Leipzig: Die LIZ antwortet dem Initiativkreis

Vor einigen Tagen erschien bei der „Leipziger Internet-Zeitung“ (LIZ) ein Artikel über den Fall Kamal, der aus unserer Sicht unsauber recherchiert war und unsachlich berichtete: über den Fall selbst ebenso, wie über die Arbeit des Initiativkreises Antirassismus. Dieser war vorab leider nicht mit den von den beiden Redakteuren getroffenen subjektiven Wertungen – u.a., der Initiativkreis betreibe „Kaffeesatzleserei“ – konfrontiert worden. Das journalistische Gebot, Bericht und Kommentar zu trennen, ist von der LIZ ebenfalls nicht beachtet worden.

 

Dazu wurde im Namen des Initiativkreises ein LeserInnen-Brief verfasst, den die LIZ nicht veröffentlicht hat. In einem Antwortschreiben („Klarstellung“) begründet die LIZ nun das Nichterscheinen des Leserbriefs mit einer Formalie: Die Pressesprecherin des Initiativkreises, Miriam Schleicher, arbeite unter einem Pseudonym. Bemerkt sei, dass gewisse LIZ-RedakteurInnen ebenfalls unter einem Pseudonym schreiben. Dem Inhalt eines Textes hat das naturgemäß nichts an.

Nachfolgend dokumentieren wir das komplette Antwortschreiben der LIZ-Redaktion – nicht, um diese vorzuführen, sondern weil uns an einer öffentlichen Auseinandersetzung gelegen ist. Über die ganze Reihe von Beleidigungen mögen die interessierten LeserInnen einfach hinwegsehen. Denn die LIZ-Redaktion ist im vorliegenden Schreiben u.a. der Ansicht, wir stünden am „Abgrund der Gesinnungsjustiz“ und betrieben (in dieser Reihenfolge) „Demagogie“, „Diskreditierung“, „Fingerzeigmentalität“, eine „Kampagne“, streuten „Lügen“, nutzten den „Vorschlaghammer“, bedienten uns „gezielter Indoktrination“, „Falschdarstellungen“, „Halbwahrheiten“, „gezielter Verdrehungen“, „Vorverurteilungen“… – und all das zum Schaden „unserer Heimatstadt“ Leipzig.

Sehr geehrte „Frau Schleicher“ (da es sich um ein Pseudonym handelt),
lieber Initiativkreis Antirassimus Leipzig,

in diesem Beitrag vom 23. Dezember 2010 http://initiativkreis.blogsport.de/2010/12/22/leserinnen-brief-an-die-le... schreiben Sie, Sie hätten uns einen Leserbrief zukommen lassen und veröffentlichen diesen nun auf der Seite der Antirassismusintiative Leipzig, da er bei uns nicht erschienen sei.

Sie schrieben diesen Leserbrief am 22.12. 2010 gegen Mittag an uns unter einem „Pseudonym“ – ein Grund, nach unseren Regeln der Benennung von „Ross und Reiter“, diesen nicht zu veröffentlichen. Heute ist nun der 24.12., zum Zeitpunkt dieses Schreibens in der Erarbeitung ebenfalls um die Mittagszeit (abgesandt am 25.12. nach nochmaligem Lesen). Was auch immer Sie glauben, wer oder wie viele wir in der täglichen Arbeit kurz vor und zu Weihnachten bei der Leipziger Internet Zeitung sind – aber natürlich antworten wir Ihnen gern auf Ihren Leserbrief, da doch einige Dinge in ihm merkwürdig sind und andere schon formal-juristisch nicht unkommentiert stehenbleiben können. Dies braucht neben der täglichen Arbeit etwas Zuwendung und Zeit, vor allem, um dem Vorgang gerecht zu werden, da wir hierin keine „Ziele“ verfolgen, sondern uns zur Berichterstattung verpflichtet sehen.

Denn Ihre scheinbare Ungeduld und die diesem Schreiben vorangegangenen Aktivitäten seitens Ihrer Antirassimusintitiative haben uns durchaus nachdenklich werden lassen und zu dieser nachfolgenden Antwort veranlasst.

