Neonazi-Aktivistin bildet Lehrlinge an Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum aus
Das Klinikum in Neubrandenburg trägt den Namen des Theologen Dietrich Bonhoeffer, der sich aktiv am Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligte und deshalb von den Nationalsozialisten am 09. April 1945 im KZ Flossenbürg hingerichtet wurde. Mit der Wahl dieses Namens transportiert der Klinikbetreiber eine klare Aussage zum christlichen Weltbild sowie dem eigenen Verständnis des gegenseitigen Umgangs von Menschen und trägt somit eine diesbezügliche Verantwortung.
Da passt die Beschäftigung einer der über viele Jahre aktivsten Frauen der regionalen Naziszene an der hauseigenen Berufsschule des Klinikums nicht so recht ins Bild. Nun sieht man Maria Tomzek die menschenverachtende Gesinnung nicht unmittelbar an, erfüllt sie doch vom Erscheinungsbild kein Klischee einer Neonazi-Aktivistin. Sie kommt eher altbacken und bieder daher und tritt mittlerweile mit ihrer rechten Gesinnung zumindest öffentlich nicht mehr in Erscheinung.
Die 31jährige Mutter zweier Kinder lebt mit ihrer Familie im Zentrum der Stadt und studierte an der Hochschule Neubrandenburg Pflegewissenschaften/Pflegemanagement, wo sie bereits einmal als langjähriges Mitglied der rechten Szene in der Region geoutet wurde. Nun bildet sie an der Berufsschule des DBK als Mitarbeiterin angehende Krankenpfleger*innen aus.
In dieser Funktion lehrt sie angehende Pflege(fach)Kräfte und setzt hierdurch eine zentrale Strategie der Rechten Szene um, nämlich die gezielte niedrigschwellige Einflussnahme auf junge Menschen durch die Unterwanderung von Kitas, Schulen, Sportvereinen u.s.w.
Dies muss mehr als erschrecken, schaut man sich die Bedeutung und Vernetzung von Tomzek in der rechten Szene an. Bis zu dessen Auflösung Ende 2014 gehörte sie dem Vorstand des „Kulturkreis Mecklenburg Strelitz e. V.“ an, einer Vereinigung, die vor allem mit völkischer Brauchtumspflege in Erscheinung trat aber auch für die Organisation des bis heute jährlich stattfindenden „Tollensemarsches“, einem Leistungsmarsch und einem der wichtigsten Events der völkischen Rechten Szene im Nordosten, verantwortlich zeichnete. Hierbei fungierte Tomzek als Vorsitzende des Vereins und Tanzbeauftragte, wobei der stellvertretende Vorsitzende kein geringerer als ihr langjähriger Weggefährte David Petereit war. Petereit, der mittlerweile in der Nähe von Rostock lebt und viele Jahre für die NPD im Landtag MVs saß, ist bundesweit als Teil des breiten Unterstützer*innennetzwerkes der rechten Terrorgruppe des sogenannten NSU bekannt.
Enge Verbindungen bestanden auch zwischen dem Kulturkreis und der 2009 wegen Wesensverwandtschaft zur Hitlerjugend und Nachfolge der bereits 1994 verbotenen Viking-Jugend, verbotenen Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ). Ehemalige Funktionäre der HDJ sind Tomzeks Ehemann Denis sowie Frank Klawitter, der in der Nähe von Greifswald lebt, wiederkehrend als aggressiver Chef des NPD-Ordnungsdienstes in Erscheinung trat und der Familie Tomzek bis heute freund- und kameradschaftlich verbunden ist. Der Ehemann Denis Tomzek ist ein semibekannter Neonazi-Kampfsportler, der in der Vergangenheit immer wieder wegen seiner Aktivitäten in der HDJ sowie der nationalsozialistischen „Bruderschaft“ Hammer Skin Nation (HSN) Gegenstand aufgeregter Diskussionen um Neonazis in der Mixed-Martial-Arts-Szene war.
Im Gegensatz zu ihrer aktuellen „Unauffälligkeit“ trat Tomzek vor der Gründung des Kulturkreis wiederkehrend bei rechten Aufmärschen in Erscheinung. So demonstrierte sie z. B. 2003 in Peenemünde (Foto) gegen die vielbeachtete Wehrmachtssaustellung und trug das Fronttransparent der ebenfalls verbotenen Mecklenburgischen Aktionsfront (MAF) im Rahmen der Kampagne „Opa war in Ordnung“, mit der Neonazis versuchten die deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg zu verharmlosen. Im Jahr 2007 nahm sie außerdem selbst am von David Petereit maßgeblich organisierten "Leistungsmarsch" um den Tollensesee teil und versuchte 2004 in Neubrandenburg -auch wieder zusammen mit David Petereit- eine Demonstration gegen Harz 4 zu unterwandern (Foto).
Betrachtet man die Vita der jungen Frau wird deutlich, dass sie von früher Jugend bis ins Erwachsenenalter Aktivistin der Neonazi-Szene und zunehmend mit rechten Netzwerke, verbotenen Organisationen und hochrangigen Kadern der Szene verquickt ist. Bei ihrer jetzigen Beschäftigung ist zu bedenken, dass sie als Mitarbeiterin aktiv die Berufsschule und das Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum repräsentiert. Ein unerträgliches Beispiel, wie Neonazis unerkannt in soziale und Bildungsberufe drängen. Eine dermaßen gefestigte neonazistische Einstellung ist keine Sache, die in einer politischen Blase verbleibt ohne sich auf das Privat- und Arbeitsleben auszuwirken oder, die man plötzlich abstreifen kann. Es handelt sich um eine ganzheitliche und bestimmende Ideologie, die das Denken und Handeln in allen Bereichen bestimmt und ihre Träger für soziale und Erziehungsberufe disqualifiziert.
Die Verantwortung die sich aus dem Namen des Klinikums ergibt, erfordert vom Betreiber sich mit dieser Thematik angemessen auseinander zu setzen, Diskurse anzuregen, klare Positionen zu beziehen und menschenfeindlichen Bestrebungen entgegen zu wirken.
Kommando Dr. Stefan Frank
Das wirklich schlimme ist...
das schaffende Menschen in den Dreck gezogen werden von Feiglingen, die ihre Kritik nicht mal selbst vorbringen können und sich hinter Pseudonymen verstecken. Wer recht hat, kann auch Gesicht zeigen.
unreflektiert
"Wer recht hat, kann auch Gesicht zeigen"
> Warum denn? Wie kommt man auf so einen Gedanken?
"Das wirklich schlimme ist, das (SIC!) schaffende Menschen in den Dreck gezogen werden"
> Warum? Ist Kritik also illegitim, sobald sie sich auf jemanden richtet, der "schafft"?
Die Kommunisten
zeigten vor der Machtübernahme Hitlers so ziemlich als einzige Gesicht. Sie hatten rückblickend in allem Recht und wurden wohl genau deshalb auch als erste ausgeschaltet.
Kritik ficht (Neo)nazis sowieso nicht, da sie in ihrer geschlossenen Ideologie gefangen sind. Insofern ein sehr gutes Konter, aber wohl vergebens. Alles Verräter außer Opa !