"Es ist vorbei" ist dieser Tage von vielen Menschen in Gambia zu hoeren. Die 22 Jahre, in denen Diktator Jammeh das Land mit (militaerischer) Gewalt regiertein denen unzaehlige Menschen verschwanden, oft ohne Urteil ins Gefaengnis kamen, wo viele gefoltert und ermordet wurden und manche bis heute verschollen sind, gehoeren der Vergangenheit an. "Nun haben wir Demokratie", nun ist es an der Zeit, das "neue Gambia" zu gestalten: Das ist eine weit verbreitete Meinung in Gambia.
Es hat einige Zeit gedauert, bis der nicht mehr erwuenschte Diktator sich dazu hinreissen liess, das Land zu verlassen. Er befindet sich verschiedenen Quellen zu Folge als Fluechtling in Malabo, der Hauptstadt von Guinea Ecuatorial, gelegen in Zentralafrika, wohin er sich nach laengeren Verhandlungen mit dem Praesidenten von Guinea Conakry und Mauretanien abgesetzt hat. Samt Familie und einigen seiner Getreuen hat er mittels Flugzeug das Land verlassen. Mit Guinea Ecuatorial suchte sich Jammeh ein Land aus, das vom autoritaeren Herrscher Teodoro Obiang Nguema Mbasogo seit 1979 regiert wird und wo Menschenrechte kaum Bedeutung haben. Aufgrund von Oelvorkommnissen ist das Land reich, doch der Reichtum befindet sich in den Haenden einiger weniger, waehrend der Grossteil der Bevoelkerung in Armut lebt. Korruption steht auf der Tagesordnung.
Jammeh, der ehemalige Dikator, befindet sich im Exil bei einem der schlimmsten Diktatoren Afrikas. Morde, Entfuehrungen, willkuerliche Verhaftungen, systematische Folter von Gefangenen, lebensbedrohliche Zustaende in den Gefaengnissen und Isolationshaft bei gleichzeitiger Straffreiheit fuer die Schergen des Diktators erinnern an die vergangenen zwei Jahrzehnte in Gambia.
Dort, in Gambia hatte Jammeh kaum noch Unterstuetzung aus der Bevoelkerung, und selbst Militaer und Polizei verweigerten ihm am Ende grossteils die Gefolgschaft. Zwar weinen ihm immer noch ein paar Leute nach und gelegentlich sind Menschen mit Jammeh T-Shirts auf den Strassen zu sehen, doch dies wird wohl bald Geschichte sein. Die Menschen in Gambia haben entschieden, dass sie genug vom Diktator haben, der 1994 in einem militaerischen Putsch die Macht uebernahm und seither das Land regierte. Die Korruption, die er anfangs vorgab bekaempfen zu wollen, ist nach wie vor praesent in Gambia. Der Ex-Praesident und Diktator hatte die Bevoelkerung ueber Jahre hinweg ausgebeutet, um sich selbst und ein paar seiner Freund_innen ein luxurioeses Leben zu ermoeglichen. Jammeh fluechtete als reicher Mann, hat Liegenschaften und Geld in verschiedenen Laendern. Doch in Gambia hat er ausgedient - ein Umstand den er bis zuletzt nicht wahr haben wollte.
Die Leute sagten klar und deutlich, und dies seit laengerer Zeit: "Jammeh muss weg!" Um dies zu erreichen bildeten sieben Oppositionsparteien im vergangenen Jahr ein Koalition mit dem gemeinsamen Praesidentschaftskanditaten Adama Barrow. Und dieser wurde am 1. Dezember 2016 zum neuen Praesidenten gewaehlt. Fast zwei Monate spaeter, am 26. Jaenner, wird er aus dem Senegal nach Gambia zurueck kehren, wo er auf den Ruecktritt Jammehs wartete. Auf Barrow und die gesamte Koalition wartet viel Arbeit. Es ist zu hoffen, dass die Menschen in Gambia sich an diesem Prozess beteiligen und eine Demokratie von unten entsteht, in der die Menschen ihre neu gewonnenen Freiheiten wahr nehmen.