Wir möchten zu Ihrer Arbeit der letzten Zeit – von vorn beginnend – kritisch anmerken, dass die unausgesetzten Behauptungen Ihrerseits, in Leipzig würde in der Sache des Todes von Kamal K.s´ in den Medien ausschließlich geschwiegen, was die eventuellen rassistischen Hintergründe der Tat betrifft, nicht wahrer werden, nur weil Sie dies unausgesetzt wiederholen. Da Sie von unserer journalistischer Arbeit scheinbar in dieser Frage nichts verstehen wollen, sei uns auch der Hinweis gestattet, dass der von Ihnen kritisch betrachtete Artikel unter http://www.l-iz.de/Leben/F%C3%A4lle%20und%20Unf%C3%A4lle/2010/12/Mordfal... in der Tat den Anlass hatte, die juristische Sicht – auch die des Gerichtes und des verteidigenden Anwaltes – anlässlich der sicherlich überraschenden Freilassung Daniel K.s zu dokumentieren und unseren Lesern so zugänglich zu machen.

Dazu haben wir Staatsanwaltschaft und Verteidiger in der Sache nachgefragt und nach dem derzeitigen Stand der Dinge den von Ihnen ausdrücklich als gegeben angenommenen rassistischen Hintergrund erstmals in Frage stellen müssen. Warum? Er lässt sich scheinbar, wie auch eine unmittelbar-direkte Tatbeteiligung bei diesem Verdächtigen in der Ermittlung der befassten Behörden zur Zeit oder generell nicht beweisen, ergo nur vermuten – wie von uns ebenfalls nochmals angeführt. Dies (siehe Artikelbox im Artikel) haben wir zudem unter Verweis auf die vorherig erschienenen Artikel zu den persönlichen und bis heute bekannt gewordenen gesellschaftlichen Hintergründen des Tatverdächtigen Daniel K. getan.

Denn im deutschen Gesetzbuch steht nunmal „geschrieben“ – im Zweifel für den Angeklagten. Ein Recht, was Sie bei einer Klage gegen sich selbst sicher auch in Anspruch nehmen wöllten? Wir gehen davon aus, dass es Ihnen in diesem Fall durchaus recht wäre, nicht ohne genaueste Faktenprüfung, Zeugenvernehmungen und Ermittlungen im Gefängnis zu landen und dort zu verbleiben.

Dies alles bürdet korrekterweise der Polizei und Staatsanwaltschaft und in Zivilprozessen der klagenden Seite die Pflicht auf, Behauptungen gegen Angeklagte oder Prozessgegner auch zu beweisen. Ob und wie genau dies auch im vorliegenden Fall/Verbrechen geschieht, versuchen wir als Presse zu verfolgen – vorurteilsfrei und möglichgst unabhängig. Darüber hinaus verlangt der sachlich dazu passende Teil des deutschen Pressekodex vom Deutschen Presserat von uns wiederum in Ziffer 13 (für uns zumindest verpflichtend), vorurteilsfrei zu berichten und bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung die Unschuldsvermutung zu wahren (Erläuterung 13.1 „Die Presse darf eine Person als Täter bezeichnen, wenn sie ein Geständnis abgelegt hat und zudem Beweise gegen sie vorliegen oder wenn sie die Tat unter den Augen der Öffentlichkeit begangen hat.“). Der Weg, welchen Sie mit Worten wie „Mörder“ und „Täter“ beschreiten, steht uns also als Pressemedium aus sehr gutem Grunde nicht zur Verfügung.

Ironischerweise gestehen Sie am Ende Ihres Postings auf Ihrer eigenen Seite ein, dass Ihnen die juristische Sicht auf das Verbrechen ziemlich egal oder mindestens zweitrangig für Sie ist. Damit geraten Sie, um es mal bewusst drastisch zu formulieren, gefährlich nahe an den Abgrund der Gesinnungsjustiz und gezielten Vorverurteilung, welche Sie ebensowenig am eigenen Leibe erleben möchten, wie diese unseren Überzeugungen nach auf andere Menschen Anwendung finden darf. Auch nicht bei Vorliegen von bereits begangenen Straftaten und deren Aburteilung sowie Verbüßung bei einem Verdächtigen.

