Am 17.09. fand im erzgebirgischen Scharfenstein (Sachsen) eine Wanderung von etwa 25 Neonazis statt. Dazu hatten sich um 15 Uhr bei strömenden Regen vor allem subkulturell geprägte Nazi-Skinheads am großen Parkplatz vor der Burg Scharfenstein getroffen, um gemeinsam den Weg zur Burg zu gehen, darunter auch Familien mit Kindern. Für eine Einkehr hatten die Neonazis einen Raum in der Burg angemietet.
Organisator der Veranstaltung war Ronny Görner aus Zschopau, der mit seiner Wandergruppe „Braune Kastanie“ schon seit mehreren Jahren neonazistische Wandertouren im Erzgebirge veranstaltet. Ausgegangen war die Idee einer erneuten Wanderung von „Tim Knopf“ (Facebook), einem sehr umtriebigen Neonazi, der ebenfalls im Erzgebirge zu Hause ist und über weitreichende Kontakte in die bundesweite rechte Szene verfügt. Mit der Ankündigung weckte er auch bei wichtigen Nazikadern wie Sebastian Schmidtke aus Berlin und Ralf Tegethoff aus Bad Honnef Interesse an der Wanderung, auch wenn am Ende fast nur regionale, teils organisierte Neonazis teilnahmen. Die einzigen ortsfremden Kennzeichen kamen aus dem Kyffhäuserkreis (ART) und dem Landkreis Dahme-Spreewald (LDS).
Görner ist Herausgeber der NS-Fanzines „Es blühe Sachsen Magazin“ und „Viva Saxonia Magazin“ und trat schon mehrmals als Veranstalter von Rechtsrockveranstaltungen auf. Anhand der Wanderung und deren Umstände zeigen sich gut die erzgebirgischen Zustände der Verankerung und des mangelnden Widerspruchs gegen rechte Aktivitäten. So wurde nicht nur die Burg Scharfenstein von der Betreiberfirma Augustusburg/Scharfenstein/Lichtenwalde Schlossbetriebe gGmbh für die Neonazis anscheinend bereitwillig zur Verfügung gestellt, sondern sie bekamen dazu noch eine private Führung des „Karl-Stülpner“-Darstellers Ralph Görner (ein Verwandter Ronny Görners). Die historische Figur Stülpners gilt in der Region als eine Art „Robin Hood des Erzgebirges“, wodurch Ralph Görner in seinem Stülüner-Kostüm hier eine große Bekanntheit genießt. Ralph Görner muss zuvor von der Gesinnung seiner Wandergruppe gewusst haben: Ronny Görner schrieb im Vorfeld der Veranstaltung, „Stülpner“ habe zu der Frage, ob „Smash-Hits wie WAW“ angebracht seien (gemeint ist der Interpret „Weißer Arischer Widerstand“) nur gemeint, die Burg habe „dicke Mauern“. So konnten die Neonazis ungestört ihre Veranstaltung in der als besonders familienfreundlich beworbenen Burg durchführen, während im Nachbarraum eine Hochzeit stattfand.
Ob auf der Burg nach dem Essen dann tatsächlich Nazilieder gespielt wurden, ist nicht klar. In der Facebook-Veranstaltung war später von einer „Überraschung [...] für die, die noch nicht genug haben sollten“ die Rede. Ralph Görner, der auf der Burg u.a. die Kasse betreut, Burgführungen anbietet und ansonsten Hochzeiten betreut, Vorträge hält und als Wanderführer arbeitet, sieht sich laut seiner Website als „Botschafter des Erzgebirges“ und möchte „die Region in Deutschland und der Welt bekannt machen“. Ob jemand, der sich bereitwillig als Führer für eine neonazistische Veranstaltung andient, ein guter Regionsbotschafter sein kann, bleibt dabei fraglich. In einem Landstrich, von dem mit den Schneeberger „Lichtelläufen“ im Jahr 2013 die Welle bundesweiter rassistischer Aufmärsche seinen Anfang nahm, kann Görner zumindest von sich behaupten, repräsentativ zu sein.
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Es ist schön von antifaschistischen Aktivitäten im Erzgebirge zu erfahren! Hoffentlich übt der Artikel etwas Druck auf die Schlossbetriebe gGmbH aus. Macht weiter so und lasst euch nicht unterkriegen!
Solidarische Grüße aus dem Norden
Danke
Vielen Dank für den informativen Artikel. Schön dass ihr die Nazis im Blick behaltet.
Ronny Görner veranstaltet(e) auch Nazikonzerte. Wurde hier mal erwähnt.
Herr
Hallo Freunde,
ich bin der Sohn der Pächter des Restaurants auf Burg Scharfenstein.
Ich möchte gerne ein paar Worte zum besagten Abend loswerden.
Ich bin dieses Jahr nach 13 Jahren wieder ins Erzgebirge zurückgekehrt und ins Geschäft meiner Eltern eingestiegen, somit war ich auch an diesem Abend vor Ort. Bestellt war die Veranstaltung als Wanderung mit anschließender Einkehr ins Restaurant. Leider konnten wir zum Zeitpunkt der Reservierung nicht ahnen was auf uns zu kommt. Die braune Truppe hat einen geschlossenen Raum bekommen, wurde bedient, und ist wieder gegangen. Im Nachhinein betrachtet hätte man den Leuten direkt den Zutritt verwehren sollen, was im Zukunft auch geschieht. Leider hatten wir in diesem Moment Angst und waren auch etwas geschockt angesichts der braunen Horde.
Ich möchte mich an dieser Stelle für die Offenlegung der Konversation, und der Fotos bedanken, welche direkte folgen haben wird.
Zum einen bekommen alle Teilnehmer der Konversation Hausverbot. Auch die geposteten Fotos aus unseren Räumlichkeiten müssen von den betreffenden Personen gelöscht werden.
Alles was außerhalb des Restaurants geschieht liegt jedoch nicht in unserer Hand, dafür ist das Land Sachsen zuständig. Und da seh ich schwarz, bzw. braun.
Mit freundlichen Grüßen,
Burgschänke Scharfenstein
schockiert
Was die Nazis sich alles raus nehmen, ich bin schockiert!!! Ich war persönlich schon öfters auf der Burg und in der schönen Schänke zu Gast, zum Glück waren da nie Nazis zu sehen, aber wenn die sich jetzt schon unter Hochzeitsgäste mischen und dort Angst verbreiten können, wo soll das noch hinführen?!? Danke für die Aufklärungsarbeit, trotz des Regenwetters. Auch gut das sich die Burg in diesem Punkt eindeutig gegen rassistische Umtriebe positioniert hat. Wehret den Anfängen...weiter so!
Solidarische Grüsse aus DD