochen werden.
Die Haltung 
der Behörden und der Polizei bezüglich des Einsatzes, steht immer unter 
dem Zeichen der Straflosigkeit. Zahlreiche Frauen sind bei ihrer 
Festnahme Opfer von Folter und sexueller Gewalt geworden, trotz der 
großen Anstrengungen der Zivilgesellschaft wurden bis jetzt weder Täter 
noch Drahtzieher bestraft.
Da die mexikanische Justiz nichts 
unternommen hat um diese Untaten zu klären und die Schuldigen zu 
bestrafen, hat sich eine Gruppe von Frauen zusammengetan und den Fall an
 das Interamerikanische Menschenrechtssystem herangetragen. 
Italia kommt aus Mexiko-Stadt, 
sie ist Unterstützerin der sechsten Erklärung des Lacandonischen Urwalds
 und Mitglied der Anderen Kampagne (eine Initiative der Zapatisten). 
Barbara Italia ist eine der Frauen, die den mexikanischen Staat wegen 
Folter und sexueller Gewalt vor dem Interamerikanischen 
Menschenrechtssystem verklagte. Sie wird über die Kriminalisierung der 
sozialen Proteste und Repressionen in Mexiko, sowie über 
Organisationsversuche seitens der Zivilgesellschaft außerhalb der 
Parteienlandschaft berichten.
Jaqueline ist Rechtsanwältin und leitet 
die juristische Abteilung des Menschenrechtszentrum „Centro PRODH“ in 
Mexiko-Stadt. Sie begleitet zahlreiche Prozesse aufgrund von 
Menschenrechtsverletzungen und ist täglich in ihrer Arbeit mit der 
Straflosigkeit und dem Desinteresses der Behörden konfrontiert. In ihrem
 Vortrag wird sie auf diese Erfahrungen eingehen und auch darüber, 
welche Möglichkeiten wir haben, die Anstrengungen der Zivilgesellschaft 
und der Menschenrechtsorganisationen gegen die Straflosigkeit in Mexiko 
 zu unterstützen.
Quelle: Öko-Büro München
Atenco Libre!