Sie haben darüber hinaus ganz offensichtlich auch nicht wirklich verstehen wollen, was in dem konkreten Beitrag selbst einzeln für sich gestellt, geschrieben steht. Ob absichtlich oder nicht, entzieht sich unserer Kenntnis. Insbesondere die unsrige Nutzung von „kriminelle Energien“ wird von Ihnen ausgiebig hinterfragt. Diesen Begriff dehnen Sie erschreckenderweise in Ihren Darstellungen soweit, dass er den Bereich der Eugenetik erreicht – das könnten übelmeindende Zeitgenossen auch Demagogie nennen. Oder eben einfach nur eine oberflächliche Diskreditierung der L-IZ.de – Redakteure.

Die von Ihnen einverlangte Anfrage“pflicht“ (eine hier bewusst gewählte Übertreibung unsererseits zu Ihrer Attitüde) durch uns zeigt überdies, dass Sie sich in der Nähe eines Alleinvertretungsanspruches fühlen, wenn es um bestimmte Probleme in unserer Gesellschaft geht. Das soll nicht Ihr Engagement schmälern, aber ein wenig Toleranz gegenüber anderen Menschen durch Sie einverlangen. In der Frage der derzeit überhaupt möglichen rechtlichen Bewertung gab es jedoch keinen Grund bei diesem Artikel, Sie zu befragen, da Sie mit dem Ermittlungsverlauf nichts zu tun haben – oder doch? Dennoch scheint Ihre Haltung auch zu beinhalten, dass einfach niemand die Sachlagen (welche auch Ihnen in der schlussendlichen Tiefe noch unbekannt sein müssten, sonst sollten Sie vielleicht umgehend die Staatsanwaltschaft informieren?) besser einschätzen kann als Sie. Sie entwickeln so ein Vertreterbild von sich, welches Sie zu Fachleuten und alle anderen zu „Außenstehenden“ machen soll und das überlagert, dass auch Sie Außenstehende sind, wenn es um die rechtlichen Vorgänge derzeit geht. Dennoch schlussfolgern Sie in scheinbaren Kausalketten unausgesetzt über Motive, Tatbeteiligungen und Hergang des Verbrechens.

Diese Lesart lässt Sie in Ihrem Leserbrief auch den Artikel so behandeln, wie Sie es tun. Sie lösen ihn, neben den willkürlich genutzten Zitaten, aus dem Kontext unserer gesamten Berichterstattung über eine schreckliche Tat heraus. Um eine wirklich klare Debatte geht es Ihnen zugunsten einer offensichtlichen „Fingerzeigmentalität“ nach derzeitiger Erkenntnis unsererseits also augenscheinlich garnicht, was neben der hektischen Publikation (seht her – sie schweigen!) Ihres Leserbriefes auf Ihrer Seite binnen von weniger als 24 Stunden, auch die Umgebungsarbeit Ihrerseits in der letzten Zeit beweist. Denn diese hat bereits vor diesem von Ihnen kommentierten Artikel zu den Haftentlassungsgründen auf L-IZ.de begonnen.

Ihre Darstellungen des flächendeckenden Schweigens in Leipzig auch in den Medien zu evtl. rassistischen Hintergründen des Mordes an Kamal K. streuen Sie bereits seit Tagen und versuchen so gerade in überregionalen Medien ein Bild von der Leipziger Medienlandschaft und Leipzig zu erzeugen, welches in der radikalen Form & Sprache aus unserer Sicht schlicht falsch ist. Wenn Sie in diesen Versendungen an Redaktionen großer Zeitungen im Lande die LVZ oder/und den MDR für deren Art der Berichterstattungen kritisieren, so sollen sich diese kritisierten Medien damit auseinandersetzen und Sie sich mit diesen und warum sollten sich nicht auch Medien für Ihr Tun hinterfragen lassen und sich gegebenenfalls argumentativ rechtfertigen? Wir tun es hiermit. Unser regionales Medium sparen Sie nämlich wider besseren Wissens in Ihren Aussendungen unter anderem an die ZEIT bewusst aus, obwohl wir auch genau darüber berichten, was Sie einverlangen.

