Notre Père, qui es aux cieux,
Que ton nom soit
sanctifié,
Que ton règne vienne,
Que ta volonté soit
faite sur la terre comme au ciel.
Donne-nous aujourd'hui notre
pain de ce jour.
Pardonne-nous nos offences
Comme nous
pardonnons aussi à ceux qui nous ont offensés.
Et ne nous
soumets pas à la tentation,
mais délivre-nous du mal,
car
c'est à toi qu'appartiennent le règne,
la puissance et la
gloire, aux siècles des siècles.
Amen.
Haro, Haro, Haro! À mon aide mon Prince, on me fait tort!
Hear me! Hear me! Hear me! Come to my aid, my Prince, for someone does me wrong.
Unter den ehrwürdigen Gesetzen der Insel Sark im Ärmelkanal hat das alte normannische „Clameur de Haro“ überlebt. Ein Miesetäter, der diese Formel durch den vermeintlich zu Schaden gekommenen zu Hören bekommt, hat umgehend seine beanstandete Handlungen einzustellen, bis ein Gericht über den Unrechtsgehalt geurteilt hat.
Wir, Nutzer*innen der Kadterschmiede, fordern an dieser Stelle Colin Francis John Guille, geboren im April des Jahres 1952 nach Jesus Christus, wohnhaft auf Sark Island, Direktor der Lafone Investments Limited, dazu auf, in seiner Rolle als Eigentümer der Rigaer94 umgehend seine feindlichen Tätigkeiten gegen uns einzustellen. Zu Hilfe unser Prinz, uns wird falsch getan!
Zu Hilfe aber auch, Volk von Sark, das ihr unterdrückt seid, von einer Bande von heimatlosen Kapitalisten, die euch nicht nur euren feudalen Frieden, sondern auch noch euer Ansehen und Land weggenommen. Euch, noblem Volk der 600 eingenbrödelnden Insulaner, strecken wir die Hand entgegen, zum Gruße und zur Schaffung eines heiligen Bundes. Wir, 20-30 (Quelle: VS Berlin) nicht weniger eigenbrödelnde Insulaner sind Willens, Seit an Seit mit euch für den Feudalismus zu kämpfen, wenn wir dafür die Anarchie haben dürfen.
Allmächt, hört jenes Schicksal!
Sark Island galt bis 2008 als das letzte feudale System Europas. Es gab keine schwachsinnigen Parlamente, motorisierter Verkehr (außer Traktoren) war verboten und unerwünscht und der einzige, der Tauben und einen unkastrierten Hund halten durfte, war der Seigneur von Sark. Er war der Alleinherrscher und, wenn überhaupt, dann nur loyal zur Britischen Krone.
Dann kamen die Gebrüder David und Frederick Barclay. Die Barclay Brothers, Englands Medienmogule mit der Nummer 12 auf der Rich-List. Sie haben bereits 1993 Land auf Sark erworben und sich ein modernes Schloss hingestellt. Sie haben mehrmals das Motor-Verbot missachtet. Sie haben sich über die ohnehin humanen Steuern aufgeregt und zu allem Überfluss noch das Erbschaftsrecht angezweifelt. Nicht nur Davids ältester Sohn, sondern alle Barclay-Kinder sollten erben dürfen. Mit 170 Angestellten hatten sie als größter Arbeitgeber schnell die nötige Macht um alles zu verändern. Unter ihrem Einfluss und unter Hinzuziehung der Menschenrechte kam es 2008 zu einer demokratischen Wahl, nach der sie ihre Drohung wahr machten, ihr Business von der Insel abzuziehen, wenn nicht genug ihrer Kandidaten ins Parlament gewählt würden. Das Establishment gab sich „not amused“. "Die Barclay Gebrüder waren diejenigen, die dieses ganze Demokratie-Ding angefangen haben, jetzt mögen sie es nicht, weil sie nicht gewonnen haben“ sagte die Frau des Seigneur John Michael Beaumont dazu. Letztendlich jedoch war alles wesentlich harmonischer als es schien. Heute haben die Barclay Brothers ihr Business wieder aufgestellt und die Insel wird trotzdem nach wie vor totalitär regiert – unter dem Deckmantel der Demokratie.
