linksunten Archiv

Nachdem in der Nacht vom 17. auf den 18. Februar 2017 ein Mitglied der „Identitären Bewegung“ in Lübeck auf einen Antifaschisten einstach und diesen verletzte, konnten Antifaschist_innen den Täter identifizieren. Nach übereinstimmenden Aussagen haben mehrere Antifaschist_innen unabhängig voneinander den in Kiel lebenden Volker Zierke als Täter benannt. Bereits nach dem Angriff wurde eine detaillierte Täterbeschreibung veröffentlicht, welche Zierke als möglichen Täter nahelegte. Durch unveröffentlichtes Bildmaterial konnte Zierke im weiteren Verlauf der Recherchen zweifelsfrei als Täter identifiziert werden.

• Zur Person Volker Zierke

Der im Jahr 1992 geborene Volker Zierke wuchs in Pleß in einer Gemeinde im bayerischen Landkreis Unterallgäu bei Memmingen auf. Nach seinem Abitur am Marianum Buxheim Gymnasium, wo Zierke zum Schülersprecher gewählt wurde, begann er ein Studium in Augsburg im Bereich Literaturwissenschaften.

Nach seinem Umzug nach Kiel geriet Zierke in den Fokus antifaschistischer Recherchen. Neben der bereits 2013 gegründeten „Identitas Nord“, welche später zur „Identitas Gemeinschaft“ umbenannt wurde, scheint sich eine weitere Struktur der „Identitären Bewegung“ im Raum Schleswig- Holstein etabliert zu haben. Volker Zierke ist nicht eng an die Ostholsteiner Gruppe angebunden. Am 20. Januar 2017 reiste er unter anderem mit Gerhild und Irmhild Sawallisch zum „Identitären Gemeinschaftswochenende“ nach Thüringen.

In seiner Freizeit beschäftigt sich Zierke mit „Überlebenstraining“, Waffen, Panzern, Geschichte der Waffen-SS und anderen militärischen Themata was unter anderem mehrere hundert von ihm mit „gefällt mir“ markierte Bilder in sozialen Netzwerken belegen. Vermutlich aufgrund seiner Waffenaffinität schreibt Zierke als Experte für  Schusswaffen bei der extrem rechten „Lesen und Schenken Verlagsgesellschaft“, welche von Martensrade im Kreis Plön bei Kiel aus agiert. Über den Verlag von Dietmar Munier werden verschiedene bekannte neonazistische, NS-relativierende Schriften herausgegeben, dazu gehört etwa „Zuerst!“, „Deutsche Militärzeitschrift“ (DMZ) und „Der Schlesier“. Volker Zierke schrieb unter anderem die Artikel: „Im scharfen Schuß – Test des legendären Dragunow-Scharfschützengewehrs“, sowie „Kampf gegen das Verbrechen – Die Scharfschützen der deutschen Polizei“. Beide Artikel erschienen im Januar 2016 in einer Sonderausgabe der DMZ. Bei der Neonazi-Zeitung „Zuerst!“ schrieb Zierke einen rassistischen Hetz-Artikel, der ein Endzeitszenario heraufbeschwört, ausgelöst durch Menschen, die über das Mittelmeer flüchten.

• Die Lüge der Gewaltfreiheit

Dass die „Identitäre Bewegung“ kein Sammelbecken unschuldiger Kinder ist, zeigt nicht zuletzt diverses Bild- und Videomaterial, welches die Gruppierung gekonnt in Szene setzt. Bereits in den ersten Monaten nach Gründung stellte die Ostholsteiner Gruppierung der „Identitas Gemeinschaft“ Material online, welches Mitglieder der „Identitären Bewegung“ bei selbstorganisierten Kampfsportübungen und Boxveranstaltungen zeigt. Es liegt auf der Hand, dass solche Veranstaltungen nicht nur der Freizeitbeschäftigung dienen. Antifaschistische Recherchen ergaben, dass sich die „Identitäre Bewegung“ intensiv mit dem Kampf auf der Straße nach dem Vorbild von „Wehrsportgruppen“ auseinandersetzt. Zudem ist ein Großteil der im Norden lebenden IBler bewaffnet und geht nicht ohne (Stich)-Waffe aus dem Haus.

Es ist also kein Zufall, dass Volker Zierke in der Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner ein Messer zu Hand hat, dieses gekonnt einsetzen kann und die Bereitschaft hat zuzustechen. Als Waffennarr und Publizist über Schusswaffen muss ihm bewusst sein, dass beim Gebrauch von Stichwaffen der Tod seines Gegners billigend in Kauf genommen wird. Volker Zierke hat folglich in Tötungsabsicht gehandelt. Die oftmals publizierte Phrase einer gewaltfreien Bewegung kann hier entschieden widerlegt werden. Uns muss bewusst werden, dass es sich bei der „Identitären Bewegung“ um eine gewaltbereite, extrem rechte Gruppierung handelt, die schon seit Jahren den Kampf auf der Straße trainiert und die auch in der Lage ist, dies umzusetzen.

Antifaschistische Koordination Lübeck