Offensichtlich geschieht diese bewusste Aussparung wohl (Vermutung), um Ihr Bild von Leipzig gegenüber überregionalen Medien in dieser Sache aufrecht erhalten zu können, nach dem es in Leipzig den medialen Totentanz der Demokratie gäbe und alle schweigen, wegsehen und vertuschen würden, wenn es um rassistische Hintergründe von Straftaten geht. Denn genau dies ist ja die Begründung Ihrer derzeitigen Argumentations-Existenz, die kann man sich nicht einfach durch eine Leipziger Zeitung nehmen lassen. Weshalb Sie nun auch uns gezielt auf der „anderen Seite“ zu platzieren versuchen, um eine wie auch immer geartete Deutungshoheit zu behalten.

Diesen Behauptungen und dem damit verbundenen Eindruck einer durch und durch von Alltagsrassimus und Schweigen durchsetzten Stadt Leipzig sind wir als Leipziger Bürger, aber auch als L-IZ.de im Namen unserer 120.000 monatlichen Leser (zu denen Sie offensichtlich auch gehören) bereits öffentlich gegenüber der ZEIT und in persönlichen Telefonaten entgegengetreten. Da Sie dort Ihre Sichtweise öffentlich vertreten haben, haben wir es eben auch getan – wozu sollten wir Sie da fragen – Ihre Haltung kommt im Aufruf zur Demonstration klar zum Ausdruck. Wir gehen davon aus, dass Sie diesen Vorgang unserer Erwiderung auch wahrgenommen haben und nicht unbedingt darüber erfreut waren. Geht es schließlich auch in dieser Sache um Ihre Glaubwürdigkeit gegenüber Redaktionen, Mitmenschen und durchaus in dieser Sache aufmerksamen Medien in und außerhalb von Leipzig/Sachsen im Zusammenhang mit Ihrem gleichzeitig erfolgten Demonstrationsaufruf unter dem Slogan „Schweigen durchbrechen….“ am 29. Dezember 2010.

Bei der ZEIT hat man mittlerweile den Kurs bezüglich der unrecherchierten Übernahme Ihrer Meldungen hoffentlich schon etwas abgeändert und beide Medien-Seiten, also auch wir, sind zukünftig um verstärkte Zusammenarbeit im Sinne der journalistischen Qualität und faktischen Korrektheit gerade bei solch komplexen Themen bemüht. Unser Antrieb ist dabei Veränderungen zu schaffen – auch weil es um unsere Heimatstadt geht, in welcher wir gemeinsam mit allen Bürgern leben. Denn mit verantwortungsvollem Journalismus hatte der inhaltlich maßgeblich von Ihnen initiierte Beitrag vom 19. Dezember 2010 im „Störungsmelder“ der Zeit Online nicht mehr viel zu tun. Er entspricht eher dem Erscheinungsbild einer Kampagne. Nachzulesen ist der Vorgang hier: http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2010/12/19/gegen-das-schweigen-nach-... samt unserer Erwiderung, welche Ihnen augenscheinlich hörbar aufgestoßen ist.

Auch Ihre jetzt stattfindende Auseinandersetzung scheint nur noch eine Regel zu kennen – die Bestätigung, dass außer Ihnen niemand hinsieht und Leipzig einfach eine rassistische Hochburg ist und alle sich irren – nur Sie nicht. Das die Kollegen der ZEIT nicht weiter recherchiert haben, weil sie Ihnen vertrauten, die Lage vor Ort objektiv einzuschätzen, ist diesen nun auch klar als Fehler bekannt. Im Übrigen ist diese, Ihre Darstellung des „Schweigens“ umso skuriler, als dass Sie selbst unsere Artikel dazu auf Ihrer Seite zumindest bis dato verlinkt haben. Solange diese Ihrem Bild von der Sachlage entsprachen, auch ohne Kommentierungen. Sie haben leicht nachlesbar also schlicht gelogen, als Sie die Zustände in Leipzig darstellten, sicher in der Hoffnung, das Bild zu „schärfen“. Richtigstellungen stehen Sie eher ablehnend gegenüber, weil nicht sein kann, was nicht sein darf? Sie widersprechen sich demnach also fröhlich selbst und scheinen es noch nicht einmal zu bemerken.

