Wir rufen für den 22. Oktober 2016 zur Demonstration auf! (English version).
Berlin,
 U-Bhf Turmstrasse, 22.10.2016, 14:00 - 18:00 Uhr // Stop Deportation - 
stoppt Abschiebungen nach Pakistan, stoppt Dublin-III-Abschiebungen nach
 Ungarn, stoppt alle Abschiebungen!
Die
 Berliner Initiative „Stop Deportation Group“ solidarisiert sich mit 
pakistanischen Flüchtlingen und mit Flüchtlingen die von den 
Dublin-III-Verordnungen betroffen sind.
Der Streckenverlauf: U-Bhf Turmstraße - Pariser Platz (siehe Anhang).
Die
 Europäische Union plante Ende 2015, tausende pakistanische Flüchtlinge 
abzuschieben, um Platz für „legitime“ Migrant_innen zu machen. Nun 
scheint Deutschland diese Praxis unter Hochdruck anzuwenden: Flüchtlinge
 aus Pakistan werden in Charterflüge gesetzt, in die Türkei ausgeflogen 
und von dort nach Islamabad/Pakistan abgeschoben. 
Deutsche
 Behörden missachten das Grundgesetzt in Asylverfahren, um ihre eigene 
Agenda zu verfolgen. Die Berliner Gruppe "Stop Deportation Group" 
demonstriert gegen programmatische Abschiebungen, ohne dass die 
Geflüchteten angehört werden und ohne dass ihnen ein rechtmäßiges 
Asylverfahren zuteil wird. Wir verlangen, dass alle Asylverfahren 
rechtmäßig durchgeführt werden! Nicht nur pakistanische Flüchtlinge 
leiden unter dem Missbrauch durch die Behörden. Pakistanische 
Flüchtlinge sind jedoch besonders gefährdet, da ihnen im Falle einer 
Abschiebung Staatswillkür und Gefängnis drohen.
Wir, die Gruppe "Stop Deportation", möchten zunächst auf folgende, aktuelle Probleme aufmerksam machen:
1.
 Pakistanische Flüchtlinge besitzen das Recht auf ein ordnungsgemäßes 
Interview, in dem sie detailliert ihre Fluchtmotivation darlegen können.
 In vielen Fällen wird ihnen dieses Recht durch die deutschen Behörden 
verwehrt.
2.
 Nach der Deportation droht den Geflüchteten in Pakistan Inhaftierung, 
bloß weil sie das Land verlassen haben, um in einem anderen Asyl zu 
suchen.
Als
 geflüchtete Person besitzt man das Recht auf ein Interview im Laufe des
 Asylverfahrens. Das Interview ist die einzige Chance für die 
Schutzsuchenden, um die Historie und Beweggründe ihrer Flucht zu 
beschreiben. Daher ist das Interview von größter Bedeutung für das 
Asylverfahren. Uns sind Fälle bekannt, in denen dieses Interview nicht 
stattfinden konnte. Einige Geflüchtete erhielten die Benachrichtigung 
etwa nach dem angesetzten Termin oder wurden zum Zeitpunkt des Termins 
ohne weitere Informationen weggeschickt. Daraufhin erhielten sie die 
Aufforderung, das Land binnen weniger Tage zu verlassen, da sie den 
Termin des Interviews nicht wahrgenommen hätten. Einsprüche hiergegen 
werden ignoriert – selbst dann, wenn die Heimleitung die Geflüchteten in
 ihrer Aussage über verspätete Mitteilung des Interviewtermins 
unterstützt.
Dabei
 droht den Geflüchteten in ihrer Heimat Pakistan die Willkür der 
staatlichen Ermittlungsbehörde (UN 2003) und bei Missachtung des 
Strafgesetzes die sofortige Inhaftierung (Art.123-A & Passport Act 
1974 -3). Laut diesem ist es Bürger_innen nicht gestattet, das Land ohne
 gültigen Pass und Visum zu verlassen: „No Citizen of Pakistan shall […]
 visit a foreign country unless his passport is valid for such country. 
[…] A citizen of Pakistan who is of the age of twelve years or more 
shall be punishable with imprisonment […]“. Wenn aber Menschen eines 
Landes fliehen, dann auf allen denkbaren Wegen und ohne die Erlaubnis 
und das entsprechende Visum einzuholen.
