Nürnberg: Demonstration "Fluchtursachen bekämpfen" - Bericht, Links und Bilderstrecke

Demo am 29.10. in Nürnberg. Gemeinsames Fronttransparent

Die Kampagne "Fluchtursachen bekämpfen" des gleichnamigen Bündnisses fand am 29.10. mit einer starken und solidarischen Demonstration in Nürnberg ihren vorläufigen Höhepunkt. Etwa 1800 Menschen zogen bei bestem Herbstwetter lautstark und mit einer gelungenen Außenwirkung zum Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. (Einen ersten Bericht mit Bildern findet ihr hier)

Die Auftaktkundgebung begann um 14 Uhr in der Nürnberger Innenstadt, nachdem viele TeilnehmerInnen sich vorher an Spontandemonstrationen beteiligt hatten. In sehr zahlreichen Reden setzten das Bündnis und viele der aufrufenden Organisationen ihre Inhalte gegen den Rechtsruck, rassistische Hetze und die Abschottungspolitik in Europa, gegen die menschenfeindliche deutsche Asylpolitik und gegen imperialistische Kriege. Ein Thema, das sich durch viele der Reden zog, war eine deutliche Absage an den Versuch, Geflüchtete und Nichtgeflüchtete gegeneinander auszuspielen und uns zu spalten. Die RednerInnen stellten die Notwendigkeit heraus, uns in unseren Kämpfen aufeinander zu beziehen, gegenseitig zu stärken und praktisch solidarisch zu sein. Die außergewöhnlich gemischte Zusammensetzung der Demonstration zeigte, dass an diesem Tag in Nürnberg ein richtiger Schritt in genau diese Richtung getan wurde.

 

Ein sehr starker Frauenblock (vorne in der Demo) war während des gesamten Zuges zum BAMF äußerst wahrnehmbar, kämpferisch und laut. Die Stimmung im antikapitalistischen Block dahinter war größtenteils ebenfalls kämpferisch, allerdings hätten viele dort gerne ebensoviele Parolen gerufen wie der Frauenblock. Manche TeilnehmerInnen äußerten aber, dass eben dies durch etwas viel Musik vom Lauti teils erschwert wurde. Alle Teile der Demonstration waren erfreulich bunt zusammengesetzt. Junge, Alte, Menschen aus allen Teilen der Welt: Alle zeigten ihr aktives Interesse daran, eine gemeinsame Botschaft solidarisch zum Ausdruck zu bringen.

 

Am Rande einer sehr lang geratenen Zwischenkundgebung beim Aufsessplatz kam es zu offenbar geplanten Provokationen durch türkische FaschistInnen. Diese zeigten den Gruß der "Grauen Wölfe" und beleidigten DemonstrationsteilnehmerInnen. Manche der Provokateure zeigten Bilder ihres Idols Erdogan und bedrohten OrdnerInnen. Die KundgebungsteilnehmerInnen reagierten auf die Aktionen der FaschistInnen lautstark und besonnen. Schließlich entfernten sich die türkischen Rechten, nachdem zum Verlassen der Kundgebung aufgefordert worden waren, und setzten ihre Wolfsgrußshow in einiger Entfernung hinter Polizeireihen fort.

 

Die Polizei selbst hielt sich zwar im Hintergrund, begleitete die Demonstration aber in Parallelstraßen und machte ausgiebig Foto- und Videoaufnahmen. Am BAMF waren lose Polizeireihen hinter Hamburger Gittern postiert. Dort fand die Demonstration nach vier anstrengenden, aber größtenteils erfreulichen Stunden ihr Ende.

 

Auf der Konferenz von "Fluchtursachen bekämpfen" am 30. Juli hatten bereits viele beteiligte Organisationen geäußert, dass sie die Arbeit des Bündnisses nach der Demo am 29. Oktober weiterführen wollen. Wir wollen weiterhin dazu beitragen, eine Linke zu schaffen, die ihre Routinen verlässt - eine Linke, die in offensiver Weise den Herausforderungen dieser Zeit gerecht wird und viele Menschen erreicht.

Wir freuen uns auf die solidarischen Kämpfe der Zukunft – Gemeinsam gegen Imperialismus, Krieg, Rassismus, Sexismus und Ausbeutung.

 

 

Links zur Berichterstattung:


Neues Deutschland

 

Artikel in den Nürnberger Nachrichten


Bilderstrecke der Nürnberger Nachrichten

 

Beobachter News

(Sehr lesenswerter Artikel mit guter Bilderstrecke)

 

Lustige Verunglimpfung im bayerischen Fernsehen


Interview mit Radio Z 

 

 

 

Für die Fotos dieser Bilderstrecke bedanken wir uns bei Khrystyna Jalowa

 

www.fluchtursachen.tk

facebook.com/fluchtursachen

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Rede des Bundes sozialistischer Frauen (SKB) auf der Zwischenkundgebung der Demo "Fluchtursachen bekämpfen":

 

Frauen aller Länder - Vereinigt euch!