Sie werden vielleicht vor diesem Hintergrund verstehen, dass wir die Arbeit der Initiative in letzter Zeit zunehmend mit wachsender Skepsis sehen, da sie augenscheinlich mindestens der unzulässigen Weglassung von Fakten bedarf, um sich und Demonstrationsaufrufe noch stärker zu rechtfertigen, als es das Problemfeld bereits zur Genüge anmahnt. Sie wollen mobilisieren, um etwas im Denken der Menschen zu verändern – sehr gut, aber gerade dann muss man möglichst dicht bei der Wahrheit bleiben.

Da Ihre Initiative als Ganzes zudem bewusst intransparent gehalten wird, benötigt es weit mehr als die von Ihnen angemahnte „Recherche“ durch uns, um unsere vorgenommene und von Ihnen kritisierte Zuordnung, es wären in der Antirassimusinitiative maßgeblich „links“ geprägte Regungen versammelt, zu widerlegen. Das Sie nun Ihre Ausführungen zu unserem Artikel jedoch auch auf indymedia.org zusätzlich platziert haben (hier: http://linksunten.indymedia.org/de/node/31043), bestätigt unsere Darstellung dazu ohne weiteren Kommentar. Denn dies ist nicht „verwerflich“ – zeigt aber, dass wir auch hierin wohl nicht falsch lagen.

Zum Thema wie wir übrigens „links/rechts“ begrifflich sehen, können Sie zudem gern auf der L-IZ.de stöbern – es gibt genug Stoff dazu, der uns nicht in die Linie mit falschen Extremismusdebatten stellt, weil wir da eben auch nicht stehen. Mit dieser Randanmerkung wollen wir nur einer neuerlichen Mutmaßungen Ihrerseits bereits jetzt zuvorkommen. Sie sagen also die Antirassismusinitiative wäre ein breites Bündnis? Ok, dass ist doch gut so und ein Zeichen, dass die Menschlichkeit in unserer Stadt auch durch Sie hochgehalten wird. Warum werden wir dennoch das Gefühl nicht los, dass dem nicht ganz so ist und Sie ein sensibles und wichtiges Thema mit dem Vorschlaghammer bearbeiten? Inwieweit Ihr Vorgehen in dieser Sache für die Verwandten Kamal K.s akzeptabel ist, entzieht sich unserer Kenntnis, da wir die Familie in Ruhe (trauern) lassen. Das gebietet allein der menschliche Anstand.

Eine Öffnung auch in unsere Richtung abseits von Pressemitteilungen, anonymen Postings und Leserbriefen wäre also ein Anfang – auch um für uns die Lageeinschätzung zu verbessern, was eigentlich in Ihrem Interesse sein müsste. Es sei denn, Sie haben die gleichen Worte, wie „Systempresse“ oder evtl. „Kommerzzeitung“ im Hinterkopf, wie die rechtsradikale Szenerie, wenn es um die L-IZ geht – dann wäre es sicher schwer, ein geistiges Türchen zu öffnen. Über die gern gewählte und preiswerte Methode, die Arbeit von Journalisten mit fehlender Gründlichkeite/Recherche etc. zu diskreditieren, können wir aufgrund unserer täglichen Arbeit hinwegsehen. Der Grund dafür liegt nicht in etwaiger Überheblichkeit oder gar reinster Fehlerlosigkeit bei uns, sondern darin, dass dies so oder so im Auge der Leser liegt. Und die sind erfahrungsgemäß (zumindest bei der L-IZ.de) schlauer, als Sie vielleicht denken und können auch Ihre Meinungsäußerungen autonom und unabhängig werten. Von gezielten Indoktrinationen halten diese jedoch genauso wenig, wie wir als Redaktion.

Das es Alltagsrassimus, Homophobie, Islamophobie und noch mannigfaltig mehr Probleme im heutigen menschlichen Zusammenleben auch in Leipzig gibt, ist unbestritten und dem gehört entschlossen in den Medien aber auch und vor allem im persönlichen Umfeld unter klarer Faktennennung entgegengetreten – aber mit Falschdarstellungen, Halbwahrheiten, gezielten Verdrehungen und vor allem Vorverurteilungen?