Der Herrscher heißt Christopher Beaumont. Wie sein Vorgänger und Vater, der ab 1974 regierte, scheint er keine Liebe für Sark Island und seine Leute zu empfinden.
Die Ein-Mann-Zeitung „Sark Newspaper“ berichtet angesichts internem Verfall und internationaler Ächtung der Insel davon, dass Beaumont allein höhere wirtschaftliche Interessen vertritt:
„Warum hängt Christopher Beaumont so sehr an seiner archaischen totalitären Macht? Ist es der Status des Seigneurs, oder ist es das steuerfreie Einkommen eines Sark-Steurzahler-Finanzierten und Index-Regulierten jährlichen Stipendiums von um die 36.000 Pfund plus unbekannten und nicht ausgewiesenen Geldern? Oder wird Christopher Beaumont, so wie sein Vater, von Sarks einzigartiger Position als Steuerhimmel unter Schutz der Britischen Krone angezogen, in der hoch lukrative und unregulierte „offshore financial services“ ungestraft vollzogen werden?
Ohne jeglichen Grenzschutz, ohne professionelle Verwaltung, ohne Unternehmensgesetze oder -register und ohne Datenerfassung, nicht mal davon, wer hier wohnt, ist Sark einzigartig in der westlichen Welt. Hinz und Kunz können hierher kommen – auch Kriminelle die gerade aus dem Gefängnis entlassen wurden – und lukrative „Geschäfte“ machen, die nirgendwo registriert oder reguliert sind, nirgendwo Steuern zahlen und jedes internationale Steuerabkommen umgehen.“
Es sieht nun also so aus, dass eine Klicke an hochwertigen Kapitalisten in Person der Barclay Brothers ein Stück gut erreichbares Europäisches Land gesucht haben, um dort ein Steuerparadies zu errichten. Und es dort gefunden haben, wo der Feudalismus unter der Tronfolge der Beaumontschen Sippe seit Urzeiten herrscht. Das ruft nach einer Truppe edler Ritter*innen.
Die wurden für Sark auf den Plan gebracht, als am 17. März 2017 das britische Companies House auf ihrer Website publiziert, dass der neue Direktor der Lafone Investments Limited Colin Francis John Gülle ist, der angeblich bereits am 8. Juli Richard John Dewhurst, bekannt als DieWurst, abgelöst hat. Colin Gülle ist Angehöriger einer alt ehrenwerten Sarker Familie, die 1841-51 und 2000-2013 das Amt des Senschal, des höchsten Richters, mit je einem ihrer Sippe bestückten. Realistisch gesehen also schlechte Chancen für unser Clameur de Haro.
Macht aber auch nichts, denn genau so schnell wie unsere Beziehung zu Colin Gülle entstand, kann sie auch wieder vorbei sein. Von einer langjährigen Hassliebe, wie zum alten Eigentümer der Rigaer94 Suitbert Beulker werden wir in Zukunft wohl nur Träumen können. Das einzige mal, dass Colin Gülle mit uns jemals zu tun hatte, war als er das Formular APO1 „Appointment of Director“ in Händen hielt und per Hand in das Formular seinen Wohnsitz als „Sark“ eintrug und anschließend seine Unterschrift gab. Somit wurde er Direktor der Lafone Investments Limited. Seine Unterschrift muss als Dienstleistung im Rahmen der hervorragenden Beziehungen des Sarker Establishments mit der britischen Finanzelite verstanden werden. Das Sarker Establishment kriegt Geld und der Finanzelite steht ein Pool an Leuten zur Verfügung, die formell die Verantwortung für wirklich großes Business übernehmen und keiner staatlichen Macht, außer dem Sarker Seigneur untergeordnet sind. Die ungezählten und unregistrierten „Sarker“ Unternehmer, unter deren Gesellschaft sich Colin Gülle befindet, zahlen quasi keine Steuern und wissen nicht einmal selbst, für wen sie all die Formulare unterschreiben.
