Interview mit der Antifaschistischen Linken Berlin zu dem bundesweiten dezentralen Aktionstag zur Mandatsverlängerung am 22.Januar.2011
Proteste in mehreren Städten gegen Besatzung Afghanistans.
Ein Gespräch mit Paula Weber
Paula Weber ist Sprecherin der Antifaschistischen Linken Berlin
Am
 Sonnabend findet ein bundesweiter Aktionstag gegen die Verlängerung des
 Bundeswehreinsatzes in Afghanistan statt. Was ist in Berlin geplant? 
In
 Berlin wird es ab 15 Uhr eine Demonstration in Neukölln unter dem Motto
 »Bundeswehr und NATO raus aus Afghanistan – Gemeinsam gegen Krieg, 
Besatzung und Rassismus« geben. Ein Bündnis aus Friedensbewegung, 
Antifa-Gruppen, kommunistischen Organisationen und der Linkspartei 
Neukölln bereitet diese Demonstration vor. Bundesweit hat das 
»Antimilitaristische und antifaschistische Aktionsbündnis« zu 
dezentralen Protesten aufgerufen. Es wird außer in Berlin unter anderem 
in Hamburg, Stuttgart, Köln, Essen, Bonn und Duisburg Aktionen geben. 
Befürworter
 der Besatzung begründen diese meist mit humanitären Gründen. Vor allem 
die Gleichberechtigung von Frauen habe sich verbessert, heißt es. Wie 
bewerten Sie die Situation in Afghanistan? 
Die Situation für die
 Mehrheit der Frauen hat sich auch nach neun Jahren Besatzung nicht 
wesentlich geändert. Die NATO ist zudem mit den Warlords der Nordallianz
 verbündet, die ähnlich frauenverachtend wie die Taliban sind. 
Frauenorganisationen wie die RAWA (Revolutionary Association of the 
Women of Afghanistan) setzen sich dementsprechend für einen sofortigen 
Abzug aller ausländischen Truppen ein. Insgesamt ist die soziale Lage in
 Afghanistan verheerend. Arbeitslosigkeit und Armut haben zugenommen. 
Gerade wegen der miserablen Lebensbedingungen wächst der Widerstand 
gegen die NATO-Besatzer in Afghanistan. 
Wie wollen Sie dem vom Gros der etablierten Politik propagierten Einsatz der Bundeswehr für den Frieden entgegenwirken? 
Daß
 sich immer noch eine Mehrheit der Bevölkerung in Umfragen gegen den 
Bundeswehreinsatz in Afghanistan ausspricht, macht deutlich, daß die 
Lügen vom »Friedenseinsatz« von vielen Menschen hierzulande nicht 
geteilt werden. Um Positionen gegen den Krieg in die Öffentlichkeit zu 
tragen und gegen die Kriegspropaganda von den bürgerlichen Parteien und 
Medien aktiv zu werden, gibt es viele Möglichkeiten und Anlässe. Appelle
 allein reichen dabei sicher nicht aus. Demonstrationen, 
Sabotageaktionen gegen die Bundeswehr, Blockaden gegen Gelöbnisse und 
andere Militärspektakel, und vieles andere ist nötig, um den Widerstand 
gegen die deutsche Kriegspolitik zu stärken und deutlich zu machen, daß 
die Kriege der imperialistischen Staaten für kapitalistische 
Profitinteressen geführt werden. 
Obwohl eine satte Mehrheit der 
Bevölkerung gegen den Bundeswehreinsatz ist, gelingt es nur in geringem 
Maß, die Menschen zu Protesten zu bewegen. Warum? 
Das stimmt 
leider. Während bei Anticastorprotesten und gegen »Stuttgart 21« 
Tausende auf die Straße gehen, ist die Antikriegsbewegung zurzeit 
relativ schwach. Gerade deshalb ist es notwendig, sich mit dem Thema 
Krieg intensiver zu befassen. Innerhalb der Antifabewegung fehlt bei 
einigen die Bereitschaft, gegen die imperialistischen Kriege der NATO 
und der BRD aktiv zu werden. Zu bestimmten Anlässen, wie dem NATO-Gipfel
 2009 in Strasbourg, gelingt es allerdings, größere Massen zu 
mobilisieren. Die Mobilisierungsfähigkeit von größeren 
Bevölkerungsteilen ist aber momentan nicht nur beim Thema Krieg schwach.
 Auch die Krisenproteste konnten nicht größere Teile der von den 
Kürzungen Betroffenen auf die Straße bringen.Aber obwohl bestimmte 
Bewegungen gerade eher klein sind, müssen wir uns an deren Verbreiterung
 und Stärkung beteiligen, um zukünftig wieder mehr Schlagkraft zu 
gewinnen und vor allem auch, um langfristig antimilitaristische und 
antikapitalistische Positionen stärker zu verankern. 
Die 
Bundeswehr tritt zunehmend an Schulen und Jobcentern auf, um dort 
Nachwuchs zu rekrutieren. Was ist gegen die zunehmende Militarisierung 
der Gesellschaft zu tun? 
Es haben sich in Berlin und bundesweit 
verschiedene Zusammenschlüsse gebildet, um die die Bundeswehr aus 
Schulen und Jobcentern zu vertreiben. Die Initiative »Bundeswehr 
wegtreten!« und auch die Kampagne »kehrt marsch« setzen auf kreative 
Proteste, um den Werbefeldzug der Bundeswehr zu stoppen. 
Weitere Informationen unter 3a.blogsport.de, www.bundeswehr-wegtreten.org und www.antifa.de 
!!!Das Interview wurde für alle linken und unabhängigen Medien produziert und kann unter diesen Vervielfältigt werden!!!
  


Aktionen vor Ort
22. Januar 2011: Dezentraler bundesweiter Aktionstag gegen die Mandatsverlängerung
Berlin
# 22. Januar 2011 | 15 Uhr | Rathaus Neukölln: Demonstration
Bonn
# 22.01.2011 | 13 Uhr | Münsterplatz: Kundgebung
Duisburg
# 22.01.2011 | 12 Uhr | Pauluskirche: Demonstration
Essen
# 22.01.2011 | 12 Uhr | Marktkirche: Demonstration
Hamburg
# 22.01.2011 | 14 Uhr | Ida-Ehre-Platz: Kundgebung
Köln
# 21. Januar 2011 | 19 Uhr | Alte Feuerwache: Filmvorführung mit anschließender Diskussion
# 22. Januar 2011 | 12 Uhr | Domplatte, Neumarkt und Ehrenstraße: Flyeraktion
# 22. Januar 2011 | 15 Uhr | Kölner Hauptbahnhof: Kundegebung
# 22. Januar 2011 | 16 Uhr | Domplatte: „Die In“
Stuttgart
# 22. Januar 2011 | 14 Uhr | Schlossplatz: Stellwandausstellung
# 22. Januar 2011 | 15 Uhr | Schlossplatz: Kundgebung