Heute wurden in vielen Reden die Fluchtursachen benannt. Wir reden jetzt über uns, über nichts weniger als die Hälfte der Menschheit. Heute haben wir als Frauen aufgerufen, um die brennendsten und grausamsten, die wichtigsten und die am meisten übersehenen Probleme der Flucht aufzuzeigen. Wir laufen heute als Frauen in den ersten Reihen, wir organisieren uns heute in unserem eigenen Block. Wir zeigen unsere Stärke und das ist erst der Anfang.
Wir stehen heute Seite an Seite, Frauen aus unzähligen Ländern, aus den verschiedensten Gründen zusammen. Die meisten von uns, sprechen nicht einmal dieselbe Sprache, aber wir sehen, dass unsere Schmerzen die gleichen sind. Diese Schmerzen können wir nur überwinden wenn wir Frauen Solidarität aufbauen.
Der Feind ist uns bekannt. Heute erleiden wir die Angriffe des ipeialistischen-kapitalistischen Herrschaft. Die herrschende Klasse der imperialistischen Globalisierung verursacht jeden Tag Massaker, Frauenmorde, Vergewaltigung. Wenn wir heute hier als Frauen stehen, vergessen wir nicht unsere yezidischen Schwestern, die versklavt, vergewaltigt, ermordet werden. Wir vergessen die geflüchteten Frauen nicht, die überall unter den schwierigsten Bedingungend der Flucht, auch der patriarchalen Gewalt ausgesetzt sind. Wir vergessen nicht, wie jeden Tag Frauen Opfer von Gewalt werden, wie sie verachtet und ihr Lebensrecht abgesprochen wird. Der IS ist eines der widerlichsten Beispiele der Frauenverachtung. Wir vergessen nicht, dass  in dieser Gesellschaft der Körper der Frau zur Ware gemacht wird und sie zum Objekt patriarchaler Gelüste gemacht wird. Das Recht der Selbstbestimmung über den Körper wird uns abgesprochen. Noch immer müssen wir nach all den Jahren unser grundlegendstes Recht der Abtreibung verteidigen.
WIr verstehen, dass die Gewalt von diesem System mit all seinen Mitteln produziert wird. Um die Gewalt wirklich aufzuhalten, müssen wir das System aufhalten.
Um den Willen der Frau zu brechen, werden täglich neuen Sklavenmaßnahmen erlassen.
Wir sind durch Angst und Gewalt geprägt, aber unsere Antwort ist WIderstand und Selbstverteidigung. Wir haben den tagtäglichen Krieg der gegen uns Frauen ausgerufen wurde den Kampf angesagt.
Wir sagen nicht, dass wir unsere Rechte wollen - WIR FORDERN SIE.
Wir fordern, was uns zusteht. Wir fordern ein freies, gleichberechtigtes und glückliches Leben.
Wir wollen die Straßen.  Wir wollen Leben!
Wir wollen das Leben in vollen Zügen leben und all der Unterdrückung, Ungerechtigkeit und all den Grenzen unserer Selbstverwirklichung den Kampf ansagen.
Wir müssen uns überall einmischen: Auf der Straße, in den Lagern, in den Heimen, in unseren Herkunftsländern organisieren. Wir müssen erzählen, warum wir unsere Länder verlassen, warum wir über Grenzen kommen müssen und all das in Kauf nehmen.

Liebe Schwestern,
die Gewalt die auch nur eine Frau erleidet, erleiden wir alle! Ein Angriff auf eine Frau, ist ein Angriff auf alle Frauen.
Nein zu sagen im 21. Jahrhundert, ist der erste Schritt unsere Entscheidungen selbst in die Hand zu nehmen. Doch das ist erst der Beginn für uns.
Wir wollen nicht nur Gesetze ändern, wir wollen sie selber machen! Wir wollen nicht nur, dass die Gewat gestoppt wird, wir werden sie selber aufhalten.
Wir werden gemeinsam eine Atmosphäre schaffen, in der sich keiner mehr trau, unsere Grenzen zu missachten, uns Gewalt zuzufügen.
Für uns heißt Fluchtursachen bekämpfen, eine Welt ohne Gewalt zu schaffen. Also eine Welt frei von Imperialismus und Patriarchat.
Wir werden mitunserer ganzen Energie für ein freies, gerechtes Leben kämpfen und den Sozialismus aufbauen.
Hoch die internationale Frauensolidarität!