Im Falle unserer Lafone Investments Ltd. gibt es aber noch eine Spur. In oben genanntem Formular APO1 wurde das Feld „Presenter information“ ausgefüllt, um dem Britischen Companies House eine real existierende Kontaktmöglichkeit zu geben, falls es mit dem Formular Probleme gibt. Eingetragen als Ansprechpartner ist Jason Reader von der „Jordans Trust Company Limited“ in der 21st Thomas Street im englischen Bristol. Mit dieser Firma sind wir einen Schritt näher an der Person oder der Firma, die tatsächliches Interesse an unserem Haus als Immobilie hat. Jason Reader weiß, an wen Suitbert Beulker das Haus verkauft hat oder gegebenen Falls, dass Beulker selbst hinter der Lafone Investments Ltd. steckt. Denn Jason Reader von der Jordans Trust Company ist Dienstleister für Verschleierung von Eigentumsverhältnissen und Steuerumgehung. Auf ihrer Homepage werben sie unverholen für ihren „Director Service“, u.a. für die Insel Jersey, eine weitere Channel-Insel neben Sark. „Jordans kann für Unternehmen auf Jersey Direktoren organisieren. Die in Jersey angebotenen Direktoren übernehmen die volle Verwaltung und Kontrolle der Firma um Jerseys Steuerangebote voll auszukosten.“ Jason Reader selbst gibt in seinem Profil damit an, beste Beziehungen zu den Channel Islands zu haben.
Aber auch das Britische Festland wird angepriesen, da die Steuern für Unternehmen ständig fallen. Vermutlich hat das irgendetwas mit dem Brexit zu tun. Das United Kingdom, so Jordans Trust Company, sei das ideale Vehikel für steuereffiziente internationale Geschäfte. „In Notfällen können wir innerhalb von Stunden Britische Gesellschaften eintragen. Wir bieten ebenso schnellen Eintragungsservice für Offshore-Gesellschaften.“ Ein derartiger Notfall war es wohl, als John DieWurst fiel und Colin Gülle, fern englischer Gerichtsbarkeit, an seine Stelle trat.
Wir erinnern uns an das Datum des Direktorentausches: der 8. Juli 2016. In Berlin sind die Zeitungen seit mehr als zwei Wochen voll von Bildern brennender Autos. Die Rigaer94 ist im Belagerungszustand. Während sich Bauarbeiter im Auftrag einer Hausverwaltung im Auftrag der Berliner Polizei die Erdgeschossräumlichkeiten einverleiben, rückt ein Gerichtstermin unaufhaltsam näher. Am 9. Juli gehen mehrere tausend Menschen auf die Straße und versuchen Polizist*innen die Köpfe ein zu schmeissen. Am 13. Juli schließlich ist Verhandlung. Die Welt ist zu Gast – nicht aber die Lafone Investments Limited. Ihrem Anwalt wurde es zu heiß - er desertierte - und die Firma selbst hatte wahrscheinlich auch kein Interesse an Offenbarungen. Schon vorher war klar, dass die Räumung nicht dem deutschen Recht entsprach, was die Verantwortlichen sichtlich nervös machte. Offenbar hatte niemand damit gerechnet, dass der Widerstand bis zu einer rechtlichen Klärung anhalten würde. Ob nun DieWurst von sich aus abgesprungen ist, oder ob die Jordans Trust Company diesen Schritt durchführte, ist Spekulation.
Ein interessantes Detail ist übrigens, dass die Lafone Investments Limited nach dem 8. Juli 2016 keinen Direktor verzeichnete. Der Fetzen Papier, der Colin Gülle in diesen Posten stellt, ist undatiert und weißt eine Unterschrift auf, die leicht als „C Guille“ gelesen werden kann. Erst am 17. März 2017 wird das Papier auf der Seite des Company House öffentlich. Vielleicht hat sich also Colin Guille irgendwann dieses Jahr selbst durch eine Unterschrift zum Direktor einer Firma ernannt, die schon seit 2014 existiert. Vielleicht war es irgendwann um den 10. Februar, als das „Büro“ der Lafone von London nach Durham in den Consett Business Park Nummer 6 (DH8 6BP) zog.