Und dies vielleicht gegenüber einer eher anonym aufgestellten Organisation ohne persönliche Namen, ohne konkrete Gesichter und ohne wirklichem Ansprechpartner gegenüber am Schluss:

Hoffen möchten wir bei diesem „Briefwechsel“, dass Sie vielleicht verstehen, dass bei der L-IZ.de denkende, ihrer Heimatstadt und den hier lebenden Menschen nahestehende Individuen arbeiten und keine antidemokratischen Meinungsunterdrücker oder -macher. Im Gegenteil, gerade die Frage nach der Vielfalt von Stimmen und Haltungen in unserer Stadt hat zur Gründung unserer Zeitung geführt. Dem sind wir nun seit 6 Jahren soweit als möglich treu geblieben und haben auch jetzt nicht vor, dies in der Debatte mit Ihnen zu ändern. Hoffen möchten wir ebenfalls, dass wir vielleicht durch die Publikation dieses Textes bei Ihnen die Möglichkeit erhalten festzustellen, wie so kritische Menschen, wie Sie es zu sein scheinen, selbst mit konstruktiver Kritik zu Ihrem eigenen Verhalten umgehen.

Wir werden also jetzt feststellen, ob Ihre Attitüde gerechtfertigt oder nur vorgespielt ist – auf eine Publikation dieser Antwort, respektive Ihres Leserbriefes verzichten wir derzeit auf L-IZ.de, aus eingangs genannten Gründen und nicht um Ihre Meinung zu behindern. Die Möglichkeit einer persönlichen Kontakltaufnahme dazu und zu weiteren Fragen steht Ihnen jederzeit offen, auch an den Feiertagen unter 0179 – XXXXXXX zur Verfügung. Diese Antwort ist zum Nachweis parallel an die Kollegen Freitag, Limbach und unsere Zentralredaktion als Eigenmail gegangen.

Denn die Selbstgerechtigkeit und damit die Horizontverengung lauert in jedem Leben, in jedem Menschen – dahinter drohen Rechthaberei, Schwarz-Weiß-Verhalten und schlussendlich Ausgrenzung, Hass und Gewalt. Das gilt für Sie genauso, wie für uns und jeden Menschen.

Ein besinnliches Fest für Sie und die Menschen, die Sie aufrichtig lieben.

Abgesandt an initiativkreis@safe-mail.net am 25. 12. 2010 nach nochmaligem Lesen …

Mit den besten Grüßen

Die Redaktion der
Leipziger Internet Zeitung

An dieser Stelle sei auch noch mal für die Menschen der LIZ-Redaktion erwähnt, dass ich mir hier jeden Namen geben kann, den ich möchte. Also ob hier Autor_Innen beim Inititiativkreis sind oder nicht, lässt sich wohl kaum an der Bezeichnung oben oder den Link zur Seite festmachen. Dies nur, falls immer noch nicht verstanden wurde wie Indymedia funktioniert. Ich kann ja auch nur ein Heimatliebender Bürger der Stadt Leipzig sein, der die Arbeit des Initiativkreis nutzen möchte umd das Image der Stadt zu retten, wie es die LIZ für sich in Anspruch nimmt.

Da möchte mensch doch fast wieder sagen: Leipzig muss sterben, damit wir leben können.
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In der Nacht zum 24. Oktober wurde Kamal K. am Leipziger Bahnhof ermordet. Die Hintergründe der beiden Tatverdächtigen lassen auf einen eindeutig rassistischen Hintergrund schließen; dennoch waren die Reaktionen sehr mäßig. Unter anderem deshalb ruft der Initiativkreis Antirassismus Leipzig zu einer antirassistischen Demonstration auf. In ihrem Aufruftext und in einem Leserbrief an die Leipziger Internet Zeitung lässt der Initiativkreis dabei aber notwendige Sorgfalt auf der Strecke und kommt auf teilweise absurde Vorwürfe. Wir haben weder Lust noch Zeit, uns dazu intensiver zu Wort zu melden, möchten aber auf eine Antwort der Leipziger Internet Zeitung auf einen Leserbrief verweisen, der einige Aspekte gut zusammenfasst. Dass der Initiativkreis darin Beleidigungen erblickt, lässt einmal mehr auf die Unfähigkeit der Antirassisten schließen, sich mit Kritik inhaltlich auseinanderzusetzen.

(...)

http://afg.blogsport.de/2010/12/27/es-wird-eben-gelogen-gelogen-ohne-ende/