„Menschen
 ihres im Grundgesetz verankerten Rechts auf Asyl und des Rechts auf ein
 angemessenes Verfahren zu beschneiden, um „Platz zu machen“ und so 
Schutzsuchende gegeneinander auszuspielen, ist nicht hinnehmbar!
Menschen
 in ein Land abzuschieben, in welchem ihnen die Willkür und mögliche 
Inhaftierung drohen (das bedeutet Gefahr für ihr Menschenrecht auf 
Gesundheit und Freiheit), ist nicht hinnehmbar!
3.
 Wir demonstrieren außerdem gegen die Dublin-III-Verordnung, nach 
welcher deutsche Behörden immer noch Abschiebungen in Länder wie Ungarn 
vollziehen. In Ungarn müssen Geflüchtete Inhaftierung, staatliche 
Willkür und Kriminalisierung über sich ergehen lassen. Die Geflüchteten 
müssen oft in menschenunwürdigen Zuständen leben. 
Deswegen
 wollen wir eine Kundgebung im Rahmen der Demonstration vor der 
Ungarischen Botschaft durchführen. Während der Kundgebung möchten wir 
auf die jüngsten Repressionen gegen Geflüchtete in Ungarn aufmerksam 
machen und die Kriminalisierung von Flucht anprangern. Wir demonstrieren
 gegen die Kriminalisierung der "Röszke 11", Geflüchtete die im 
September 2015 in Ungarn verhaftet wurden.
Im
 September errichtete Ungarn einen Zaun entlang der Grenze zu Serbien. 
Ungarn veränderte das Gesetz und erklärte das Überqueren des Zauns für 
"illegal". 10 der 11 Geflüchteten wurden demzufolge wegen "illegaler 
Grenzüberschreitung" und der "Teilnahme an einem Massenaufstand" vor dem
 ungarischen Gericht in Szeged im Juli 2016 verurteilt. Wir 
solidarisieren uns mit Yamen, Kamel, Farouk und Ahmed, die immer noch in
 Ungarn im Gefängnis sitzen. Sie alle müssen umgehend frei gelassen 
werden! 
Ahmed
 H. wird nun in einem weiteren Verfahren des "Terrorismus" angeklagt. 
"Illegale Grenzüberschreitung" und "Teilnahme an einem Massenaufstand" 
werden ihm nun als direkte Drohung gegen den ungarischen Nationalstaat 
ausgelegt. So macht die ungarische Regierung Geflüchtete zu 
"Terroristen" - zu ihren "Staatsfeinden" im Besonderen und gleichzeitig 
zu Feinden eines "zivilisierten" Europas im Allgemeinen.
Den
 realen Hintergrund für die Rözke-Verhandlungen bildet ein Europa, das 
sich hinter einem ganzen Bollwerk aus militarisierten Grenzen 
verschanzt. Paramilitärische Gruppen an der serbisch-ungarischen Grenze 
bestehlen und verprügeln geflüchtete Menschen. Ungarische Bürgermeister 
veröffentlichen mit Stolz Bilder von Menschen, die wie Tiere gefesselt 
sind, bevor sie über die Grenze nach Serbien abgeschoben werden. 
Währenddessen erfahren die rechtlichen Grundlagen schwerwiegende 
Veränderungen, die ebensolche Gewalt in Zukunft legitimieren könnten und
 es Regierungen erleichtern werden, sich aus der Verantwortung zu 
ziehen. 
Die
 Verhandlungen um die Gefangenen von Röszke sind außerdem umgeben von 
normalisierender, rassistischer Propaganda. Rassistischer Propaganda, 
die u.a. mit dem ungarischen Referendum vom 2. Oktober 2016 
offensichtlicher nicht sein könnte. Dabei handelte es sich um eine 
symbolische Wahl der Bevölkerung zwischen dem EU-Modell der 
Zwangsumsiedlungen und der "Ungarischen Lösung", gegen geflüchtete 
Menschen einen Zaun zu errichten. Die Verhandlungen enthüllen die 
Absurdität der europäischen Migrationspolitik und die Repressionen, die 
an den EU-Aussengrenzen durchgesetzt werden. 
(Für zusätzliche Informationen über die Verhandlungen von Röszke -> http://freetheroszke11.weebly.com/.)
Lasst uns am 22. Oktober 2016 gemeinsam unsere Solidarität mit Geflüchteten bekunden!