Aber auch das bringt keine wirklich neuen Erkenntnisse darüber, wer derzeit wirklich Interesse an unserer Rigaer94 hat. Möglicherweise Beulker, vielleicht ein ähnlich gestrickter Nachfolger oder eventuell auch solche Typen wie die Barclay Brothers. Der Fall ist so oder so ein Lehrstück darüber, wie die Dinge im Kapitalismus laufen. Ebenso müssen daraus Schlüsse gezogen werden, wie der Widerstand aussehen muss.
Was die Sark angeht, so müssen wir leider davon ausgehen, dass die Insel größtenteils von Spinnern bevölkert wird. Von den 600 Einwohner*innen sind die meisten wahrscheinlich gekauft und die einzige sichtbare Opposition ist der Autor des Sark Newspaper. Leider erschöpft sich sein „Widerstand“ gegen die Nutzung der Insel als Steuerparadies aber in Moral-Appellen an den Seigneur Christopher Beaumont. Ihm wäre besser geraten, sich als Direktor für ein paar der zahlreichen interessierten Limiteds herzugeben.
Ohnehin wird aus der Freundschaft des Friedrichshainer Nordkiezes mit Sark wohl nichts, da bei genauerem Betrachten die heutigen Insulaner Nachfahren einer Truppe sind, die 1565 auf Geheiß der Queen loszog, um die Insel, die zu dieser Zeit ein Hort der Piraterie war, zu stürmen und zu besiedeln. Unsere Solidarität ist da relativ klar weg. Einem Besuch steht dennoch nichts im Wege:
„Ohne jeglichen Grenzschutz, ohne professionelle Verwaltung, ohne [...] Datenerfassung, nicht mal davon, wer hier wohnt, ist Sark einzigartig in der westlichen Welt. Hinz und Kunz können hierher kommen – auch Kriminelle, die gerade aus dem Gefängnis entlassen wurden...“
Bild 1: Colin John Francis Gülle fährt einen Touristen-Omnibus; datiert auf ca. 2001
Bild 2: Sark aus der Luft
Bild 3: Colin Guilles Personalie
Bild 4, 5, 6, 7 und 8: Die Jordans Trust Company Limited
Bild 9: Formular APO1 mit der Unterschrift Gülles, wo er sich selbst zum Direktor ernennt; einzusehen beim Companies House
Bild 10: Eines der Büros ist der Sitz der Lafone Infestments Ltd.
Bild 11: Transparenz auf british
Stimmt nicht!
Die Häuser gehören immer denen die drin wohnen! Wir brauchen keine Hausbesitzer denn die Häuser gehören UNS!
gekünstelt
Das ist ein Netzwerk. z.B. hier:
http://www.checkcompany.co.uk/director/2406105/-COLIN-FRANCIS-JOHN-GUILLE
http://www.checkcompany.co.uk/director/3892431/-HUB-HOLDINGS-LIMITED
**Warum kommt der Artikel so gekünstelt rüber?**
Strategien gegen Manchesterliberale gibt es ja schon, die probiert werden.
Könnt ihr Baustadträte hinzuziehen? Crowdfunden, um den Spekulanten Materielles entgegen zu setzen?
Abwarten? Angeblich ziehen die Bauspekulanten bald weiter in die schöneren, unentdeckten Gegenden, in denen noch mehr Profit gemacht werden kann.
Danke für die Info, "trotzdem".
kunst
---kannst du dein maul halten?---
Was sollen wir mit Baustadträten und Crowdfunden? Danke, "trotzdem" für den Rat.
!
Lustiger Artikel
P.S.: Auch wenn es sich um einen ironischen Artikel handelt - ...heimatlosen Kapitalisten... - muß nicht sein oder?
Mausetot ist er
TAZ: https://linksunten.indymedia.org/en/node/215970