Die Freiheit geniessen und das Leben gestalten, zum Alltag zurueck kehren und gleichzeitig auf Veraenderungen hin arbeiten. Das ist das Gebot der Stunde. Es gibt viele Baustellen, die anzugehen sind. Die wichtigsten Wirtschaftssektoren im stark vom Import abhaengigen Land sind die Landwirtschaft und der Tourismus.
Der Tourismus, der vor allem waehrend der Saison von November bis April von grosser Bedeutung ist, litt durch das Herumgetuhe Jammehs. Nach Erklaerung des Ausnahmezustandes am 17. Jaenner wurden dei meisten der Tourist_innen evakuiert. Und dadurch verloren viele Leute veruebergehend ihr Einkommen. Es ist zu hoffen, dass sich nach den nunmehrigen Veraenderungen viele Menschen auf den Weg nach Gambia machen, um hier ihren Urlaub zu geniessen - und dabei nicht vergessen, dass die Menschen im Land dringend Unterstuetzung brauchen. Denn die oekonomische Situation ist nach wie vor sehr schlecht. Viele Menschen koennen sich keine ausreichende Ernaehrung leisten.
Die neue Regierung hat sich viele Ziele gesetzt, vor allem auch um die oekonomische Situation im Land zu verbessern. Es ist die Frage, wie schnell dies gelingt und ob die Leute genuegent Geduld aufbringen, um die Veraenderungen abzuwarten. Doch eines ist sicher: Das Leben in Gambia hat sich veraendert. Die Leute geniessen die Freiheit - und blicken positiv in die Zukunft.
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danke
danke für die berichterstattung. sehr interessant!
Doch etwas naiv?
Es ist ja gut, dass hier eine/r aus Gambia berichtet. Der Bericht liest sich jedoch wie eine Verlautbarung des neuen Präsidenten Barrow. Es ist erfreulich, dass es gelungen ist, Jammeh los zu werden. Aber reicht es wirklich, den Kopf auszutauschen? Ändert sich dadurch das System? Mir ist auch immer unwohl, wenn eine/r so genau weiß, was "die Leute" denken. Die Leute sollen jetzt Geduld aufbringen, "um die Veraenderungen abzuwarten" - weil sich also vorerst nichts ändern wird. Die Situation in Gambia wird von geflüchteten Menschen aus Gambia sehr kontrovers diskutiert, z.B. auf einer Fachtagung des Flüchtlingsrates Baden-Württemberg, siehe: http://www.beobachternews.de/2017/01/26/gambia-ist-noch-immer-kein-siche...
Der Bericht ist in dieser Form eine Steilvorlage für das BAMF und für Abschiebungen nach Gambia in eine ungewisse Situation.
Es haengt von der neuen Regierung ab, ...
... ob sie auf den Menschenhandel der EU eingeht und Abschiebungen zustimmt. Dass die europaeischen Behoerden versuchen und versuchen werden, Menschen nach Afrika abzuschieben, ist klar. Dass die Situation im Gambia keineswegs sicher ist, muss festgehalten werden. Denn derzeit ist Gambia militaerisch besetzt - offiziell um die Sicherheit des neuen Praesidenten bzw. der neuen Regierung zu garantieren.
Wie schnell es in Gambia zu Veraenderungen kommt, wird sich zeigen. Doch eine neue Regierung allein wird die Welt nicht von heute auf morgen aendern. Fuer die Menschen in Gambia sind jedenfalls wesentliche Veraenderungen spuerbar, die mit dem Ende der Militaerdiktatur einhergehen. Und genau das ist wichtig festzuhalten.
Bezueglich der Diskussionen ueber zur Situation in Gambia in Deutschland (bzw. der EU): Vielleicht ist es moeglich, einen kleinen Einblick zu geben?
In Gambia sind die Menschen happy, zur Ankunft des neuen Praesidenten tanzten wieder Zehntausende. Es waren wohl weniger als am 2. Dezember, dem Tag als das Wahlergebnis bekannt gegeben wurde und klar war, dass das Ende Jammehs naht.