In Freiburg fehlen Fahrradparkplätze. Jetzt nimmt die Stadt die Fläche vor dem Mensagarten ins Visier – eine der letzten Grünflächen in der Innenstadt und der Ort, wo sich an lauen Sommerabenden Paare zum Tanzen treffen.
Die Stadtverwaltung sieht in der Freiburger Innenstadt einen hohen 
Bedarf an Stellplätzen für Fahrräder. Da die Bügel vor der 
Universitätsbibliothek nach der Umgestaltung des Rotteckrings wieder 
wegkommen, sucht das Garten- und Tiefbauamt (GuT) bereits mit Hochdruck 
nach Alternativen. Dabei ist vor allem die als Tango-Brunnen bekannte 
Fläche vor dem Mensagarten in den Fokus der Verkehrsplaner gerückt. Ob 
dort ein Rad-Parkhaus Sinn macht, soll eine Machbarkeitsstudie zeigen. 
Tanzgruppen, die den Brunnen im Sommer nutzen, sind wenig begeistert.
Ob argentinische Tango-Klänge oder brasilianische Forró-Rhythmen: Der 
aus Kostengründen seit Jahren stillgelegte Brunnen vor dem Mensagarten 
ist im Sommer ein beliebter Treffpunkt von Tanzgruppen. Wie lange noch, 
ist fraglich. Denn gemeinsam mit der Universität und dem Landesbetrieb 
Vermögen und Bau Baden-Württemberg hat die Stadt die Fläche mit dem 
sogenannten Tango-Brunnen als Option für fest installierte 
Fahrradparkplätze ins Auge gefasst. Das bestätigte Cornelia Lutz, 
stellvertretende Leiterin des GuT, auf BZ-Nachfrage. "Wir sind noch in 
einer ganz jungen Phase der Projektüberlegungen", sagte sie und betonte:
 "Der Alleegarten ist ein hochsensibler Raum. Damit müssen wir behutsam 
umgehen." Die französische Festungsanlage aus dem 18. Jahrhundert mit 
der Ende des 19. Jahrhunderts von Berthold Knittel errichteten 
Brunnenanlage in einem romantisch idealisierenden Landschaftsbild sei 
von historischer Bedeutung. "Das einfach platt zu machen, ist nicht 
unsere Intention", sagte Lutz.
				
				
Es gehe um das Abwägen von Interessen. Im Umfeld der Uni sei ein hoher 
Bedarf an Stellplätzen erkennbar. "Wir überlegen, wie man dem gerecht 
werden kann", sagt Lutz. Nach Zählung der GuT-Abteilung Verkehrsplanung 
gibt es rund 9000 feste Fahrradparkplätze in Freiburg – 6430 davon im 
Zentrum, sagt Abteilungsleiter Hans-Georg Herffs. Speziell dort suche 
man immer wieder freie Flächen, um weitere Bügel anzubringen, auch auf 
Privatgrundstücken – jedoch mit mäßigem Erfolg. Oft sei unklar, wo 
städtische Flächen enden und Grundstücke des Landes anfangen. Das 
betreffe vor allem das Gebiet um die Universität. Zwar gebe es die 
Fahrradgarage im UB-Keller, die laut Referentin Nadine Keßler im Winter 
und bei Regenwetter gut genutzt werde.
Den akuten Handlungsbedarf zeige die tägliche Nutzung der 300 Bügel 
zwischen UB und Kollegiengebäude I, die wegfallen, sobald die 
Straßenbahn dort rollt. Rund 2000 weitere Stellplätze will die Stadt. 
"Wir tun uns nicht leicht mit dem Thema", sagt Herffs und fügte hinzu: 
"Es gibt natürlich gute Gründe, die Fläche mit dem Brunnen nicht 
anzutasten." Dabei denke er an den Denkmalschutz, aber auch die 
Tanzveranstaltungen. In Kürze soll laut Lutz vom GuT ein Büro damit 
beauftragt werden, den Platz ergebnisoffen zu betrachten. Diese 
Machbarkeitsstudie durch einen Landschaftsplaner oder Freiraumgestalter 
soll zeigen, ob die Anlage überhaupt für einen überdachten 
Fahrradparkplatz infrage komme. Sollte das der Fall sein, könne man an 
eine Vergabe an Architekten denken und erste Pläne im Bau- und 
Verkehrsausschuss präsentieren, sagt Herffs.
Tanzgruppen, die den im Zweiten Weltkrieg zum Teil zerstörten Brunnen 
nutzen, zeigen sich von den Überlegungen der Stadt enttäuscht. "Hier 
wird ein Stück Kultur bedroht, das sich über Jahre ohne Zuschüsse 
etabliert und den Platz aufgewertet hat", sagt einer der regelmäßigen 
Tänzer. Das sehe man schon daran, dass neben Tango mittlerweile unter 
anderem auch Salsa, Forró, Lindy-Hop oder Kizomba getanzt werde und 
immer mehr Leute einfach nur zuschauen. "Wenn der Brunnen platt gemacht 
werden sollte, wehren wir uns", sagt eine andere Tänzerin, die seit 2011
 dabei ist.
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Kommentar der BZ
Kommentar Fahrradparkplätze sind wichtig - aber Grünflächen auch
Stellplätze für Räder sind in der Fahrradstadt Freiburg wichtig. Keine Frage. Doch dass die Verkehrsplaner bei der Suche danach auf die einzige städtische Grünfläche kommen, die außer dem Colombipark noch übrig ist, muss doch nicht sein.
Freiburg ist Fahrradstadt und will das auch bleiben. Dafür sind neben Radwegen auch Stellplätze nötig. Daran besteht kaum Zweifel. Gerade rund um die Uni parken die Räder zu Spitzenzeiten kreuz und quer. Das ist nichts Neues, und dieser Fahrrad-Wildwuchs wird sich selbst dann nicht völlig in Luft auflösen, wenn die Stadt es schaffen sollte, Platz für 2000 Bügel mehr zu finden. Denn Radler parken, nicht nur in Freiburg, ganz nach dem Motto: Je näher, desto besser. Doch dass die Verkehrsplaner bei der Suche nach einem attraktiven Ort für Radstellplätze auf die einzige städtische Grünfläche kommen, die außer dem Colombipark noch übrig ist, muss mit Argusaugen betrachtet werden. Denn die Brunnenanlage am historischen Alleegarten, der vielen nur als Mensagarten bekannt ist, gehört seit Jahrhunderten zum Stadtbild. Dass dort der Denkmalschutz ein Wörtchen mitzureden hat, ist gut so. Hinzu kommt, dass der Platz seit Jahren das kulturelle Leben der Stadt bereichert. Die Tanzabende sind nicht nur bei Tänzern beliebt, sondern auch bei Touristen und Nachtschwärmern. Von Ruhestörung und Lärmbelästigung, wie an anderen Plätzen, ist man hier weit weg. Statt einen Radparkplatz anzulegen, sollte die Stadt den Ort aufwerten, etwa mit einem Tanzpavillon. Einen besseren Ort dafür gibt es in der Innenstadt nicht.